23 Mär
Erfahrungsbericht von Felix L.

University of California, Santa Barbara

Stadt: Santa Barbara
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Psychologie, Informatik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2011 bis 12/2011

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

1. Vorbereitung

Nachdem ich den Entschluss gefasst hatte ein Semester im englischsprachigen Ausland zu studieren, habe ich konkrete Möglichkeiten und Austauschprogramme z.B. meiner Heimatuni der FAU durchforstet und mich beim International Office beraten lassen. Nachdem ich nur etwa 9 Monate zur Planung hatte, fielen alle Austauschprogramme meiner Heimatuni von vornherein weg und so war ich als Freemover über die Hilfe von College-Contact bei der Vorbereitung des Aufenthaltes sehr dankbar.

Die konkrete Vorbereitung für mein Auslandssemester in Kalifornien an der UCSB begann etwa ein dreiviertel Jahr vor Studienbeginn mit dem Erwerb eines aktuellen Englischzertifikates. Ein TOEFL oder ein vergleichbarer Englischnachweis muss i.d.R. schon mit der Bewerbung an der ausländischen Universität eingereicht werden. Gerade im Frühjahr sollte man sich rechtzeitig um einen TOEFL Termin kümmern, da Testzentren und Termine sehr begrenzt sind und ich z.B. auf einen Termin erst einmal drei Wochen warten musste. Nochmals vier Wochen später sind die Testergebnisse dann online bzw. per Post verfügbar und die Bewerbung für das Herbst/Fall Quarter konnte ich dann Anfang April abschicken. Viel später hätte die Bewerbung auch nicht erfolgen dürfen, da die meisten amerikanischen Unis die Plätze für Internationale Bewerber begrenzen und somit spätestens drei Monate vor Studienbeginn alle Plätze belegt sind. Sehr empfehlenswert ist außerdem der „Predeparture Workshop“ des Deutsch-Amerikanischen Instituts in Nürnberg. Für Austauschstudierende mit den Zielländern Kanada und USA gibt es hier einen gemeinsamen Treffpunkt, um sich auszutauschen und über Kulturunterschiede zu diskutieren.

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Es lohnt sich rechtzeitig und ausführlich nach Flügen zu suchen und auch Gabelflüge -- Abflughafen und der Zielflughafen bei der Heimreise unterscheiden sich -- mit einzubeziehen. Aus Preisgründen sollte man immer gleich Hin- und Rückflug buchen, auch wenn man sich noch nicht sicher ist, wie viel Zeit man nach dem Studium noch für Urlaub bzw. Sightseeing benötigen wird. Den Rückflug umzubuchen kostet meist sehr wenig, wohingegen Einzelflüge astronomisch teuer sind. So war es für mich zum Beispiel günstiger von München nach Los Angeles zu fliegen und zurück dann von Los Angeles nach Dublin in Irland zu fliegen anstatt München – Los Angeles hin und zurück. Mit dem Zulassungsbescheid für das Auslandssemester wird auch gleich das I-20 Formular mitgesendet, mit dem man sich überhaupt erst um ein Studentenvisa (F-1 / J-1) bei einem amerikanischen Konsulat hier in Deutschland bewerben kann. Das Visum kostet insgesamt im Moment etwas über 200 Euro und man sollte es vor allem mindestens ein Monat vor dem geplanten Abflug beantragen. Ausführlichere Informationen zum Visum und dem Bewerbungsprozess findet man sehr präzise auf den Seiten von College-Contact.


3. Unterkunft

Die Wohnungssituation für internationale Studenten an den großen Unis in Kalifornien ist recht grenzwertig. Das liegt zum einen daran, dass für internationale Studenten keine Wohnheimsplätze zur Verfügung stehen, es sei denn man bleibt dort länger (> 1 Jahr) oder macht seinen Abschluss in den USA. Zum anderen gibt es in für Studenten beliebten Wohngegenden sehr hohe Mietpreise. So wohnt man, wenn man an der UCSB studiert, etwas außerhalb der Stadt Santa Barbara, aber direkt an der Uni in einem Studentenstädtchen mit Meeresnähe (Isla Vista). Hier werden gerne mal 500 bis 1000 Dollar fällig, je nachdem ob man auf ein Einzelzimmer wert legt oder so wie die meisten Amerikaner zu zweit oder zu dritt in einem Zimmer (und dann zu 4. bis 10. in einem Apartment) haust. Desweiteren muss man aufpassen, weil die Apartments mit der besten Lage (Meerblick / Del playa drive) auch die Partyhäuser sind und es dort am dreckigsten ist. Man will dort nicht leben ;) Gerade deswegen ist es umso wichtiger viel Zeit in die Wohnungssuche zu investieren und sich möglichst viele Apartments anzusehen, um einen Einblick zu bekommen und auch einschätzen zu können, was man für sein Geld kriegen kann. So habe ich dann nach 7 Tagen erfolgloser Wohnungssuche mit 3 weiteren Deutschen eine Wohngemeinschaft aufgemacht, in der wir uns zu zweit jeweils ein Schlafzimmer geteilt haben. Dieses Apartment war für uns frisch überholt worden (renoviert käme dem Zustand doch nicht gerecht) und hat pro Kopf ca. 600 Dollar im Monat gekostet hat. Auch wenn man zwar mit dem festen Willen anreist in eine WG mit Amerikanern zu ziehen, war es im Nachhinein kein Fehler mit Deutschen bzw. Internationalen zu wohnen. Wenn man sich etwas Mühe gibt kommt man noch genug in Kontakt mit Amerikanern, auch wenn es aufgrund der großen Anzahl (deutscher) Austauschstudierender an der UCSB schwieriger war als gedacht.


