7 Okt
Erfahrungsbericht von Janina H.

Universidad de Chile - Facultad de Economia y Negocios


Stadt: Santiago de Chile
Land: Chile
Kontinent: Südamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 02/2013 bis 07/2013

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitung

Für mich war von vornherein klar, dass ich in ein spanischsprachiges Land möchte. Spanien war mir zu nah, also ab nach Südamerika. Um hier in ein relativ sicheres Land zu gehen, fiel die Entscheidung zwischen den beiden sichersten Ländern, Chile und Argentinien. Überzeugt haben mich hierbei die wahnsinnigen Unterschiede der chilenischen Landschaft – so etwas wollte ich einfach selbst erleben. Da meine Fachhochschule selbst keine Partnerhochschulen in Südamerika vorweist, habe ich mich dazu entschieden, die Bewerbung über College Contact laufen zu lassen. Meine Fragen wurden immer direkt beantwortet und auch die Organisation lief super. Direkt nach der Zusage der Uni habe ich die wichtigsten Informationen von Stephanie aus dem International Office erhalten, d.h. alles zum Studienbeginn, Einführungsveranstaltungen, Wohnmöglichkeiten oder auch einen Language Partner, der dir zunächst zur Seite stehen soll, um Chilenen und den Campus kennenzulernen.

Der Vorteil von Chile ist, dass du in der Regel kein Visum benötigst. Bei der Einreise erhält man direkt ein kostenloses Touristenvisum, welches für 90 Tage gilt. Sobald man danach einmal aus- und wieder einreist, wird dieses erneut erstellt. Mir persönlich war diese Variante lieber als ein Studentenvisum, welches man für ca. 150€ beantragen kann, da man das gesparte Geld dann besser in das Reisen investieren kann. 

Schon Fernweh bekommen?

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Die FEN zählt in Chile zu der Top-Fakultät für Wirtschaft und genau das lassen sie sich auch während des Studiums anmerken. Das Studium ist anspruchsvoll, aber abwechslungsreich gestaltet. Man lernt viel und durch viele außerstudentische Aktivitäten und Veranstaltungen der studentischen Organisationen, hat man viele Möglichkeiten, Chilenen auch außerhalb des Vorlesungssaals kennenzulernen.

Ich habe die Kurse „Recursos Humanos“ (Personalmanagement), „Marketing“, „Clínica Microempresas“ (eine Art Unternehmensberatung für Kleinunternehmen) und „Creación de Nuevas Empresas“ (Unternehmensgründung) gewählt. Diese waren alle super herausfordernd, aber haben mich in meinem Studium sehr viel weiter gebracht als manche Vorlesungen in Deutschland. Da ich mich nur für spanische Kurse eingeschrieben habe, stand ich vor einer noch größeren Herausforderung: Das chilenische Spanisch ist nämlich nicht so wie man das Spanisch z.B. in der Schule lernt. Die Chilenen verschlucken Buchstaben und erfinden einfach ganz neue Wörter, aber daran gewöhnt kann man sich schnell. Um sein Spanisch zu verbessern empfehle ich das auf jeden Fall, da das Englisch teilweise schwieriger zu verstehen ist als das Spanisch.
Die Prüfungsleistungen sind je nach Kurs unterschiedlich. Allerdings gibt es zwei Wochen midterms und final exams, die in den meisten Vorlesungen Klausuren erfordern. Meistens kommen hier noch (überraschende) Kontrollen im Unterricht, mündliche Prüfungen oder kleine Tests hinzu (in Clínica Microempresas hatten wir z.B. durchgehend ein Projekt, das mit abschließenden Hausarbeiten als Prüfungsleistung gezählt hat). Insgesamt muss man regelmäßig die Vorlesungen vorbereiten, viel lesen und Case Studies bearbeiten.

Für diejenigen, die zusätzlich ihr Spanisch verbessern oder von vorne anfangen möchten, kann in der Einführungswoche noch ein Spanischtest absolviert werden. Allerdings haben mir die Teilnehmer gesagt, dass man nicht so viel lernt. Ich empfehle euch, einfach viel mit Chilenen zu unternehmen, damit man gezwungen ist die Sprache zu sprechen. Mir hat das ziemlich viel geholfen.

Die Universidad de Chile bietet außerdem eine Vielzahl an Sportkursen an. Neben Yoga und Klettern gibt es z.B. einen Kurs für typisch lateinamerikanische Tänze. Zudem kann man jederzeit das Fitness-Studio auf dem Campus kostenlos nutzen.

Was ich ziemlich beeindruckend fand, vor allem wenn man aus Deutschland kommt, dass der Kontakt zu den Professoren sehr freundschaftlich und „nah“ ist. Es ist keine Seltenheit, dass man sie mit Küsschen auf die rechte Wange begrüßt. Für mich eine ganz neue, aber durchaus positive Erfahrung.


