22 Jul
Erfahrungsbericht von Annekatrin S.

York St John University


Stadt: York
Land: Großbritannien
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Pädagogik und Lehramt, Theologie, Anglistik / Amerikanistik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2010 bis 06/2011

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Von September 2010 bis Anfang Juni 2011 habe ich zwei tolle und unvergessliche Semester an der York St John University in England verbracht, an der ich mein Lehramtsstudium für Englisch und Evangelische Religion vertiefen, neue Einblicke gewinnen, ein völlig anderes Lernen kennenlernen und natürlich meine Sprachkenntnisse verbessern konnte. York ist eine wunderschöne traditionell englische Stadt im Nordosten Englands, die zur Grafschaft North Yorkshire gehört und etwa eineinhalb Stunden Busfahrt von der Nordseeküste entfernt ist.

Über eine Zeitschrift habe ich von College-Contact erfahren und mich spontan über die Möglichkeiten eines Studienjahres in England auf der Internetseite informiert. Bei Fragen und Problemen konnte ich mich jederzeit an die Mitarbeiter wenden und habe innerhalb von ein bis zwei Tagen eine Antwort bekommen. Dieser Service, den College-Contact mir angeboten hat, hat vor allem den Bewerbungsprozess an der Uni in York sehr vereinfacht. Zugangsvoraussetzung ist meist ein Sprachtest. Bei mir hat es sich angeboten nochmal einen TOEFL-Test zu machen. Abgesehen von dieser Hürde ging alles ganz schnell. Es gab einige Formulare auszufüllen, die College-Contact für mich direkt an die Universität weitergeleitet hat und ich habe mich dann auch bald mit der Koordinatorin für internationale Studenten in Verbindung gesetzt, die sich meiner Fragen auch angenommen hat. Es hat also nicht lange gedauert, bis ich eine schriftliche Zusage der Universität bekommen habe.

Dann konnte ich mich um die Unterkunft und um die Wahl meiner Kurse kümmern. Ich war im Studentenwohnheim „Limes Court“ untergebracht, welches eine gute Viertelstunde Fußweg von Uni und Stadtzentrum entfernt liegt. Das Wohnheim ist in Wohngemeinschaften unterteilt, die für fünf Bewohner vorgesehen sind. Jedes der Häuschen hat neben den WG-Zimmern eine große Küche und zwei Bäder, die über Erdgeschoss und erste Etage verteilt sind. Unter der Treppe befindet sich ein kleiner Abstellraum. Die Zimmer sind komplett möbliert, relativ klein, aber es gibt einen großen Schreibtisch. An den Wänden sind sogar spezielle Pinnwände angebracht, um Poster, Bilder und Sonstiges zu befestigen. Im Haus des Hausmeisters gibt es Waschmaschinen und Trockner, die man gegen eine Gebühr nutzen kann. Zu beachten gibt es in den Wohnheimen nicht allzu viel. In den Gebäuden ist es verboten zu rauchen und Besuch ist laut Informationsbroschüre anzumelden. Da gab es allerdings nie Probleme. Aufpassen sollte man, wenn man in der Öffentlichkeit Alkohol trinken möchte. Das ist an manchen Plätzen ausdrücklich verboten. Es gibt aber auch genügend Pubs, die die Möglichkeit für gemütliche Abende bieten. Nur zwei Minuten vom Limes Court befindet sich ein Pub, der oft Treffpunkt für internationale Studenten gewesen ist. Es gab Angebote, wie Karaoke-Abende und Musik-Quiz. Wer also den kulturellen Austausch sucht, ist dort genau richtig und für den ist der Limes Court sehr empfehlenswert, da dort neben den Briten Studenten aus allen möglichen Ländern wohnen. Gerade das interkulturelle Beisammensein ist es gewesen, was das Jahr für mich zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht hat.

