11 Mär
Erfahrungsbericht von Isabella S.

Universidad de Vina del Mar

Stadt: Viña del Mar
Land: Chile
Kontinent: Südamerika
Studienrichtung: Journalismus, Romanistik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2010 bis 12/2010

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Wer Spanisch lernen will und Spanien schon kennt, dem kann ich nur empfehlen, das Auslandssemester in Südamerika zu verbringen. Ich habe mich für Chile entschieden, da mir das Land (trotz des Erdbebens 2010) als das sicherste Land dieses Kontinents erschien. So gut wie ohne Sprachkenntnisse und wenig Ahnung von der Kultur stieg ich in den Flieger. Mit gutem Spanisch, neuen Freunden und vor allem vielen Eindrücken und Erfahrungen bin ich nach Deutschland zurückgekehrt. Und das war genau das, was ich wollte.

Vorbereitung

Ganz unkompliziert habe ich mich vergangenen Jahres über College Contact an der Universidad de Viña del Mar beworben. Ich empfehle euch, das nicht auf dem letzten Drücker zu machen, einfach nur deshalb, weil die Flüge wahnsinnig teuer werden, je näher das Abflugdatum rückt.
Da ich mein Auslandssemester größtenteils durch das Bafög finanziert habe, galt es hier viel Papierkram zu erledigen. Aline von College Contact hat mir aber auch hier super weitergeholfen. Wie immer gilt, je früher ihr den Antrag wegschickt, desto eher seht ihr das Geld auf dem Konto. Ganz wichtig ist es vorab eine private Auslandskrankenversicherung abzuschließen. Es gibt mehrere Krankenkassen die spezielle Tarife anbieten, vergleichen lohnt sich. Die Kosten dafür werden in das Bafög miteinbezogen.
Ich habe bei der Deutschen Bank ein sogenanntes „Junges Konto“ eröffnet und konnte so bei der Scotiabank in Chile (auch in Viña) immer kostenlos abheben. In anderen südamerikanischen Ländern gibt es leider keine Partnerbanken, so dass ich auf Reisen immer kräftig Gebühren gezahlt habe. Die bessere Variante ist wohl bei der DKB eine Kreditkarte zu beantragen.
Allgemein rate ich dazu, nie mit viel, also mehr als umgerechnet 50 Euro durch die Gegend zu laufen. Die Gefahr bestohlen zu werden ist einfach höher als in Deutschland.

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Durch Zufall habe ich meinen Flug so gebucht, dass ich genau an dem Morgen in Santiago ankam, an dem Carlos vom International Office die Studenten vom Flughafen abholt. Ich muss schon sagen, nach dem langen Flug und ohne genau zu wissen was mich erwartet, war diese herzliche Begrüßung viel Wert. Mit einem Kleinbus ging es nach Viña del Mar, wo mich auch schon meine Gasteltern erwarteten.
Wenn ihr an einem anderen Tag ankommt, dann wechselt am Flughafen ein bisschen Geld, steigt für 1400 Pesos in den Flughafenbus und fahrt zum Busterminal „Pajaritos“. Da nehmt ihr einen Bus nach Viña del Mar, der kostet um die 3500 Pesos. Insgesamt kommt ihr so mit 8 Euro weg, die Taxifahrer vom Flughafen ziehen euch mit 100 Euro über den Tisch.


Wohnen

Vor allem aufgrund meiner kaum vorhandenen Sprachkenntnisse habe ich mich vorab dazu entschieden, während des Semesters bei einer chilenischen Familie zu wohnen. Im Bewerbungsformular gab ich dazu ein paar Fakten an, wie zum Beispiel ob ich mit Kindern und Haustieren leben will und inwiefern ich in das Familienleben integriert werden möchte.
Ich denke es lag vor allem daran, dass ich es mit meiner Familie nicht so gut getroffen habe, dass ich diese Entscheidung jetzt mehr oder weniger bereue. Meine Gasteltern sind zwar unendlich nett, aber so um die 65 Jahre alt und haben außer wenn es um’s Essen ging, nicht mit mir gesprochen. Kurz nach mir kam eine Austauschstudentin aus Arizona dazu, die hat nach 2 Monaten sogar die Familie gewechselt. Ich will allgemein nicht von einer Gastfamilie abraten, viele internationale Studenten waren damit absolut glücklich, bei mir hat es sich zumindest (auch finanziell) nicht gelohnt.


Studieren

Ich hab in meinem Semester fast ausschließlich Spanischkurse belegt. Darunter war Grammatik, Kommunikation und Ortofonia. Letzteres ist ein Fach von Carlos, sind nur 2 Stunden die Woche und macht echt Spaß.
Vom International Office wurde zwar nicht gerade empfohlen einen „richtigen“ Unikurs zu belegen, wenn man keine ausreichenden Sprachkenntnisse hat - ich hab das aber trotzdem gemacht, einfach um ein paar Chilenen kennenzulernen. Es hat sich natürlich als schwierig herausgestellt und so richtig gelernt hab ich nix, aber es war schön etwas vom chilenischen Unialltag mitzubekommen. Ich kann nur sagen, es geht um einiges lockerer zu, als bei uns…
Die Spanischkurse für die internationalen Studenten finden am Campus „Diego Portales“ statt, der ist super zentrale gelegen. Für die normalen Vorlesungen der Chilenen muss man mit einem der kostenlosen Unibusse an den Hauptcampus fahren, ca. 20 Minuten vom Zentrum entfernt.


