San Diego State University
Vorbereitung und Bewerbungsprozess
Weil ich an meiner Heimatuniversität Anglistik und Geographie mit Lehramtsoption studiere, war es für mich schon von vornherein klar, dass ich mein fünftes Semester in einem englischsprachigen Land absolvieren werde. Ich kann jedem, der mit dem Gedanken spielt ins Ausland zu gehen nur wärmstens empfehlen, sich eine Erstberatung bei College Contact einzuholen. Dort erfahrt ihr in der Regel weitere Informationen über mögliche Partnerschulen und Programme eurer gewünschten Zielländer.
Die aktive Planung meines Auslandssemesters begann circa ein Jahr im Voraus. Erste Informationen über die Zugangsvoraussetzungen an amerikanischen Universitäten habe ich mir hier auf der Webseite eingeholt. Nachdem mir klar wurde, dass ich gerne nach Kalifornien gehen möchte, habe ich mich intensiver mit den benötigten Bewerbungsunterlagen auseinandergesetzt. Die San Diego State University setzt einen Sprachnachweis (DAAD, TOEFL oder IELTS) voraus, welcher nicht nachgereicht werden kann. Des Weiteren benötigt ihr einen englischen Transcript of Records eurer Heimatuni und einen Nachweis von eurer Bank, dass ihr die Kosten des Semesters in Höhe von 18.000 Dollar tragen könnt.
Circa ein halbes Jahr vorher habe ich begonnen, alle Bewerbungsunterlagen zusammen zu stellen. Meiner Erfahrung nach empfiehlt es sich jedoch noch früher damit anzufangen. In meiner dörflichen Bankfiliale zum Beispiel hat sich keiner zuständig gefühlt, das benötigte Schreiben auf Englisch auszustellen, sodass ich doch die ein oder anderen Telefonate führen musste.
Nachdem ich alle Unterlagen beisammenhatte, habe ich alle wichtigen Dokumente per Mail an College Contact eingereicht und meine Bewerbung wurde in die USA geschickt. Innerhalb weniger Tage und nach einem netten Gespräch mit Josephine erhielt ich dann die Zusage auf einen Studienplatz an der SDSU.
Erst nach der Zusage und mit dem Erhalt des sogenannten Certificate of Eligibility (I-20) kann man sich um das Visum kümmern. Zunächst füllt man online das DS-160 Antragsformular aus und bezahlt die Visum- und SEVIS-Gebühr. Anschließend kann man ein Termin für ein Visumgespräch in Frankfurt, Berlin oder München vereinbaren. Gerade hier kann es zu langen Wartezeiten kommen. Ich hatte allerdings Glück und konnte zwei Wochen später nach Frankfurt fahren. Das Visumsgespräch macht vielen Leuten Angst, aber man muss sich da nicht verrückt machen. Ich wurde am Ende nur gefragt, wo und was ich in den USA studieren werde, wie ich mir das Semester leisten kann und wann mein Rückflug nach Hause geht. Ich habe in meinen Antworten immer erwähnt, dass ich ernsthafte Absichten habe zurück nach Deutschland zu kehren- lasst euch nicht einschüchtern! Das Visum wird danach innerhalb von zwei Wochen nach Hause verschickt.
Planung
Nach der Zusage und mit dem Visum in der Hand habe ich mich um die Flüge und die Wohnungssuche gekümmert. Meine größte Angst war, im Vorfeld keinen Wohnort zu finden und erst in San Diego nach einer Unterkunft suchen zu müssen. College Contact hat mich an eine deutsche Studentin verwiesen, die nach einer Nachmieterin ihres Zimmers gesucht hat. Ich habe mich dann zügig bei ihr gemeldet und ihre Nachmiete im off-campus Wohnkomplex „The Rive“ übernommen. Die Anlage lockt mit zwei Pools, einem Shuttle-Service zur Universität, Lernhallen und einem Gym. Hier habe ich mit fünf weiteren Mitbewohnerinnen aus Amerika, Brasilien und Spanien zusammengelebt. Das Zimmer habe ich mir mit einer amerikanischen Mitbewohnerin geteilt. Insgesamt habe ich sehr gerne im Wohnkomplex gelebt. Der einzige Nachteil ist, dass das Personal eher unmotiviert ist und man bei Problemen schon mehrmals nach Hilfe bitten muss.
Von anderen Internationals habe ich erfahren, dass sich die Unterkunftssuche eher schwierig gestaltete. Viele Unterkünfte bieten im Fall-Semester nur Jahresmietverträge an und das Angebot für befristete Unterkünfte zu bezahlbaren Preisen ist gering. Facebook-Gruppen sollen bei der Vermittlung von Unterkünften helfen.
