26 Mär
Erfahrungsbericht von Lisa G.

Universidad de Chile - Facultad de Economia y Negocios


Stadt: Santiago de Chile
Land: Chile
Kontinent: Südamerika
Studienrichtung: Wirtschaft
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 07/2013 bis 12/2013

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

1. Anreise und Vorbereitung

Da es sich bei meinem Auslandssemester um ein Pflichtauslandssemester handelte, stand früh für mich fest, dass ich dieses in einem spanischsprachigen Land verbringen möchte, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Da meine Hochschule in diesem Bereich keine Partnerhochschulen hatte, entschloss ich mich, als „Freemover“ ins Ausland zu gehen und stieß dabei auch auf College Contact. Auf der Homepage von College Contact entdeckte ich auch die FEN (Facultad de Economía y Negocios) und nach einigen Recherchen stand meine Entscheidung fest: Es sollte nach Chile gehen. Die Gründe hierfür waren neben der Sprache relativ simpel: Chile gilt als eines der sichersten Länder in Südamerika und verfügt zudem über eine gute Infrastruktur und wunderschöne Landschaften. Glücklicherweise erhielt ich - auch dank College Contact- schnell eine Bestätigung und die Planung konnte beginnen. Zu erreichen ist Chile aus Deutschland leider nicht direkt, sodass es meist nur Flüge mit Zwischenlandung in den USA, Spanien oder Brasilien gibt. Die Flugpreise variieren je nach Saison stark, man sollte allerdings zwischen 800-1300 Euro einplanen. Einreisen kann man mit einem Touristenvisum, jedoch bedeutet dies, dass man alle 3 Monate aus Chile aus- und wieder einreisen muss, um dann bei der Einreise ein neues Visum zu erhalten. Das Touristenvisum muss nicht vorher beantragt werden, ist recht unkompliziert und wird deswegen von der Uni auch empfohlen.

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Die FEN gehört zu einer der angesehensten Wirtschaftsuniversitäten Südamerikas und ist dementsprechend auch ein beliebtes Ziel für Austauschstudenten. In meinem Jahrgang gab es ca. 120 Austauschstudenten, von denen wiederum ungefähr 30 ebenfalls aus Deutschland kamen. Die FEN bietet sowohl ausreichend Kurse auf Spanisch, als auch in englischer Sprache an. In der Regel werden von Austauschstudenten vier Kurse belegt, welche in meinem Fall äquivalent zu 30 ECTS des europäischen Systems stehen (jedoch handhabt jede Hochschule dies anders). Da ich durch mein Bachelorstudium bereits ausreichende Spanischkenntnisse hatte, habe ich mich dazu entschlossen, zwei Kurse auf Englisch und zwei Kurse auf Spanisch zu belegen. Meine Kurse waren Marketing Digital, Creación de nuevas empresas, International Management und Latin America in World’s Affairs. Dies hat sich auch rückblickend als gute Entscheidung erwiesen, denn insbesondere durch die spanischen Kurse konnte ich meine Sprachkenntnisse deutlich verbessern und habe die Gelegenheit bekommen, häufiger mit chilenischen Studenten zusammen zu arbeiten.
Generell unterscheidet sich das Universitätssystem in Chile jedoch in wesentlichen Punkten vom deutschen. Insgesamt sind die Vorlesungen verschulter und mündliche Mitarbeit sowie die Anwesenheit spielen eine wichtige Rolle. Während des Semesters sind viele Präsentationen, Fallstudien, Tests etc. zu erledigen, sodass sich nur bei langfristiger Planung Möglichkeiten ergaben, außerhalb von Santiago zu verreisen und Land und Leute kennenzulernen.
Darüber hinaus dauert der chilenische Bachelor (Pregrado) 5 Jahre, was dazu führte, dass ich ausschließlich Pregrado Kurse aus den letzten beiden chilenischen Studienjahren besucht habe, welche dann dementsprechend gleichwertig zu meinen deutschen Masterkursen waren.
Von der Universität wird ebenfalls ein Spanischkurs angeboten, welchen ich aufgrund des Kostenfaktors nicht besucht habe und welcher leider auch nicht besonders qualitativ hochwertig war (jedoch hat die Dozentin die Universität nach diesem Semester verlassen, sodass diese Aussage wahrscheinlich nicht länger zutreffend ist).
Insgesamt ist die Betreuung an der FEN hervorragend, das International Office ist sehr darum bemüht, die Studenten in jeder Hinsicht zu unterstützen und stand immer als Ansprechpartner zur Verfügung. Zudem wurden seitens der Uni viele Ausflüge in und um Santiago (häufig sogar kostenlos) angeboten, welche ich gerne wahrgenommen habe und die sich alle gelohnt haben. Zudem wurde einmal pro Monat ein chilenischer Filmabend angeboten, um den Austauschstudenten die Möglichkeit zu geben, auch diese Seite der chilenischen Kultur kennenzulernen.
Hinsichtlich des Hochschulsports gibt es relativ viele Angebote, die immer schnell ausgebucht sind, da alle chilenischen Studenten verpflichtend Sportkurse belegen müssen. (Achtung, wenn man einen solchen Kurs belegt, sollte man sich ebenfalls darauf einstellen Anwesenheitspflicht zu haben und auch ein Midterm Exam schreiben zu müssen). Zudem gibt es ein kostenloses Fitnessstudio, welches jedoch auch - je nach Tageszeit - zeitweise sehr voll war.