4. Studium und Lehrveranstaltungen

Entscheidend bei der Wahl der Gastuniversität ist mitunter das Angebot und Niveau der Kurse. So muss man sich bewusst machen, dass nicht alle favorisierten Kurse aus dem Kurskatalog auch in dem Semester/Quarter angeboten werden, in dem man dort studiert. Auch muss man beachten, dass nicht jede Universität für Masterstudenten Kurse anbietet, sondern oft nur aus Kursen im Bachelorniveau gewählt werden darf. Hat man dann geeignete Kurse gefunden, sollte man sich noch ausreichend Alternativen zurechtlegen, da es nicht garantiert ist, dass man diese Kurse auch belegen kann. Immatrikulierte Studenten, die ihren Abschluss machen wollen, haben immer Vorrang vor Gaststudenten bei der Kurswahl. Da es strikte Teilnehmergrenzen gibt, kann es gut sein, dass einige Kurse schon vor Semesterbeginn ausgebucht sind. Gibt es bei Kursbeginn noch freie Plätze gilt es den Kurs zu „crashen“, also sich einfach reinzuhocken und nach der Stunde den Dozent um einen festen Platz bzw. eine Unterschrift zu bitten. Desweiteren sollte man wissen, dass man für jeden einzelnen Kurs an der UCSB extra zahlt. Man unterscheidet dort auch zwischen akademischen und „extension“ Kursen. Extension Kurse sind eher mit Abendkursen an der Volkshochschule zu vergleichen, sind in der Regel günstiger und einfacher als akademische Kurse und sind ganz gut als Lückenfüller für internationale Studenten zu gebrauchen. Akademische Kurse sind normalerweise zu bevorzugen, weil man nur hier mit amerikanischen Studenten die Kurse besucht und man den authentischen etwas lockereren Lehrstil im Vgl. zu deutschen Unis miterlebt. Das Niveau der Kurse ist im Allgemeinen etwas niedriger als in Deutschland, allerdings gibt es kontinuierlich Teilprüfungen (midterms, exams) und mehr Hausaufgaben als bei uns. Der Vorteil ist ganz klar, dass man sich schon während der Vorlesungszeit mehr mit den Inhalten auseinandersetzt und die einzelnen Prüfungen dann auch über kleinere Teilgebiete sind und dementsprechend einfacher sind. Achja das offizielle Semesterende an der UCSB wird zwei Wochen zu spät angegeben, so war die letzte Uniwoche dieses Jahr am 10.12 definitiv für alle Studenten gelaufen (für manche auch schon eine Woche vorher), wohingegen das offizielle Semesterende mit dem 19.12. angegeben. Ist recht hilfreich, wenn man die Zeit danach sei es fürs Rumreisen oder Heimreisen nutzen möchte.


5. Betreuung an der Gastuniversität

Das internationale Büro nennt sich „extension Office“ an der UCSB und kann als erste Anlaufstelle bei allerlei Problemen aufgesucht werden. Außerdem bezahlt man hier seine Kurse und kann Informationen über extension Kurse erhalten. Hat man konkrete Fragen, die sich auf akademische Kurse beziehen, ist es besser den Betreuer oder das Sekretariat des entsprechenden Fachbereichs aufzusuchen. Desweiteren gibt es an der Uni auch ein Büro für Wohnungssuchende (UCSB Housing), in dem hilfsbereite Mitarbeiter Wohnungen vermitteln und gute Tipps bei der Suche geben können.


