9 Nov
Erfahrungsbericht von Melanie M.

Universidad de Belgrano


Stadt: Buenos Aires
Land: Argentinien
Kontinent: Südamerika
Studienrichtung: Internationale BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 03/2015 bis 06/2015
Heimathochschule: Koblenz FH

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Die Privatuniversität von Belgrano wurde 1964 gegründet und wird insgesamt von ca. 15000 (inklusive internationaler) Studenten besucht. Sie ist allerdings auf drei Gebäude verteilt, sodass ich nie das Gefühl hatte, an einer so riesigen Uni zu sein. Die Uni zeichnet sich dadurch aus, dass sie spezielle Kurse für ausländische Studenten anbietet. Wie oben erwähnt, gibt es Kurse auf Englisch (PALAS), aber auch auf diese Gruppe angepasste spanische Fächer (PEAL). Ich habe zwar nur an englischen Kursen teilgenommen, aber ich gehe davon aus, dass die spanischen Kurse vom Sprachniveau und der Sprechgeschwindigkeit etwas gesenkt werden, um es für die Internationals leichter zu machen.

In der Einführungsveranstaltung, die auf Spanisch gehalten wurde, gab es alle notwendigen Informationen rund um diese Kurse und den Ablauf. Wenn man der Sprache also noch nicht so mächtig ist, empfehle ich, sich neben jemanden zu setzen, der zumindest die wichtigsten Informationen versteht. Zu Auflockerung gab es Essenspausen mit Empanadas und Kaffee und – ganz südamerikanisch – eine kleine Einlage Tango Argentino. Wir hatten insgesamt zwei Wochen Zeit, alle Kurse kennen zu lernen und uns nach der Entscheidungsfindung online anzumelden. Allerdings sollte auf die Richtlinien von der HS Koblenz achten, da das Learning Agreement nicht beliebig mit beispielsweise einem Tangokurs geändert werden kann. Für die Kurse benötigt man mehrere Skripte, die je ungefähr 10 Euro kosten. Wie sinnvoll die einzelnen Skripte sind, sollte man wohl selbst und je nach Fach entscheiden. Eine wichtige Information ist auch, dass man ein Studentenvisum benötigt, um an den finalen Klausuren teilnehmen zu können, was ich in Deutschland nicht gewusst habe. Ich hatte eigentlich geplant, kurz vor Ablauf des dreimonatigen Touristenvisums in ein Nachbarland zu reisen und bei Rückeinreise ein Neues zu haben. Zum Glück hat Mente die Termine vereinbart, um das spanische Führungszeugnis zu bekommen und anschließend im Immigrationsbüro das sechsmonatige Visum zu erhalten.

An der UB ist eine 75% Anwesenheitspflicht, die durch Einscannen einer Studentenkarte geprüft wird. Nur in meinem Sprachkurs wurde die Anwesenheit auch noch per Liste nachgeguckt. Allerdings sind die Vorlesungszeiten sehr studentenfreundlich, weshalb es eigentlich kein Problem sein sollte hinzugehen. Die Kurse finden zweimal wöchentlich statt und meine insgesamt vier Fächer waren Montag bis Donnertag von halb 3 bis halb 6 nachmittags. Pro Fach gab es mindestens eine Zwischenprüfung und eine finale Klausur, die beide aus einem schriftlichen und mündlichen Teil bestanden. Natürlich gibt es kleine Unterschiede zwischen den einzelnen Fächern und so lagen bei manchen Professoren die Schwerpunkte auf Gruppenpräsentationen mit Hausarbeiten und bei anderen auf Klausuren. Die meisten Klausuren bestanden aus zehn Multiple-Choice-Fragen und einem oder zwei Essays. Zum Bestehen benötigt man vier von zehn Punkten und mit ein wenig Anstrengung hat man auch mit guten Noten bestanden.

Ich hatte drei Kurse im betriebswirtschaftlichen Bereich: International Business in the Southern Cone, Latin America in the Global Economy und Social Economy und dazu noch einen spanisch Sprachkurs. Ich würde auf jeden Fall die Möglichkeit in den ersten zwei Wochen nutzen, um viele Kurse kennen zu lernen und die beste Konstellation für sich selbst zu finden.

