6 Nov 2023
Hochschule des Monats

“Das macht Wellington wirklich anders” - Dr. Petra Butler von der Faculty of Law im Interview

Petra Butler ist selbst für ein LL.M. nach Neuseeland gezogen und lehrt jetzt selbst an der Faculty of Law.

Die Victoria University of Wellington ist ein idealer Ort, um einen LL.M. zu absolvieren: Sie hat ein Spitzenranking, eine Stadt mit einer tollen Lebensqualität in einem echten Sehnsuchtsland, ein starkes Alumninetzwerk und noch vieles mehr.

Wenn du mit dem Gedanken spielst, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und dein Jurastudium mit einem LL.M. im Ausland zu bereichern, hast du aber sicher noch viele Fragen: Wie läuft so ein Master of Law im Ausland ab? Was kann man davon erwarten? Worauf sollte man achten?

Dr. Petra Butler ist selbst aus Deutschland nach Neuseeland gekommen, lebt mittlerweile dort und lehrt an der Faculty of Law in Wellington. Sie hat uns diese Fragen im Interview beantwortet.


College Contact:
Kannst du das LL.M.-Programm der Victoria University of Wellington einmal kurz vorstellen?

Petra:
Den LL.M. bieten wir in verschiedenen Formen an –ich glaube, darüber sprechen wir später noch mehr – aber im Grunde besteht er darin, Kurse zu belegen und die Möglichkeit zu haben, verschiedene Fächer, die man im Studium vielleicht nicht verfolgt hat oder die nicht angeboten wurden, nochmal zu vertiefen. Wir haben auch noch den Master of International Trade, den man bei uns machen kann. Außerdem bieten wir Praktika an, was auch besonders ist.


Wellington bietet nicht nur hervorragende Studienbedingungen, sondern auch eine wunderschöne Kulisse.

College Contact:
Was macht das LL.M. Programm für Internationale und speziell auch für deutsche Studierende interessant? Warum ist gerade Wellington deiner Meinung nach ein guter Standort dafür?

Petra:
Für einen LL.M. spricht grundlegend, dass man damit die Fähigkeit erwirbt, sich auf Englisch, vor allem juristischem Englisch, schriftlich und mündlich gut auszudrücken, darin routiniert zu werden und das später auch nachweisen zu können. Das ist grundsätzlich das Gute an jedem LL.M. Programm.

Was macht es aber gerade in Wellington ganz besonders? Das sind zwei Sachen.

Einmal – das hatte ich ja schon erwähnt – bieten wir einen LL.M. Programm an, das mit einem Praktikum verbunden werden kann. Dabei wendet man diese fachspezifische Sprache schriftlich und mündlich an, und zwar in der tatsächlichen Arbeitswelt, wie jeder andere englischsprachige Jurist auch. Diese praktische Erfahrung ist einiges wert.

Das andere, was Wellington auch noch besonders macht, ist dass die Victoria University eine Hauptstadtuniversität ist. Die Fakultät ist direkt gegenüber vom Parlament, gegenüber vom Hauptregierungsgebäude, gegenüber vom Supreme Court auf der anderen Seite und dem High Court of Appeal auf der anderen Seite. Ich habe auf jedem Kontinent und vielen Ländern unterrichtet. Ich war an vielen Universitäten, aber ich habe keine andere juristische Fakultät erlebt, die so verflochten ist, mit dem was Jura ja eigentlich ausmacht – mit der Regierung, mit den Gerichten, mit dem Parlament… man trifft auch andauernd Richter bei uns in den Korridoren, weil sie hier Gastvorlesungen halten. Wir hatten auch einmal den [neuseeländischen] Verteidigungsminister da, der exklusiv für die anwesenden Studierenden die Strategie der damaligen Regierung aufgedröselt hat. Das macht Wellington wirklich anders als die meisten Universitäten, die ich erlebt habe. 


College Contact:
Gibt es Spezialisierungsmöglichkeiten und wenn ja, welche?

