Agrar- und Forstwissen­schaften im Ausland studieren

Wiesen, Äcker, Felder, Weideflächen, Wälder: Rund die Hälfte der Landesfläche Deutschlands dient der landwirtschaftlichen Nutzung. Die meisten Landwirte betreiben Milch- und Viehwirtschaft, aber auch der Getreide-, Obst- und Gemüseanbau spielen eine wichtige Rolle. In einigen Regionen Deutschlands steht der Weinanbau im Vordergrund während in Küstengebieten immer noch viele Menschen ihren Lebensunterhalt mit der Fischerei verdienen. Immerhin ein Drittel des Landes ist von Wäldern bedeckt, die nicht nur als Naturreservate dienen, sondern auch der forstwirtschaftlichen Nutzung.

Auf diese Weise produzieren die deutschen Land- und Forstwirte jedes Jahr Agrarprodukte im Wert von etwa 40 Milliarden Euro. Damit decken sie einen Großteil des Inlandsbedarfs an Nahrungsmitteln und nachwachsenden Rohstoffen ab. Deutschland ist weltweit der drittgrößte Exporteur von Agrarprodukten. Damit sie auch in Zukunft erfolgreich wirtschaften, müssen die Land- und Forstwirte die zur Verfügung stehende Landschaft allerdings möglichst effizient nutzen. Dabei spielen Aspekte wie die ökologische Landwirtschaft und der Schutz von Wäldern, Gewässern und anderen Naturräumen eine wichtige Rolle. Den Umgang mit diesen Herausforderungen lernen zukünftige Land- und Forstwirte inzwischen bereits im Studium.

Agrar- und forstwissenschaftliche Disziplinen: Ein Überblick

Ein Studium der Agrar- und Forstwissenschaften im Ausland bietet die Möglichkeit, andere Formen der Land- und Forstwirtschaft kennenzulernen.

Die Studiengänge aus dem Bereich Agrar- und Forstwissenschaft spiegeln die verschiedenen Formen der landwirtschaftlichen Nutzung wider. Das inhaltlich breiteste Studienfach stellen dabei wohl die Agrarwissenschaften dar. Diese beschäftigen sich mit den „klassischen“ Facetten der Landwirtschaft, also der Produktion von Weizen, Futterpflanzen, Gemüse, Obst, Fleisch und nachwachsenden Rohstoffen. Die Studierenden beleuchten diese Themen aus (natur-) wissenschaftlicher Perspektive. Dabei setzen sie sich auch mit wirtschaftlichen Aspekten der Landwirtschaft auseinander. Ebenso spielen Fragen zur Nachhaltigkeit und zum Umweltschutz eine Rolle. In höheren Semestern sowie im Rahmen des Masterstudiums findet dann oftmals eine Spezialisierung auf Teilbereiche wie etwa Agrartechnik, Wirtschaft oder Ökolandbau statt.

Weinbau und Önologie

Da der Anbau von Wein ein Thema für sich ist, gibt es für diesen Zweig der Landwirtschaft spezialisierte Studiengänge. Diese Studienprogramme ersetzen die in Deutschland traditionell übliche Winzerlehre. Alternativ ist auch ein duales Studium von Weinbau und Önologie möglich. Die Studiengänge vermitteln Grundwissen aus den Bereichen Chemie, Biologie oder Bodenkunde. Daneben stehen aber auch betriebswirtschaftliche und technische Aspekte des Weinbaus auf dem Lehrplan. Insbesondere die Masterprogramme aus dem Bereich Weinbau/Önologie bereiten die Studierenden dabei auf Führungspositionen vor.

Fischwirtschaft

Auch die Fischwirtschaft ist ein sehr spezialisierter Bereich innerhalb der Agrarwissenschaften. Einige deutsche Hochschulen bieten darum Masterprogramme an, in denen sich Agrarwissenschaftler, Biologen oder Ingenieure im Bereich Aquakulturen und Fischerei fortbilden. Dabei lernen die Studierenden die Grundlagen der Fischzucht kennen. Gleichzeitig setzen sie sich mit den verschiedenen technischen Möglichkeiten der Fischerei und des Betriebes von Aquakulturen auseinander. Auch wirtschaftliche Grundkenntnisse stehen auf dem Lehrplan.

Pferdewirtschaft

Ein weiteres Spezialfeld der Landwirtschaft ist die Pferdewirtschaft. Im Rahmen dieses Studiums bekommen die Studierenden zunächst Grundlagen aus den Fachbereichen Biologie und Physik vermittelt. In den höheren Semestern setzen sie sich dann intensiv mit der Haltung und Zucht der Vierbeiner auseinander. Dabei stehen auch wirtschaftliche Inhalte wie Management oder Marketing auf dem Lehrplan.

Forstwissenschaft und Forstwirtschaft

Die Fächer Forstwissenschaft sowie Forstwirtschaft, Gartenbau und Landschaftsarchitektur zählen nicht unmittelbar zu den Agrarwissenschaften. Die Gemeinsamkeit besteht darin, dass sich auch hier viel um die wirtschaftliche und ökologische Nutzung von Pflanzen und deren Anbauflächen dreht.

