San Diego State University
In dem halben Jahr, in dem ich dort war, habe ich unglaublich viel erlebt. Es stimmt wirklich, dass man anders zurück kommt, als man gegangen ist. Die Erfahrungen möchte ich nicht mehr missen, doch wo fange ich an? Ich schreibe einfach mal drauf los. Die persönlichen Eindrücke sind meiner Meinung nach bei einem Bericht dieser Art sowieso wichtiger als die ganzen Fakten, die man überall nachlesen kann.
Bei der Vorbereitung war mir College-Contact überaus behilflich. Dort bekommt man alle nötigen Unterlagen und eine Antwort auf praktisch alle Fragen. Der Ablauf ist dort genau beschrieben, daher muss ich hier nicht noch einmal alles erwähnen. Wichtig ist, dass man sich min. 3-4 Monate vorher um alles kümmert. Die Bewerbung kann direkt an College-Contact geschickt werden und wird dort auf Richtigkeit und Vollständigkeit überprüft sowie anschießend weitergeleitet. Zeit sollte man vor allem für das Visum einplanen.
Man muss doch einige Formulare ausfüllen und in jedem Fall zu einem der US-Konsulate, in meinem Fall war München das nächste. Das Auslandsbafög dauert ebenfalls seine Zeit und die Kosten für Flug (etwa 800-1200 €) sowie die Studiengebühren (5980 US$) muss man in jedem Fall zuerst einmal zahlen. Man muss sich also Geld leihen, weil man gar nicht so viel Geld haben darf, ohne dass es einem das Bafög gekürzt wird. Für den Sprachnachweis reicht übrigens auch die Bestätigung vom Studiensekretariat, dass man min. zwei Kurse in seinem Studium auf English belegt hat.
Englischkurse gelten dabei nicht, aber dennoch ein einfacher und schneller Weg sich den TOEFL oder ähnliche Test zu sparen, die auch mögliche wären.
Generell Hilfe:
--> http://www.college-contact.com/
--> http://www.college-contact.com/studienprogramme/auslandssemester_im_ausland/san_diego_state_university.htm
Aline ist ein Schatz und hilft bei allem freundlich weiter. Tausend Dank nochmal an dieser Stelle.
--> 0251-149893-51
Dank ihrer Hilfe ist wirklich alles machbar und es ist es auch absolut wert!
An der Heimathochschule ist das Anrechnen der Kurse das Hauptthema. Bei mir hat sich die ganze Sache doch ziemliche hingezogen bis ich die Unterschriften für die verschiedenen Kurse hatte. Damit wären wir auch schon beim stressigsten Punkt, dem Class Crashing. Man muss sich einige Alternativen zum Anrechnen bereithalten, weil man keinen Kurs sicher bekommt. Die ersten zwei Wochen sind dann stressig, weil die als ausländischer Student die Course crashen muss. D.h. in alle Kurse rennen, die man sich anrechnen lassen könnte, sagen, dass man mitmachen möchte und so lange hin gehen, bis der Prof einem sagt, dass man die Unterschrift von ihm bekommt, um sich dann damit beim jeweiligen Department einschreiben zu können.
Die Kurse selbst sind eher niedriges Niveau. Typisch amerikanisch Masse, statt Klasse, also viele Begriffe, aber wenn man wirklich was drüber lernen will, musst man schon das Buch lesen. Das ist mir vor allem beim Spanischkurs aufgefallen, den ich jedem nur an Herz lege. Es wird viel angesprochen, aber beibringen muss man es sich größtenteils selber, auch wenn Prof. Roberto Plancarte sehr offen für alle Fragen war. Prof. Blue Robbins (MGT357 und MGT405) ist ein Entertainer, bei dem es nie langweilig wird, jedoch behandelt er viele Themen recht oberflächlich und für die Multiple Choice Klausuren reicht es eigentlich, wenn man die Begriffe kennt und zuordnen kann. Prof. David Ely (FIN321) kann ohne wenn und aber als sehr guter Professor bezeichnet werden.
Der Kurs war deutlich anspruchsvoller und auch mit Mathe verbunden, aber er hat sich dem Niveau angepasst und erklärt alles ausführlich. In den Klausuren ist übrigens ein Wörterbuch erlaubt, wenn man vorher fragt. Gut finde ich, dass man i.d.R. 2 Mitterms, ein Projekt und die Final hat sowie ein Projekt. Manche zählen auch Anwesenheit und Mitarbeit dazu. Man ist also das ganze Semester über beschäftigt, aber man hat dafür am Ende nicht diese Hammerprüfungsphasen wie bei uns. Ist man erst mal in den Kursen, dann läuft´s und du auch mal Freizeit.
