27 Dez
Erfahrungsbericht von Domenik V.

University of Chicago - Graham School of General Studies

Stadt: Chicago
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL, Recht und Verwaltung
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2013 bis 12/2013

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Bewerbung

Die Bewerbung für das Auslandssemester (oder besser: Auslandsquarter) erfolgte über ein Online-Formular. Dazu wurden Motivationsschreiben, beglaubigtes Bachelorzeugnis, Notenübersicht aller bisher erbrachten Studienleistungen (muss von der Hochschule versiegelt direkt an die University of Chicago gesendet werden), Lebenslauf, 55$ Bewerbungsgebühr, TOEFL-Nachweis (mind. 104 Punkte) und eine Kopie des Reisepasses benötigt. Danach wurde ich von der Uni Chicago kontaktiert, um einen Skype-Interviewtermin zu vereinbaren. Dieses Interview ist ganz locker abgelaufen, ich habe gleich zu Anfang eine Zusage fürs Programm bekommen. Der Rest des Interviews war dann mehr darauf ausgerichtet, Organisatorisches und allfällige Fragen abzuklären, sowie mir die Möglichkeiten aufzuzeigen, die man innerhalb dieses Programms hat.

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Kursanmeldung

Das GSAL (Graduate-Student-at-Large) Program ermöglicht es, maximal drei Kurse aus dem kompletten Kursangebot der University of Chicago zu absolvieren (bis auf Kurse an der Med School). Aufgrund des „Class-Crashing“ kann es teilweise enorm schwierig sein, in die Kurse reinzukommen, die man absolvieren will. Daher rate ich jenen, die sich gewisse Kurse an ihrer Heimuniversität anrechnen lassen wollen, eher von einer Bewerbung für dieses Programm ab, oder zumindest genügend Ausweichmöglichkeiten einzuplanen. Zu dem Zeitpunkt, zu dem sich die GSAL-Studenten für Kurse anmelden können, haben sich die Studenten der Uni Chicago nämlich bereits für ihre Kurse angemeldet, sodass man sich quasi nur noch auf Restplätze bewerben kann. Die Kursanmeldung an der Business School erfolgt online und nach dem „first come, first serve“ Prinzip, bei der Anmeldung für Kurse an der Law School muss man den jeweiligen Lehrveranstaltungsleiter kontaktieren und um seine Zustimmung für eine Aufnahme in die LV bitten. Insgesamt empfand ich daher den Anmeldeprozess sehr mühsam, die Koordinatoren des GSAL vor Ort (Chason Dailey und Mary Daniels) sind aber sehr hilfsbereit und haben fast immer Lösungen für allfällige Probleme parat.


Kurse

Ich habe Kurse an der Business School und an der Law School absolviert. Zu Anfang ist mir gleich aufgefallen, dass ich wahrscheinlich in jedem Kurs der jüngste Student war. An beiden Graduate Schools haben die meisten Studenten bereits mehrere Jahre einschlägige Berufserfahrung; Studenten, die sofort nach dem College an eine Graduate School gehen, sind eher selten. Für mich war das aber weniger ein Nachteil als ein Vorteil, da die Kurse durch die Erfahrungen der Studenten stark bereichert wurden und ich so einiges lernen konnte. Ein großer Unterschied zu unserem System an der Uni war für mich auch, dass man an der University of Chicago stark dazu angehalten wurde, regelmäßig mitzulernen. An der Law School musste man sich regelmäßig mit Readings vorbereiten, die dann während der Lehrveranstaltung diskutiert wurden. An der Business School musste man wöchentlich „Hausaufgaben“ (Problem Sets) einreichen. An der Business School wurde auch die Case Method stark forciert (ein Lehransatz, bei dem die Studenten mit einem Fall aus der Praxis konfrontiert werden und dabei die Rolle des Entscheidungsträgers einnehmen). Generell spielt an der University of Chicago Class Participation auch eine sehr große Rolle bei der Leistungsbeurteilung. Die Professoren greifen hierbei auf die sokratische Methode zurück („Cold Calling“) und rufen regelmäßig Studenten auf. Eine Besonderheit bei der Leistungsbeurteilung ist weiters, dass Take-Home-Exams an der University of Chicago stark verbreitet sind, was ich als sehr angenehm empfand, da man die jeweiligen Aufgaben in Ruhe zuhause bearbeiten kann und dabei das Lehrbuch verwenden kann.


