22 Jun 2018
Talentquote statt Wartezeit

Neues Verfahren zur Vergabe von Medizinstudienplätzen

Viele interessante Wege führen zum begehrten Medizinstudium.

Die Regel, dass jeder Abiturient irgendwann einen Medizinstudienplatz erhalten kann, wenn er bereit ist, mehrere Jahre Wartezeit in Kauf zu nehmen, wird ab 2020 nicht mehr gelten. Dies hat am letzten Freitag die Kultusministerkonferenz der Länder in Erfurt entschieden. Bis Ende Oktober soll ein umfassendes Konzept zur Neuregelung der Studienplatzvergabe in der Medizin vorliegen.

Das Ziel der Kultusminister ist es, das Zulassungsverfahren zum Medizinstudium fairer zu gestalten. Bis Ende 2019 werden Bund und Länder ein standardisiertes und strukturiertes Auswahlverfahren entwickeln, das über die Studienplatzvergabe entscheidet.

Diese Neuregelung ist notwendig, da das Bundesverfassungsgericht das derzeitige Zulassungsverfahren zum Medizinstudium in seiner Entscheidung im Dezember 2017 für teilweise verfassungswidrig erklärt und eine Überarbeitung gefordert hatte.


Abwarten ist keine Option mehr

Patrick Ruthven-Murray von der Berliner Studienberatung planZ kennt sich mit dem Bewerbungsverfahren zum Medizinstudium in Deutschland bestens aus.

Derzeit werden 20 Prozent der Studienplätze im Fach Medizin über die sogenannte Wartezeitquote vergeben, wobei die durchschnittliche Wartezeit sich im Laufe der Jahre immer weiter verlängert hat und aktuell bei rund 15 Semestern liegt. Da sich die Chance auf ein erfolgreiches Studium nach Ansicht von Experten in dieser Zeit allerdings verringert, wird diese Wartezeitquote in Zukunft abgeschafft. Für Studierende, die schon seit vielen Jahren auf einen Studienplatz warten, soll es eine Übergangsphase geben, deren Ausgestaltung derzeit aber noch nicht klar ist.

Für Patrick Ruthven-Murray, Studienberater bei der Studienberatung planZ in Berlin, kommt der Entschluss der Kultusminister, die Wartezeit abzuschaffen, nicht überraschend: „Dieser Entschluss war schon lange in der Diskussion. Studien deutscher Hochschulen haben gezeigt, dass Bewerber, die über die Wartezeitquote ein Medizinstudienplatz erhielten, die höchste Abbruchquote und eine sehr hohe Durchfallquote vorweisen.“


Mit der Talentquote zum Medizinstudium

Die Talentquote ist eine neue Chance für motivierte Abiturienten, die Medizin studieren wollen.

Mindestens 20 Prozent der Studienplätze sollen wie bisher an die Abiturbesten vergeben werden, entschieden die Kultusminister der Länder.

Weitere 60 Prozent der Studienplätze sollen weiterhin direkt durch die Hochschulen vergeben werden, wobei im Auswahlverfahren laut der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zukünftig neben der Abiturnote grundsätzlich mindestens zwei weitere Kriterien wie die Ergebnisse standardisierter Tests wie des TMS oder HamNat oder strukturierte Auswahlgespräche berücksichtigt werden müssen.

Diese zusätzlichen Auswahlkriterien führen nach Ansicht von Patrick Ruthven-Murray zu einer gesteigerten Qualität der erfolgreichen Bewerber: „Die Auswahl an geeigneten Medizinern wird in meinen Augen immer besser. In keinem anderen Studienfach spielen schon jetzt so viele verschiedene Kriterien eine Rolle für die Aufnahme. Allerdings finde ich es gut, dass die Abiturnote im neuen Verfahren weiterhin eine hohe Gewichtung hat, da Leistungsstärke sehr wichtig im Medizinstudium ist.“

Damit auch Bewerber, die nicht mit einem „Einserabitur“ glänzen können, die Möglichkeit bekommen Medizin zu studieren, soll eine sogenannte Talentquote eingeführt werden, die unter anderem das individuelle Engagement, Ausbildungen im Gesundheitswesen sowie empathische Fähigkeiten der Bewerber berücksichtigen soll. „Für besonders motivierte Bewerber, die bereits erste berufliche Erfahrungen im Bereich Medizin besitzen, erhöht die Talentquote die Chance auf ein Studienplatz. Innerhalb dieser Quote spielt die Abiturnote übrigens keine Rolle“, erklärte uns Patrick Ruthven-Murray. Wie genau die Talentquote aussehen soll und wie einzelne Aspekte gewichtet werden, ist derzeit jedoch noch nicht bekannt.

Bis das neue Auswahlverfahren technisch anwendbar ist, soll ab dem Sommersemester 2020 eine vereinfachte Übergangsregelung in Kraft treten, bei der nur die Abiturnote, der TMS und eine Ausbildung im medizinischen Bereich zählen sollen.


Alternative: Medizinstudium im Ausland

Mit einem Medizinstudium in Osteuropa könnt ihr euch euren Traum vom Arztberuf doch noch erfüllen.

Auch wenn die Neuregelung der Studienplatzvergabe zu mehr Fairness und Transparenz sorgen könnte, kann sie das zugrunde liegende Problem natürlich nicht lösen, wie Patrick Ruthven-Murray zu bedenken gibt: „Das neue Verfahren ändert nichts daran, dass es weiterhin zu viele Bewerber auf einen Studienplatz gibt. Da die Option Wartequote zukünftig wegfällt, müssen sich die Abiturienten frühzeitig Gedanken um andere interessante Möglichkeiten machen.“

Eine dieser Möglichkeiten könnte der Weg ins Ausland sein. An unseren renommierten Partnerhochschulen in Osteuropa können deutsche Abiturienten ein in Deutschland anerkanntes Humanmedizinstudium in englischer Sprache absolvieren. Unsere Studienberaterin Irmante Ezerskyte ist auf das Medizinstudium im Ausland spezialisiert und kann euch kompetent zum Studium an unseren Partnerhochschulen beraten. Sie steht euch bei allen Bewerbungsschritten zur Seite und ist jederzeit per E-Mail, Telefon oder persönlich in unserem Büro erreichbar.