12 Feb
Erfahrungsbericht von André L.

University of California, Santa Barbara


Stadt: Santa Barbara
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Informatik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 03/2006 bis 06/2006

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Nachfolgend möchte ich kurz meine Erfahrungen zusammenfassen, die ich als Student an der University of California / Santa Barbara im Frühjahr 2006 gemacht habe und zusätzlich ein paar Tipps geben, auf was man achten sollte. Ich selbst war zum Zeitpunkt meines Auslandsaufenthaltes im 8. Hochschulsemester und studiere eigentlich Angewandte Informatik an der TU Chemnitz, dementsprechend lag auch mein Interessengebiet an der UCSB beim department of Computer Science.

Los ging es am 20. März 2006 auf dem Flughafen in Dresden. Die Koffer waren gepackt (man durfte 2 x 20kg plus 8kg Handgepäck mitnehmen), die Sicherheitsauflagen erfüllt (keine spitzen Gegenstände, kein Sprengstoff und keine Nahrungsmittel im Handgepäck). Mein Flug führte mich von Dresden über Frankfurt nach San Francisco und schließlich nach Santa Barbara (ja, Santa Barbara hat einen eigenen Flughafen, ein direkter Anflug ist besser und stressfreier als der Flug nach Los Angeles und das Zurücklegen der restlichen Strecke mit einem Bus oder Taxi!) Während des Transkontinentalfluges mit United Airlines musste man ein Einwanderungsformular ausfüllen mit den ominösen zehn Fragen, ob man ansteckende Krankheiten oder terroristische Pläne hat usw. und auf dem ersten Flughafen in den USA musste man beim Zoll ein kurzes Gespräch mit einem Einwanderungsbeamten führen. Letztendlich dauerte der gesamte Flug von Dresden bis nach Santa Barbara knapp 22 Stunden, wobei ich früh gegen 11.00 Uhr in Dresden losflog und nachts um 01.00 Uhr in Santa Barbara ankam. Ursprünglich hatte ich vor, vom Flughafen aus direkt bis zum Hostel zu laufen, da dies auf der Landkarte relativ nah aussah, verwarf die Idee aufgrund der Müdigkeit jedoch schnell und war froh, ein Taxi genommen zu haben, da sich die zwei Zentimeter auf der Karte als 6 Meilen herausstellten. Ziemlich geschafft kam ich im Hostel an und fiel ohne viel Zeit zu verlieren ins Bett.

Das Erste, an was ich mich erinnere, als ich am nächsten Morgen zur Tür heraustrat, waren Palmen, Sonnenschein und blauer Himmel. Dies war für mich sehr beeindruckend dahingehend, da es in Deutschland die vorausgegangenen beiden Monate kalt, nass und schneereich war und ich plötzlich mitten im März im T-Shirt an einem Sandstrand stand. Dieser Gegensatz zu Deutschland hielt die nächsten Wochen an, als mir immer wieder Freunde erzählten, dass es in Deutschland Ende April schon wieder geschneit und gehagelt hätte, in Kalifornien aber wochenlang kein Regen gefallen war und ich dementsprechend am Anfang auch viel zu viele Schlechtwetterkleidung mit aus Deutschland gebracht hatte.

Der zweite Gegensatz zu Deutschland, der mir in den ersten Tagen auffiel, war die Größe des Campus. Ich versuchte am Anfang unterbewusst immer wieder, den Campus der UCSB mit meinem ‚gewohnten’ Campus in Deutschland gleichzusetzen, aber dieser Vergleich war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die University of California in Santa Barbara war eine sehr moderne Universität mit einem sehr großen Campus, der von vielen Grünflächen und Erholungsanlagen durchzogen war. Überall standen viele kleine Forschungsgebäude, dazwischen breite Wege, irgendwo eine kleine Lagune und alles sehr ruhig und in einer freundlichen Grundatmosphäre gehalten. Viele Studenten fuhren mit ihrem Fahrrad über den Campus, da es sonst manchmal schwierig wurde, in zehn Minuten von einem Ende des Campus zur nächsten Vorlesung am anderen Ende zu gelangen. Interessant fand ich, dass trotz der Größe der Universität die Anzahl der Studierenden etwa mit der von meiner Universität in Deutschland gleichzusetzen war.

