19 Aug
Erfahrungsbericht von Annika S.

California State University Long Beach


Stadt: Long Beach
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Hotel und Tourismus, Geographie
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2016 bis 05/2016
Heimathochschule: Bremen H

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Living on the beach side of life. Dieses Motto habe ich mir für mein Auslandssemester zu Herzen genommen und deshalb verbrachte ich 5 Monate an der California State University Long Beach (CSULB) in Kalifornien. Für mich war schon früh klar: Ich will in den Golden State. Denn soviel stand fest: West coast – best coast! Das ausschlaggebende Argument, mich für die CSULB zu entscheiden, war dann das große Kursangebot, die ideale Lage von Long Beach für Ausflüge und der Fakt, dass sie die größte Universität im gesamten CSU-Verbund ist und daher der Spirit des amerikanischen Studentenlebens wohl kaum anderswo besser erlebbar ist als hier! Zu meinem Glück hatte ich mit meinen Annahmen auch Recht behalten und hätte es nirgendswo besser treffen können! smiley

Im folgenden Bericht möchte ich nun meine positiven Erlebnisse und Erfahrungen teilen und jeden dazu ermutigen, an die California State University Long Beach zu gehen.

Zum Studium und zu den belegten Kursen an der Gasthochschule

Das Fächerangebot an der CSULB ist im Allgemeinen sehr groß. Mit 87 verschiedenen Bachelor, 67 Master und 4 Doctoral Degrees, bietet die CSULB in jedem Fachbereich eine große Auswahlmöglichkeit. Im Department of Recreation & Leisure Studies konnte ich im Spring Semester aus 41 Kursangeboten wählen. Für die Kurswahl hat jeder der Programteilnehmer eine persönliche Sprechstunde bei einem zuständigen Sachbearbeiter für akademische Belange an der CSULB. Hier wurde mithilfe des Modulhandbuchs meines Studiengangs auch die Vorkenntnisse für meine Wunschkurse geprüft.

Die Fächerwahl an der CSULB verläuft für die Studenten, die ohne eine Kooperation der Universität kommen, etwas komplizierter ab. Da die Kurse erst vor Ort nach dem sogenannten „Class Crashing“ vergeben werden, ist es empfehlenswert, sich im Voraus schon einmal per Mail mit den jeweiligen Dozenten in Kontakt zu setzten und Interesse zu bekunden. Entgegen meiner Erwartungen, durfte ich all die Kurse belegen, die ich mir im Voraus ausgesucht hatte. Dabei hatte ich letztendlich aber auch wirklich Glück. In einigen Fällen habe ich davon gehört, dass manche Kurse schon voll waren und ein Plan B ausgearbeitet werden musste.

Ich belegte insgesamt vier Kurse a 3 Credits (umgerechnet insgesamt 24 ECTS). Drei meiner Module waren aus dem Fachbereich „College of Health & Human Services“ und gehörten zu dem Department of Recreation & Leisure Studies. Die Module REC 321 – Leadership in Recreation & Leisure, REC 431 – Recreation Resource Management und REC 462 Travel Tourism Resort Recreation Management kann ich durchweg äußerst empfehlen. Es gab tolle Projekte (wie zum Beispiel das Erstellen einer eigenen Website), Gruppenarbeiten und in einem der Kurse sogar eine Exkursion in einen State Park. Meinen vierten Kurs belegte ich im Fachbereich „College of Liberal Arts“ aus dem Department of Geography den Kurs GEO 352 – Geography of Travel and Tourism besucht. Diesen würde ich allerdings nicht so empfehlen da er etwas unstrukturiert war und ich wenig Neues gelernt habe. Nichtsdestotrotz haben die Kursprojekte auch hier Spaß gemacht.

