15 Apr
Erfahrungsbericht von Jens F.

Saint Marys University

Stadt: Halifax
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: VWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2004 bis 12/2004

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Zu Beginn des Semesters gibt es eine O-Woche speziell für ausländische Studenten. Sie ist allerdings für Erstsemester (und die sind in Halifax in der Regel 17). Falls man nicht hingeht, verpasst man nicht wirklich was, weil besonders allgemeine Sachen erklärt werden, die wichtig sind fürs Studium. Bspw. wird erklärt, dass man immer seine Hausaufgaben machen muss und an wenn man sich bei Problemen wenden kann, was sicherlich für die jungen Erstsemester wichtig ist. Ausserdem lernt man natürlich die Leute kennen. Ich habe mit ein paar anderen nur den ersten Tag besucht und die restliche Woche für einen Ausflug genutzt. Ich hatte dadurch keine Probleme während des Studiums und denke, dass das in Ordnung war.

Der Unterricht ist etwas anders gestaltet als in Deutschland. Jeder Kurs findet zwei Mal pro Woche für 75 Minuten statt. Die Klassen sind sehr klein, meist 20-40 Studenten, was das Lernen sehr angenehm macht. Die Kurse sind stark auf Quantität angelegt. Und es geht in der ersten Studienwoche schon los. Ich habe in jedem meiner drei Kurse 2 Hausarbeiten anfertigen müssen und zwei Zwischentests geschrieben. Abschliessend gab es pro Kurs einen Abschlusstest. Da ich nur drei Kurse hatte hielt sich der Aufwand natürlich in Grenzen. Drei bis vier Tage pro Woche sollte man aber für drei Kurse schon einplanen. Die Kanadier belegen normalerweise fünf Kurse. Die Noten der deutschen Studenten sind letztendlich sehr gut ausgefallen. Mir wurde der Kurs 414 International Trade für Aussenwirtschaft anerkannt, 471 Financial Institutions für ausgewählte Kapitel der betrieblichen Finanzierung (Schwerpunkt) und 463 Financial Management für Finanzmanagement (Ebenfalls Schwerpunkt, aber den Kurs gibt es im Schwerpunkt Finanzierung nicht mehr!).

Problematisch ist es allerdings, in die richtigen Kurse zu kommen. Zunächst meldet man sich ja über das Internet an. Eine Woche vor Studienbeginn findet dann so eine Art Tauschbörse statt. Möchte man in einen Kurs, der voll ist, setzt sich vor eine Leinwand und wartet, bis der Kurs endlich frei ist. Dann rennt man zur Anmeldung und hofft, dass keiner vor einem steht, der den Kurs auch möchte. Das Ganze ist ziemlich nervig und kann sich eine ganze Woche hinziehen. Ich habe auch versucht über einen Professor in einen Kurs zu kommen. Die Professoren haben da aber nichts zu sagen, bzgl. der Kurse läuft alles über den Chairman des Bereichs, die keinen Spass verstehen und sich auch nicht bestechen lassen (nicht, dass ich es versucht hätte). Letztlich hat es mit den Kursen doch noch geklappt. Manche hören sich nur die erste Vorlesung an und wechseln dann noch, so dass wieder Plätze frei werden. Allerdings verpasst man dann die erste Vorlesungswoche. Deshalb empfehle ich jedem, vor dem Abflug zu klären, welche Kurse möglicherweise anerkannt werden, um genügend Alternativen zu haben! Ein Kurs kostete 1050 CAN$. Dazu kamen noch ein paar Gebühren, so dass ich insgesamt 3300 CAN$ an die Uni gezahlt habe.

Die Stadt Halifax ist sehr nett. Der Kern hat etwa 110.000 Einwohner. Die Partys sind fast alle in der Innenstadt. Es gibt sehr viele Kneipen, einige Diskotheken und natürlich Privatpartys, so dass einem in vier Monaten nicht langweilig wird. Auch das Umland hat einiges zu bieten. Den Nationalpark Cape Breton sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Es gibt auch gute Angebote zum Kayakfahren. Dafür muss man nur fünfzehn Minuten ausserhalb der Stadt fahren. Ausserdem gibt es noch einen anderen Nationalpark, dessen Name ich gerade vergessen habe. Die Uni bietet auch immer Tagesfahrten an, von denen einige sehr nett sind.

An der Uni trifft man deshalb überall Deutsche. Am Anfang freut man sich auch darüber, jemanden zu treffen, mit dem man deutsch sprechen kann. Für die Sprache ist es allerdings nicht so förderlich. Einige Deutsche hatten auch deutsche Mitbewohner, so dass sie kaum englisch gesprochen haben.

Sehr ratsam ist es auch, sich vor der Abreise eine Wohnung zu besorgen. Von der angedeuteten entspannten Wohnlage in Halifax kann absolut keine Rede sein. Schwierig ist es besonders dann, wenn man nur für ein Semester nach Halifax fährt, da viele Vermieter nur für ein Jahr vermieten. Auch das housing office der Uni kann einem nicht wirklich weiter helfen. Die Anzeigen sind so alt, dass die Vermieter auf E-Mails gar nicht mehr reagieren und man am telefonisch nicht viel erreicht, da die meisten einen AB laufen lassen. Ich habe auf etwa zehn Anfragen eine Antwort nach vier Wochen bekommen, dass die Wohnung vermietet ist. Einige Deutsche habe in ihrer Not für die letzten Zimmer 600 CAN$ bezahlt. Oder sie haben am Ende der Stadt gewohnt, so dass die Busfahrt zur Uni eine Stunde Zeit gekostet hat. Ich würde sagen, dass die Preise für die gezahlten Mieten zwischen 400 und 600 CAN$ lagen. Am besten alles vorher regeln und nur mit Kanadiern zusammen ziehen!

Rückblickend muss ich sagen, dass mir der Auslandsaufenthalt persönlich sehr viel gebracht hat.