16 Mär
Erfahrungsbericht von Clarissa S.

Vancouver Island University


Stadt: Nanaimo
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studientyp: Academic Gap Year
Zeitraum: 09/2021 bis 12/2021

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Meine Zeit in Kanada war eine wirklich spannende Erfahrung für mich. Ich habe in der Zeit super viel über mich, meine Interessen und meine Wünsche für die Zukunft gelernt, weswegen ich so einen Auslandsaufenthalt nur weiterempfehlen kann. Ich muss zwar zugeben, dass die vier Monate anders verlaufen sind, als ich sie mir vorgestellt hatte, aber trotzdem bin ich rückwirkend froh, dieses Abenteuer durchlebt zu haben.

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Vancouver Island

Es ist mir unendlich schwergefallen, mir eine Universität auszusuchen, an der ich mein Academic Gap Semester absolvieren wollte. Es standen so viele Länder, Städte und Unis zur Auswahl, was bei mir zu einer dezenten Überforderung geführt hat. Am Ende waren es aber drei Dinge, die mich von Kanada und letztendlich auch von Vancouver Island überzeugt und dann auch vor Ort begeistert haben. Zuallererst die unfassbar offene und freundliche Art der Kanadier. Die Menschen sind sehr hilfsbereit, höflich und gesprächig. Man braucht also keine Angst zu haben, Leute, egal ob auf der Straße oder an der Uni, anzusprechen, wenn man eine Frage hat oder Hilfe braucht. Und es sind die kleinen Dinge, wie, dass man sich beim Aussteigen aus dem Bus bedankt, von Nachbarn einfach angequatscht oder in Geschäften freundlich begrüßt und zuvorkommend beraten wird, die einem im Alltag immer wieder gute Laune bescheren.

Das zweite Argument, das für Kanada gesprochen hat, war die wunderschöne Natur. Schon als ich aus dem Flugzeugfenster die ersten Blicke auf Vancouver Island erhaschen konnte, habe ich das kanadische Flair direkt gespürt. Berge, Seen und Nadelbäume – so hatte ich mir Kanada vorgestellt und auf Bildern angeschaut und genauso sah es auch aus. Meine Vorfreude war riesig. Im Laufe der Monate hat sich dieses Bild dann noch weiter bestätigt, aber dazu später mehr. Das was mich letztendlich dazu bewegt hat, nach Nanaimo und an die VIU zu gehen, waren zum einen das breite Angebot an Kursen der Universität, und zum anderen das alltägliche Leben in einer kanadischen Kleinstadt, welches sich voraussichtlich von dem Großstadttrubel, wie ich ihn aus meiner Heimatstadt Hamburg gewohnt war, stark unterscheiden würde. Ich wollte etwas Neues, eine Veränderung. Und genau das habe ich auch bekommen: Nanaimo ist eine süße kleine Vorstadt. In „Downtown“ (das Viertel am Hafen) gibt es ein paar Restaurants und vereinzelt auch Bars sowie verschiedene Geschäfte, die man aber an einem Nachmittag oder Tag gut alle abklappern kann und drum herum befinden sich Wohnviertel. Im Nachhinein muss ich zugeben, dass der Ort für mich persönlich tatsächlich zu unaufregend und unspektakulär war, da man eben außer ein paar Naturaktivitäten wenig unternehmen kann. Den Kontrast zu meiner Heimatstadt, den ich mir gewünscht hatte, habe ich aber definitiv bekommen.


Freizeitgestaltung

In Nanaimo selbst gibt es verschiedene Seen (siehe Bilder) und Wasserfälle wie man sie von Postkarten kennt. Für Naturliebhaber ist das wirklich perfekt. Die Berge bieten die Möglichkeit für Wandertouren und versprechen einen klasse Ausblick, wenn man sie bis zur Spitze erklimmt und am Hafen kann man zum Beispiel Kajaks mieten. Ich selbst bin eigentlich keine besonders große Outdoor-Activity-Liebhaberin, aber ich war wirklich beeindruckt von der Schönheit, die die Insel zu bieten hat und habe mehrere Male meine Runden um einen der Seen gedreht, bin durch die fast dschungelartigen Wälder spaziert oder auch einfach durch die Nachbarschaft gelaufen und dabei immer wieder auf kleinere Seen gestoßen.

