25 Apr
Erfahrungsbericht von Svenja B.

Ramkhamhaeng University

Stadt: Bangkok
Land: Thailand
Kontinent: Asien
Studienrichtung: BWL, Kulturwissenschaft
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2013 bis 02/2014

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Studieninhalte:

Ich habe neben zwei Kursen zur thailändischen Kultur/ Geschichte/ Politik hauptsächlich Wirtschaftskurse belegt. Außer zwei thailändischen Professoren hatte ich eigentlich nur Professoren aus anderen Ländern. (Cuba, Griechenland, Österreich, England, Italien, Ungarn). Alle Professoren waren nett, wobei einige mehr und andere weniger erfolgreich ihren Stoff vermitteln konnten. Gut fand ich, dass obwohl man in Bangkok studiert, Einblicke in die internationalen Lehrmethoden bekommt. Es ist schwer hier zu verallgemeinern, da manche Profs echt top waren und ihren Lehrauftrag ernst nahmen, man bei anderen aber wiederum das Gefühl hatte, sie sind auch eher aufgrund persönlicher Interessen in Thailand. Der Schwierigkeitsgrad bei allen Fächern lässt sich folglich nicht mit deutschen Unis vergleichen. Die Note setzt sich meistens aus einem Midterm, einem Finalterm, einer Präsentation, Gruppenarbeiten und Anwesenheit zusammen, weswegen es für diejenigen, die darin gut sind, einfacher erscheint eine gute Note zu erhalten. Verallgemeinern lässt sich hingegen, dass keiner der Profs (zumindest die ich hatte) Uni allgemein oder ihr Fach so ernst nahmen wie die deutschen Profs.
Die Atmosphäre in den Kursen war entspannt und mehr oder weniger international. Die meisten ausländischen Studierenden kamen aus Deutschland und Nigeria, wobei auch eine nicht zu verachtende Anzahl an Thais mit im Kurs saß, die einem interessiert und gewohnt freundlich begegneten. Die Erfahrung war eine willkommene Abwechslung zum deutschen Unialltag; Wenn die Thais mit ihren Shakes und ihren Essenstüten ca. 2 Stunden nach Vorlesungsbeginn langsam eintrudeln und einem das Gefühl gaben, dass man übereifrig sei, weil man pünktlich im Unterricht saß. Die thailändischen Studenten nahmen die Uni generell gelassener, was einen ebenfalls entspannen lässt.
Die Unterrichtssprache ist immer in englisch. Leider hatte ich nur zwei Professoren aus England, weswegen sich mein Englisch nicht verbessert, ganz im Gegenteil eher verschlechtert hat. Alle Profs und Studenten im internationalen Bereich sprechen zwar englisch, aber der jeweilige Akzent ist hierbei nicht zu unterschätzen. Wenn Du, so wie ich vorher, gehofft hast, dein Englisch in Bangkok zu verbessern, muss ich Dich leider enttäuschen. Das Englisch wird hier eher schlechter, da zum einen kaum (ich habe keinen einzigen) englischen Muttersprachler in der Uni kennengelernt und zum anderen die Thais nicht die stärkste Nationalität sind, wenn es um andere Sprachen geht. Um sich leichter und schneller zu verständigen passt man dann sein Englisch an, da man mit der Frage „Same same?“ viel schneller verstanden wird als mit der westlichen Version „This is the same, right?“
Das Potential, was eine internationale Studentengruppe bietet, schöpft die Uni leider gar nicht aus. So sucht man vergeblich nach Thai Kursen für Auslandsstudenten oder Sprachaustauschs. Man muss schon Zeit und Geduld aufwenden, um in Erfahrung zu bringen, dass zwar Kurse angeboten werden, diese aber auch für deutsche Verhältnisse eher kostspielig sind.

