16 Feb
Erfahrungsbericht von Johann Sebastian V.

University of California Riverside

Stadt: Riverside
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 11/-1 bis 11/-1

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

“Riverside is comparable to a donut hole, it contains nothing but is however surrounded by everything.” So oder so ähnlich vermochte mein lebensfroher Mitbewohner und Riverside-Resident (born and raised) die ambivalente Lage der mittelgroßen Stadt Riverside im Riverside County zu beschreiben. Wer für einen etwaigen Auslandsaufenthalt eine große, aufregende, vielfältige und schöne Stadt sucht ist mit Riverside tatsächlich schlecht beraten. Neben der renommierten Universität UCR (ist nicht die einzige vor Ort) hat die Stadt abgesehen von unzähligen Fastfood Restaurants, zwei Malls und einem dubiosen aber lohnenswerten irish pub irgendwie nicht sonderlich viel zu bieten. Wer sich also nach Strandparties oder nach vielfältigen abendlichen Ausgehmöglichkeiten sehnt, sei an dieser Stelle auf eine Uni in San Diego, San Francisco, Santa Barbara oder Los Angeles verwiesen. Diese Städte sind in Sachen Kultur-, Sport- und Freizeitangebot Riverside deutlich überlegen.
Die gemachten Anführungen haben jedoch nicht zu bedeuten, dass man die Annehmlichkeiten sämtlicher Städte Californiens nicht nutznießen kann, wenn man in Riverside studiert und wohnt. Aufgrund der günstigen zentralen Lage ist von Riverside aus ein Großteil des überaus interessanten Staates Californien zu erreichen. (San Diego in 90min, LA in 60min, Beach Cities in 45-55min, San Francisco in 6 h, Sacramento in 6 h, Las Vegas in 4 h – demnach alles innerhalb eines Tages!) Die offenkundig zentrale Lage Riversides ist demnach als Gunstfaktor zu verbuchen.
Im Folgenden sollen hier nun einige Worte zur UCR selbst Erwähnung finden. Organisatorische Herausforderungen sind Dank der sehr freundlichen und hilfsbereiten Menschen bei college-contact.com nahezu inexistent. Egal welche Frage einen quält, college-contact kennt die Antwort. Man kümmert sich dort um alle nötigen Unterlagen und leitet diese an die gewünschte Uni weiter. Der Anmeldeprozess wird demnach reibungslos verlaufen. Aber dann… das mitunter nervenaufreibende Unglück eines wohl jeden Gaststudenten einer amerikanischen Uni ist, dass man meist über die Subfakultät Extensioncenter immatrikuliert wird und nicht direkt über die eigentliche Universität. So auch an der UCR. Diese für das Extensioncenter profitable Praxis bedeutet für die Gaststudenten im Prinzip, dass sie wie Studenten zweiter Klasses behandelt werden, da sie nicht wie alle übrigen Studenten ihre gewünschten courses online wählen können und sich auch nicht auf etwaige Wartelisten für die courses setzen lassen können. Man muss sich letztlich mit den noch verfügbaren Plätzen in Vorlesungen begnügen, die noch übrig sind. An der Misere kann auch der stets freundliche und gut aufgelegte jedoch erschreckend inkompetent wirkende erste Ansprechpartner für Gaststudenten wenig ändern. Ist man also nicht gewollt die zweitklassigen courses des Extensioncenters zu wählen (werden von einigen Universitäten nicht angerechnet), muss man sich via course-crashing in die klassischen campus courses der Uni einbetteln. Will heißen, dass man zunächst den Professor o.ä. nach Aufnahme in den course fragt und anschließend versucht sich vom Dekan des jeweiligen Fachbereiches für den course nachträglich einschreiben zu lassen. Dieser Prozess kann gut und zügig verlaufen oder auch beliebig hässlich und nervig sein, wenn der Dekan einen partout nicht für den course einschreiben will, weil dieser zu voll sei (also der course). Wenngleich die course-Wahl meistens erfolgreich verläuft, ist massive Unzufriedenheit und Wut im Zuge des Einschreibens in den ersten Wochen nicht auszuschließen. Ein mutiger deutscher Student, seines Zeichens Gary Anderson Graduate School of Management Legende, versuchte jedoch kürzlich den Prozess im Interesse der Studierenden zu optimieren, mal schauen ob es was gebracht hat…