Die ist auch nötig, den San Diego ist eine tolle Stadt, die alles bietet. Sea World und der Zoo sind weltbekannt, aber es gibt auch andere Dinge in San Diego County zu entdecken. In San Diego selbst wären das z.B. Coronado samt Brücke und dem Hotel Del Coronado, Downdown, der Balboa Park mit seinen zahlreichen Museen (jeden Dienstag kommt man als Resident kostenlos rein, wozu die SDSU ID reicht), dem Cabrillo National Monument, die Mission Bay, Oldtown als Ursprung Kaliforniens, Lake Murray, Mount Soledad, La Jolla mit seinen Seelöwen oder die USS Midway. Zum Einkaufen empfehle ich das Las Americas Outlet direkt an der Grenze zu Mexiko. Ja, Tijuana ist ein Katzensprung, sollte aber nicht unbedingt alleine erkundigt werden.
In Downdown ist auch das Horton Plaza, die eine typische Mall in SoCal ist und daher unter freiem Himmel. In der näheren Umgebung ist auch Temecula besonders für Weinfreunde interessant. Wer etwas vom Wilden Westen sehen möchte kann die Kurven Landstraßen nach Julian entlangfahren und dort einen sensationellen Apfelkuchen genießen.
Das Klima ist meist trocken und sonnig. Die Sonne scheint wirklich fast jeden Tag und fühlt sich auch Im Dezember noch warm an. Man merkt nur, dass Winter ist, weil es „kalt“ wird, sobald die Sonne weg ist. Dann muss man halt doch einen Pulli drüber ziehen. Die Stadt ist grüner, die Luft ist besser und der Verkehr ist erträglicher als in LA. Noch ein paar Worte zum Rest von Kalifornien. Orange County eine Reise wert. Ich kann nur empfehlen ein Mustang Cabrio zu mieten und dann den Highway 1 (Pacific Coast Highway) entlang zu fahren. Viel schöner als auf den gerne mal siebenspurigen Interstates.
Dort geht es zwar etwas schneller voran, gerade wenn man die Fahrgemeinschaftsspur nutzen darf, aber das Ganze ist doch recht langweilig. Der Highway 1 führt unter anderem von Dana Point über Laguna Beach und New Port Beach (OC California lässt grüßen) nach Long Beach. In Anaheim ist auch Disney Land, und wer Achterbahnen mag, dem sei Six Flags Magic Mountain empfohlen. LA selbst ist das reinste Verkehrschaos, aber wegen Hollywood natürlich eine Reise wert. In Santa Monica sollte man sich den Pier mal anschauen und dann den Highway 1 weiter über Malibu (hallo zu Charlie Sheen sagen) bis nach Oxnard. Dort wird der Highway 1 dann eins mit dem Highway 101 und führt nach Santa Barbara.
Eine weitere schöne Stadt mit Strand, Palmen und Surfern. Nördlicher wechselt das Klima aber und wird kälter und feuchter. In San Francisco ist Nebel nichts ungewöhnliches. Anschauen sollte man sich diese Stadt aber auf jeden Fall allein wegen der Golden Gate Bridge und den Cable Cars. Auch die Führung auf Alcatraz ist empfehlenswert. Östlich davon liegt der Yosemite National Park, der mit einer atemberaubenden Naturkulisse aufwarten kann.
Was dann noch fehlt ist natürlich Las Vegas. Heiß, trocken, bunt und laut, eine regelrechte Reizüberflutung. Schöne Strände gibt es in ganz Kalifornien genug, und ja, du kannst an der SDSU sogar einen Surfing Course belegen, um das zu nutzen. Man sollte aber bedenken, dass es am Strand merklich kühler und windiger ist, als weiter im Landesinneren, wie z.B. auf dem Campus. Das sollte auch bei der Wohnungssuche berücksichtigt werden.
Obwohl die Busverbindungen generell ganz gut sind, ist Pacific Beach schwierig mit dem Bus zu erreichen. Wenn einem Bars wichtiger sind als die Uni und man ein Auto mieten oder kaufen will, dann kann man dort hinziehen, hat dann aber jeden Tag mit dem Parken an der Uni zu kämpfen (Semestergebühr etwa 150 US$). Andernfalls würde ich in Campusnähe ziehen. Die Bewerbung für Zimmer auf dem Campus läuft einfach über College-Contact. Da gibt´s die Formulare. Ich habe mich dagegen entschieden, weil ich erstens nicht in der USA studiere, um meine Wohnung mit vier Deutschen und zwei Japanern zu teilen und zweitens brauche ich Ruhe zum lernen. Nebenbei sind die Preise auch recht happig.
Insgesamt finde ich es nicht wesentlich teurer hier zu leben. Das ganze Getue um Lebenskosten ist für mich Quark. Man musst auch in Deutschland was Essen und seine Wäsche waschen. Der Einfluss, ob man kocht, was man, wo und wie oft man essen geht, ist viel größer als der Unterschied zwischen Deutschland und Kalifornien. Außerdem zahlst man locker 1000€ für den Flug, interessiert es dich da wirklich, ob das Stück Butter 2 oder 4$ kostet? Ich hatte mich für die Gastfamilie entschieden, weil die sich einfach auskennen und um die Kultur besser kennenzulernen.
