12 Apr
Erfahrungsbericht von Leon W.

University of California, Santa Barbara


Stadt: Santa Barbara
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Wirtschaft
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2022 bis 12/2022
Heimathochschule: Mainz U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich, Leon Wiskemann, habe das Fall Quarter an der University of California Santa Barbara (UCSB) verbracht. Es war eine unglaublich schöne Erfahrung, die ehrlicherweise viel Aufwand benötigt hat, es aber mehr als wert war. Santa Barbara ist ein sehr spezieller Ort und auf jeden Fall eine Überlegung wert für alle, die mit dem Gedanken des Auslandssemesters spielen.

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Vorbereitung

Ich fange mal chronologisch an: ich empfehle, im Optimalfall ca 1,5 Jahre vor dem Start des Auslandssemesters mit der Planung anzufangen, spätestens 1 Jahr. Hauptgrund ist, dass viele Stipendien (nicht Promos) sehr frühe Bewerbungsfristen haben. Ich habe mich auf verschiedenen Wegen informiert: zuerst ist (natürlich) die Abteilung Internationales an der JGU ein sehr guter Ansprechpartner. Sie haben einige Programme und Partneruniversitäten, die sie verwalten, können aber auch Kontakt zu anderen Beratungsorganisationen herstellen. Ich habe mich an College Contact gewandt. CoCo ist quasi die Auslandsvertretung der jeweiligen Universitäten, wird von denen bezahlt und bietet daher für Studierende kostenlose Beratung und Hilfe an und haben den direkten Draht zu den Universitäten. Gerade bei der Auswahl der Auslandsuniversität gilt: fragt so viele Menschen nach ihrer Meinung wie möglich. Das hilft immer.

Wenn man dann die Zusage der Uni hat, sollte man sich für die USA umgehend um das Studentenvisum F-1 kümmern. Dazu benötigt man das sogenannte I-20, das bekommt man mit der Zusage der Uni. Manchmal hat man etwas Pech und muss dem Konsulat zusätzliche Informationen zukommen lassen, was zu einer doch recht deutlichen Verzögerung führen kann. Da also direkt drum kümmern, um das Risiko zu minimieren. Im Regelfall geht das aber problemlos. Besondere Impfungen oder so etwas sind für die USA nicht nötig. Eine Krankenversicherung bekommt man zusammen mit der Zustimmung. Die ist quasi in den Studiengebühren inbegriffen.

Was in Kalifornien, aber vor allem ein Santa Barbara (SB) ein großes Thema ist, ist Housing. Es gibt chronisch zu wenige Wohnungen in SB. Zuerst als Info: es ist üblich, dass sich 2 manchmal auch 3 Personen ein Zimmer (!!, nicht Wohnung) teilen – heißt dann Double oder Triple. Manche haben auch ein Zimmer für sich (Single), das ist aber selten. Der Preis sinkt grundsätzlich logischerweise mit der Anzahl der Personen, ist aber für alles unglaublich hoch (unter 700€ monatlich ist unmöglich, man sollte mit mind. ca 1.000€ monatlich für Miete rechnen). Trotzdem gibt es immer noch diese Knappheit, sodass man so früh wie möglich suchen sollte. Die meisten Angebote gibt es im Facebook Marktplatz und es gibt 2-3 Gruppen, wo Inserate gepostet werden (UCSB Housing Search zum Beispiel). Auch die universitären und privaten Studierendenwohnheime sollte man probieren – ich habe dann am Ende im Wohnheim gewohnt. Das war gut.

Man sollte auf jeden Fall versuchen eine Unterkunft im Studentenviertel Isla Vista (IV) zu bekommen. Die Uni (nicht das City College, das sind zwei verschiedene Dinge) liegt etwas außerhalb der eigentlichen Stadt SB und bildet zusammen mit IV quasi eine eigene kleine Stadt, in der sich quasi ausschließlich Studierende und Lehrende / Universitätsangestellte aufhalten. Das erzeugt eine sehr spezielle (und wunderbare) Atmosphäre zum Leben. Es macht es aber auch schwer, wenn man in der Innenstadt wohnt. Es gibt zwar ein Bussystem, das ist aber für den täglichen Gebrauch eher nicht zu empfehlen. Und ein Auto zu kaufen, lohnt sich höchstens, wenn man für ein ganzes Jahr und nicht nur ein Quarter da ist. Die USA lieben Bürokratie mindestens genauso sehr wie wir Deutschen!


Vor der Abreise

Ich selbst habe kein Konto in den USA eröffnet, es lohnt sich vielleicht wenn man ein ganzes Jahr da ist. Ansonsten kommt man mit Deutscher Kreditkarte immer gut aus. Am 01. Juli bekommt man die Zugangsdaten für den Computeraccount und hat Zugriff auf die verwendeten Webseiten. Da hilft die Uni aber immer gut weiter – Alex Clark, der Chef der Abteilung „Extension“, und sein Team sind sehr, sehr hilfreich. Man sollte sich schonmal einen Überblick über die angebotenen Kurse verschaffen, um da auch vorbereitet zu sein. Die eigentliche Kurswahl erfolgt dann vor Ort.