3. Das Leben in Santiago

Santiago an sich ist keine Stadt, die sich durch ihr besonderes Flair oder besondere Sehenswürdigkeiten auszeichnet. Insbesondere im chilenischen Winter (Juni, Juli, August) ist die Stadt sehr grau und der Smog manchmal wirklich schwer zu ertragen. Ab September wird das Wetter aber deutlich besser und ist sehr konstant mit nur wenigen Regentagen.
Mir persönlich hat es in Santiago allerdings sehr gut gefallen und ich habe mich zu jeder Zeit wohl und sicher gefühlt. Gleichzeitig sollte man sich natürlich bewusst sein, dass man sich in Südamerika befindet und daher wichtige Wertgegenstände z.B. beim Weggehen eher zu Hause lassen und im Zweifelsfalle ein Taxi nach Hause nehmen. Generell kam mir die Kriminalität in Santiago ähnlich „schlimm“ vor wie in jeder anderen europäischen Großstadt auch und man lernt schnell, welche Gegenden man insbesondere nachts eher meiden sollte. Gerade das Ausgehviertel Bellavista gilt nachts als recht unsicher, ich bin jedoch auch häufiger von dort bis nach Hause gelaufen und hatte nie irgendwelche Probleme.
Zum Wohnen eignen sich insbesondere die Gegenden Santiago Centro und Providencia, gerade wegen ihrer unmittelbaren Nähe zur Uni. An Miete muss man monatlich ca. 170.000 – 200.000 chilenische Pesos (ca. 250-300 Euro) einplanen. Zudem ist es empfehlenswert, sich die ersten Tage im Hostel einzuquartieren und erst vor Ort ein Zimmer zu suchen, da viele Zimmerausschreibungen leider mehr versprechen, als sie tatsächlich halten. Die wichtigste Seite bei der Zimmersuche ist wohl compartodepto.cl. Dort kann man sich ein Profil anlegen und wird anschließend von Angeboten nahezu überschüttet. Je nach Ansprüchen ist es also relativ leicht, ein Zimmer zu finden.
Generell ist Chile ein recht teures Land, sodass die monatlichen Lebenshaltungskosten schon relativ hoch lagen. Verglichen mit Deutschland variieren die Preise stark, so ist beispielsweise eine Fahrt mit dem Taxi wesentlich günstiger, Einkäufe im Supermarkt dagegen sind eher teurer. Obst und Gemüse sollte man daher immer auf einem der Märkte kaufen, da diese dort nicht nur besser schmecken, sondern auch viel billiger sind (hier empfiehlt sich z.B. La Vega, der wohl bekannteste Markt in Santiago).
Zum Ausgehen eignet sich (wie gesagt) insbesondere das Partyviertel Bellavista, es finden jedoch auch regelmäßig Partys an der Uni statt. An dieser Stelle sollte man wohl auch die einmal die Woche stattfindende Party „Miércoles Po“ erwähnen, die speziell für die Internationals in Santiago geschaffen wurde.
Ein kleiner Minuspunkt ist für mich das chilenische Spanisch, welches nicht sehr leicht zu verstehen ist. Ich hatte vor meiner Ankunft in Chile bereits einige Jahre Spanisch gelernt, habe jedoch anfangs überhaupt gar nichts verstanden. Die Chilenen haben sehr viele „Modismos“ (Slangwörter), welche wahrscheinlich ganze Wörterbücher füllen könnten. Die Wichtigsten (cachai?, carrete, chela, weon, bakan..um nur mal ein paar zu nennen) hat man aber relativ schnell drauf. Hinzu kommt, dass die Chilenen unglaublich schnell sprechen und stark nuscheln, sodass die Kommunikation manchmal wirklich frustrierend ist (allerdings habe ich zum Beispiel die Profs in der Uni immer gut verstanden, diesbezüglich sollte man sich also keine Sorgen machen). Ansonsten gilt es wohl, nicht einfach den Kopf in den Sand zu stecken, früher oder später geht es schon irgendwie, es braucht halt nur das nötige Durchhaltevermögen.