Transport

Insgesamt sind die öffentlichen Verkehrsmittel unglaublich billig in Chile, kosten aber so manchmal die ein oder anderen Nerven. Tagsüber bewegen sich in Viña Hunderte von stinkenden Bussen und genauso viele Collectivos und Taxis, die nur ein Ziel haben, euch mit Hupen und Rufen in ihr Fahrzeug zu locken.
Es gibt 3 Systeme in Viña die anfangs nicht leicht zu durchblicken sind. Am saubersten und sichersten ist die Metro, die Valparaiso mit Viña verbindet, eine Fahrt kosten ca. 400 Pesos. Die sogenannten Collectivos, man könnte sie mit Sammeltaxis vergleichen, verlangen 450 Pesos tagsüber und 700 Pesos ab 23 Uhr. Diese haben feste Strecken, man kann aber ein- und aussteigen wo man will. Genauso läuft es mit den Micros (Busse). Die sind oft voll und fahren wie der Henker, aber auch billig mit 150 Pesos, wenn ihr einen Studentenausweis habt. (Den kriegt ihr in den ersten 2 Wochen von Carlos)
Und wenn es abends mal länger wird, nutzt trotzdem die öffentlichen Verkehrsmittel und steigt nicht bei einem eurer vielen chilenischen Freunde ins Auto. Mit Sicherheit hat der mindestens 3-4 Piscola intus – die Chilenen haben bis jetzt noch nicht verstanden, warum man nüchtern Autofahren sollte. Collectivos und Micros fahren normalerweise auch in der Nacht. Gerade die Mädels sollten aber nicht allein an der Bushaltestelle warten.


Sicherheit

Ich habe mich in Chile eigentlich nie unsicher gefühlt. Allgemein kann man sagen, dass es sich in Viña besser wohnen und in Valparaiso besser feiern lässt. Klar ist, dass man als Ausländer hier auffällt und gerade als Blondschopf (wie ich) Blicken, Pfiffen und dummen Kommentaren ausgesetzt ist. Einfach nicht darauf zu reagieren hat sich als die beste Lösung herausgestellt.
Grundsätzlich gilt es abends nie nie allein unterwegs zu sein, auch wenn es nur 5 Minuten von der einen bis zur anderen Haustür sind. In diesem Semester sind einige der internationalen Studenten überfallen und ausgeraubt worden (eigentlich nur in Valparaiso und meistens waren sie allein unterwegs).
Nehmt keine Kreditkarten und Ausweise mit in die Disco und habt immer eine Hand an der Tasche, oder nehmt besser gar keine mit.


Freizeit

Carlos bietet 1-2 Mal im Monat einen Ausflug für die Intercambios an. Ein paar Mal bin ich da auch mitgefahren, zum Beispiel zum Skifahren in die Anden, Weinbergbesichtigung und Reiten am Strand.

Aber auch ohne organisierte Tour wird einem in Viña und Umgebung bestimmt nicht langweilig. Wie die meisten hab auch ich mir den Ort vor allem ausgesucht, weil er am Strand liegt. Anfangs war es schon noch ziemlich frisch, ich denke ab November sind wir regelmäßig nach der Vorlesung an den Strand gegangen. Baden ist wegen der starken Strömungen an vielen Stränden verboten und außerdem beträgt die Wassertemperatur ganzjährig ca. 15 Grad.
Wahrscheinlich werdet ihr gleich in der ersten Woche feststellen, dass das Feiern nicht zu kurz kommt. Die Chilenen sind sehr gastfreundlich. Ich war in meinem Leben noch nie auf so vielen Geburtstagspartys von Leuten, die ich eigentlich gar nicht kenne. Hier gilt, mehr Gäste ist gleich mehr Spaß und das ist auch gut so.

Ein letzter Tipp von mir wäre, dass ihr genug Zeit und ein bisschen Geld zum Reisen einplant. Während des Semesters gibt es zwar immer ein paar verlängerte Wochenende und auch die Professoren drücken wegen 1-2 Tagen auch mal ein Auge zu, aber wer mehr von Südamerika sehen möchte, sollte nicht gleich einen Tag nach der letzten Prüfung nach Hause fliegen. Mein Semester war Anfang Dezember zu Ende und ich bin bis Mitte März geblieben. Wen lockt schon Schnee und Kälte wenn man von Ländern wie Peru, Bolivien und Argentinien nur einen Katzensprung entfernt ist?

Genießt euren Aufenthalt, ihr werdet eine Kultur kennenlernen, die auf den ersten Blick Europa sehr ähnelt, aber auf den zweiten nicht unterschiedlicher zu Deutschland sein könnte.


Viele Grüße
Isabella