Im Vergleich zu Deutschland lässt sich ein starker Unterschied im Bildungssystem feststellen. Das Lernen an einer amerikanischen Universität ist sehr viel verschulter als in Deutschland. Neben regelmäßigen Hausaufgaben zählt auch die mündliche Mitarbeit, die Anwesenheit an den Vorlesungen, sowie alle Ergebnisse der Tests und Zwischenprüfungen, die während des Semesters geschrieben werden. Damit setzt sich die Endnote aus verschiedenen Komponenten zusammen und man bleibt sozusagen während des Semesters „immer am Ball“, was die Prüfungsphasen ungemein erleichtert. Das Niveau ist ziemlich unterschiedlich. Je nachdem, aus welchem Semester man die Kurse belegt, wird auch unterschiedlich viel von einem abgefordert. Im Allgemeinen würde ich sagen, dass das eigentliche Prüfungsniveau der Kurse meist unter dem in Deutschland liegt, während die Beteiligung am „Unterricht“ und die Hausaufgaben mehr Mühe und Schweiß während des Semesters erfordern. Im Gesamtbild kann ich daher keine grundsätzlichen Unterschiede im Niveau ausmachen.

Die Integration in den Kursen war überhaupt kein Problem, sofern man sich selber auch darum bemüht und ebenfalls offen auf andere zugeht. Am Anfang muss man vielleicht eher mal versuchen, bei einer Gruppenarbeit eine Gruppe zu finden, aber so ist das in Deutschland sicher auch, wenn man eine „Neue“ ist. Insbesondere die Professoren bemühen sich um das Einbinden und erfragten gerne die Perspektiven von uns Austauschstudenten.

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Betreuung vor Ort

Die Betreuung vor Ort war ausnahmslos gut und durch das International Office der CSULB gegeben. Das Office ist für all die internationalen Studenten zuständig, die eigeninitiativ, wie ich, am Study Abroad at the Beach Programm teilnehmen und ihr Auslandsstudium damit größtenteils selbstständig organisiert haben.

Vorab gab es per Videotelefonie ein Meeting mit den Programmkoordinatoren und anderen Internationals. Vor Ort fand dann noch eine einwöchige „Orientation Week“ statt, bei der es eine Begrüßung, diverse Einführungs- und Informationsveranstaltungen und ein paar Events gab. Diese Veranstaltungen konnte man dazu nutzen, unterhalb der internationalen Programmteilnehmer Freunde zu finden. In der ersten Vorlesungswoche, der sogenannten „Week of Welcome“ gibt es darüber hinaus auch die Vorstellung der Sport- und Special-Interests Clubs oder anderen Studentenvereinigungen. Für die Kurswahl hat jeder der Programteilnehmer eine persönliche Sprechstunde bei einem zuständigen Sachbearbeiter für akademische Belange an der CSULB. Außerdem findet man bei den Mitarbeitern im International Office auch jederzeit Hilfe bei Formalitäten wie der Einschreibung, für Prüfungen, einer Visaverlängerung etc.

Während des Semesters hat das International Office weitere Veranstaltungen organisiert. Darunter fiel eine gemeinsame Exkursion nach Hollywood und der kostenlose Eintritt in das Waxmuseum Madam Tussaud. Zudem gibt es einen gemeinsamen Sportveranstaltungsbesuch bei den LA Clippers, ein Abschiedslagerfeuer und ein Abschiedsfoto.


Bewerbungsprozess

Das Bewerbungsverfahren gestaltet sich etwas komplizierter als bei Partneruniversitäten der eigenen Hochschule. Durch die Hilfe der Organisation College Contact, mit der ich kostenlos mein Studiensemester organisiert habe, hatte ich immer eine Hilfestellung. Da ich nicht in Münster wohne, lief das meiste per E-Mail und ich habe mich jederzeit bestens betreut und beraten gefühlt.

Bewerber für das Study at the Beach Program der California State University Long Beach benötigen das (Fach-)Abitur und darüber hinaus folgende einzureichende Dokumente/Nachweise:

