12 Okt 2015
Live aus San Diego

College-Contact-Stipendiat Sabit Killi im Interview

Ring frei: College Contact-Stipendiat Sabit Killi beim Boxkampf in Las Vegas

Wie ist das Leben in Kalifornien wirklich? Sabit ist dabei, es herauszufinden. Seit Mitte August ist unser Semesterstipendiat für den Bereich Ingenieurwissenschaften an der SDSU und absolviert dort sein Auslandssemester. Seine bisherigen Eindrücke: viel Sonne, überall Palmen und weniger Stress als in Europa.

Im Interview erzählt Sabit von seiner Wohn- und Studiensituation in San Diego. Er erklärt uns, was am Bildungssystem in den USA anders ist als in Deutschland und lässt durchblicken, weshalb er unbedingt ein Wochenende in Las Vegas verbringen musste. Kleiner Tipp: Am Roulette oder Black Jack lag es nicht ;-)


College Contact:
Sabit, nach einem etwas holprigen Start bist du gut in San Diego angekommen. Was war los in der ersten Zeit?

Sabit Killi:
Zunächst war ich die ersten zehn Tage in einem Hostel, wo ich mich schnellstmöglich um eine Wohnung gekümmert habe. Das war nicht so einfach. Zufälligerweise habe ich aber im Hostel einen Kollegen aus Deutschland getroffen, der an meiner Hochschule in Deutschland studiert. Wir haben dann gesagt, dass wir uns zusammenschließen und eine 2er-WG gründen. Vier, fünf Tage lang waren wir erstmal in etlichen Apartmentkomplexen und allen möglichen Leasing Offices. Erst am fünften Tag haben wir etwas gefunden, was etwas teurer ist als normal, dafür aber auch an der Uni Area.


College Contact:
Was sagst du zum Leben in einer WG? Das ist für dich ja eine ganz neue Erfahrung.

Sabit Killi:
Ja auf jeden Fall. Allgemein kann ich sagen, dass man anfängt, die Arbeit der eigenen Familie sehr zu schätzen, weil man plötzlich für alles selber sorgen muss - sei es das Essen, Spülen, Kochen, Waschen, Bügeln. Man muss hinter allem herrennen, was ich bis dahin nicht gewohnt war. Dementsprechend habe ich mich irgendwo auch fortgebildet. Abgesehen davon finde ich das Leben mit einem Room Mate ganz okay. Wir verstehen uns ganz gut. Solange jeder die Hausregeln beachtet, die wir festgelegt haben, läuft alles ganz gut. Ich hoffe, es bleibt dabei.


College Contact:
Und wie waren die ersten Wochen an der Uni?

Sabit Killi:
Die Uni ist meiner Meinung nach sehr beeindruckend, gigantisch. Auch die Palmen und die Grünflächen, die ich an meiner eigenen Hochschule in Deutschland leider nicht habe. Es gibt eine riesige Gym mit einer Poolanlage, zwei Starbucks-Cafés und Restaurants. Sowas wie eine Mensa gibt es hier nicht, eher Restaurants. Um die 15 bis 20 Stück, sodass man auch seine Freizeit auf dem Campus verbringen kann und das auch tut (lacht).


Sabits erster Eindruck vom Campus der SDSU: gigantisch.

College Contact:
Sind dir ansonsten Unterschiede aufgefallen im Vergleich FH – Uni?

Sabit Killi:
Auf jeden Fall die Studentenmenge. Die ist neu für mich. Es sollen um die 30.000 Studenten hier an der San Diego State sein. Auffällig sind auch die Studentenvereine. Die Studenten laufen wie eine Mannschaft auf dem Campus herum.

Auch das Bildungssystem ist ziemlich ungewohnt. Es gibt sehr viele Hausaufgaben, Midterms und Quizzes, die man auch online bearbeiten kann. Das ist irgendwo nervig, weil es bisschen an die Schule erinnert. An Anwesenheitskontrollen bin ich gar nicht gewohnt. Die Freiheit, die ich an meiner eigenen Hochschule habe, vermisse ich eigentlich schon.


„Auch wenn es auf Englisch ist, ist alles ziemlich verständlich und es fällt nicht schwer zu folgen.“


College Contact:
Gibt es im Gegenzug etwas, was dir an den Kursen oder am Studium an der SDSU besonders gut gefällt?