Komischerweise bin bei einer Mexikanerin gelandet und habe so eher mehr Spanisch gelernt, als Englisch. Sehr interessant. Würde dir übrigens auf jeden Fall empfehlen hier Spanisch zu lernen oder fortzuführen. Ein Drittel spricht hier Spanisch. Meinen aktuellen Wohnsitz habe ich durch Kontakte im Fitnessstudio gefunden. Es ist auch gut möglich sich einfach für kurze Zeit eine Bleibe zu suchen und sich dann vor Ort nach was dauerhaften umszushen. Angebote für alles Mögliche findest du auf Craigslist.com. Zu einer Gastfamilie zu gehe, halte ich aber für das Beste.
Man kann leicht wechseln, wenn man unzufrieden ist. Ein guter Grund in die Nähe der Uni zu ziehen ist, neben dem Zeitersparnis --> kurze Wege zur Muda-Vermeidung ;-), schlicht und ergreifend der wunderschöne Campus. Viel Grün, viele Bänke, Food Court inkl. Starbucks und, neutral formuliert, unglaublich viele ansehnliche Menschen. Die meisten sind in Topform, weil es so viele Sportmöglichkeiten gibt. Das mag durchaus daran liegen, dass sich das Leben bei dem Wetter nun mal meistens draußen in kurzen Hosen abspielt. Damit geht allerdings auch eine gewisse Oberflächlichkeit einher.
Obwohl Kalifornien sicher die Perle der USA ist, gibt´s hier auch genug, die nicht wissen, dass man woanders tatsächlich sowas wie Grad Celsius benutzt im die Temperatur anzugeben. Doch zurück zum Sport. Als ALI (American Language Institute) Student bekomm man eine kostenlose Mitgliedschaft für das Fitness-Studio (ARC - Aztecs Recreation Center). Das Ding ist der Hammer! Einfach riesig, eine Basketball und Fuß/Volleyball Hallen sowie Kletterwand inklusive. In der Umkleide ist sogar eine Sauna. Man wird allerdings überrascht, wie Amis die nutzen (lassen die durchgeschwitzen Klamotten einfach an und gehen in die Sauna, um dann dort mit dem iPhone bei rund 90 Grad oder besser 180 Fahrenheit Musik zu hören).
Neben dem Fitness Studio kann man auch in unieigenes Schwimmbad, das man auch im Dezember genießen kann! Viele Bahnen und ein Pooloase inkl. Hottub. Man merkt durchaus, dass die Uni Geld hat. Neben den Studiengebühren (für dich 5980$), kommt das wahrscheinlich von den Tickets für´s Parken. Parken ist an der Uni einfach eine Katastrophe! Man sollte sich den Amis nicht zu sehr anpassen und alles mit dem Auto machen. Ein Auto hatte ich mir wegen des Risikos (kein TÜV, keine Garantie) nicht zugelegt.
Dafür hatte mir eine Zeit lang ein Mustang Cabrio gemietet (ja, ich bin Anfang Dezember an 5 von 7 Tagen offen gefahren) und habe ein Ticket für´s Falschparken bekommen, obwohl ich einen noch gültigen Parkschein hatte. Die wollen einen einfach abzocken. Ich empfehle den Stress zu vermeiden und für etwa 150$ eine MTS (Metropolitan Transfer System) Semesterticket zu kaufen. Die Busverbindung an der SDSU ist wirklich gut. Dort ist extra ein SDSU Transit Center, wo auch der Trolley hält. Es gibt zwar nur drei Linien, aber immerhin.
Die bringt einen übrigens auch zum Qualcomm Stadium, wo man sich kostenlos ein Football Spiel reintun kann, weil man als Student kostenlos Tickets für Aztecs Spiele bekomm, ink. Football und Basketball. Das Qualcomm Stadium ist übrigens der Ort wo die San Diego Chargers spielen (NHL), also auch wenn´s nur College Football ist, da sind im Sommer gerne mal 65000 Leute drin. Football ist Sportart Nummer eins in den USA und einfach ein Teil der Kultur, den man allein wegen der Stimmung einmal mitgemacht haben sollte.
Basketball ist in der Viejas Arena, wo auch Konzerte stattfinden, falls sie nicht im Open Air Theater sind. Als ich angekommen bin, hat dort Adele gesungen. Leider konnte ich nur die Proben hören, doch das war schon toll. Bin dafür in die Viejas Arena zu den Foo Fighters. War etwas von der Band enttäuscht, aber für 20$ als spontane Entscheidung, wenn man aus dem Gym kommt (liegt direkt daneben), kann man das gelten lassen. Im April ist übrigens ein Rise Against Konzert.
Es war einfach toll und ich würde es gerne noch einmal machen. Rechtzeitig um Auslandsbafög, ein Promos-Stipendium, und die Bewerbung kümmern und dann klappt das schon. Man musst nur mit den Menschen reden. Die meisten Leute sind sehr offen und hilfsbereit. So, jetzt ist der kurze Überblick doch etwas länger geworden. Man sieht, es fällt schwer, es dort nicht toll zu finden.