Jedem, der an der UCSB studieren möchte, empfehle ich, ein bis zwei Wochen eher anzureisen und auch so lang wie möglich nach Semesterende noch in Kalifornien zu bleiben. Das Studentenvisum hat bestimmte Auflagen, sodass man spätestens sechs Wochen nach Visumsende die USA wieder verlassen oder das Visum verlängert haben muss, aber die Zeit sollte man unbedingt nutzen. Ich bin auch zu Beginn mit der Einstellung nach Kalifornien geflogen, jedes Wochenende eine andere Tour durch Westamerika zu machen, aber man ist schnell so sehr in den Universitätsalltag integriert, dass die Zeit sprichwörtlich verfliegt und man sich gegen Semesterende wünscht, soviel Zeit wie möglich für eigene Erkundungstouren oder einfach nur zum Relaxen zu haben. Die zwei Wochen vor Semesterbeginn anzureisen empfehle ich, um zunächst erst einmal Land und Leute kennenzulernen. Es muss zwar nicht unbedingt ein Hostel im Zentrum von Santa Barbara sein, aber in den ersten Wochen sind schon einige organisatorische Dinge zu erledigen, für die man etwas Zeit und einen gewissen Überblick braucht. So kann man auch nebenbei mal in Ruhe die Stadt „Santa Barbara“ kennenlernen, die oft auch als „Amerikanische Riviera“ bezeichnet wird. Da die University of California ca. 20 km außerhalb in dem Vorort Goleta (sprich: [Golida]) liegt, kommt man später nicht jeden Tag ins Zentrum von Santa Barbara, da auch die Universität schöne Strände und Erholungszonen besitzt.

Das neue quarter (Studiensemester) beginnt in der Regel mit einer Einführungsveranstaltung. Über College-Contact bietet die UCSB das sogenannte AEP an, das Academic Experience Program. Am Anfang konnte ich damit nicht wirklich etwas anfangen, konkret heißt es, ihr besitzt einen Studentenstatus und könnt euch an allen Kursen an der UCSB einschreiben. Eine Visumsauflage kommt hinzu, dass ihr mind. 12 units (ähnlich wie Semesterwochenstunden) belegen müsst. Was man erst vor Ort mitbekommt ist, dass man dennoch kein Student im engeren Sinne an der UCSB ist, sondern als Student an der so genannten UCSB Extension eingeschrieben ist. Dies ist eine spezielle Einrichtung an der University of California, Santa Barbara, die nicht mal auf dem Campus selbst ihr Bürogebäude hat und sich fast ausschließlich um internationale Studenten kümmert und alternative Kurse anbietet (bspw. Sprachkurse). Die Mitarbeiter sind wahnsinnig nett, da sie genau wissen, dass sie unerfahrere Leute aus anderen Ländern vor sich haben und helfen einem in jeder Lebenslage (http://iphub.xlrn.ucsb.edu/ ). Sie sind auch der erste Ansprechpartner, wenn man diverse Papieranträge auszufüllen hat. Auch die Kursauswahl, -einschreibung und –bezahlung läuft direkt über die UCSB Extension. Es geht soweit, dass man auf dem Campus dann mit einem Formular der UCSB Extension zu dem jeweiligen Professor gehen muss und darum bitten, ob man als Extension student in den Kurs mit aufgenommen wird, da man das Online-Einschreibesystem für Vorlesung mit den Extension-Daten nicht vollwertig nutzen kann.