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Die Studienbedingungen sind wie schon mehrfach erwähnt, nicht mit den deutschen zu vergleichen, was sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich brachte.
Ich komme zuerst zu den Vorteilen: Im Office der Uni sind alle super nett, immer gutgelaunt und auch prinzipiell hilfsbereit. Wenn man den Mitarbeitern respektvoll begegnet, schließen sie einen schnell ins Herz und sind sehr freundlich.
Leider liegt darin manchmal das Problem. Das Office und die Arbeitsweise sind zum Teil leider sehr unprofessionell. Sehr oft kann man sich nicht auf Aussagen verlassen, unabhängig wie wichtig ein Anliegen für einen ist.
Ich hatte diesbezüglich ein paar Erfahrungen, auf die ich gerne verzichtet hätte, die aber rückwirkend eine Erfahrung wert gewesen sind.
Bevor ich ins Detail gehe, möchte ich College Contact hier lobend erwähnen. Meine Ansprechpartnerin Sabine hat immer ihr Bestes gegeben, um mir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und die Informationslücken seitens der Ramkhamhaeng so gut es ging zu überbrücken. Vor Antritt meines Auslandssemesters hatte ich dank Sabine und College Contact keine Schwierigkeiten mich zu bewerben. Den Stress, den ich mit den nicht vorhandenen aktuellen Kursbeschreibungen hatte, hat Sabine wie gesagt immer versucht zu reduzieren und es ist ihr stets gut gelungen. Leider ist meine Uni in Deutschland sehr streng mit der Anrechnung der in Ausland erbrachten Noten, weswegen es sehr stressig war, aktuelle Kursbeschreibungen von der Ramkhamhaeng zu finden bzw. sie einzufordern. Man bekommt viele Kursbeschreibungen wirklich erst in der ersten Unterrichtsstunde, was ein Problem darstellt, wenn die Heimatsuni vorab alles absegnen will.
Bevor ich die Ramkhamhaeng Uni ausgewählt hatte, meinte Sabine mal zu mir: „Um an der Ramkhamhaeng zu studieren, musst du sehr viel Flexibilität und Spontanität mitbringen.“ Jetzt, nach Beendigung des Auslandsaufenthaltes weiß ich wie Recht sie damals hatte.
Wenn Du dich für die Uni entscheidest, sei dir auf jeden Fall bewusst, dass es dort wirklich immer anders kommt als man denkt. Planen kann man sich eigentlich sparen, weil immer etwas dazwischen kommt. Sehr gut an der Uni ist, dass man monatsweise Kurse belegen kann, was einem ein großes Maß an Spontanität erlaubt. Wenn man Besuch von Zuhause bekommt, kann man sich beispielsweise einen Monat frei nehmen und keinen Kurs belegen. Dies ist das große Plus an der Ramkhamhaeng. Das Minus ist die chaotische Organisation. Wie bereit oben angedeutet hatte ich ein paar Begegnungen mit dem Office, die ich mir gern erspart hätte. Einmal wollte ich Kursbeschreibungen per Mail geschickt bekommen und gab dem Verantwortlichen eine Liste mit den Kursen. Als ich nach zwei Wochen keine Nachricht erhalten hatte und im Office nachfragte, sagte man mir, man habe die Liste verloren oder verlegt, ob ich sie nochmals schreiben könnte. Als ich wieder nach zwei Wochen keine Mail erhielt, ging ich wieder ins Office und wieder war meine Liste verschollen. Ich beharrte also darauf, dass er mir die Mail sofort schicke und so ging es minutenschnell. Ein anderes Mal sollte ich eine Klausur wiederholen und wurde dreimal (!) von dem verantwortlichen Mitarbeiter versetzt, weil er entweder im Supermarkt war oder einfach nicht erschien und niemandem die Klausur hinterlegt hatte. Leider renne ich seit drei Monaten einer fehlenden Note hinterher, für die sich niemand wirklich verantwortlich fühlen mag. Das Problem an der Ramkhamhaeng liegt genau darin. Die Professoren kommen in der Regel einen Monat nach Bangkok, um dort zu unterrichten und gehen danach wieder zurück in ihr Heimatland. Einmal in ihrem Heimatland zurück, sind sie schwer bis unmöglich erreichbar, was wie in meinem Fall zu einem echten Problem werden kann.


Leben:

Das Leben in Bangkok ist ohne Zweifel der Hammer. Es ist eine super aufregende Stadt, in der man jeden Tag etwas Neues erleben kann. Hier ist für jeden etwas dabei. Die Kulturliebhaber werden mit Tempeln, Museen und regelmäßigen Kunstausstellungen verwöhnt, die Feierwütigen können jeden Tag in der Woche aufs hohe Seil gehen und an coolen Locations die Sau raus lassen, für die, die es ruhiger mögen gibt es unzählige Bars und viele Kinos, die Filme in Originalsprache zeigen.
Aber der größte Pluspunkt von Bangkok ist wohl die Lage. Bangkok ist DER Ausgangspunkt, wenn es ans Reisen geht. Alle denkbaren Ziele (u.A. Thailand, Laos, Vietnam, Kambodscha, Myanmar) sind spielend leicht und schnell entweder per Nachtzug, Bus oder Flugzeug zu erreichen.
Trotzdem kann einem das Chaos im Stadtkern von Bangkok schon einmal zu viel werden, weswegen sich die Gegend um die Uni (Ramkhamhaeng, Bang Kapi, Huamark) super zum Runterkommen anbietet. Die Gegend ist wirklich top. Man hat jede Menge günstiges Streetfood, ist direkt am Stadion (wo man Sportgelegenheiten wie Fußball, Basketball, Badminton, Fitness findet), und einen Markt, auf dem man Essen und Klamotten ergattern kann. Da Ramkhamhaeng fern von den Touristengegenden liegt, sind die Preise für Essen, Kleidung, Sportmöglichkeiten und Massagen fair und relativ günstig. Die Leute versuchen nicht, wie oft im Stadtkern, farangs (Ausländer) abzuzocken und sind nett und hilfsbereit zu einem.

