22 Feb
Erfahrungsbericht von Carolin D.

York St John University


Stadt: York
Land: Großbritannien
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Anglistik / Amerikanistik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2015 bis 01/2016
Heimathochschule: Bochum U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Nachdem alle meine Versuche, mich direkt über meine Heimatuniversität für ein Auslandssemester in England zu bewerben gescheitert waren, war College Contact meine letzte Hoffnung. Dank der tollen Unterstützung im Bewerbungsprozess durch Christiane, an die man sich immer und mit jeglichen Fragen wenden konnte, hat sich mein Wunsch, an die York St John University zu gehen, erfüllt.

Ich hatte dort bereits 2014 einen Kurs namens „English for Personal Development“ belegt und mich sofort in die Stadt York, die englische Kultur und die Menschen verliebt und mir deshalb fest vorgenommen, dort mein Auslandssemester zu absolvieren.

Am 12.09.2015 war dann endlich der Zeitpunkt gekommen. Alle Flüge waren gebucht, der Koffer gepackt, die Kurswahl vollendet und die Finanzen bereits geregelt, sodass ich sorgenlos mein Auslandssemester antreten konnte.

Jeder, der ein England-Fan ist, sollte meiner Meinung nach einmal in seinem Leben nach York reisen.

York ist zu meiner Lieblingsstadt in England geworden. Die Historie und die verwinkelten Gassen, die einen denken lassen, man sei mitten in einem Harry Potter-Film, sind unvergesslich schön. Es ist auch schön, dass ein großer Teil der Stadtmauern rund um York noch vorhanden ist. Auf diesen kann man tolle Spaziergänge mit wunderschönen Aussichten auf die Kathedrale im Zentrum von York oder auf den Bahnhof am Rande Yorks genießen.

Mit der York-Card, die man für einen geringfügigen Geldbeitrag in der Stadtbibliothek oder dem kleinen Bücher-Café an der Ecke auf dem Weg zur Uni erwerben kann, erhält man viele Vergünstigungen für die vielen Museen Yorks. Man kann damit auch kostenlos in den unteren Teil der Kathedrale (York Minster). Es lohnt sich allerdings auch die 10 Pfund zu investieren, um auf das Dach der Kathedrale zu steigen. Von dort aus hat man einen atemberaubenden Rundumblick über ganz York.

Des Weiteren ist zu empfehlen, dass man die Chance ergreift und sich an freien Tagen und an Wochenenden die Umgebung anschaut, denn schöne Städte wie zum Beispiel Leeds, Durham oder Newcastle sind nicht weit von York entfernt und problemlos mit dem Zug zu erreichen. Auch Schottland liegt nicht weit entfernt und ist empfehlenswert. Wenn man gerne nach Irland reisen möchte, kann man schon ab 9 Pfund Flüge von Manchester aus buchen. Den Flughafen in Manchester kann man von York durch eine Direktverbindung erreichen, während man, um zum Flughafen in Leeds zu gelangen noch in einen Bus umsteigen muss. Zugtickets kann man über trainline.com online oder auch direkt am Schalter im Bahnhof von York erwerben.

Nun aber mal zu meinem Leben als Studentin in York. Ich habe bei einer Gastmutter zusammen mit zwei Hunden und einer Japanerin gelebt, die für einen Englischkurs in York war. Das Leben mit einer waschechten Nordengländerin hat mir sehr geholfen, da ich ausschließlich Englisch gesprochen sowie gehört habe und vor allem mit dem Akzent von Anfang an vertraut war. Jedem, der schnell dazu neigt, Heimweh zu bekommen und der die englische Kultur in vollen Zügen kennen lernen möchte, kann ich nur empfehlen, in eine Gastfamilie zu gehen.

Viele werden sich vielleicht fragen, ob ich durch die Unterkunft in einer Gastfamilie weniger Kontakt zu anderen internationalen Studenten oder andere Nachteile hatte. Dem kann ich mit Nachdruck widersprechen! Mit anderen Studenten habe ich nachmittags, abends oder an den Wochenenden sehr viel unternommen. Meine Unterkunft war wirklich perfekt für mich und ich habe mich dort sehr wohl gefühlt.

Nach 1 ½ Tagen Schonfrist begann die Welcome-Week. Durch diese wurde man vom International Support Team geleitet. Diese Woche war sehr hilfreich, um sich zu orientieren und bedeutete sehr viel Spaß. Ich würde jedem empfehlen so viel wie möglich mitzumachen und nicht nur die Pflichtveranstaltungen zu besuchen, denn gerade die freiwilligen Aktionen haben sehr dabei geholfen schnell neue Kontakte zu knüpfen.

