10 Aug
Erfahrungsbericht von Cornelius H.

Comenius University - Jessenius Faculty of Medicine

Stadt: Martin
Land: Slowakei
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Medizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 09/2010 bis 08/2016

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Medizinstudium an der “Comenius University Jessenius Faculty of Medicine” in Martin

In Deutschland warten tausende von Studenten auf einen Studienplatz in Medizin, denn für sehr viele stellt der Numerus Clausus eine große Hürde dar, doch gibt es einige Alternativen im Ausland und die Jessenius Faculty of Medicine in Martin ist eine davon. Das Studium dauert auch hier insgesamt 6 Jahre und ist im Großen und Ganzen gleich aufgebaut wie in Deutschland.

Das Bewerbungsverfahren ist ziemlich simpel und unkompliziert, bei Fragen hierzu kann man sich aber jederzeit auch an College Contact wenden. Die Aufnahmeprüfung ist nicht sonderlich schwer, teilweise im Biologieteil etwas abwegige und für Medizin nicht relevante Fragen, dennoch mit etwas Vorbereitung im Grunde gut zu bewältigen.

Möchte man nach dem Vorklinikum nach Deutschland wechseln, so kann man beim zuständigen Landesprüfungsamt erfragen, inwiefern die Studienleistungen angerechnet werden und in welches Semester ein Wechsel möglich ist. Nähere Infos hierzu erteilt immer das Landesprüfungsamt des Bundeslandes, in dem man geboren wurde.

Die Anreise nach Martin erfolgt für mich persönlich immer über den Flug nach Wien, darauf dann mit dem Zug nach Bratislava und dort in den Schnellzug nach Zilina oder auch direkt Martin. Insgesamt ein ziemlich unkomplizierter Ablauf und die Nähe zu Österreich ist hier auch ein klarer Vorteil.

In Martin leben ca. 60.000 Menschen, die Stadt ist insgesamt jedoch ziemlich verschlafen. Zilina, das mit dem Zug in 30 Minuten zu erreichen ist, hat da deutlich mehr zu bieten. Im Sommer kann die Region zum Wandern etc. interessant sein, im Winter bietet die Region Möglichkeiten für alle Arten von Wintersport.

Die Uni ist technisch angemessen ausgestattet und generell übersichtlich, da sich die unterschiedlichen Fachgebiete alle im selben Gebäude befinden. Die Vorlesungen finden jedoch in einem separaten Gebäude statt, welches ca. 10 Minuten entfernt liegt. Die Englischkenntnisse der Professoren und Assistenten sind unterschiedlich, insgesamt aber in jedem Fall akzeptabel und inhaltlich zu verstehen. Als Student wird man in manchen Fächern von Professoren auch mal etwas gefragt, insgesamt steht jedoch deren Vortrag im Vordergrund.

Im Folgenden einige Fächer des ersten Jahres im Detail

Anatomie bedarf wohl den größten Lernaufwand und auch der Schwierigkeitsgrad der Tests ist nicht zu verachten. Der schwerste Test ist im ersten Jahr in Anatomie ist meiner Meinung nach der Abschlusstest der sog. “dissection week“, dieser kann jedoch bei Nichtbestehen wie jeder andere Test auch zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt werden. Gelernt wird der Stoff immer aus einer Kombination von Handouts, Präsentationen und Fachbüchern.

Die Praktika in Chemie sind im ersten Jahr noch ziemlich einfach und anspruchslos. Ähnlich wie Versuche in der Oberstufe am Gymnasium. Für Credit Test und Examen muss/sollte viel gelernt werden. Den Chemie-Vorbereitungskurs würde ich nicht weiterempfehlen, da sich erstens nur um die elementarsten Grundlagen handelt und zweitens diese im späteren Studienverlauf sowieso in Vorlesungen wieder erklärt werden oder man diese auch selber einfach nachschlagen kann. Besser das Geld in gute Fachbücher investieren, da hat man sicherlich mehr davon.

Die Biologie-Praktika gestalten sich folgendermaßen: Theorie wird anhand einer Power Point Präsentation ausführlich erklärt, dann folgen Aufgaben die man zu bearbeiten hat und mit Hilfe derer überprüft wird, ob auch jeder Student alles Wichtige verstanden hat. Biologie-Tests unterteilen sich immer in 3 Teile mit je 30 Multiple Choice fragen. Besteht man einen Teil nicht, so muss nur dieser nicht bestandene Teil wiederholt werden.

Slowakischunterricht hat man dreimal je 90 min pro Woche. Im Vergleich zu anderen Fächern ist der Unterricht eher locker, lernen muss man hier aber selbstverständlich auch immer und am allerbesten regelmäßig. Das Arbeitsbuch ist ziemlich gut und fast jede Unterrichtsstunde orientiert sich daran bzw. ist direkt davon abhängig. Die Tests in Slowakisch sind fair und mit Vorbereitung gut zu bestehen. Man hat natürlich noch einige andere Fächer wie Biophysik (1.Sem), Erste Hilfe (1.Sem), Medizinische Terminologie, Histologie (ab 2.Sem). Auf diese gehe ich jedoch nicht im Detail ein, da es sich mit diesen Fächern ähnlich verhält wie mit den bereits erwähnten.

Vorteile:

  • kleine Gruppen mit max. 8 Personen
  • Ausstattung der Uni ist angemessen
  • gute Zugverbindungen innerhalb der ganzen Slowakei
  • in 4 ½ Stunden in Wien (Zug); mit dem Auto schneller
  • Aufnahmeprüfung gut machbar

Nachteile:

  • Studiengebühren
  • slowakische Sprache ist nicht gerade einfach zu verstehen/lernen
  • verschlafene Stadt
  • rücksichtloser Straßenverkehr

Im Großen und Ganzen kann ich das Medizinstudium an der JFMED weiterempfehlen. Für mich kam es nicht in Frage auf einen Studienplatz längere Zeit zu warten und ein privat finanziertes Studium hat nicht immer nur Nachteile, gerade was die Studienbedingungen angeht.

Überfüllte Vorlesungssäle, wie in Deutschland im Vorklinikum teilweise üblich, kennt man hier jedenfalls nicht.