Petra:
Der Master of International Trade ist interdisziplinär, weswegen in diesem Studiengang sowohl Juristen und Nicht-Juristen zu finden sind. Auf der nicht-juristischen Seite vom internationalen Handel macht man dann eben auch Wirtschaftswissenschaften, bestimmte Naturwissenschaften, die für WTO-Handel wichtig sind, sowie weitere relevante Themen wie Zollbestimmungen. Das ist also eine Möglichkeit.

Innerhalb des LL.M. bieten wir noch keine Spezialisierungsmöglichkeiten an, aber wir sind stark im Völkerrecht und im internationalen Handelsrecht und internationalen Privatrecht und ganz besonders im Umwelt- und Klimaschutzrecht. Wir bieten wahrscheinlich ab Mitte nächsten Jahres oder spätestens 2025 auch einen Master in Construction Law an, also in Baurecht und allem, was damit zu tun hat.


Die Innenstadt Wellingtons liegt um eine Bucht herum und ist sehr kompakt.

College Contact:
Wie sehen die Zulassungsvoraussetzungen aus und für wen eignet sich das Programm deiner Meinung nach besonders? 

Petra:
Es eignet sich für alle, die interessiert daran sind, das Common Law, also das englische Recht, kennenzulernen. Dieses neue Recht nicht nur auswendig zu lernen, sondern auch in der Beschäftigung mit dem Common Law die eigenen juristischen Ansätze zu überprüfen. Weil es da zum Teil ganz andere Prinzipien gibt. Ist das, was wir hier eigentlich machen, wirklich das Beste vom Besten? Oder gibt es andere nachahmenswerte oder zumindest bedenkenswerte Ansätze? 

Außerdem ist es natürlich eine klasse Gelegenheit für alle, die ein neues Land und neue Leute kennenlernen möchten. Alle, die ein kleines Abenteuer erleben möchten – für die ist das natürlich super.

Was die Voraussetzungen angeht… Da sollte zunächst gesagt sein, dass man für den LL.M. bei uns kein Jurist sein muss. Wir verlangen eigentlich ein „B Average“, also ein Ergebnis von mindestens 6.57 im ersten oder zweiten Staatsexamen. Wir haben aber auch schon Studierende zugelassen, auch wenn sie einen niedrigeren Schnitt hatten, wenn sie einen interessanten Lebenslauf hatten und wir voraussehen konnten, dass sie das Programm bei uns erfolgreich abschließen. Was wir primär vermeiden wollen, ist jemanden anzunehmen, bei dem wir keine guten Erfolgschancen sehen und eine Zusage eine Art „setup for failure“ wäre. Das wollen wir, auch im Sinne der Studierenden, auf keinen Fall.

Wenn jemand aber zum Beispiel im Erasmus-Programm schon im englischsprachigen Ausland war und gute Englischkenntnisse nachweisen kann oder viele Praktika gemacht hat, sind das positive Faktoren. Wir achten in der Annahme von Bewerber*innen dann eher auf das Gesamtbild.


College Contact:
An der VUW gibt es ja nicht nur einen LL.M., sondern mehrere – den LL.M. by Coursework, den LL.M. by Thesis, den LL.M. by Dissertation and Coursework. Was kann man sich darunter vorstellen und sind alle diese Varianten für internationale Studierende gleichermaßen geeignet?

Petra:
LL.M. by Thesis ist wahrscheinlich am ehesten zu vergleichen mit einer kleinen Doktorarbeit. Das kommt aber drauf an, weil es ja auch innerhalb Deutschlands Unterschiede gibt.

Letztlich besteht ein LL.M. by Thesis in einer Einreichung von etwa 70.000 Wörtern, also schon relativ viel. Zum Vergleich: bei uns umfasst eine Doktorarbeit etwa 100.000 Wörter. Also eine dünne Doktorarbeit ist die Thesis schon. Das bietet sich eigentlich nur für die Studierenden an, die schon wissen, dass sie eine Universitätslaufbahn einschlagen wollen. Die vielleicht schon eine Dissertation haben und sagen: „Ich will das jetzt nochmal im internationalen Recht, im Völkerrecht oder internationalen Handelsrecht“ und nachweisen wollen, dass sie das auch auf Englisch können.

