24 Jan
Erfahrungsbericht von Benjamin H.

Saint Marys University

Stadt: Halifax
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2006 bis 12/2006

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich habe im Fall Term 2006 ein Auslandssemester an der SMU absolviert. Ein Freund von mir hatte ein Jahr zuvor vier Monate in Halifax verbracht und wusste nur Positives zu berichten, dazu kannte ich Kanada schon aus einem vorherigen Aufenthalt und durch das Angebot von College Contact entstand so ein „perfektes Paket“. Bei der Anmeldung bot CoCo umfassende Unterstützung, einziger Haken war die Bewerbung für die Residence. Tipp: Spart es Euch! Es kostet 25 CAD (an die Uni), Ihr bekommt meist eine Absage (wenn Ihr Euch nicht gerade im Januar bewerbt) und das Geld ist weg. Wenn man erst einmal in Halifax ist, kann man auch noch wunderbar direkt vor Ort alles noch regeln – es ist IMMER noch ein Platz in der Residence frei. Als letzte Rettung quasi.

UNTERKUNFT

Ich hab mich vor Abreise zwar informiert, aber nur ein paar lose E-Mail-Kontakte zu Vermietern knüpfen können. Tipp: Einfach hinfliegen, ein paar Tage in die Jugendherberge und vor Ort suchen. Man findet immer was! Nicht verrückt machen lassen. Ich hatte binnen 24 Stunden nach meiner Ankunft eine super Unterkunft gefunden, ein großes Zimmer in einem schönen Privathaus und meine „Landlady“ war meist nicht mal zu Hause, wir zwei „Untermieter“ hatten das ganze Haus für uns. 500 CAD muss man für Homestay pro Monat einplanen.

Gute Quelle ist tatsächlich das Off-Campus-Housing der beiden großen Universitäten. Und selbst wenn man nur für 4 Monate bleibt, findet man bei Leuten, die eigentlich für 8-12 Monate Mieter suchen, einen „Deal“. Immer darauf aufmerksam machen, dass ja im Winter wieder Deutsche kommen und man dann bei der Vermittlung hilft ;)

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Ich bin mit Condor ohne Rückflug hingeflogen und habe es zum Tel bereut. Rückflüge sind teuer Condor fliegt Halifax im Winter nicht an und wenn man Hin- und Rückflug bei einer Gesellschaft bucht, kriegt man bessere und meist flexible Angebote. Auf dem Rückflug mit United hatte ich es jedenfalls weit komfortabler als beim Condor „no frills“ auf dem Hinflug.

Erwähnenswert in diesem Zusammenhang: Die Uni stellt einen Limousinenservice und holt Euch vom Flughafen ab! Da spart man gleich mal 60 CAD für das Taxi in die City und lernt dabei noch ein paar andere Studenten kennen. Bei den knackigen Studiengebühren finde ich den Service zwar auch angemessen, positiv zu erwähnen bleibt er allemal. Nur das Anmelden nicht vergessen ;)


„GERMANS“

Macht Euch auf eines gefasst: VIELE Deutsche. Wir waren ca. 100 deutsche Studenten allein an der SMU, dazu kommen noch einige an der benachbarten Dalhousie University. Das kann sehr positiv sein, man findet schnell Anschluss, findet immer Leute für Touren durch die Province etc. – aber macht Euch keine Illusionen, die Deutschen sprechen Deutsch! Immer. Wir hatten alle gute Vorsätze und alle wurden noch vor Uni-Start über Bord geworfen. Das muss man sich vorher klar machen.

Andererseits hat es auch viele Vorteile: Die dort gewonnenen Freundschaften (es werden viele sein!) kann man auch in Deutschland weiter pflegen und man profitiert so noch lange von der Zeit an der SMU.


ORIENTATION

Die Zeit an der SMU beginnt für die Internationals mit der Orientation Week. Das ist eine nette Sache, um sich langsam an das Leben dort zu gewöhnen. Infos der Polizei wirken zunächst überflüssig, aber angesichts von 450 CAD Strafe für Müll wegwerfen auf der Straße oder Alkohol in der Öffentlichkeit (Pubs natürlich ausgenommen) sind knackig und man sollte vorher wissen, welche Regeln herrschen. Etwas pervers: Fahrrad fahren ohne Helm wird richtig teuer, ob Ihr Licht am Rad habt interessiert niemanden. Also umgekehrt als in MS ;)

Zur OW zählt auch ein Trip nach Peggy’s Cove und eine Hafentour – beides ein „nice to have“ und eine gute Gelegenheit, neue Leute kennen zu lernen. Klassenfahrtatmosphäre inklusive!


UNIVERSITÄT

Der Campus ist modern, kein architektonisches Meisterwerk, aber ganz nett. Die Dalhousie ist deutlich schöner ;) Die Ausstattung ist hervorragend, viele Computer-Pools und eine große Bibliothek. Dazu gibt es auf dem Campus ein Pub, ein großes Fitness-Center und mehrere Cafeterien. Alles in allem ein Ort, an dem man sich gerne aufhält.

Die Dozenten sind alle sehr offen und freundlich und sprechen ein so klares Englisch, dass selbst ungeübte Studenten sehr gut folgen können. Das Niveau im Bereich BWL liegt etwas unter dem aus Deutschland bekannten, dafür muss man aber sehr viel mehr arbeiten. Ich habe in meinen vier Kursen über 20 verschiedene Klausuren, Tests, Assignments und Präsentationen gehabt und war gut ausgelastet. Die Benotung ist mehr als fair und die Anrechnung in Münster (und den meisten anderen Unis in Deutschland) problemlos.