Das Fach Forstwissenschaft bieten in Deutschland ausschließlich Universitäten an. Sie bereiten die Studierenden auf die höhere staatliche Forstlaufbahn, genauer gesagt den Beruf des Forstamtsleiters, vor. Das an Fachhochschulen angebotene Studium der Forstwirtschaft bildet dagegen zum Förster beziehungsweise Revierleiter aus.

In beiden Studiengängen erlangen die Studierenden zunächst Kenntnisse aus den Bereichen Biologie, Chemie, Botanik oder Zoologie. Erst dann setzen sie sich konkret mit der Pflege, dem Schutz und der wirtschaftlichen Nutzung des Waldes auseinander. Zu einem späteren Zeitpunkt im Studium besteht die Möglichkeit, sich auf einen dieser Aspekte zu spezialisieren.

Gartenbau

Gartenbauwissenschaftler setzen sich in ihrem Studium mit dem Anbau von Gemüse, Obst, Zierpflanzen und Bäumen auseinander. Im Fachbereich Produktionsgartenbau lernen sie beispielsweise, welche Böden am besten für welche Pflanzen geeignet sind oder welchen Dünger sie am besten vertragen. Darüber hinaus stehen ebenfalls Themen wie Handel, Marketing oder Vertrieb auf dem Lehrplan. Diese Fächer bereiten die Studierenden auf Tätigkeiten in der Dienstleistung, wie die Leitung eines Gartencenters, vor.

Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitekten beschäftigen sich mit der Gestaltung von Landschaften. Dabei spielen sowohl kultivierte Landschaften wie Gärten oder Parks als auch die Planung und Erhaltung von Naturräumen eine Rolle. Die Studierenden eignen sich in ihrem Studium dementsprechend sowohl botanisches Wissen als auch gestalterische und technische Kenntnisse an. Ebenso nehmen Themen wie Naturschutz und Nachhaltigkeit einen wichtigen Raum ein.

In den höheren Semestern des Bachelorstudiums oder im Master spezialisieren sich die Studierenden auf einzelne Tätigkeitsbereiche, wie Landschafts- oder Freiraumplanung oder Gartendenkmalpflege.


Voraussetzungen

Ein Studium aus dem Bereich der Agrar- und Forstwirtschaften ist nichts für „Büromenschen“. Bereits im Studium halten die Studierenden sich viel an der frischen Luft auf und haben Kontakt zu Tieren. Die Liebe zur Natur allein reicht aber nicht aus: Im Studium ist vor allem Wissen aus den Bereichen Naturwissenschaften gefragt. Idealerweise hatten die Bewerber schon in der Schule gute Noten oder zumindest Spaß an Fächern wie Biologie oder Chemie. Darüber ist auch Interesse an Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz und ein gewisses technisches Verständnis hilfreich.


Berufsfelder

Die meisten Absolventen agrar- und forstwirtschaftlicher Studiengänge sind später im landwirtschaftlichen Bereich tätig. Ihre Fachkenntnisse und ihre Qualifikation im Wirtschaftsbereich ermöglichen es ihnen, einen eigenen Produktionsbetrieb oder ein Gestüt zu leiten. Möglich ist auch der Vertrieb landwirtschaftlicher Erzeugnisse.

Aufgrund ihrer guten naturwissenschaftlichen Ausbildung kommen auch Arbeitsstellen in der industriellen Forschung infrage. Sie wirken bei der Entwicklung neuer Düngemittel mit oder züchten neue Pflanzensorten. Andere Absolventen arbeiten im Dienstleistungssektor. Hier beraten sie Besitzer großer agrarwirtschaftlicher Betriebe oder planen Gärten, Parks und andere Freiräume.

Auch Tätigkeiten in der öffentlichen Verwaltung sind möglich, etwa bei Forstämtern, Landwirtschaftskammern oder Umweltschutzbehörden. Weitere Arbeitgeber sind Landwirtschaftsverbände, Fachverlage oder Tourismusunternehmen. Mit einem Masterabschluss haben die Absolventen darüber hinaus die Möglichkeit, eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen.


Auslandssemester: Vorteile für Agrar- und Forstwissenschaftler

Wer später einmal im Ausland arbeiten möchte, der hat die Möglichkeit, sich bei einer NGO oder einer Institution der Entwicklungszusammenarbeit zu bewerben. Für die Stellen dort werden allerdings zumeist Kenntnisse von Fremdsprachen und Auslandserfahrung vorausgesetzt. Ein Auslandsstudium bietet den Studierenden die Gelegenheit, diese Zusatzqualifikationen zu erwerben. Auch für Studierende, die in der heimischen Landwirtschaft tätig werden möchten, stellt ein Auslandssemester eine tolle Möglichkeit dar, andere Landschaftsformen kennenzulernen. So gewinnen sie einen neuen Blick auf die heimische Agrar- oder Forstwirtschaft und gewinnen dabei zugleich Freunde aus aller Welt.