  1. Application Form und 150$ Application Fee: Die Application Fee ist eine Bewerbungsgebühr, die zur Prüfung der Tauglichkeit der Bewerbung von Seiten der CSULB entsteht und umgerechnet ca. 130€ beträgt.
  2. Financial Certification: Dieser finanzielle Nachweis muss von einer Bank, einem Stipendiengeber o.ä. stammen und bestätigen, dass das Konto/Stipendium mind. $12,500 abdeckt. Dieser Nachweis kann auch über das Konto der Eltern erbracht werden.
  3. Passport Information
  4. Academic Transcript: Die von der Heimatuniversität ausgestellte Notenübersicht sollte auf Englisch vorliegen und u.a Informationen über den aktuellen Notendurchschnitt geben.
  5. Preliminary Course Wish: Hier gibt man 10 Kurse an, die man sich vorstellen könnte zu belegen.
  6. English Proficiency Score: Dieses Dokument dient dazu, die Sprachkenntnisse nachzuweisen. Sie müssen anhand eines standardisierten Sprachtests, wie dem TOEFL (mind. 61) oder dem IELTS (mind. 5.5), nachgewiesen werden. Alternativ kann man auch, wie ich, einen DAAD-Test (mind. B2-Niveau in allen Bereichen) einreichen. Letzteres kann man oft über die eigene Universität ablegen und ist zur großen Freude des Portemonnaies kostenlos.
  7. Academic Statement: Zusätzlich verlangt die CSULB ein auf Englisch verfasstes Motivationsschreiben.
  8. Nach Zulassung und Visaantrag: Kopie Personalausweis / Reisepass und Visa, Kopie Impfpass und Abschluss einer amerikanischen Versicherung ($328 = 290€)
  9. Bezahlung der Studiengebühren (im Springsemester 2016 betrugen diese $6000 (ca. 5.500€).

Für ein Auslandssemester in Amerika benötigt man ein F-1 Student Visa. Erforderlich ist dafür ein Reisepass (zwischen 37,50 und 59,00€), ein biometrisches Passbild vom Fotograf (ca. 25€), das Ausfüllen des Antragsformulars DS-160, die Bezahlung der SEVIS-Gebühr ($200 = ca. 176€) und der Visumsantragsgebühr ($160 = ca. 140€). Für die Beantragung muss ein Termin bei der amerikanischen Botschaft bzw. dem Generalkonsulat in Berlin oder Frankfurt vereinbart werden.

Mit der Hilfe von College Contact verliert man nicht den Überblick und es gibt zu Beginn des ganzen Prozesses eine gute Übersicht, die als Checkliste wunderbar fungiert. smiley


Unterkunftssuche

Bezüglich der Unterkunftssuche gibt es viele verschiedene Möglichkeit. Die CSULB stellt unter folgendem Link einige hilfreiche Tipps zur Wohnungssuche zusammen: http://www.ccpe.csulb.edu/International/about.aspx?pID=132.

Ich habe in einem der Apartmentkomplexe nah zur Uni gewohnt, die auch von der Uni empfohlen wurden. Meine Mitbewohner habe ich über Facebook kennengelernt, indem ich Gruppen wie „International Students CSULB“ oder „CSULB Roommates finder“ beigetreten bin. Von diesen Gruppen gibt es sehr viele und gerade zum Ende jeden Semesters werden hier viele Angebote gepostet (auch für Möbel, Fahrräder oder Autos). So habe ich letzendlich in einer 5er WG mit 3 Amerikanern und einer Australierin in den Alvista Apartments Long Beach gewohnt. Von solchen Apartmentkomplexen mit Fitnesstudio und Poolbereich gibt es in Long Beach sehr viele und es ist nicht selten, dass sich hier einige Internationals zusammenfinden. Der Nachteil an dieser Option ist, dass man sich oft ein Zimmer teilt, weil die Mieten wirklich hoch sind (ca. $550 für einen Shared Room). Das ist dort aber ziemlich normal, denn selbst meine amerikanischen Mitbewohner teilten sich ihr Zimmer zu dritt.

Zudem gibt es auch die Dorms auf dem Campus oder die Home-Stay-Variante Off-Campus, bei der man dann bei einer Art Gastfamilie lebt. In den Dorms lebt man mit mehreren zusammen und es ist immer etwas los. Nachteil: es ist die wohl teuerste Variante, die man hier auswählen kann, aber dafür ist ein Mealplan enthalten. Außerdem wohnen in den Dorms eher jüngere, die gerade ihr Studium begonnen haben und als International kommt man ins International Housing, wo man dann nur mit Studenten aus anderen Ländern zusammen wohnt, statt mit Einheimischen. Daher würde ich die Optionen des Off-Campus Housing empfehlen und selber auf die Suche nach einer WG in einem Haus oder in einem Apartmentkomplex gehen. Alternativ gibt es, wie schon erwähnt, noch die „Home-Stay“-Variante. Bei den Gastfamilien hat man generell einen sogenannten "Single Room" für sich. Als Nachteil würde ich aber nennen, dass die Wege zur Uni oft ein wenig weiter sind. Ganz egal, für welche Option man sich entscheidet, sollte man sich darauf einstellen, mehr Miete als in Deutschland zahlen zu müssen oder sich ein Zimmer zu teilen. Mit Glück findet man ein Doppelzimmer für ca. 380 – 400 €, mit Pech zahlt man aber auch 750-1000 €. Entsprechend teurer sind dann die Single Rooms.