Ein besonderer Service ist die Husky Patrol, mit der man sich abends bis Mitternacht kostenlos (!) im gesamten Stadtgebiet nach Hause fahren lassen kann. Das Busangebot ist zwar gut, aber nach 23 Uhr ist der Service der Uni wirklich Gold wert (und dank der Gorsebrook Lounge und der Residence, in der immer was los ist, bleibt man auch mal so lange auf dem Campus).


KURSE

Konkret noch ein paar Worte zum Inhalt der BWL-Kurse, aus Sicht des Münsteraners. Ich habe International Marketing für ABWL gemacht. Zwar eine gute Note bekommen, aber dafür war viel Arbeit notwendig und ich habe nicht wirklich viel gelernt. Der Dozent Miguel Morales war richtig schlecht und bei ihm kann ich niemandem raten, den Kurs zu belegen. Der inhaltliche Anspruch ist überschaubar, für die „Quizzes“ muss man aber das umfangreiche Buch aufmerksam gelesen haben. Insofern fiel der Kurs deutlich negativ ab. Allerdings waren wir nur mit einem Dutzend Studenten in diesem Kurs, der drei Mal parallel angeboten wird und damit praktisch nie „ausgebucht“ sein wird.

International Trade für Außenwirtschaft ist weitgehend identisch mit dem Kurs bei Dieckheuer in Münster. Dr. Dar ist ein super Dozent, einer der besten der SMU. Er arbeitet nur frei mit dem Projektor, also wie Dieckheuer, behandelt den gleichen Stoff – verpackt ihn aber noch etwas verständlicher. Der Ansatz ist im allgemeinen etwas oberflächlicher, eben von Anwender- und weniger von wissenschaftlicher Seite. Kleine Warnung: 25 Studenten, davon 18 Deutsche und 15 aus Münster!

Money and Banking (Geld und Währung) wirkte am Anfang wie ein Kurs im Grundstudium, zum Ende hin wurde es richtig knackig. Es wird eine Menge Wissen vermittelt und auch abgefragt. Die Benotung bleibt aber fair. (Zwei Kurse mit je 30 Studenten)

Financial Institutions (Ausgewählte Kapitel Schwerpunkt Finance) beschäftigt sich neben dem kanadischen Bankensystem mit Risikomanagement und Informationsasymmetrie. Hier hatte ich das erste mal das Gefühl, im Bereich Finance wirklich etwas zu lernen, was ich in der Praxis anwenden kann. Kreditrisikomodelle und Value at Risk sind nun ein Kinderspiel. (40 Studenten, zwei Kurse, 80% Asiaten)

Allgemein hat man in den Tests und Klausuren viel mehr Zeit als in Münster, weshalb alles einfacher wirkt. Inhaltlich ist es letztendlich gar nicht so anders, nur die Lehrweise unterscheidet sich. Und unterschätzen darf man auch nicht, dass die Kurse quasi vierstündig gelesen werden und doppelt so viele Credits bringen wie in Münster.


STADT HALIFAX

Halifax ist eine überschaubare Stadt mit einem attraktiven Stadtkern. Downtown gibt es unzählige Bars und Pubs, Restaurants und Discos. Da wir es nie langweilig! Insgesamt ist die Stadt auch sehr sicher, im Zweifel sind Taxis auch sehr günstig – wenn man nicht allein nach Hause laufen mag.

Halifax liegt direkt am Atlantik und hatte 2006 einen milden Herbst zu bieten, mit teilweise 20 Grad im November! Erst gegen Ende Dezember wurde es kalt, ein paar Tage gab es heftige Schneefälle. Bis Ende Oktober kann man noch den „Indian Summer“ genießen, eine wirklich schöne, farbenprächtige Zeit.


NOVA SCOTIA

Die Provinz hat einige interessante Städtchen und Gegenden zu bieten. Lunenburg und Cape Breton sind die Klassiker und absolute Pflicht-Touren! Einfach zu viert einen Wagen mieten und ab geht’s! Bei den Spritpreisen darf es auch ruhig etwas mehr sein, wir hatten ein SUV und haben den Luxus genossen. Und über die ISIC-Studentenkarte bekommt man fast 40% Rabatt beim Autoverleih! Unterkunft findet man fast immer spontan vor Ort in den zahlreichen Cottages. In Cape Breton bieten sich die Cottages gegenüber einer Jugendherberge definitiv an – für 100 CAD kann man ein ganzes Haus mieten, in dem 4-10 Personen Platz finden (je nach Anbieter). Günstiger und schöner geht es nicht.

Touren nach Toronto und Montreal oder Boston bieten sich ebenso an, man sollte aber auf das Flugzeug zurückgreifen. Bei Travel Cuts auf dem Campus gibt es günstige Angebote. Und Mitreisende findet man immer!


FAZIT

Halifax ist mehr als nur eine Reise wert. Die Zeit war klasse, trotz oder gerade wegen der vielen Deutschen dort. Zum Englisch sprechen kommt man trotzdem, keine Angst ;) Die Kosten (4 Kurse = 3.300 EUR Studiengebühren, 1.400 EUR Miete, 1.000 EUR Flüge plus ca. 2.000 EUR für die sonstigen Dinge des Lebens) sind zwar nicht zu verachten und sollten nicht unterschätzt werden, aber es ist die Erfahrung einfach wert!

Finaler Tipp: Konto bei der Deutschen Bank eröffnen und dann bei der Scotiabank überall in Halifax bzw. Kanada kostenlos (!) Geld abheben.