Land und Metropole

Argentinien ist das achtgrößte Land der Welt und Buenos Aires hat ein Einzugsgebiet von 14 Millionen Menschen. Diese Dimensionen fallen immer wieder erschreckend auf, wenn man beispielsweise mit dem Bus erst einmal über eine Stunde braucht, um aus der Stadt raus zu fahren. Wir sind im März angekommen, was auf der Südhalbkugel Spätsommer beziehungsweise Anfang Herbst ist. Es wurde allerdings erst ab Mai kälter und so hatten wir im argentinischen Winter um die 15 Grad Tagestemperatur. Trotzdem sollte man sich bewusst sein, dass es in Patagonien (der Süden des Landes) ganzjährig Gletscher zu bestaunen gibt und Winterkleidung deshalb auch in Südamerika angebracht ist. Allgemein bekannt ist auch, dass die Menschen durch ihre Kultur wesentlich entspannter sind als in Deutschland. Man sollte also gerade beim Einkaufen viel Geduld mitbringen, wenn erst Wechselgeld organisiert werden muss oder der Kassierer noch minutenlang Gespräche zu Ende führt. Zum Thema Einkaufen ist zu sagen, dass die Preise sich ziemlich ausgleichen. So ist beispielsweise Käse teurer und Fleisch billiger, aber im Schnitt bezahlt man gleich viel. Sehr wichtig ist es meiner Meinung nach, wenigstens ein bisschen Spanisch zu können, da die meisten Einheimischen kein oder nur sehr schlechtes Englisch können. Allerdings sind sie sehr hilfsbereit und begleiten einen notfalls ein Stück, um sicher zu sein, dass man den Weg findet. Ebenfalls eine liebenswerte Eigenschaft ist der traditionelle Matetee, der zu jeder Gelegenheit getrunken wird. Es schmeckt wie starker Schwarztee und wird im Kreis herumgereicht, wobei immer nur eine Person das Wasser nachfüllen darf. Wem es zu bitter ist, kann mit Zucker oder Zitrone etwas tricksen. Das andere Nationalgetränk ist Fernet, der soviel ich weiß niemandem beim ersten Mal schmeckt. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber an den Geschmack und die Minzvariante ist von Anfang an sehr lecker.

Das Einzige, was mich gerade am Ende gestört hat, ist die Geldproblematik. Argentinien kämpft seit Jahren mit einer starken Inflation von bis zu 35%, die einen „blauen“ Markt ins Leben gerufen hat. Dort werden Dollar und Euro zu besserem Kurs getauscht als zum offiziellen Kurs. Das hat für ausländische Touristen, den Gringos, wie uns natürlich den großen Vorteil, dass man durch den Tausch von Bargeld wesentlich günstiger davon kommt. Man muss keine Angst haben, damit etwas Illegales zu tun, da beide Kurse in der Zeitung gedruckt werden. Die Polizei hält auch in der Florida, der bekanntesten Tauschstraße, Wache, damit niemand überfallen wird. In manchen Restaurants erhält man sogar Rabatt, wenn man in Dollar bezahlt und in kleineren Städten des Landes, in denen es keinen blauen Markt gibt, kaufen ältere Leute das ausländische Geld, um etwas für ihre Rente zurückzulegen. Denn Pesos zu sparen macht bei der hohen Inflation keinen Sinn. Darum kann ich nur stark empfehlen, mehrere tausend Euro aus Deutschland mit zu nehmen, um möglichst viel bar zu bezahlen und zu tauschen. Es gibt auch Fluggesellschaften, die anbieten bar zu bezahlen, das heißt man spart auch beim Fliegen Geld. Ansonsten kann man während dem Semester auch nach Uruguay fahren und dort Dollar abheben.

Zu Buenos Aires sollte man wissen, dass seine Mitbewohner sehr stolz sind, direkt aus der Stadt zu kommen, und sich selbst Porteños nennen. Allerdings ist Tango nicht so beliebt wie ich vorab gedacht hätte. Dadurch, dass es ein sehr strikter Tanz ist, bevorzugen die meisten Argentinier Salsa, da es schneller und lockerer ist. Highlights der Stadt sind der Friedhof von Recoleta, die bunte Caminitio in La Boca, der Plaza de Mayo im Mircocentro, das ökologische Reservat in Puerto Madero und die Parks und Bars in Palermo.