Die meisten Auslandsstudenten wohnen im @home (was nur 10 Minuten Fußmarsch von der Uni entfernt liegt) oder in der JS Residence (die sich hinter dem @home befindet). Von dort aus ist alles zu Fuß zu erreichen (Essen, Markt, Uni, Sport) und Taxis fahren regelmäßig in die Stadt (was etwa 20 Minuten dauert). Wenn man darauf aus ist, Auslandsstudenten zu meiden, würde ich das @home oder JS Residence nicht ans Herz legen, da dort die Auslandsstudentencommunity lebt. Wenn man allerdings auf Gemeinschaft aus ist und sich ein bisschen wie Zuhause fühlen möchte (regelmäßige Poolbesuche in dem 5 Minuten entfernten Hotel Interplace inbegriffen) dann ist @home die richtige Wahl.
Ich habe von einigen gehört, die bei der Strom- und Wasserabrechnung abgezockt wurden bzw. zu viel zahlen mussten. Solltest du dich also für das @home entscheiden, am besten vor Einzug die Ablesezahlen auf den Vertrag fordern.
Ich selbst habe im JS gewohnt und habe es nicht bereut. Preislich ist es günstiger als @home und meiner Meinung nach bekommt man die gleiche Leistung. Die Vermieterin und ihr Mann sprechen super Englisch und sind immer sofort zur Stelle, wenn es irgendwo Probleme gibt. Ich hatte einmal Ameisen im Zimmer und habe nach 30 Minuten nach Absenden meiner E-Mail Besuch von den Putzfrauen erhalten, die mir die Ameisen „weggesprayt“ haben. Der Service wird im JS groß geschrieben. Die Website von JS Residence ist ebenfalls top. (Falls du Interesse hast, einfach bei google JS Residence Bangkok eingeben)

Ansonsten ist die Lebensqualität in Bangkok sehr gut. Wer eine saubere, gut geordnete Stadt erwartet, der sollte vielleicht nicht nach Bangkok kommen. Die Stadt zeichnet sich durch ihren Flair aus, den sie gerade dadurch bekommt, dass sie nicht wie deutsche Städte sauber oder top geordnet ist. Bangkok ist eine quirlige, aufgeweckte, verrückte, offene, tolerante, spannende Stadt, die zu entdecken es unglaublichen Spaß macht, wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen.


Fun:

Als ich vor meinem Auslandssemester die anderen Erfahrungsberichte gelesen habe, habe ich immer wieder gelesen, dass einige schrieben, dass sie die beste Zeit ihres Lebens in Thailand hatten. Dem kann ich nach Beendigung meines Auslandssemesters nur beipflichten. Ich hatte in Bangkok eine unvergessliche Zeit, die ich gegen nichts eintauschen würde. Ich habe mich am Anfang so gut es ging (was echt schwierig ist bei so vielen Deutschen) von den anderen Auslandsstudenten fern gehalten und mich an die Thais gehalten. Thais sind (entgegen meinen anfänglichen Erwartungen) ein feierlustiges, feuchtfröhliches, offenes Völkchen, das es kennenzulernen gilt.


Nutzen / Referenz:

In Bangkok zu studieren hat einen enormen Nutzen für einen selbst, nicht aber im Lebenslauf. Thailand ist nicht umsonst berühmt für tolle Reiseziele und Bangkok für verrückte Nächte. Ich denke nicht, dass man darauf bauen sollte, dass Professoren zuhause oder zukünftige Chefs denken man hätte sich einen abgerackert. Jeder, der sich ein Kontrastprogramm zu Deutschland wünscht, findet in Bangkok seinen Platz.


Kosten:

Es stimmt schon, dass man in Bangkok günstiger als in Deutschland leben kann. Allerdings neigt man deshalb dazu seine Ausgaben zu unterschätzen. Die Ausgaben beim Feierngehen, Essen in Restaurants, Trinken in Bars oder bei sonstigen Freizeitaktivitäten sind genau die gleichen wie in Deutschland. Ich hatte vor meinem Auslandsemester wesentlich weniger Geld einkalkuliert. Nach einiger Zeit muss man aber feststellen, dass man hier nicht sonderlich weniger Ausgaben hat als in Deutschland. Klar ist die Miete günstiger, allerdings gibt man fröhlich Geld aus beim Reisen, auch wenn man Low Budget reist. Am Ende läppert es sich doch ganz schön und mit dem leeren Konto bleibt der Gedanke, dass sich jeder Baht gelohnt hat.