4. Reisen

Wer sich für ein Auslandssemester in Südamerika entscheidet, sollte auf jeden Fall die Möglichkeiten nutzen, möglichst oft zu verreisen. Leider gibt es keine Low Cost Airlines in Südamerika (allerdings hat LAN Chile auch öfter mal gute Angebote), dafür aber ein sehr gut ausgebautes und recht günstiges Reisebusnetz, welches einen in alle Teile des Kontinents bringt. Die Qualität dieser Reisebusse ist in der Regel (nach Land variierend) sehr hoch und es wird teilweise warmes Essen serviert, Filme gezeigt etc. In Santiago gibt es 2 Busterminals (Alameda und San Borja) und man sollte beim Kauf des Tickets dringend darauf achten, von welchem der Terminals man abfährt.
Santiago zeichnet sich insbesondere durch seine vorteilhafte Lage zwischen den Anden und dem Meer aus. In unmittelbarer Nähe von Santiago liegen die Städte Valparaíso und Viña del Mar (am Meer) sowie gleichzeitig Ski- und Wandergebiete in den Anden. Alleine an diesem Beispiel wird die Vielfalt von Chile deutlich: mit 4000 km Länge, angefangen von der Atacamawüste im Norden bis zum Nationalpark Torres del Paine mit Gletschern und Seen im Süden, gibt es viel zu sehen und zu entdecken. Neben Chile habe ich ebenfalls Peru, Bolivien, Argentinien und Brasilien besucht. Wer bezüglich dieser Ziele irgendwelche Tipps braucht, darf sich natürlich gerne bei mir melden.


5. Fazit

Abschließend möchte ich jeden ermutigen, sich für ein Auslandssemester in Chile zu bewerben. Es lohnt sich und ermöglicht euch eine einmalige Chance, die ihr niemals bereuen werdet. Die Chilenen sind sehr stolz auf ihr Land und jederzeit freundlich und hilfsbereit. Vielen Dank auch an College Contact, die mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden und für einen reibungslosen Ablauf des Semesters gesorgt haben. Ich hatte eine tolle Zeit, habe Spanisch gelernt und viele tolle Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt. Also traut euch!