Um von A nach B zu kommen, nimmt man am besten den Bus, wobei das Bussystem wirklich gewöhnungsbedürftig ist. Es gibt weder feste Fahrzeiten noch halten die Busse ohne Handzeichen an. Das größte Problem ist jedoch, die Bushaltestellen zu finden, da sie ab und zu nur durch einen Kleber am Baum oder Straßenlaternen gekennzeichnet sind. Eine unfassbar große Hilfe ist die App Como Llego, die auf einer Karte die Stationen anzeigt. Ansonsten muss man einfach dem Bus so lange hinterher laufen bis er anhält (fahren im 2-10 Minutentakt) oder mit der U-Bahn fahren. Bezahlt wird mit der sogenannten Subte-Karte, die am Kiosk oder in der Uni aufgeladen werden kann. Als andere Alternative gibt es natürlich noch Taxen, die auch wesentlich günstiger sind als in Deutschland und auch in Massen auf den Straßen unterwegs sind. Allerdings sollte man aufpassen, nur die Radiotaxen zu nehmen, da diese mit GPS verfolgt werden und keine absichtlichen Umwege fahren, um mehr Geld von Touristen zu verlangen. Für eine halbe Stunde Fahrt bezahlt man ca. 10 Euro, wobei eine Busfahrt nur 30 Cent kostet.

Im Allgemeinen ist noch festzuhalten, dass die Stadt im südamerikanischen Vergleich sehr sicher ist, solange man auf ein paar Sachen achtet. Das Sicherheitsgefühl könnte damit zusammen hängen, dass man in Buenos Aires optisch nicht als Ausländer auffällt. Die Stadt ist durch starke Einwanderung geprägt und deshalb ist es weder ungewöhnlich größere noch blonde Menschen zu sehen. Davon kann man aber wirklich nur in der Hauptstadt ausgehen, da im Rest des Landes mehr indigene Menschen leben, weshalb man dort als Europäer sofort erkannt wird. Das einzige zentrale Viertel, in dem man aufpassen sollte, ist La Boca, wo man sich am besten auch tagsüber nur in Gesellschaft aufhält. Ein anderer Warnhinweis ist, sein Handy beim Feiern zu Hause zu lassen, da gerade dort oft Taschendiebe unterwegs sind. Auch wichtig ist, in die Parks mit möglichst wenigen Wertgegenständen zu gehen. Mir persönlich ist zwar nichts passiert, aber man hat aus mehreren Ecken gehört, dass andere dort mit dem Messer bedroht und ausgeraubt wurden. Trotzdem kann ich nicht sagen, dass ich mich an einem Zeitpunkt unsicher gefühlt habe. Das kann natürlich mit Glück zusammenhängen, aber ich denke, wer sich nicht in den „dunklen Ecken“ der Stadt rumtreibt und auf seine Sachen Acht gibt, dem passiert nicht mehr als in jeder anderen Großstadt.

Schon Fernweh bekommen?

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Mente

Neben der Hilfe bei bürokratischen Angelegenheiten wie Unibewerbung und Visum wird auch der Flughafentransfer organisiert und es gibt ein wechselndes Wochenprogramm. So waren wir mit einer Gruppe von 5-20 Leuten in verschiedenen Bars, Museen, Picknicken und vieles mehr. Man sollte definitiv die Chance nutzen, da immer wieder neue Locations gesucht werden und sich dadurch nach ein paar Wochen in den meisten Ecken auskennt. Wer mal wieder gut gebrautes Bier trinken will, sollte auf jeden Fall mit in das Antares gehen. Man bekommt bei jeder Happy Hour zwei Getränke von Mente spendiert. Ein anderes Highlight war „Usted está aquí“, was eine etwas andere Art von interaktivem Theater ist – ich will nicht zu viel verraten, falls ihr mitmacht, sollte man möglichst wenig darüber wissen. Es werden aber auch Stadtführungen, Tangokurse und Tagesauflüge nach Tigre angeboten. Ein weiteres Plus ist, dass man die ISIC Global Discount Card kostenlos erhält und direkt in Buenos Aires nutzen kann. Außerdem hat man freien Eintritt zu La Bomba (Trommelshow), der wöchentlichen Kneipentour der Stadt und zum Mate Club (Sprachaustausch mit Einheimischen über einen Matetee und Snacks).

Man konnte aber auch immer eigene Vorschläge einbringen, die dann umgesetzt wurden. So waren wir beispielsweise auch in Burger Joint essen (da muss man unbedingt hin!) oder hatten einen Empanada-Kochkurs sowie eine Weinprobe mit argentinischem Sekt, Weiß- und Rotwein.