Unterkunft

Viele internationale Studenten entscheiden sich dafür, im International House ein Zimmer zu buchen, was ich sehr empfehlen kann. Das I-House hat eine sehr coole und lebhafte Community, es leben sowohl Undergraduate- (vorrangig Amerikaner) als auch Graduate-Studenten (vorrangig Europäer) dort. Durch die Community Fellows (Studenten, die immer wieder irgendwelche Events organisieren) ist im I-House immer was los; vom wöchentlichen Ice-Cream Social, über den wöchentlichen I-Monday (wo man sich in der Küche zusammenfindet und gemeinsam ein typisches Nationalgericht kocht, meistens italienisch oder spanisch), Mexican Night, Museumsbesuche und Filmabende bis hin zu Chicago Bulls-Games ist für jeden was dabei. Das I-House besticht auch durch eine gute Lage (direkt auf dem Campus im Hyde Park), was andererseits aber auch einen Nachteil mit sich bringt: Die South Side von Chicago ist eine eher gefährliche Gegend. Man sollte sich nicht südlich der 60th Street aufhalten oder allzu westlich vom Campus. Es ist auch davon abzuraten, auf offener Straße mit dem Smartphone herumzuspielen oder gar mit der Geldbörse oder Bargeld herumzuwedeln. Während meiner Zeit in Chicago ist niemandem aus dem I-House etwas passiert, es werden jedoch hin und wieder per E-Mail „Security Alerts“ ausgesendet, in denen von Studenten berichtet wird, die auf dem Campus überfallen worden sind. Dennoch halte ich den Campus für sehr sicher, da die Uni Chicago nach dem Vatikan das wahrscheinlich größte Privataufgebot an Polizisten und Securities hat und an jeder Ecke eine Notfallsäule steht, mit der man die Polizei anrufen kann.


Campus

Der Campus der University of Chicago ist riesengroß und genau so, wie man ihn sich von amerikanischen Unis vorstellt: wunderschöne, mit Efeu bewachsene Gebäude mit viel Grünflächen dazwischen. Die Architekten der University of Chicago haben sich stark an den Universitäten Oxford und Cambridge orientiert, weshalb auch einige Gebäude gewissermaßen an Hogwarts erinnern. Das kommt auch auf den T-Shirt Slogans, für die die Uni Chicago sehr berühmt ist, zum Ausdruck: „University of Chicago – because I was waitlisted at Hogwarts“. Es befinden sich auch einige Sehenswürdigkeiten auf dem Campus. Architektonisch besonders sehenswert ist die Lounge des Harper Centers der Business School (sehr hohe Decke, die von sich öffnenden Glassäulen gestützt wird). Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Denkmal Nuclear Energy oder das Robie House, welches von Frank Lloyd Wright entworfen wurde. Zudem gibt es einige Museen auf dem Campus (z.B. das Oriental Institute oder das Smart Museum of Art), die jedenfalls einen Besuch wert sind.


Freizeit- und Ausflugsmöglichkeiten

Entgegen den selbstironischen, teilweise etwas abschreckenden T-Shirt-Slogans der University of Chicago („University of Chicago – where fun comes to die“), bleibt neben dem Studium genügend Freizeit. Chicago ist eine wunderschöne Stadt, die freizeitmäßig enorm viel zu bieten hat. Das Autumn Quarter ist eine sehr gute Zeit, um das Auslandssemester zu absolvieren, da in dieser Zeit sehr viel los ist (Ende der Baseballsaison, sodass man gerade noch Spiele ansehen kann, Beginn der Basketball-/Footballsaison, Halloween, Thanksgiving, Christmas etc.). Berühmt ist Chicago vor allem für seine vielen Sportteams (Cubs, White Sox, Bears, Bulls), einen Spielbesuch kann ich sehr empfehlen. Baseballspiele sind nicht allzu teuer (ca. 25$), dafür aber auch mit der Zeit etwas langweilig. Sehr spannend fand ich das Basketballspiel der Bulls, das ich besucht habe (am besten Preseason-Games anschauen, dann sind die Karten nicht allzu teuer, auch ca. 25$). Gegen Ende meines Aufenthalts habe ich mir auch noch ein Chicago Bears Game angesehen (zwar nicht im Soldier Field, sondern in Cleveland, Karten waren spottbillig, 9$). Footballspiele sind auf jeden Fall sehr sehenswert, Heimspiele der Bears sind aber enorm teuer (ab 100$ aufwärts). Für alle, die es sich trotzdem nicht nehmen lassen wollen, ein Footballspiel anzuschauen: Am Tag des Spiels (wenige Stunden davor) fallen die Kartenpreise meistens sehr drastisch, daher auf Stubhub.com die Kartenpreise verfolgen und dann Instant-Download Karten kaufen.

An Sehenswürdigkeiten hat Chicago natürlich auch sehr viel zu bieten. Mir kam geradezu vor, man kann sich an dieser Stadt kaum satt sehen. Die Aussichtsplattform des Hancock Tower bietet eine atemberaubende Aussicht über die ganze Stadt, ebenso der Sears (Willis) Tower, letzterer hat sogar begehbare Glaskabinen an der Außenfassade. Unbedingt besucht haben muss man auch „the Bean“ im Millennium Park, den Buckingham Fountain und das Adler Planetarium (hierbei ist nicht das Adler Planetarium selbst so faszinierend, sondern der atemberaubende Blick auf die Skyline über den Lake Michigan hinweg, der sich einem dort bietet). Kulturell gibt es ebenso viel zu erleben in Chicago (vom Chicago Theatre über Art Institute (gratis Eintritt für Studenten der UChicago) bis hin zu Field Museum oder Museum of Science and Industry); Nicht zuletzt gibt es in Chicago auch viele kulinarische Besonderheiten: Unbedingt Deep-dish Pizza und Chicago Style Hot Dogs probieren!