Vancouver Island University
Ich habe von Januar bis April 2014 ein Auslandssemester an der Vancouver Island University in Nanaimo, Kanada absolviert. Ich habe die vier Monate als unheimlich bereichernd und erlebnisreich empfunden und freue mich, einige meiner Erfahrungen hier weiterzugeben und hoffentlich andere für einen Aufenthalt an der VIU begeistern zu können.
Bewerbungsprozess
Der Bewerbungsprozess gestaltete sich dank der Hilfe von College Contact als relativ simpel. Ich habe mich erst im April 2013 dazu entschlossen, ein Semester im Ausland zu verbringen. Für die Bewerbung musste ich nur einige Formulare ausfüllen und ein paar Unterlagen mitschicken, dann konnte ich ab Mai auch schon meine Kurse wählen. Auch eine Anmeldung für das Wohnheim konnte man direkt bei der Bewerbung mitschicken, was ich auch direkt getan habe. Das Personal von College Contact stand mir während des gesamten Prozesses mit Rat und Tat zur Seite, man hat bei allen Bewerbungsschritten einen persönlichen Ansprechpartner und eine schnelle und kompetente Beratung. Die Kosten für ein Semester in Kanada sind natürlich ziemlich hoch, vergleicht man das aber mit den Studiengebühren in den USA oder Australien, kommt man hier doch relativ günstig bei weg.
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Ich bin Anfang Januar von Berlin über London nach Vancouver angereist und habe dann dort eine Nacht verbracht, bevor ich mit der Fähre nach Vancouver Island übersetzte. Am günstigsten ist es, die Fährstrecke Horseshoe Bay – Departure Bay zu wählen, die Überfahrt dauert etwa 90min und kostet 16$. Vom Vancouver City Centre, welches man vom Flughafen aus mit dem Skytrain erreicht, gibt es einen Expressbus, der einen zur Ferry Station bringt (Bus 257, fährt von Granville&Georgia). Vom Departure Bay in Nanaimo nimmt man am besten ein Taxi zum Campus, wobei ich das Glück hatte, eine nette Kanadierin kennenzulernen, die mir direkt angeboten hat, mich zum Campus zu fahren. Generell braucht man absolut keine Angst haben bei der Anreise verloren zu gehen, man trifft wirklich überall hilfsbereite Kanadier, die einem gerne weiterhelfen!
Studium / belegte Kurse
In Deutschland studiere ich Psychologie, habe mich an der VIU aber für Social Science eingeschrieben, um meinen Horizont etwas zu erweitern. Ich habe also verschiedene Kurse aus Philosophy, Global Studies, History und Sociology belegt. Die Kursinhalte fand ich ungeheuer spannend und die Form der Lehre empfand ich als sehr anders. Die Klassen sind viel kleiner und der Kontakt zu den Dozenten ist persönlicher. Den Anspruch der Kurse empfand ich als weniger wissenschaftlich und theoretisch, dafür mehr praxisbezogen. Die Dozenten haben sich sehr viel Mühe gegeben, die Kurse interessant und methodisch vielfältig zu gestalten und den Wünschen der Studierenden nachzukommen. Das Workload ist trotzdem im Vergleich ziemlich heftig: Für alle Kurse musste man eine Menge Assignments, Midterms und Finals absolvieren. Da kommt schnell eine ganze Menge an Arbeit zusammen. Die Benotung fällt jedoch meistens gut bis sehr gut aus.
Betreuung vor Ort
Egal wofür man einen Ansprechpartner brauchte, es gab eigentlich für alles und jeden spezielle Anlaufsstellen. Die Internationalen Studenten werden durch das International Büro betreut, die Dozenten haben Sprechstunden, weiterhin gibt es ein Writing Center, einen IT-Desk, organisierte Diskussions- und Lerngruppe uvm. Auch an meine Betreuerin bei Collage Contact hätte ich während der Zeit bei Fragen und Problemen immer schreiben können.
Unterkunftssuche
Wie bereits erwähnt, habe ich mich bereits im Zuge der Bewerbung im April für einen Platz im Wohnheim auf dem Campus angemeldet. Eine frühe Anmeldung wird empfohlen, wobei es bei meiner Ankunft immer noch freie Zimmer gab. Es lohnt sich also anscheinend auch später noch, es mal zu versuchen. Ich selbst habe in einem der größten Gebäude gewohnt, wo etwa 30 Leute auf einem Floor wohnen und sich eine gemeinsame Küche und einen Common Room teilen. Ein Bad teilt man sich mit einer weiteren Person gleichen Geschlechts. Die Zimmer sind dort sehr klein, ich habe mich aber trotzdem sehr wohl dort gefühlt. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, in einem 20-Bettenhaus zu wohnen, da sind die Zimmer etwas größer und man hat ein eigenes Waschbecken im Zimmer. Des Weiteren gibt es Appartements, in denen man zu viert wohnt und sich eine geräumige Küche, ein Wohnzimmer und zwei Bäder teilt. Diese beiden Varianten sind dafür dann etwas teurer.
