Sprachwissenschaft / Linguistik im Ausland studieren

Telefonieren, Brötchen bestellen, Witze erzählen, Nachfragen, Zeitung lesen, E-Mails schreiben, Streiten, Ja sagen – nichts davon wäre denkbar ohne die Sprache. Wie wichtig sie ist, fällt uns oft erst auf, wenn wir in einem anderen Land sind und nichts mehr verstehen. Das kommt nicht selten vor: Ungefähr 7.000 Sprachen gibt es auf der Welt.

Erforschung der menschlichen Sprache

In der Sprachwissenschaft / Linguistik gibt es viele verschiedene Forschungsfelder.

Dank der Sprache können wir unsere Gedanken ausdrücken, miteinander in Kontakt treten, Zusammenhänge verstehen und die Zukunft planen. Es ist die Sprache, die uns von Tieren unterscheidet und uns einzigartig macht. Doch wie funktioniert Sprache? Das ist die elementare Frage der Sprachwissenschaft.

Sprachwissenschaftler beziehungsweise Linguisten verstehen Sprache als System. Sie zerlegen das System in seine Einzelteile - beispielsweise Silben oder Wörter - und untersuchen diese. Oft vergleichen Sprachwissenschaftler verschiedene Sprachen miteinander, um dem Geheimnis der Sprache auf die Spur zu kommen.


Von Phonetik und Semantik: Das Linguistik-Studium

Das Studienfach Sprachwissenschaft ist in drei große Teilgebiete aufgeteilt:

  • Allgemeine Sprachwissenschaft
  • Historisch-Vergleichende Sprachwissenschaft
  • Angewandte Sprachwissenschaft

Der Großteil der Studienangebote an deutschen Universitäten ist der Allgemeinen oder Historisch-Vergleichenden Sprachwissenschaft zugeordnet. Es gibt aber auch Studienprogramme aus dem Bereich Angewandte Sprachwissenschaft. Dort besteht teilweise die Möglichkeit, sich auf einzelne Anwendungsgebiete zu spezialisieren. Studierende können beispielsweise klinische Linguistik studieren oder einen Schwerpunkt auf Computerlinguistik oder Patholinguistik legen.

Aufbau des Bachelorstudiums

Egal in welchem Studiengang: Zu Beginn des Bachelorstudiums erhalten die Studierenden eine Einführung in die Teildisziplinen der Sprachwissenschaft:

  • Phonetik und Phonologie: Dort beschäftigen sich die Studierenden mit dem Lautsystem unserer Sprache. Sie lernen etwa, wie die einzelnen Laute in der Mundhöhle gebildet werden.;
  • Semantik: Die Bedeutungslehre widmet sich dem Sinn und der Bedeutung von Zeichen. Semantiker gehen der Frage nach, wie es möglich ist, Wörter, Sätze beziehungsweise ganze Texte zu verstehen.
  • Morphologie: Dieser Teil der Linguistik befasst sich mit der Frage, wie sich Wörter verändern. Dafür werden die Bausteine von Sprachsystemen untersucht und die Wortklassen konkreter Sprachen beschrieben.
  • Pragmatik: Sie setzt sich mit dem Gebrauch der Sprache auseinander. In der Pragmatik steht die Frage im Vordergrund, welche Intention Sprecher mit einer Äußerung verfolgen und wie der Empfänger die Nachricht interpretiert.

Je nach gewähltem Schwerpunkt kommen im Verlaufe des Studiums andere Teilbereiche der Sprachwissenschaft hinzu. Studenten, die einen Studiengang aus dem Bereich Historisch-Vergleichende Sprachwissenschaft belegen, untersuchen und vergleichen einzelne europäische, asiatische und orientalische Sprachen. Sie belegen Sprachkurse in Sprachen wie Latein, Portugiesisch, Albanisch oder Hindi, vergleichen die historische Entwicklung einzelner Sprachfamilien oder die Grammatik verschiedener Sprachen.

Studierende allgemein-sprachwissenschaftlicher Studiengänge beschäftigen sich in den höheren Semestern ihres Studiums ausgiebiger mit einer Teildisziplin wie Syntax oder Morphologie. Oft haben sie die Möglichkeit, zusätzliche Schwerpunkte aus der Angewandten Sprachwissenschaft zu wählen, etwa Soziolinguistik oder Neurolinguistik.

Aufbau des Masterstudiums

Ihr habt vor, euch nach dem Bachelorstudium weiter zu spezialisieren? In diesem Fall lohnt es sich, über ein Masterstudium aus dem Bereich der Sprachwissenschaft nachzudenken. Die Masterprogramme dienen dazu, fachliches Wissen zu vertiefen und sich für leitende Positionen oder eine akademische Karriere zu qualifizieren. Die Universitäten bieten Masterstudiengänge mit unterschiedlichen Schwerpunkten an, beispielsweise Europäische Rechtslinguistik oder Lexikographie.


Linguistik Studium - Voraussetzungen auf einen Blick

Ein Studium der Linguistik setzt in erster Linie ein Gespür für Sprachen voraus. Die Sprachwissenschaft hat in ihrer systematischen Herangehensweise oft mehr Ähnlichkeit mit den Naturwissenschaften als mit einem geisteswissenschaftlichen Fach. Bei ihren Untersuchungen greifen Linguisten auf statistische Methoden zurück. Studieninteressierte sollten keine Furcht vor Zahlen und Mathematik haben.

Sprachwissenschaften studieren und dann? Mögliche Berufsfelder

Etwa ein Drittel aller Sprachwissenschaftler entscheidet sich für eine Karriere in der Wissenschaft. Die Absolventen bleiben an der Universität oder forschen an Forschungsinstituten wie dem Max-Planck-Institut für Linguistik. Untersuchungsfelder sind der menschliche Spracherwerb oder vom Aussterben bedrohte Sprachen. Für die Tätigkeiten in der Forschung sind der Regel ein Masterabschluss und eine anschließende Promotion erforderlich.

Ein weiteres beliebtes Arbeitsfeld für Sprachwissenschaftler bieten die Medien. Absolventen arbeiten bei Verlagen, Zeitungen, Fernsehanstalten und Radiosendern. Einige Linguisten kommen zudem bei Agenturen unter oder sind in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig.

Weitere Berufsfelder für Sprachwissenschaftler ergeben sich aus der Schwerpunktsetzung im Studium. Absolventen, die sich auf Computerlinguistik spezialisiert haben, arbeiten beispielsweise bei Softwarefirmen, während Patholinguisten eine Karriere als Sprachtherapeut offensteht.


Gründe für ein Studium im Ausland

Studierende, die sich hauptberuflich mit dem Thema Sprachen beschäftigen, sollten im Idealfall mehrere Fremdsprachen sicher beherrschen. Für Linguisten empfiehlt es sich daher, ein oder zwei Semester an einer Universität im Ausland zu verbringen. Auf diese Weise haben sie die Möglichkeit, ihre Fremdsprachenkenntnissezu perfektionieren und die Landessprache wissenschaftlich zu untersuchen. Dies kann auch im Rahmen einer Abschlussarbeit interessant sein.

Ein Auslandsaufenthalt bietet darüber hinaus die Chance, wertvolle Zusatzqualifikationen zu sammeln, beispielsweise interkulturelle Kompetenzen und Soft Skills wie Flexibilität und Durchsetzungsvermögen.