Die angebotenen Kurse samt Inhaltsbeschreibung und Modulleistungen konnte ich auf der Internetseite der Universität einsehen. Auf einem Formular habe ich dann meinen Erst- und Zweitwunsch für die jeweiligen Fächer angegeben. Ich habe Kurse in Englisch, Religion und Pädagogik belegt. Während der Seminare ist mir aufgefallen, dass die Schwerpunkte im Bezug auf die Unterrichtsgestaltung und darauf, was von den Studenten erwartet wird, ganz anders sind, als ich es von meiner deutschen Heimatuniversität bisher gewöhnt war. Die Vorlesungen und Seminare werden nur von etwa zehn bis maximal zwanzig Teilnehmern besucht. Es wird stets Wert darauf gelegt, die Stunden so anschaulich und so interessant wie möglich zu gestalten. Dies war vor allem im Bereich der Pädagogik und in einem Seminar für englische Literatur der Fall. Die Studenten wurden zum Lernen angeleitet und Vorgehensweisen für Hausarbeiten wurden detailliert erklärt und unter Umständen auch erprobt. In der ganzen Uni wurde viel Wert auf Hilfsbereitschaft gelegt, sei es bei der Literaturrecherche, beim Schreiben von Hausarbeiten oder einfach im Uni-Alltag. Überall auf dem Gelände und in den Wohnheimen gibt es Leute, die ein offenes Ohr für Fragen haben und sich vor allem auch den Problemen der internationalen Studenten annehmen. Das ist für mich eine ganz neue und sehr schöne Erfahrung an einer Universität gewesen. Die York St John University ist eine sehr schöne Universität, die aus einem älteren Teil und einem modernen Gebäude besteht. Alle Fakultäten befinden sich auf dem Campus, sodass man nicht von einem zum anderen Ende der Stadt fahren muss. Auf dem Campus gibt es sogar einen Pub, direkt neben der „Students‘ Union“. Darüber haben vor allem die deutschen Studenten nicht schlecht gestaunt. Die „Students‘ Union“ ist eine Art Studentenvertretung, die sich um alle möglichen Belange der Studenten kümmern und Veranstaltungen organisiert. Es gibt außerdem viele „Societies“, denen man beitreten kann, wie zum Beispiel im Bereich Tanzen, Schwimmen, Theater, Badminton, Chor, Musical, Orchester und noch viele mehr. All diese Dinge erfahren die Austauschstudenten in der „Welcome-Week“, die im September stattfindet. Des Weiteren werden von den „Global Friends“, die sich hauptsächlich um die Programmgestaltung für die Austauschstudenten kümmern, Ausflüge organisiert, die etwa alle vier Wochen stattfinden. Die meisten davon kosten 8 bis 15 GBP. Inbegriffen ist die Busfahrt zu den jeweiligen Orten. Das ist sehr lohnenswert und vor allem günstig, da Zug fahren in England auch nicht gerade billig ist. Wir sind nach Whitby, Manchester, Liverpool, zum Lake District, nach Cambridge und in einen Freizeitpark gefahren. Geplant war außerdem eine Fahrt zum Lincoln Christmas Market, die allerdings aufgrund des Schneechaos im Dezember ausfallen musste. Ein Tipp für alle diejenigen, die aber auch auf eigene Faust Reisen mit dem Zug unternehmen wollen: es gibt eine sogenannte „Railcard“, die man beantragen kann, sodass man für ein Jahr ein Drittel der Fahrtkosten spart. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich das auf jeden Fall lohnt, auch für diejenigen, die nur vorhaben ein Semester zu bleiben und einfach mal für ein paar Tage nach London fahren wollen.

Die Uni liegt direkt am Rande des Stadtzentrums, sodass Geschäfte, Restaurants, Pubs, Clubs und Sehenswürdigkeiten auch alle gut zu Fuß erreichbar sind. York ist überhaupt eine Stadt in England, in der es sich gut leben lässt. Im Zentrum befinden sich viele kleine Gassen, mit Blumen geschmückte Fachwerkhäuser und niedliche Geschäfte. Auch an Einkaufsmöglichkeiten, wie Klamottenläden und Supermärkten, mangelt es nicht. Es lohnt sich außerdem im Frühjahr einen Spaziergang am Ufer des Ouse zu machen. In York gibt es ansonsten viele Sehenswürdigkeiten, die jedes Jahr etliche Touristengruppen dorthin ziehen: das Minster, eine der größten Kathedralen Englands, Clifford’s Tower, das Castle Museum, das Yorkshire Museum, das National Railway Museum (für alle Harry Potter – Fans: dort steht der Original Hogwarts-Express aus den Filmen :-)), das Viking Centre, die komplett erhaltene etwa sechs kilometerlange begehbare Stadtmauer und mehrere wunderschöne Parks.

Bezogen auf die Mentalität der Menschen dort kann ich ganz Unterschiedliches berichten. Im Allgemeinen sind die englischen Studenten sehr aufgeschlossen. Man wird aber schnell merken, dass es schwierig sein kann dort viele englische Freunde zu finden, die sich wirklich für einen interessieren. Freundschaft ist für die meisten der Studenten ein sehr weiter Begriff. Natürlich liegt es aber auch an einem selber und inwiefern man die Möglichkeit nutzt Kontakte zu knüpfen. Deshalb kann ich nur jedem raten, Anschluss in den Uni-Clubs zu suchen, um die Freizeit so abwechslungsreich und den Auslandsaufenthalt so unvergesslich wie möglich zu gestalten.
Ich hoffe, ich konnte euch mit den von mir gewonnenen Eindrücken einen kleinen Einblick in mein Auslandsjahr ermöglichen und auch in das, was euch vielleicht demnächst an der York St John University erwarten wird. Für alle diejenigen, die ihre englischen Sprachkenntnisse vertiefen wollen, in einer anderen Kultur leben und viele neue Leute aus den unterschiedlichsten Ländern kennenlernen möchten, die Orte mit Tradition den riesigen britischen Industriestädten vorziehen und dabei trotzdem jede Menge Abwechslung erleben wollen, für euch ist York mit Sicherheit die richtige Stadt, um dort eine erlebnisreiche Zeit zu verbringen, die euch noch lange in Erinnerung bleiben wird.