Nach dieser doch noch recht entspannenden Woche begannen meine Kurse. Als ich meinen Stundenplan bekam, dachte ich zunächst, dass 3 Kurse, ca. 10 Wochenstunden wenig seien. Diese Meinung änderte sich allerdings sehr schnell, nachdem ich die Reading List gesehen hatte, auf der steht, welche Bücher man für den jeweiligen Kurs lesen muss. Außerdem war der Umfang meiner vorzubereitenden Texte für die jeweiligen Kurssitzungen sehr groß.

Ich hatte drei Kurse, zwei aus dem Bereich englische Literatur und einen aus dem Bereich der Linguistik.

Davon haben mir zwei besonders gut gefallen, während ich den dritten nicht weiter empfehlen würde.

Der folgende Kurs war ein Level-1-Kurs namens „Writing for Academic Success“. Ich hatte mir unter dem Titel sehr viel versprochen und gehofft, dass der Kurs mich beim Schreiben meiner Essays unterstützen würde. Das war leider ein Trugschluss. Der Kursinhalt ähnelte mehr den Literarturwissenschaften und der Hinführung zu unterschiedlichen Textgattungen, als dass er sich gezielt auf das Verfassen von Essays konzentriert. Dennoch schreibt man schrittweise ein Portfolio, in dem man das Vorgehen, wie man ein Essay schreiben würde simuliert. Des Weiteren musste man in einer vom Dozenten eingeteilten Kleingruppe eine Präsentation über eine Kurzgeschichte halten. Hierfür sollte man zunächst eine geeignete These entwickeln und von dieser aus die Präsentation entwerfen, welche mit Power-Point-Folien unterstützt werden sollte. Insgesamt hat der Kurs Schreiben und Präsentieren als Leistungen angefordert, dennoch wird er seinem Titel nicht vollständig gerecht.

Mein zweiter Kurs aus dem literaturwissenschaftlichen Bereich war ein Level-3-Kurs. Er hieß „Shakespeare: Perspectives“. Mit diesem Kurs war ich sehr zufrieden. Er wurde von zwei sehr kompetenten Dozentinnen geleitet, bei denen man gemerkt hat, dass sie Shakespeare lieben und Spaß haben, Inhalte und Ideen weiter zu geben. Für den Kurs habe ich folgende Stücke lesen müssen: As you like it, Hamlet, Antony and Cleopatra, King Henry V und The Winter’s Tale. Für 12 Wochen sieht das erstmal nach sehr viel aus und das ist es auch, aber man erhält einen guten Überblick über die Vielfalt von Shakespeare’s Theaterstücken. Mit jedem Stück haben wir uns zwei Wochen lang beschäftigt. In den einstündigen Vorlesungen wurde meistens ein kurzer Überblick gegeben und sich auf einen Hauptinteressenpunkt festgelegt. Bei As you like it war das zum Beispiel die Thematik des „cross-dressing“, also dass sich eine Frau als Mann kleidet. Die Seminare dienten dazu, einzelne Textstellen im Hinblick auf diese Interessenpunkte zu analysieren. Mit dem Kurs waren zudem ein Kinobesuch, in dem wir das Livescreening von Hamlet sehen durften, sowie ein Trip nach London in der Reading Week verbunden. In London haben wir uns das Stück Henry V angeschaut und das Golden Globe Theater besucht.

Als Leistung für diesen Kurs musste man nach der Hälfte des Semesters ein 1500-Wörter-Essay schreiben, welches sich auf ein bis dahin gelesenes Stück bezog und am Ende des Semesters ein 2500 Wörter langes Essay, welches zwei der gelesenen und nicht in Essay 1 analysierten Stücke verglich. Es waren pro Essay ca. 15 Thesen vorgegeben, aus denen man eine Hauptthese für sein Essay auswählen sollte. Wenn man jedoch eine eigene Idee hatte, konnte man diese in einem Tutorium mit den Dozenten absprechen.