Die Universität und das Studium
Die San Diego State University ist eine von 23 Colleges des California State University Systems und hat ungefähr 32.000 Studenten. Die Uni befindet ist etwa 20 min mit dem Auto von der Pazifikküste, sowie auch von Downtown entfernt. Die Stimmung in der Uni ist so, wie man es sich an einer kalifornischen Hochschule vorstellt. Die Studierenden haben so ziemlich immer gute Laune und man lernt viele unterschiedliche Persönlichkeiten kennen. Die SDSU profitiert zudem von der sozialen Durchmischung aufgrund der Nähe zur mexikanischen Grenze. Ich habe Menschen kennengelernt, die in der nahe gelegenen Grenzstadt Tijuana wohnen und täglich nach San Diego pendeln. Besonders spannend fand ich es auch, Einblicke in typisch amerikanische College-Kultur zu gewinnen und das Leben der (auch am Campus) präsenten fraternities und sorrorities kennenzulernen. Ich habe sie in etwa so wahrgenommen, wie man sie auch aus den typisch amerikanischen College-Filmen kennt. Besonders toll fand ich auch, dass die SDSU kostenlos Tickets für die Uni-Basketball und Baseball-Saison bereitgestellt hat. Während der Spiele hat man immer eine tiefe Verbundenheit zwischen allen Studierenden gespürt.
Das Studium in den USA ist meiner Meinung nach zwar nicht anspruchsvoller, aber deutlich zeitintensiver als an deutschen Hochschulen. Jeder Kurs wird in der Regel zwei Mal wöchentlich angeboten und die Anwesenheit wird mit 20% der Gesamtnote bewertet. Wöchentliche Abgaben in Form von Blog Posts, Online-Quizze oder Tests, welche mit bis zu 30% benotet werden, sind nicht unüblich. Während des Semesters hatte ich zusätzlich zu den Hausaufgaben noch eine Zwischenprüfung (midterms), bestehend aus jeweils zwei 1500-Wort Essays pro Kurs und eine finals-week. Meine finals bestanden aus längeren Essays, Präsentationen oder Projekten. Weil ich vor allem Literaturkurse angewählt habe, waren meine Abgaben eher schreiblastiger.
Die Wahl der Kurse gestaltete sich dadurch, dass ich die SDSU im Spring Semester besucht habe, relativ leicht. Als global campus student muss einem allerdings bewusst sein, dass die festeingeschriebenen Studierenden Vorrang bei den Kurswahlen haben und diese schnell ausgebucht sein können. Abgesehen davon sollte bei der Kurswahl darauf geachtet werden, ob die Lehrmaterialen bereitgestellt werden oder nicht. In meinem Fall musste ich fast alle Bücher kaufen und habe so zu Beginn des Semesters viel Geld ausgeben müssen.
Ob die Kursinhalte relevant für mein Studium in Deutschland sind, kann ich zu diesem Zeitpunkt nur schwer beurteilen. Mir ist aufgefallen, dass sich durch die vielen Abgaben vor allem jedoch meine Ausdrucksweise in schriftlichen Arbeiten verbessert hat. Die Dozierenden geben einem fast immer persönliches Feedback und Verbesserungsvorschläge an die Hand, um weitere Abgaben zu verbessern. Das Unterrichtsklima ist in etwa so wie an Schulen und oft eher Lehrerzentriert. Tiefe Diskussionen über die Lehrinhalte haben nicht in jedem Kurs stattgefunden. Wenn man sich die Zeit nimmt, ist es jedoch nicht schwer, gute oder sehr gute Noten zu erzielen. Grundsätzlich war ich mit meiner Kurswahl (zwei 300er level Classes und zwei 500er level Classes) sehr zufrieden- ich habe das Semester mit A’s oder A- abgeschlossen.
Freizeit
In San Diego und Umgebung kann man sehr viel erleben. Einziges Manko: man ist wirklich auf ein Auto angewiesen. Es gibt viele umliegende schöne Strände, Nationalparks und Reisen in Städte wie Los Angeles oder Las Vegas sind gut erreichbar, vor allem auch, da die meisten Studierenden freitags frei haben. Die ersten zwei Monate habe ich viel Zeit damit verbracht, San Diego zu erkunden. Besonders empfehlenswert sind Ausflüge nach La Jolla und Sunset Cliffs (wunderschöne Sonnenuntergänge!), Pacific Beach, Ocean Beach oder Mission Beach (sehr viele Bars) oder die Halbinsel Coronado, Point Loma, Anza Borrego, Torrey Pines oder Belmont Park. In meiner Urlaubswoche konnte ich außerdem nach Cancún, Mexiko reisen.
Kosten
Noch vor meiner Abreise nach San Diego waren einige Kosten fällig, mit denen jeder, der ein Auslandssemester in den USA absolvieren möchte, rechnen muss. Für meinen Sprachtest, den ich an meiner Heimatuni absolviert habe, sind Prüfungsgebühren in Höhe von 15 Euro angefallen; dieser kostet allerdings eigentlich 25 Euro. Die Visumsgebühren beliefen sich auf 510$ und für die Zustellung per Post habe ich weitere 30$ bezahlt. Zusätzlich dazu sollte berücksichtigt werden, dass die Studiengebühren in Höhe von 7000$ + 175$ Bewerbungsgebühren schon vor Beginn zu entrichten sind. Die Auslandskrankenversicherung (privat organisiert) hat 250 Euro gekostet und die Flüge hin- und zurück ca. 1200 Euro.