Santiago & Wohnen

In Santiago spielt sich das Leben ab, was besonders daran liegt, dass der Großteil der Chilenen in dieser Stadt wohnt. Man merkt schon ein gewisses Großstadt-Feeling. Da die Stadt allerdings, genau wie in den USA, in Quarter aufgeteilt ist, findet man sich relativ leicht zurecht. Für mich wäre Santiago vielleicht nicht auf Dauer etwas, da vor allem der Smog, der ständig über Santiago liegt, ihre Schönheit mindert. Aber mit der chilenischen Mentalität und dem vielfältigen Nachtleben ist das schon wieder vergessen ;) Neben typischen Bars mit lateinamerikanischer Musik und Salsatheken, ist für jeden Musikgeschmack etwas dabei. Der Großteil befindet sich dabei im feierlustigen Viertel Bellavista. Besonders für Frauen ist auch noch das Barrio Patronato interessant: Also wer immer mal günstig shoppen gehen wollte…

Was die Preise angeht, ist Chile erstaunlich teuer. Auch wenn man bei lateinamerikanischen Ländern eher an ein niedriges Preisniveau denkt, ist Chile preislich Deutschland sehr ähnlich. Kosmetikartikel sind dabei sogar noch teurer als in Deutschland. Auch was die Mietpreise angeht, kann man nichts allzu günstiges erwarten. Zum Wohnen empfehlen sich die Barrios Providencia, Bellavista oder Santiago Central. Sucht man sich eine WG, kann man schon mit den gleichen Mietpreisen wie in Deutschland rechnen. Allerdings gibt es auch sogenannte Casas de Estudiantes mit ca. 8-14 Personen, in denen viele meiner Kommilitonen gewohnt haben. Dabei kann man sich sicher sein, dass es immer die eine oder andere Hausparty gibt, allerdings sind diese meistens nur von Internationals bewohnt, sodass man viel mehr Englisch als Spanisch spricht. Ich selbst habe in einer WG mit zwei Chilenen gewohnt, direkt in Santiago Centro. So konnte ich viel über die chilenische Kultur, die chilenische Küche und die chilenischen Wörter lernen, also sehr empfehlenswert.


Reisen

Wer nach Chile reist, sollte auf jeden Fall Zeit und Geld mitbringen. Es gibt einfach ein paar Ziele, die sind Pflicht, wenn man in Chile ist. Neben Patagonien und San Pedro de Atacama, um komplette Gegensätze zu nennen, sind auch Orte wie Pucón oder die Isla de Chiloé einfach wunderschön. Ich habe mich z.B. gezielt für Chile entschieden, da mich die Landschaft so sehr interessiert hat und ich wurde nicht enttäuscht. In der Uni hilft auch besonders der International Student-Bonus. Die meisten Professoren verstehen, dass Reisen während eines Auslandssemesters dazugehört und dass dann auch die Anwesenheitspflicht nicht unbedingt eingehalten werden muss ;)

Man sollte jedoch auch daran denken, dass Reisen in Südamerika sehr langwierig ist. Wenn man von Santiago nach San Pedro in den Norden fährt, kann man schon 24h für die Busfahrt einplanen, also einfach zwischenzeitlich mal bei Flügen schauen, die sind häufig billiger und eindeutig schneller.

Da ich leider nach dem Studium nicht mehr so viel Zeit hatte, habe ich es in meinem Auslandssemester lediglich nach Argentinien und Bolivien geschafft, aber das war die Reise eindeutig wert. Wenn Bolivien auf dem Plan steht, auf jeden Fall die dreitägige Jeeptour von San Pedro de Atacama zum Salar de Uyuni machen. Die Höhe Bolivien zeigt sich zwar deutlich, wenn man die erste Nacht in 5000m Höhe verbringt (manchmal auch in Form einer Höhenkrankheit), aber die Landschaften sind einfach atemberaubend. Wenn man dann noch ein Freund von Adrenalin und Sport ist, unbedingt die „Death Road“ in La Paz mit dem Mountainbike runterfahren.


Fazit

Ich kann einfach nur jedem Südamerika empfehlen. Für mich war es die wertvollste und schönste Erfahrung bisher. Da ich mit dem Ziel nach Chile gekommen bin, um mein Spanisch zu verbessern, habe ich mich gezielt nach einer spanischsprachigen WG umgeschaut und besonders viel mit Chilenen unternommen. Es konnte mir nichts Besseres passieren und ich empfehle es jedem. Denn nur, wenn man viel Zeit mit den Einheimischen verbringt, erlernt man auch deren Kultur und Sprache.

Falls jemand befürchtet, Heimweh zu bekommen, einfach in den Süden reisen, da gibt es viel deutschen Einfluss: Restaurants mit deutschen Namen und Essen und selbst ein deutsches Dorf, Frutillar.

Also, ab nach Chile und eine geniale Zeit verbringen. Ganz viel Spaß dabei!