6. Ausstattung der Gastuniversität

Die Ausstattung der UCSB ist im Allgemeinen überaus gut und liegt über deutschen Standards. Das Campusgelände zieht sich malerisch am Meer entlang und kann mit immergrünen gepflegten Rasenflächen aufwarten, sodass die tägliche Fahrradfahrt durch das Gelände einfach Spaß macht. Gerade als Campusuni kann sie mit einer vielfältigen Ausstattung im Bereich „Recreation“, also Sport und Freizeit auftrumpfen. Es gibt für einen Betrag von ca. 60 Dollar im Halbjahr ein riesiges Angebot an Unisport, Fitnessstudios und Außenschwimmanlagen. Computer und Räume mit Workstations gibt es sehr zahlreich und zusätzliche Ausstattung bieten Computerräume der jeweiligen Fachbereiche. WLAN ist am kompletten Campusgelände verfügbar. Es gibt eine große Bibliothek mit Gruppen- und Einzelarbeitsräumen. Die Buchausleihe kostet leider extra für internationale Studenten. Desweiteren kann die UCSB mit Spezialausrüstung wie einem eigenen MR-Scanner (magnet resonance) trumpfen oder hat sehr gute Laser im Bereich Physik.


7. Alltag & Freizeit

Neben der Uni kann man sich vor interessanten Freizeitaktivitäten kaum retten. Surfen wird recht gerne und viel von Studenten der UCSB betrieben. Es gibt einen „Excursion Club“, der neben wöchentlichen Surf-, Kletter- und Kajakkursen Wanderungen und mehrtägige Ausflüge in Nationalparks anbietet. Als erstes sollte man sich in den USA eine amerikanische SIM-Karte am besten mit einer Flatrate holen. Gerade für die Wohnungssuche oder wenn man bei Craigslist z.B. nach Fahrrädern oder Möbeln sucht, kommt man nicht um eine amerikanische Handynummer herum. Man sollte sich unbedingt ein gebrauchtes Fahrrad (ca. 80 Dollar) oder ein Skateboard anschaffen, damit man am Campus und in Isla Vista mobil ist. Ein Auto braucht man eigentlich nicht, außer für Ausflüge. Hier empfiehlt es sich dann aber meistens über Hertz.com oder billiger-mietwagen.de mit weiteren Personen einen Mietwagen anzumieten. Sehenswerte Ausflugsziele von Santa Barbara aus sind Malibu, Los Angeles, San Francisco, San Diego, Yosemite Park, Las Vegas und Grand Canyon. Ein gutes Outlet Shopping Center gibt es in Camarillo in etwa einer Stunde Fahrt von Santa Barbara. Isla Vista ist an sich nicht sehr groß und wird gerade in den Semesterferien ziemlich einsam und leer. Dann empfiehlt es sich öfters nach Santa Barbara mit dem für Studenten kostenlosen Bus zu fahren. Kulinarisch hat Isla Vista für seine Größe schon ganz gut etwas zu bieten. Das beste mexikanische Essen gibt es bei Freebirds (ca. 8 $), günstige Pita gibt es bei Pita Pit (ca. 6 $) und das mit Abstand beste Essen wird bei South Coast Deli (ca. 9 $ für ausgefallene Salate und Sandwiches) serviert ;)


8. Finanzielles

Studieren in den USA ist teuer. Man sollte sich um Auslandsbafög oder ein Reisestipendium oder ein Vollstipendium bemühen. Nachdem die Studiengebühren schon mit mindestens 3000 Euro zu Buche schlagen, kommen so in einem halben Jahr schnell Beträge im 5-stelligen Bereich zusammen. So hatte mir meine Heimatuni kurzfristig die Möglichkeit für ein DAAD Teilstipendium gegeben, mit welchem ich zumindest schon die Reisekosten decken konnte. Ein eigenes Konto in den USA braucht man eigentlich nicht, denn man kann mit der Visa Kreditkarte der DKB weltweit gebührenfrei Geld abheben.


9. Fazit

Meine Erfahrung ist, dass man sich bei der Vorbereitung auf das Auslandssemester viel zu viel Gedanken und Sorgen macht. Wenn die Zeit dann erst einmal reif ist und man im Flieger sitzt bzw. dann wirklich vor Ort ankommt, ist alles viel leichter als gedacht. Die Kalifornier sind ja auch total freundlich und relaxed und eher vom Typ Optimist ;)

Wenn ich während meines Studiums die Möglichkeit gehabt hätte früher ins Ausland zu gehen, dann wäre das jetzt im Nachhinein wahrscheinlich besser gewesen. Ich war mit der Älteste unter den Internationalen Studenten, da die meisten schon während des Bachelor gehen und auch die Amerikaner kommen ja sehr jung an die Uni und sind so lediglich 18 bzw. 19 Jahre alt als „Freshmen“. Das war an sich kein Problem, aber so waren zum Beispiel wenige Kurse für mich als Masterstudent interessant, weil ich schon fast alles aus meinem Fachbereich gehört hatte. Alles in allem war es aber trotzdem mein schönstes und abwechslungsreichstes Semester, bei dem ich so viele nette Menschen aus aller Welt kennenlernen konnte und mich nebenbei im Englischen geübt habe und die schönsten Plätze der USA besucht habe.

 

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ii http://www.college-contact.com/

iii http://santabarbara.craigslist.org/

iv http://www.dkb.de