Ist man dann jedoch erstmal immatrikuliert kann der Spaß losgehen. Das Studieren auf dem Campus bereitet einem sehr viel Freude, da der campus sehr groß und recht schön ist und man jede Menge college life erleben darf. In etwa so wie man das aus Filmen wie „Eine wie Keine“ etc. kennt. Das Studieren am Extensioncenter ist hingegen weniger vergnüglich, da man dort meist mit Erwachsenen studiert und die Veranstaltungen zudem ausschließlich am späten Abend stattfinden. Darüber hinaus ist das business class Niveau der UCR courses nicht mit dem Niveau deutscher Unis zu vergleichen (finance courses bilden hier eventuell eine Ausnahme). Zumindest liegen hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades Welten zwischen der UCR und der Uni Münster, was das operative Studieren recht angenehm macht. Vergleiche zu anderen deutschen Unis müssten ähnlich ausfallen. Erwähnenswert scheint mir auch der Umstand zu sein, dass an der UCR deutlich weniger Deutsche studieren als beispielsweise in San Diego, was die Chance sein Englisch zu verbessern sowie das Gefühl sich im angloamerikanischen Ausland zu befinden immens steigert. Summa summarum: Das Studium an der UCR ist recht einfach, sehr interessant aber ein wenig aufwendig aufgrund zahlreicher und umfangreicher Hausaufgaben. Das verhältnismäßig leichte Studium ist dennoch ebenfalls ein Gunstfaktor.
Zu den klimatischen Bedingungen in Riverside sei nur gesagt, dass das Wetter meist traumhaft schön ist: so gut wie jeden Tag blauer Himmel und Sonnenschein, sowie Temperaturen über 25 Grad Celsius. Anfang September ist es jedoch gewöhnungsbedürftig heiß und ab Dezember wird es mit Sonnenuntergang etwas kühler, so um die 10 Grad Celsius. Nach Meinung vieler Ortsansässiger befinde sich Riverside auch schon „in the dessert“. Alles in allem dennoch super Wetter, was das tägliche Leben zu bereichern vermag.
Hinsichtlich der zentralen Entscheidung Wohnsituation kann ich lediglich raten kein Zimmer im international village zu buchen, da diese sehr klein, defizitär ausgestattet und offensichtlich exorbitant teuer sind. Andere gute Optionen sind das Wohnen in Gastfamilien oder die Suche nach einem WG Zimmer via roommates.com oder craigslist. Da es in Riverside jedoch auch einige bildungsferne sowie einkommensschwache Haushalte gibt, sollte man bei der Wohnungssuche geduldig sein. Fernerhin ist ein Auto mit GPS System bei der Wohnungssuche unabkömmlich. Sonst findet man die gesuchten Wohnobjekte nämlich nie!
Apropos Auto, wer nicht in unmittelbarer Nähe zur Uni wohnt sollte sich auf die Notwendigkeit eines Autos einstellen. Californien ist derart weitläufig und die Städte besitzen meist kein gutes Netz eines öffentlichen Personennahverkehrs, so dass man ohne KFZ tatsächlich aufgeschmissen mitunter sogar handlungsunfähig ist. Ohnehin benötigt man das Auto für die zahlreichen aufregenden Ausflüge. Wer nun meint auf ein Auto verzichten zu müssen, da dies zu teuer sei, der sollte sein Glück mit einem Auslandssemester lieber nicht in Californien suchen respektive die Kosten für ein Auto unbedingt in sein Budget aufnehmen.

Resümierend bleibt festzuhalten, dass sich ein Aufenthalt an der UCR in Riverside tatsächlich lohnt, wenn man halbwegs seriös studieren will, sein Englisch verbessern und Californien sowie angrenzende Staaten erkunden möchte und dabei auf seine Ausgaben achten muss. Die Lebenshaltungskosten sind in Riverside vergleichsweise günstig, was die Budgets für die anstehenden Trips erhöht.
Mein persönliches Fazit der Zeit an der UCR mag konträr zu dem verfassten Text wirken, aber ich hatte dort wundervolle 4 Monate, was sicherlich auch auf meine traumhafte Wohnsituation zurückzuführen ist. Des Weiteren durfte ich viele überragende Menschen kennen lernen (sowohl Amerikaner als auch Deutsche) und die ein oder andere Anekdote erleben sowie mein Englisch massiv verbessern. Außerdem war ich völlig zu Recht ziemlich oft bei den münsteraner Freunden an der Party Uni in San Diego…