An angebotenen Kursen blieb an der UCSB kein Wunsch offen – ob nun in Universitätskursen oder im Freizeitbereich. Da gibt es z.B. ein riesiges Sportzentrum mit Tennisplätzen, Swimming Pools, Kletterwänden, Eishockeyfeldern, Football Stadions und Fitnessbereichen … mir fällt keine Sportart ein, die es nicht gab.
Direkt auf dem Campus gibt es zentral das University Center – eine Art Mensagebäude, nur ohne Mensa, dafür mit vielen anderen Verpflegungsmöglichkeiten und Shops. Was das Essen auf dem Campus und im näheren Umfeld angeht, so war dies typisch amerikanisch. Letztendlich hatte man die Wahl zwischen asiatischem, amerikanischem, italienischem und mexikanischem Fastfood, um es etwas überspitzt zu sagen.

An sonstigen Tipps kann ich geben, dass man sich direkt nach der Ankunft in Kalifornien ein eigenes Konto bei der Bank of America besorgt, auch wenn man Kreditkarte und alles sonst schon hat. Es ist unvorstellbar, aber in den USA geht sehr viel noch ohne Computer. Online-Banking oder selbst das Wort Überweisung sind häufig ein Fremdwort. So meinte mein Vermieter im ersten Monat auf die Frage, wie ich denn die Miete überweise, ich solle entweder einen Scheck vorbeibringen oder das Geld (wohlgemerkt $1,500) in einem Briefumschlag per Post schicken.

Weiterhin wichtig ist natürlich ein Mobiltelefon, in den USA typischerweise Cell Phone genannt. Standardanbieter ist T-Com. Mit Prepaid-Karten fährt man am Besten, die ich aber nicht in einem Laden kaufen würde, sondern bei einem vertrauenswürdigen Händler bei Ebay. Der Preisunterschied bei gleichem Minutenkontingent liegt schnell bei 40 Euro und mehr. Zusätzlich muss man wissen, dass man in den USA generell Minutenpakete kauft, die „bei Benutzung des Cells“ abgerechnet werden – man zahlt also auch, wenn man angerufen wird. Egal wie, Anrufe nach Deutschland sind immer sehr teuer. Eine gute Alternative, die ich benutzt hatte, ist die Internettelefonie via Skype Out.

Ein weiterer Tipp bezieht sich auf Mietwagenfirmen. In jedem Flughafen findet man die Unternehmen wie AVIS, National oder Europcar. Mit einem Mietwagen ist man dann generell am schnellsten unterwegs. Es gibt sehr, sehr, sehr viele Ausflugsziele, die man sich vornehmen kann, aber man sollte nie die Distanzen und den Kostenfaktor unterschätzen. Was auf der Karte 5 Zentimeter sind, kann in der Realität schon mal 6 Stunden Autofahrt z.B. nach San Francisco dauern (Los Angeles ca. 1 h). Empfehlen kann ich neben diesen beiden Großstädten weiterhin San Diego, den Yosemite Nationalpark, Las Vegas, die Rocky Mountains, Callico Ghost Town, Santa Monika und und und. Da die Hostels zwar meist immer die billigsten Unterbringungsmöglichkeiten, aber nicht immer die saubersten sind, ist eine Alternative eines der vielen Motels, die in einer ähnlichen Preislage, aber mit einer wesentlich besseren Ausstattung liegen.

Zusammengefasst bin ich mit meinem Auslandssemester also mehr als zufrieden und bin mit sehr vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen nach Deutschland zurückgekehrt. Die vier Monate sind wie im Flug vergangen und natürlich war die Zeit eigentlich viel zu kurz. Wenn mich jemand fragen würde, ob ich das Auslandssemester noch mal in dieser Form machen würde, würde ich ohne zu zögern ja sagen. Wann ich das nächste Mal für eine längere Zeit ins Ausland kommen werde, weiß ich nicht, aber ich bin froh, diese Chance genutzt zu haben.