LL.M. by Thesis ist auch deshalb nicht ganz so sinnvoll für viele internationale Studierende, weil man einen sehr engen Fokus auf einen Rechtsbereich hat und der Sinn für sie ja eigentlich darin besteht, ins Ausland zu gehen einen allgemeinen Eindruck vom Common Law zu bekommen und dabei eine möglichst breite Fächerung und ein reiches Allgemeinwissen zu erhalten.

Was die meisten machen, ist der LL.M. by Coursework, weil es auch mit dem Praktikum verbunden ist und wer vielleicht noch in der Forschung ambitioniert ist, macht dann noch eine Dissertation und das ersetzt dann einen Kurs.

In diesem Kontext sollte auch erwähnt werden, dass wir das Kursangebot erweitert haben. Ab nächstem Jahr können im Rahmen des Programms nicht nur Masterseminare, sondern auch die normalen Wahlfächer der undergraduate students belegt werden und dann wird nur noch eine Forschungsarbeit statt einer Klausur als Benotungsgrundlage verlangt. Damit haben wir ein extrem breites Angebot an Fächern.


Das Hauptgebäude der Faculty of Law war früher selbst ein Regierungsgebäude.

College Contact:
Wie siehst du die Berufsaussichten für deutsche Studierende nach ihrem Abschluss?

Petra Butler:
Als ich das vor 20 Jahren gemacht habe, waren die sehr gut, weil damals nämlich keiner einen LL.M. gemacht hat und kaum jemand wusste, was das genau ist. [lacht]

Ich bin ja selbst nicht mehr im deutschen Markt, aber auch viele unserer Studierenden machen einen Master im Ausland. Was ist also deren Motivation?

Gerade wer in einem Rechtsgebiet arbeitet, der einen internationalen Bezug hat, entweder in einer Großkanzlei oder in einer internationalen Organisation, für den ist es sehr wertvoll, eine grundsätzliche Ahnung vom englischen Recht zu haben und darin arbeiten zu können. Es zeigt außerdem die Fähigkeit, sich in etwas Neues einarbeiten zu können und bescheinigt eine Sprachkompetenz, die man sich vor Ort durch praktische Handhabung erarbeitet hat und nicht durch rein theoretische Sprachkurse. Das ist für Arbeitgeber sicherlich attraktiv.


College Contact:
Bietet ihr spezielle Stipendien für internationale Studierende?

Petra: Ja, wir haben mehrere Stipendien, zum Beispiel das Faculty of Law International Students LLM Fee Scholarship.


In Neuseeland ist es normalerweise sehr leicht, neue Kontakte zu knüpfen.

College Contact:
Und zum Abschluss: welchen wichtigen Tipp würdest du zukünftigen Studierenden zum Leben in Wellington geben?

Petra:
Erstmal ist es glaube ich wichtig, dass man in einer der student accomodations wohnt oder sich im Voraus mit anderen Studierenden eine Unterkunft sucht und dass man dabei in der Stadt wohnt, weil man dann erstmal kein Auto braucht. Wellington ist sehr kompakt und wirklich alles – vom Stadion bis zur Kneipenmeile - kann zu Fuß erreicht werden.

Außerdem ist es wichtig, einfach offen zu sein und am Uni-Leben teilzunehmen. Von den Clubs, die die Studierenden anbieten, bis zu den Gastvorlesungen und Seminaren. Wenn man sich hier einbringt und offen ist und auch die Ferien nutzt, um das Land zu erkunden, dann lernt man schnell neue Menschen kennen und hat bestimmt eine wunderbare Zeit!


Hast du Lust bekommen, einen LL.M. zu machen und dein Auslandsstudium in einer coolen, aber gemütlichen Hauptstadt zu verbringen und dabei an einer der besten juristischen Fakultäten des Landes zu lernen? 

Wir beraten dich gerne zu deinen Studienoptionen an der Victoria University in Wellington Neuseeland und unterstützen dich kostenlos und unverbindlich beim Planungs- und Bewerbungsprozess. Schicke uns einfach eine Beratungsanfrage!

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