Das Leben in Kalifornien ist deutlich teurer als in anderen US-Staaten. Vor allem gesundes Essen, Obst und Gemüse, sowie Hygieneprodukte sind deutlich teurer als in Deutschland. Obwohl ich eher selten auswärts essen gegangen bin und eher in der Wohnung gekocht habe, sollte man für Lebensmittel und Verpflegung in etwa 500-700$ einplanen. Die Kosten für Unterkünfte gehen leider auch ins Extrem. Für mein shared-bedroom habe ich mit Einkalkulierung der Nebenkosten monatlich etwa 870$ bezahlt. Ein Einzelzimmer kostet schnell über 1200$. Meine monatlichen Lebenserhaltungskosten beliefen sich somit insgesamt auf etwa 1500$.
Fazit
Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich jederzeit wieder ein Semester an der SDSU absolvieren. Auch wenn das Leben hier unbeschreiblich teuer ist und ich gerade in der ersten Zeit einen Kulturschock erlebt habe, hat mich das Semester doch eher positiv als negativ geprägt. Man lernt definitiv während des Semesters neue (teilweise auch eher negative) Sichtweisen anderer Menschen kennen. Ich würde allerdings behaupten, dass diese Erfahrungen einen positiven Mehrwert hatten. Es war eine außergewöhnlich wertvolle Zeit für mich, in der ich nicht nur mich als Person besser kennenlernen konnte, sondern auch ganz viele Freunde von überall auf der Welt schließen durfte.
Wissenswertes (falls die Entscheidung an die SDSU zu gehen schon gefallen ist)
- Es gibt zwar eine Straßenbahn und ein paar wenige Busverbindungen, aber der öffentliche Nahverkehr ist definitiv nicht so ausgeprägt und sicher, wie wir es aus Deutschland kennen. Ich würde es niemanden empfehlen, nach Einbruch der Dunkelheit alleine im Trolley zurück zur SDSU zu fahren.
- Die SDSU lockt mit ihrer Krankenversicherung (kostet ca. 1000 USD). Viele Studierende haben mir allerdings von dieser abgeraten. Ich habe stattdessen eine erweiterte Auslandskrankenversicherung bei der LVM abgeschlossen und nur 250 Euro bezahlt.
- Bei Krankheiten oder Verletzungen empfiehlt es sich zunächst die Gesundheitsvorsorge auf dem Campus zu besuchen. Dieser ist bis auf die Medikamente kostenfrei.
- Es kann sehr schwer sein, tiefe Freundschaften zu Einheimischen aufzubauen. Ich habe es sehr genossen, in einer multi-kulturellen WG zu wohnen- gerade durch meine amerikanischen Mitbewohnerinnen konnte ich tiefer in die amerikanische Kultur blicken. Ich habe wahrgenommen, dass sich leider oftmals „Landesgruppen“ bilden und die Studierenden nur schwer aus diesen wieder rauskommen. Es bietet natürlich einen enormen Komfort, wenn man sich mal mit anderen Deutschen austauschen kann, nichtsdestotrotz kann ich nur jedem empfehlen, auch Leute aus anderen Ländern kennenzulernen. Ein „we should meet soon!“ ist oftmals leider nur daher gesagt und nicht so ernst gemeint. Seid aktiv dabei, wenn es um kulturellen Austausch geht!
- Ich würde jedem anraten, Pflegeprodukte wie Shampoo oder Deo in doppelter oder dreifacher Ausführung in die USA mitzunehmen. Zum Vergleich: ein Deo kostet hier ca. 10 US$.
- Meinen Handyvertrag habe ich bei Mint-Mobile abgeschlossen. Das Netzwerk erwies sich in San Diego immer als gut und ich habe für den 3-Monats-Vertrag nur 45$ ausgegeben.
- Kalifornien und insbesondere San Diego locken immer mit sehr gutem Wetter. Auch wenn es durchschnittlich immer sehr warm war und die Temperaturen nur zwischen 15-25 Grad schwankten, wurde es trotz alledem hin und wieder recht kalt. Auf wärmere Klamotten wie Hoodies oder Langarmshirts würde ich nicht verzichten. Eine Regenjacke ist besonders im Spring-Semester empfehlenswert.
- Ich habe mich immer sicher in San Diego gefühlt. Man sollte zwar niemals alleine nach Dunkelheit draußen sein und immer auf seine Intuition hören, aber unsicher wie in anderen US-Städten war es nicht. Es ist zwar erschreckend, so vielen wohnungslose Menschen zu begegnen, aber sie tun einem nichts.