Vancouver Island University
Kanada ist ein sehr schönes Land. Lohnenswert dort hin zu fahren! Jedoch ist Acht zu geben, die Lebenshaltungskosten sind echt hoch und auch die Bindung zur Natur ist nicht jedem gegeben. Warnschilder mit „Vorsicht Bär/Puma wurde gesichtet“ sind auf Vancouver Island keine Seltenheit. Aber keine Bange, ich habe während meiner Zeit in Kanada keins der beiden Tiere ungewollt gesehen.
Nun kommen wir mal zu Vancouver Island. Die Insel ist phänomenal. Berge, Seen und Wälder. So stellt man es sich vermutlich vor. Und so ist es auch größtenteils. Die größte Stadt auf der Insel ist Victoria. Das ist unbedingt eine Reise wert. Vor allem wenn ihr Heimweh habt, fühlt ihr euch in der europäisch angehauchten Stadt doch schon viel wohler. Nanaimo, die Stadt in der die VIU liegt, ist gut 2 Autostunden davon entfernt. (Kommt natürlich drauf an, ob ihr euren rasanten deutschen Fahrstil behaltet oder euch doch an den langsameren kanadischen Fahrstil anpasst.)
Ein weiteres Ziel, was ihr euch unbedingt ein paar Tage anschauen solltet, ist Vancouver. Mit Rad super gut zu durchqueren. Günstige Fahrradverleihe sind in Downtown in verschiedenen Seitenstraßen der Haupteinkaufsstraße. Bringt ein wenig Kondition mit und verirrt euch nicht auf den Fußgängerstreifen, bzw. passt auf die Fußgänger auf. Ich habe in Vancouver keine Sache besucht, die in Gebäuden war und kann dazu recht wenig sagen. Die Aktivitäten in der Natur sind aber grandios. Den Grouse Mountain hoch, durch den Stanley Park schlendern oder in China Town gemütlich essen zu gehen sind unumgänglich.
Vancouver ist außerdem ein Nadelöhr für Weiterfahrten. In den Wintermonaten schnell mit dem Greyhound nach Whistler, um dort ein paar Tage Ski / Snowboard zu fahren oder einfach nur mal das olympische Feeling zu bekommen. Nach Seattle um günstige Markenklamotten zu bekommen und die amerikanische Stadt zu bewundern ist auch sehr schnell getan. Ich habe dies mit einem Wochenendtrip verbunden.
Kommen wir nun aber mal wieder zu Nanaimo. Mit der Fähre (es gibt nur einen Anbieter: BC Ferries) geht es von Vancouver nach Nanaimo. Dort angekommen, muss man sehr schnell feststellen, dass die Busse nur sehr sporadisch fahren und meines Erachtens nicht an die Fährzeiten angeglichen sind. (Achtung: früh morgens und abends fahren gar keine Busse mehr!) Am besten checkt ihr vorher mal die Lage der Pläne und sucht euch sonst ne Fahrgemeinschaft, damit ihr das Taxi nicht alleine teuer bezahlen müsst. (Apropos Taxi: Trinkgeld geben ist pflicht!) Mein erster Trip mit dem Taxi ging zum Campus, da ich dort in der Residence gelebt habe.
Die Wohnungen dort sind meiner Meinung nach ok für ein Semester. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich nach dem Preis gegangen bin und das günstigste, also Modern, genommen habe. Wenn ihr, so wie ich, doch gerne mal durchschlafen wollt, kann ich dieses Haus nicht empfehlen. Viele ausländische Studenten sind in den WGs untergebracht. Die Häuser bieten größere Zimmer und eine größere Privatsphäre. Außerdem habe ich nur Leute aus diesen Häusern getroffen, die sehr viel mit ihren Mitbewohnern gemacht haben. Im Nachhinein wäre ich dort viel lieber hingegangen. Wie das aber immer so ist, muss man zwischen Preis und Komfort abwägen.
Eine Sache, die ich aber am Campusleben vermissen werde, ist die Tatsache, dass man innerhalb von 5 Minuten in seinen Klassenräumen sitzt. (Achtung: es gibt seeeeeeeeeeeeeeeehr viele Treppen auf dem Campus!) Die Kurse waren bei mir nur in Seminarform. Kein Kurs hatte mehr als 25 Teilnehmer. Man muss auch dazu sagen, dass das System der VIU ziemlich viel Freiraum raubt. Die Kurse sind extrem verschult. Neben der Anwesenheitspflicht zählt außerdem die mündliche Beteiligung mit in die Endnote hinein. Klausuren werden mindesten 2 pro Kurs geschrieben, meistens der Midterm und das Final. Zusätzlich kann es noch zu Hausarbeiten, Gruppenarbeiten und Referaten kommen. Alles in allem ist das Unileben sehr arbeitsintensiv. Aus meinen Erfahrungen aber wird an dem zu lernenden Stoff eher an der Oberfläche gekratzt. Kurz gesagt, an meiner Uni in Deutschland setzten wir uns mit einem Thema mehr auseinander und legen nicht so viel Wert aufs Auswendig lernen wie die Kanadier. Positiv ist jedoch an der kanadischen Uni, dass man in den Kursen nicht einfach nur eine Zahl ist. Die Professoren/ Dozenten kümmern sich rührend um einen und haben auch für die Austauschstudenten immer ein offenes Ohr. Also lasst euch von der Unistruktur nicht abschrecken.
Persönlich kann ich zum Abschluss nur sagen, geht nicht für spezielle Lerninhalte an die VIU sondern eher weil ihr Lust aufs Reisen habt und eure Englischkenntnisse im Fachvokabular auffrischen / neu lernen wollt.