Der dritte Kurs, den ich gewählt hatte, nannte sich „Semantics and Pragmatics“ und gehörte zur Kategorie Linguistik. Dies war ein Level-1-Kurs. Der Kurs war interessant und die Dozentin konnte komplexe Inhalte sehr gut vermitteln. Ich hatte jeden Dienstagmorgen zwei Stunden Vorlesung, in denen die Themen für die Woche vorgestellt worden sind. Die Dozentin hatte für jede Sitzung ein Handout vorbereitet, in welchem man Lücken ausfüllen musste. So wurde gewährleistet, dass man die wichtigsten Informationen auf einen Blick hatte, selbst aber auch noch mitdenken musste. Mit der App Socrates wurde zwischendurch festgestellt, ob vermittelte Inhalte von der Mehrheit verstanden worden waren und nur, wenn das der Fall war, wurde zum nächsten Thema übergegangen. Für die einstündigen Seminare gab es immer Aufgaben, die man mit den Folien und seinen Mitschriften aus der Vorlesung sehr gut lösen konnte.

Außerdem gab es eine Art „Wettkampf“. Für diesen sollte man sich in Kleingruppen aus seinem Seminar zusammenfinden (3-5 Personen) und wir bekamen dann jede Woche Aufgaben, die angesprochene Themen aufgriffen und vertiefen sollten, wie z.B. eine Corpus-Analyse. Die Aufgaben sollten gemeinsam im Team gelöst werden und mussten dann wie ein Essay abgegeben werden. Die Gruppe, die am Ende die höchste Punktzahl erreicht hat, gewann. Dieser Wettkampf war freiwillig. Trotzdem hat der Großteil mit Freude und Eifer daran teilgenommen. Ich kann sagen, dass ich eine tolle Gruppe hatte und es mir als internationaler Student sehr geholfen hat in einer Gruppe zu arbeiten. Es war nicht nur für mein Englisch hilfreich, sondern auch, um komplexe Inhalte besser verstehen zu können. Wir haben uns nach einiger Zeit auch in der Freizeit getroffen und als Gruppe zusammen Hausaufgaben bearbeitet. So konnten wir uns optimal auf die Seminare vorbereiten. Der Gewinner, in diesem Fall meine Gruppe, bekam am Ende des Semesters ein Zertifikat, dass das Arbeiten im Team zertifiziert, eine Tasse sowie einen Kugelschreiber. Das Zertifikat kann im späteren Leben für Bewerbungen nützlich sein. Aber auch wenn man nicht gewonnen hat, hat man viele neue Freunde gewonnen und eine gute Unterstützung durch die Gruppenarbeit erhalten.

Als Leistung musste man ein Essay von 3000 Wörtern schreiben, welches in zwei Teile unterteilt war. Der erste Teil basierte auf Semantics. In diesem musste man zunächst eine Umfrage mit Survey Monkey erstellen. Man hat 4 verschiedene Wörter ausgewählt: Entweder 2 Adjektive und 2 Nomen oder 2 Adjektive und 2 Verben oder 2 Verben und 2 Nomen. Meine verwendeten Wörter waren beispielsweise door, rose, proud und sad. Die erstellte Umfrage hat man dann an Mitstudenten versendet, die die Frage beantworten sollten, was sie beim Lesen mit den einzelnen Wörtern verbinden. Nachdem man seine ausgefüllten Umfragen zurück erhalten hatte, wertete man diese aus und hat Theorien der Semantik darauf angewendet. Dabei musste man immer das Oberthema des Essays, How do we understand each other?, im Hinterkopf haben, um nicht nur Theorien anzuwenden, sondern auch einen Bezug herzustellen. Bei diesem ersten Teil wurde uns Studenten sehr viel Unterstützung entgegengebracht und die Entwürfe sogar gelesen und korrigiert. Der zweite Teil des Essays bezog sich dann auf Pragmatics. In diesem sollte man einen Textausschnitt im Hinblick auf Sprachsituationen zwischen Personen analysieren.

Insgesamt kann ich diesen Kurs nur weiterempfehlen, da er interessant und aufschlussreich war. Der Inhalt wurde sehr gut vermittelt, sodass jeder die Möglichkeit hatte, den Kurs mit einer guten Note abzuschließen. Zudem wurden von der Dozentin neben den Tutorien jeden Freitag Drop-In-Sessions angeboten, zu denen man jederzeit unangemeldet erscheinen konnte, um Fragen zu stellen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Universität in York eine tolle Erfahrung und die richtige Entscheidung gewesen ist. Nicht nur die Universität allein, sondern auch das ganze Drumherum ist beeindruckend und lohnenswert. Meine Zeit in York werde ich nie vergessen und ich freue mich jetzt schon auf meinen nächsten Besuch dort.

Zusätzlich kann ich jedem empfehlen College Contact als Unterstützung zu nutzen, da sie sehr hilfsbereit und immer ansprechbar sind.