Lateinische Philologie / Latinistik im Ausland studieren

„Non scholae, sed vitae discimus“ - „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“. Bei diesem Standardsatz der Lateinlehrer wird so mancher innerlich die Augen verdreht haben. Doch auch wenn der Schulunterricht es manchmal nicht vermuten lässt: Latein besteht aus mehr als dem bloßen Pauken von Vokabeln und Grammatik.

Der nachhaltige Einfluss der Römer

In einem Auslandsstudium der Lateinischen Philologie begeben sich Studierende auf die Spuren römischer Kultur.

Lateinkenntnisse ermöglichen es, einen Blick in eine Welt zu werfen, die unser Leben bis heute beeinflusst. Latein war die Amtssprache im römischen Reich, das sich in der Antike über den gesamten Mittelmeerraum erstreckte. Die Architektur, Philosophie, Literatur und Sprache der Römer hat viele europäische Kulturen geprägt. Die romanischen Sprachen wie Italienisch und Spanisch entwickelten sich aus dem Lateinischen heraus. Bauwerke wie das Kolosseum sind bis heute weltberühmt. Die Werke Vergils stehen in der Schule nach wie vor auf dem Lehrplan und ein Leben ohne römische Erfindungen wie Wasserspülungen ist unvorstellbar.


Ein Studienfach - mehrere Schwerpunkte

Im Studium der Lateinischen Philologie beziehungsweise Latinistik beschäftigen sich Studierende mit der lateinischen Sprache und mit der antiken römischen Kultur. Deren Blütezeit erstreckt sich von circa 300 v. Chr. bis circa 500 n.Chr. Die meisten Studiengänge im Bereich der klassischen Philologien mit Schwerpunkt Latinistik befassen sich mit der Literatur dieser Zeit. Es gibt jedoch auch Studienprogramme, die sich auf einen bestimmten Zeitraum fokussieren. Dazu gehören folgende Studienrichtungen:

  • Mittellateinische Philologie: Die Studiengänge widmen sich der lateinischen Sprache und Literatur von circa 500 n. Chr. bis circa 1600 n. Chr. - der Zeit, in der Latein die Sprache der Kirche und der gebildeten Schichten war.
  • Lateinische Philologie der Neuzeit: Hier stehen lateinischen Texte im Vordergrund, die ab 1600 n. Chr geschrieben wurden.

Bachelorprogramme

In allen Studiengängen steht anfangs der Erwerb der lateinischen Sprache im Mittelpunkt. Studierende, die nicht über das Latinum verfügen, müssen dies nachholen. Im Bachelorstudium setzen sich die Studenten die verschiedenen Phasen und Formen des Lateinischen auseinander, beispielsweise Altlatein oder Vulgärlatein. Sie befassen sich mit der Überlieferung von Texten und lernen, wie sie textkritische Ausgaben lesen.

Der Schwerpunkt des Studiums liegt auf der Übersetzung. Die Studierenden übersetzen die Werke berühmter römischer Autoren wie Caesar oder Cicero ins Deutsche und umgekehrt. Dabei beschäftigen sie sich mit den historischen und mythologischen Hintergründen der Texte. So lernen sie die wichtigsten literarischen Gattungen und Epochen kennen. Module aus verwandten Fächern wie Altgriechisch, Philosophie oder Archäologie und Exkursionen zu römischen Kulturstätten runden das Studium ab. Sie geben Studierenden Gelegenheit dazu, noch tiefer in die Welt der alten Römer einzutauchen.


Masterprogramme

Ein Masterstudium bietet sich für Studierende an, die ihre berufliche Zukunft in der Forschung und Lehre sehen oder eine Führungsposition in der Privatwirtschaft anstreben. Die Masterprogramme aus dem Bereich Lateinische Philologie bieten den Studierenden die Möglichkeit, sich intensiver mit einer literatur- oder kulturgeschichtlichen Epoche zu beschäftigen. Alternativ oder sich auf einen Bereich wie Inschriftenkunde (Epigrafik) zu spezialisieren.


Lehramtsstudium

Latein wird ebenfalls in Form von Lehramtsstudiengängen angeboten. Je nach Bundesland sind diese als Staatsexamens-Studiengänge konzipiert oder auf das Bachelor- und Master-System umgestellt. Im letzteren Fall ist es erforderlich, dass die angehenden Lateinlehrer nach dem Bachelor noch ein Masterstudium mit pädagogischem Schwerpunkt absolvieren. Nur so erhalten sie eine Zulassung zum Referendariat.


Studienvoraussetzungen

Ein Lateinstudium ist ohne Latein- und Altgriechischkenntnisse nicht möglich. Wer das Latinum und Graecum nicht in der Schule erworben hat, hat die Möglichkeit, die beiden Qualifikationen im Laufe der ersten Semester nachzuholen. Kenntnisse in Italienisch, Französisch und Englisch sind wünschenswert, um die zum Teil fremdsprachige Forschungsliteratur zu verstehen.


Berufe für Philologen

Die meisten Lateinstudenten zieht es an die Schulen. Sie gehen nach dem Studium üblicherweise in das Referendariat an einem Gymnasium oder einer Gesamtschule, um Lehrer zu werden.

Für den Rest der Absolventen ist der Berufsweg weniger klar vorgegeben. Daher ist es sinnvoll, bereits während des Studiums Praktika zu absolvieren, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren und Berufserfahrung zu sammeln.

Das Studienfach Latinistik qualifiziert grundsätzlich für folgende Berufsfelder:

  • Universitäre Forschung und Lehre (meist an ein Promotionsstudium geknüpft)
  • Bibliotheken
  • Museen
  • Forschungsinstitute
  • Verlage
  • Fachzeitschriften.

Was bringt ein Auslandsstudium?

Ein Auslandsstudium kann die Einstellungschancen entscheidend erhöhen. Für Studierende der Latinistik bietet es sich an, für ein oder zwei Semester nach Italien zu gehen, um dort einen tieferen Einblick in die römische Kultur zu erlangen.

Die Fremdsprachenkenntnisse und interkulturellen Kompetenzen, die Studierende im Ausland erwerben, stellen wertvolle Zusatzqualifikationen dar und sind bei späteren Arbeitgebern gerne gesehen.