Und auch außerhalb von Nanaimo gibt es einiges zu erleben. Bekannte von mir haben Whale-Watching und Bären-Touren gemacht und es gibt viele alte kleine Städtchen, die es sich lohnt anzugucken. Allerdings muss ich sagen, dass hierbei ein Auto sehr von Vorteil ist, da die Busverbindungen raus aus Nanaimo etwas unregelmäßig und unpraktisch sind.

Auch ein Tipp meinerseits ist es, sich im Vorfeld über das Alkoholalter zu informieren – in BC liegt es zum Beispiel bei 19. Die Kanadier sind bei diesem Thema sehr streng und, da ich zum Zeitpunkt meines Aufenthalts erst 18 war, fielen Clubs und Bars für mich leider weg. Was mir auch sehr gefallen hat, war die schnelle Verbindung aufs Festland beziehungsweise nach Vancouver. Mit Fähre und Bus ist man in gut zwei bis zweieinhalb Stunden in Vancouver. Einen Trip dorthin kann ich auch nur mehr als empfehlen.


Vancouver Island University

An der VIU hatte ich die Kurse Psychologie, Global Studies, English (Academic Writing) und Management belegt. Das man bei dem „Exploratory Studies“-Studiengang die Möglichkeit hat, in verschiedenste Bereiche zu schauen, ist super spannend. Allerdings sollte man wissen, dass dadurch, dass man seine Kurse eben nicht immer wieder mit den gleichen Leuten hat und sich auch beispielweise nicht als reine Psychologie-Studentin identifizieren kann, es auch schwerer fällt, Kontakte zu knüpfen. Außerdem sind viele der Kurse eher in Schulklassengröße, sprich circa 30 Leute. Das ist auf der einen Seite schön, weil es nicht so anonym ist, auf der anderen Seite beschränkt sich damit aber eben auch die Anzahl an Leuten, die man am Anfang kennenlernen kann, auf diese 30 Leute. Was ich auch schade fand, war, dass es kaum Ersti-Veranstaltungen gab. Es kann natürlich sein, dass das durch Corona sehr viel eingeschränkter und online-basierter war als normalerweise, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, dass die Unis in Deutschland beispielsweise deutlich mehr dafür tun, dass sich die neuen Student*innen untereinander kennenlernen können.

Generell muss ich aber sagen, dass der Campus wirklich schön ist. Besonders die Bibliothek war mein persönliches Highlight, denn diese hat große Fensterfronten, die einen super schönen Blick bis zum Hafen und auf die Berge ermöglichen (siehe Bilder). Und auch die Professoren und sonstigen Mitarbeiter der Uni waren immer freundlich und hilfsbereit.


Gastfamilie

Den letzten Punkt, den ich hier in meinem Bericht noch einbringen wollte, ist meine Unterbringung. Ursprünglich wollte ich in das Studentenwohnheim auf dem Campus der VIU, wo ich allerdings nicht angenommen wurde (es empfiehlt sich, einen Blick auf die Bewerbungsfristen zu werfen und sich möglichst früh zu bewerben!!!). Daraufhin habe ich mich dann entschieden, in eine Gastfamilie zu gehen. Generell würde ich diese Option auch weiterempfehlen, denn man hat Gesellschaft und man bekommt einen Einblick in das kanadische Alltagsleben, welches sich doch stark von dem deutschen Lifestyle unterscheidet. Allerdings sollte einem bewusst sein, dass man natürlich insgesamt mehr Regeln zu befolgen hat (generelle Homestay-Regeln sowie die der Gastfamilie) und, dass die Gastfamilie möglicherweise selbst einen sehr stressigen, vollen Alltag hat, so dass sie wenig Ausflüge mit einem machen und Zeit mit einem verbringen kann. Zudem kann es meiner Erfahrung nach etwas anstrengend und beklemmend sein, auf so engem Raum zusammen zu leben, wenn man nicht komplett auf einer Wellenlänge ist.

Entscheidet man sich für eine Gastfamilie, sollte man offen für alles sein beziehungsweise bereit sein, einen anderen Lebensstil zu adaptieren. Wer lieber in seiner Komfortzone bleiben und ein Stück des vertrauten Alltags mitnehmen möchte, dem würde ich eher ein privates Zimmer beziehungsweise das Studentenwohnheim empfehlen.