Etwas nervig fand ich, dass man sich seine komplette Einrichtung vor Ort anschaffen muss: Bettdecke, Kissen, Bezüge, Handtücher, Geschirr, Putzmittel u.ä. In den großen Häusern hat man zudem nicht die Möglichkeit, sein Kochgeschirr in der Küche zu lagern. Man muss also alles nach dem Kochen wieder mit ins eigenes Zimmer nehmen, wodurch es auch schwierig ist, Geschirr oder Basics zum Kochen wie Gewürze, Öl etc. mit anderen zu teilen. Wer sich also nicht daran stört, etwas mehr zu bezahlen, ist mit den Appartements wohl besser beraten.
Wenn man mal ein Problem hat, seine Schlüssel verliert, Wechselgeld für den Bus braucht oder vergessen hat, Waschmittel oder Zahnpasta zu kaufen, gibt es das Office, welches 24/7 besetzt ist und wo einem immer geholfen wird. Dort kann man auch Spiele oder Sportutensilien ausleihen, Grillen, Wäsche waschen, Geld abheben uvm. Zweimal die Woche fährt von dort auch ein Shuttle zu einem größeren Supermarkt, wo man relativ günstig einkaufen kann.
Natürlich kann man sich auch eine Unterkunft fernab vom Campus suchen, das würde ich aber nicht empfehlen, da es oft teurer ist und man ohne Auto in Nanaimo kaum mobil ist, da die Wege sehr weit sind. Außerdem ist in den Residences einfach immer was los.
Freizeit und Ausflugsmöglichkeiten
Hier sei gleich gesagt, dass Nanaimo keine Stadt für feierwütige Großstädtler ist. Wenn man aber die richtigen Leute findet, kann man dort auch jede Menge Spaß haben. Man kann viel in der Natur machen und wandern gehen (Westwood Lake, Ammonite Falls, Protection Island, Newcastle Island, Mt. Benson) und generell Sport machen (kostenloses Gym auf dem Campus, Ice Center & Schwimmhalle in Campusnähe) oder schauen (es gibt mehrmals im Semester die Möglichkeit, sich Hockey, Basketball oder Volleyball anzuschauen). Das Nachtleben ist eher mittelmäßig, der Studentenpub auf dem Campus hat nur einmal die Woche länger als 19 Uhr auf und Downtown gibt es ein paar passable Pubs und Clubs, die aber alle nicht länger als 2 Uhr geöffnet sind. Dafür gibt’s eben öfter mal Partys in den Residences (auch wenn das nach den Quiet Hours nicht so gerne gesehen wird) oder eben House Partys. Unbedingt empfehlen möchte ich den Dinghy Dog Pub auf Newcastle Island, sozusagen ein schwimmender Pub, zu dem man mit einer Fähre fährt – super coole Atmosphäre, tolles Essen und Panoramablick auf Nanaimo! Jeden Donnerstag ist dort außerdem ein Musictrivia, das immer sehr gut besucht und spaßig ist.
Des Weiteren organisiert das Internationale Büro jeden Monat verschiedene Ausflüge, z.B. nach Victoria, Vancouver Island, Tofino, Vancouver, Ammonite Falls oder zum Whale Watching. Auch auf eigene Faust kann man viel unternehmen, so habe ich während meines Aufenthalts Trips nach Tofino, in die Rocky Mountains, nach Seattle und sogar nach San Diego und San Francisco gemacht (Flüge in die USA sind von Vancouver aus recht günstig). Empfehlen kann ich die Club ESL Tours, ein Unternehmen, das Ausflüge in Kanada für junge Leute organisiert (http://www.clubesl.com/trips-destinations/).
Insgesamt ist es sehr schwierig in Nanaimo oder auf der Insel ohne Auto umherzukommen. Ich habe es aber trotzdem irgendwie geschafft, alles zu sehen, was ich sehen wollte. Entweder man sucht sich Leute, die ein Auto haben oder man schließt sich in einer Gruppe zusammen und mietet eins, was auch recht günstig ist.
Do’s und Dont’s
Absolutes Muss: Ein Wochenende in Tofino und bei schöner Sicht eine Wanderung auf Mt. Benson in Nanaimo.
Ansonsten kann ich nur empfehlen, so viel wie zeitlich und finanziell möglich zu unternehmen und sich vor allem mit Kanadiern anzufreunden, deren Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft einfach überwältigend ist. So sieht man eben doch mehr von der Insel, als wenn man immer nur mit Deutschen rumhängt und auch das mit dem Englisch geht dann deutlich einfacher. ;)