Freizeit- und Ausflugsmöglichkeiten

Long Beach hat im wahrsten Sinne des Wortes wirklich einen langen Strand. Hier lässt es sich natürlich bestens aushalten, gerade weil wir Deutschen nicht so sonnen- und strandverwöhnt sind, wie die Kalifornier. Je nach Lust und Laune bietet der breite Sandstrand viele Möglichkeiten, sich sportlich z.B. mit Schwimmen, Surfen, Volleyballspielen oder Joggen, zu betätigen. Gleichzeitig lädt er aber auch zum Entspannen und zum Sonnen ein. In der Week of Welcome stellen sich alle Clubs der CSULB auf dem Campus vor, um neue Mitglieder zu werben. Die Clubs reichen von allen möglichen Sportarten, über Kunst und Special-Interest Clubs bis hin zu echten Raritäten wie dem eSports Club. Es wird einem in Long Beach also nie langweilig. Wenn man Mitglied eines der Clubs wird, hat man in der Regel drei Mal die Woche „training“/Club-“Treffen“. Aber mindestens genauso toll ist Long Beach auch durch seine zentrale Lage als Startpunkt für viele Ausflüge. So lockt im Süden beispielsweise San Diego und im Norden die vielen Stops am Highway 1, der die gesamte Küste entlangführt. Auch Las Vegas sowie einige National Parks kann man von hier aus mit einem Auto gut erreichen.

Besonders dicht und damit tolle Tagestrips sind z.B. Los Angeles inklusive Hollywood, der Joshua Tree National Park, die ganzen Beaches wie Huntigton, Laguna und Venice Beach sowie das Disneyland in Anaheim. Durch die vielen Sachen, die man in und um Long Beach erleben kann, kehrt eigentlich kein richtiger Alltag ein, weil man jeden Tag etwas Neues erleben kann. Allgemein lässt sich aber sagen, dass insbesondere das gute Wetter zu einer ausgelassenen Stimmung beiträgt. Ich habe auch das Gefühl, dass die Kalifornier sehr viel fröhlicher, offener und hilfsbereiter durch das Leben gehen, was einem das Leben in der Ferne - vor allen Dingen zu Beginn - sehr erleichtert.


Allgemeine Dos & Don'ts

Ich muss sagen, dass die Amerikaner uns Deutschen in sehr vielen Punkten ähneln. Trotzdem gibt es ein paar Fettnäpfchen. Durch die offene Art der Amerikaner muss man nicht all ihre Aussagen zu ernst nehmen. Einem „How your doing“ dient eher einer Floskel und die darauffolgende Antwort wird nicht zu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Gerade Personen, die man nicht so gut kennt, sollte man nicht ausführlich über seine Gefühlslage informieren, sondern ganz egal wie es einem geht, einfach „gut und dir“ oder Ähnliches antworten. Ein Fettnäpfchen, welches einem im Restaurant begegnen kann, ist das Trinkgeld geben. In Amerika gibt man allgemein 20% Trinkgeld für einen guten Service. Gibt man deutlich weniger, gilt dies als sehr unhöflich. Zum Thema Restaurant wäre noch anzumerken, dass man sich meistens ein Gericht teilen kann. Die Portionen sind immer so groß, dass man mindestens die Hälfte des Tellers nach Hause nimmt. Was ich am Anfang meines Semesters noch erfahren musste ist, dass die Smilies/Emotions in SMS eine sehr hohe Bedeutung haben und manche Smilies nur für ganz bestimmte Zwecke benutzt werden. Ein zwinkernder-Smiley hat beispielsweise eine sehr flirtende Bedeutung und sollte daher nicht ungewollt benutzt werden.

Ich hatte in jeder Hinsicht die schönste Zeit meines Lebens und würde mich immer wieder für ein Auslandsemester dort entscheiden.

Mein Fazit also: Always say yes to new adventures! smiley