Sabit Killi:
Ich meine, dass es durch das System, was sie hier haben, einfacher ist, gute Noten zu schreiben. Ich hatte bisher schon einige Midterms und Hausaufgaben, die ich abgeben musste. Da weiß ich schon, dass das mindestens auf eine gute 2 hinausläuft. Das ist in Deutschland etwas schwerer vorherzusagen.

Und das Niveau hier finde ich ganz angenehm. Vielleicht liegt es auch daran, dass es immer Hausaufgaben gibt. Auch wenn es auf Englisch ist, ist alles ziemlich verständlich und es fällt nicht schwer zu folgen. Die Professoren in meinem Fachbereich sind meistens aus dem Ausland, sodass sie im Vergleich mit inländischen Professoren einfache Formulierungen benutzen.


College Contact:
Inwiefern konntest du auch fachlich schon etwas Neues aus deinen Kursen mitnehmen?

Sabit Killi:
Ich habe hier Computerkurse belegt, in denen ich lerne, mit zwei neuen CAD-Programmen umzugehen. Das wird auf jeden Fall ein Riesenvorteil sein, weil jedes Unternehmen verschiedene CAD-Programme benutzt.

Dann arbeite ich noch mit einem anderen Studenten an einem Projekt, bei dem wir komplett selbstständig ein Gerät designen und bauen, also von A bis Z konstruieren, entwickeln, verbessern und Versuche durchführen. Das gefällt mir ziemlich gut. Wir haben Zugang zu den Laboren und die Professoren sind auch ziemlich hilfsbereit. Sie stellen uns alle möglichen Materialen zur Verfügung.


„Ich war schon in vielen Staaten in Europa, aber die Menschen hier sind einfach stressresistenter.“

Horizonterweiterung in jeder Hinsicht: Sabit nutzt das Auslandssemester an der SDSU unter anderem für einen Surfkurs. 


College Contact:
Und was sagst du zum Leben in San Diego?

Sabit Killi:
Das Wetter hier ist unbeschreiblich. Einige meinen es wäre schwül, ich finde es sehr angenehm. Palmen überall, so wie man es aus Filmen kennt. Der Pazifik ist sehr schön, mit sehr vielen Wellen. Ich nehme auch an einem Surfkurs teil, was wirklich eine tolle Erfahrung ist. Das kann man in Europa eher seltener machen.

Was mir total aufgefallen ist, sind die Menschen hier. Ich war schon in vielen Staaten in Europa, aber die Menschen hier sind einfach stressresistenter. Das merkt man vor allem am Verkehr. Sowas wie Hupen oder blöd anmachen im Verkehr gibt es nicht. Vielleicht sind die Menschen auch deswegen hier sehr freundlich und hilfsbereit - weil sie stressresistenter sind.


College Contact:
Nach Las Vegas hast du es auch schon geschafft. Das Stipendium hast du aber hoffentlich nicht verspielt?

Sabit Killi:
Nein, an Glücksspielen nehme ich allgemein nicht teil. Aber in Vegas war ich wegen einem Boxkampf. Floyd Mayweather dürfte vielleicht etwas sagen. Den habe ich schon über eine längere Zeit verfolgt. Ich hatte das Glück, dass ich beim letzten Kampf seiner Karriere dabei sein konnte. Ich habe mir Tickets besorgt und ein Wochenende in Vegas verbracht und es hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Das Stipendium hebe ich mir für meine Rückfahrt über New York auf. So sind die 1000 Euro zunächst erstmal auf der sicheren Seite (lacht).


College Contact:
Wenn du ein Zwischenfazit ziehen müsstest über deine bisherige Zeit in San Diego, was würdest du sagen? Ist ein Auslandssemester in San Diego empfehlenswert?

Sabit Killi:
Auf jeden Fall in jeder Hinsicht - bis auf die Finanzen vielleicht. Das Leben hier ist schon sehr teuer, die Mietpreise sind ziemlich hoch. Die günstigen Apartments sind schon im Juni oder Juli an die Inlandsstudenten vergeben. Die Auslandsstudenten suchen meist eine WG oder gründen wie ich mit dem Kollegen selber eine.

Ich glaube, auch wenn ich zurück bin, werde ich in bestimmten Abständen nach Kalifornien zurückkehren, sei es, um Urlaub zu machen oder für ein Auslandspraktikum. Da bin ich mir ganz sicher. Mal sehen, was die Zukunft so bringt.


Auch wir sind gespannt, wo es den Wiesbadener während seines Auslandssemesters in San Diego noch alles hin verschlagen wird und freuen uns auf Neuigkeiten aus dem Golden State.