Ein wichtiges Thema, das ich heute ganz anders machen würde: Koffer packen. Ich habe mich eher auf Kleidung fokussiert und wollte Drogerieartikel vor Ort kaufen. Das ist genau falsch herum. Die UCSB ist eine recht renommierte Universität, die Studierenden sind stolz dort zu sein und zeigen das auch, indem viele UCSB-Merch-Klamotten tragen. Zum einen da und auch im Allgemeinen kauft man einige Klamotten, weil es oft auch deutlich günstiger ist als in Deutschland. Im Gegenteil dazu sind gerade Drogerieartikel und ähnliches sehr sehr teuer.

Nehmt also nicht übermäßig viel Kleidung mit und füllt den übrigen Platz lieber mit Duschgel etc. Das macht am Ende mehr Sinn. Wie ist das Wetter? Santa Barbara liegt im mittleren Kalifornien, hat also noch den Sonnenschein vom südlichen Kalifornien (SoCal), aber je weiter man nach Norden kommt, desto „kälter“ wird es eben auch. Im September war es noch sehr warm (ca. 25 Grad) und man konnte jeden Tag an den Strand und ins Meer gehen. Im Oktober und dann vor allem im September wurde es dann doch etwas kälter (tagsüber rund um 15 Grad meistens. Abends teilweise niedrig einstellig). Man braucht also definitiv mehr T-Shirts als Pullover, kurze und lange Hosen aber eben auch etwas Wärmeres für abends. Für mich hat sich T-Shirt mit einer Strickjacke für den Nachmittag bewährt. Es ist zu 90% sonnig, kann aber auch relativ stark regnen. Das Wetter ist aber gerade aus deutscher Sicht paradiesisch schön. Man kann auch im Dezember noch ohne zu frieren Surfen gehen und teilweise im Januar in kurzer Hose und T-Shirt rumlaufen, weil es so warm ist.


Ankunft in Santa Barbara

Santa Barbara hat einen eigenen Flughafen mit Direktflügen unter anderem nach San Francisco, Portland, Las Vegas, San, Diego und Denver. Für die Anreise eignet sich aber trotzdem der Flughafen Los Angeles (LAX) am besten. Man kann gerne auch nach Flügen nach SB schauen (gerade, wenn man sowieso einen Umstieg in den USA hat), aber LAX ist der übliche Weg. Es gibt den „Santa Barbara Airbus“, der regelmäßig zwischen dem LAX und SB pendelt.

Den kann ich sehr empfehlen. Er kostet ca. 50€ und man wird direkt am Terminal abgeholt. Nach der Ankunft ist man natürlich erstmal ausgelaugt von der Reise (Tür zu Tür waren es bei mir 29 Stunden) und muss den Jetlag loswerden. Mir hat mein Mitbewohner in der Zeit sehr geholfen, er hat mir die Umgebung gezeigt und mir einiges erklärt und viele Tipps gegeben. Wir sind dadurch gute Freunde geworden. Man sollte auf jeden Fall so früh wie möglich anreisen. Das Visum erlaubt eine Einreise in die USA 30 Tage vor Start des Programms, spätestens 1 Woche vorher sollte man aber da sein, um sich einzuleben und ein paar freie Tage zu haben. Wenn man noch früher da ist, kann man eventuell schonmal reisen – dazu später mehr.


University of California Santa Barbara

Die UCSB ist im System der UCs im oberen Mittelfeld anzusehen. UC Berkeley und UC Los Angeles sind als weltweit hoch angesehene Topuniversitäten natürlich besser, aber dann folgt die UCSB schon direkt danach zusammen mit der UC San Diego und vielleicht der UC San Francisco. Man hat also ausschließlich wirklich intelligente Menschen um sich (mit Ausreißern nach oben). Es wissen auch alle, dass es ein Privileg ist dort zu studieren und arbeiten dementsprechend hart, wenn es um Klausuren und Abgaben geht. Trotzdem ist die UCSB aber auch in den Rankings der besten Partyuniversitäten immer sehr weit oben zu finden. Und das völlig zurecht!

Das Studentenviertel Isla Vista ist sehr speziell. Dadurch, dass dort quasi nur Studierende wohnen, ist vor allem Donnerstag bis Sonntag am Abend immer viel auf den Straßen los und viele Häuser veranstalten Hauspartys. Vor allem die Straße direkt am Ozean Del Playa Road (DP) ist Hotspot am Wochenende. Überregional bekannt ist IV für die Partys an Halloween.

In Deutschland studiere ich Wirtschaftswissenschaften. In dem Bereich ist die UCSB leider nicht so gut aufgestellt. Es gibt Economics & Accounting für Undergraduates (Bachelor) und als PhD. Die Kurse des PhD sind aber nicht für Internationale Studierende offen. Die Kurse im Bachelor bieten nicht gerade viel Auswahl an und sind oft völlig überfüllt. Leider hat man als International offiziell eine niedrigere Priorität bei der Kurswahl als die einheimischen Studierenden. Gerade im Econ-Bereich macht das die Kurswahl schwer. Man sollte in den ersten 1/2/3 Wochen ungefähr doppelt so viele Kurse besuchen, wie man dann am Ende wirklich machen muss / darf. Oft kann man später noch nachrücken. Es hilft auch oft, mit der/dem Professor/in direkt nach der Vorlesung oder per E-Mail Kontakt aufzunehmen und um eine Aufnahme in den Kurs zu bitten. Da muss man manchmal einen langen Atem haben. Aus meiner Sicht sollte man sich im Auslandssemester generell, aber an der UCSB besonders, etwas von dem eigenen Studienfach lösen und frei nach Interesse wählen und auch in andere Fächer reinschauen. Man will sowieso nicht sich das gesamte Semester anrechnen lassen, weil man in SB sicher nicht den ganzen Tag in der Bibliothek sitzen möchte – auch wenn man aus der Bibliothek einen großartigen Blick auf den Pazifik hat. Nehmt Kurse aus verschiedenen Fachbereichen und schaut euch das mal an. Ich habe es auch so gemacht und kann es sehr empfehlen.


Sehenswürdigkeiten und Reisen

Ein weiterer schöner (vielleicht auch der wichtigste?) Teil des Auslandssemesters: das Reisen in der Umgebung. Santa Barbara an sich hat einiges zu bieten, was man sich auf jeden Fall anschauen sollte, man kann auch in den Bergen ein bisschen Wandern gehen.
Absolutes Pflichtprogramm für alle: San Francisco, Los Angeles und Big Sur! SF gilt zurecht als die schönste Großstadt in Kalifornien, es gibt unglaublich gutes Essen und mit dem Silicon Valley ist eine der Gegenden, die den meisten Einfluss auf unser tägliches Leben hat, direkt um die Ecke (in amerikanischen Dimensionen). Los Angeles ist 2-2,5 Stunden Fahrt entfernt. Der berüchtigte LA Traffic macht das aber einigermaßen unberechenbar. Trotzdem ist es als Tagestour gut möglich. Es gibt so viel zu sehen, mein persönliches Highlight: Griffith Park und Griffith Observatory. In den Bergen von LA gelegen hat man einen Blick über die gesamte (riesige) Stadt, auf das Hollywood Sign und den Ozean. Wir waren zur Zeit des Sonnenuntergangs da, sodass wir sowohl den Smog über der Innenstadt, den Sonnenuntergang an sich und die beleuchtete Stadt sehen konnten – sehr zu empfehlen!!

Big Sur ist sicher weniger erwartet als SF und LA. Big Sur ist eine Gegend zwischen SB und SF, die sehr beliebt zum Campen ist. Das sollte man auch machen – aber frühzeitig buchen, es ist sehr beliebt, oder auf kurzfristiges Glück schauen. Man fährt mit dem Auto hoch, es sind je nach Campingplatz 3-4 Stunden Fahrt, aber man fährt Highway 1, die „Scenic Route“. Der Begriff trifft es vollkommen! Man fährt mit dem Ozean mit türkisem Wasser auf der einen Seite und den Bergen auf der anderen Seite und kommt aus dem Staunen über die Strecke nicht mehr heraus.

Weitere mögliche Reiseziele: Lake Tahoe (Sommer wie Winter), San Diego (ähnlich wie LA, nur kleiner, schöner, sauberer, dafür mit weniger weltbekannten Sehenswürdigkeiten), Las Vegas (es ist eben Vegas), Seattle (eine Fahrt mit der Fähre ist Pflicht) und Vancouver in Kanada (ausdrückliche Empfehlung von sehr vielen; dem schließe ich mich an). Einige nutzen auch die Gelegenheit und fliegen nach Hawaii rüber, es sind aus LA oder SF ca 5-6 Stunden Flug „nur noch“. Dazu kommen dann noch diverse Nationalparks wie Yosemite, Joshua Tree oder Sequoia.


Fazit

Santa Barbara ist das Paradis zum Studieren: eine wirklich gute Uni, super Wetter und das wichtigste: supernette und offene Menschen. Seid denen gegenüber auch offen, verbringt eure Zeit nicht mit anderen Deutschen (das könnt ich in Deutschland noch genug machen) und geht aktiv auf die einheimischen Studierenden zu. Sie werden es annehmen und den wichtigsten Teil beisteuern, dass eure Zeit in Santa Barbara unvergesslich wird. In einem Satz: benötigt Aufwand, (ist ehrlicherweise auch echt teuer) und hat sicher auch Nachteile, aber es ist alles absolut wert! Geht an die UCSB!