13 Apr
Erfahrungsbericht von Katharina S.

San Diego State University


Stadt: San Diego
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2016 bis 12/2016
Heimathochschule: Ostfalia HS

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Nachdem ich das erste Mal mit dem Gedanken gespielt habe, ein Semester im Ausland zu verbringen, habe ich mich auf der Homepage meiner Heimathochschule schlau gemacht und war bei verschiedenen Infoveranstaltungen. Die Alternative zu einer Partnerhochschule der eigenen Hochschule ist es, als „Free Mover“ ins Ausland zu gehen.

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Organisation

Der nächste Schritt war für mich College Contact. Neben der Unterstützung beim Bewerbungsablauf bekam ich auch im Vorfeld Informationen, die mir die Wahl der Universität und dann später den Studienbeginn im Ausland erleichtert haben. Die freundlichen Mitarbeiter von CoCo haben mir gesagt, welche Dokumente (Transcript of Records, Sprachnachweis DAAD) ich zusammentragen muss. Diese habe ich dann in das deutsche Büro geschickt und es wurde dann vom Team weiter nach Amerika zur SDSU geleitet. Das war wirklich unkompliziert und hat sehr gut funktioniert.


Wahl der Universität

Also wohin sollte es gehen? Die entscheidenden Auswahlkriterien waren für mich die englische Sprache, warmes Klima und das Feedback von Studierenden aus den Vorjahren. Deswegen habe ich mich für die San Diego State University im Süden Kaliforniens entschieden. Für meine Schwerpunkte Management in KMU und Marketing bietet die SDSU optimale Kurse an. Mir war es wichtig, mich neben der sprachlichen und persönlichen Entwicklung auch fachlich weiterzubilden. Die SDSU hat unter fast 34.000 eingeschriebenen Studierenden eine große Anzahl von Internationalen. Das versprach mir ein Semester an einer großen Uni mit vielen Nationalitäten und reichlich Abwechslung.


Kurswahl

Die erste Kurswahl stand für mich bereits schon in Deutschland über ein Online-Verfahren an. Man kann eine Übersicht der Kurse mit Kursbeschreibungen (Syllabus) einsehen und kann dann eine Prioritätenliste abgeben. Davon waren mir dann Plätze in zwei Kurse sicher. In den ersten Tagen vor Ort werden dann die weiteren Kurse in einer gemeinsamen Veranstaltung mit allen anderen Internationals gewählt. Dabei ist zu beachten, dass zwischen On-Campus-Kursen und Special Sessions unterschieden wird. On-Campus-Kurse sind die ganz normalen Kurse und dabei haben die Amerikaner Vorrang. Bei den Special Sessions sind nur internationale Studierende in den Kursen. Beide sind quantitaiv beschränkt. Das heißt man kann das Risiko eingehen, sich am Tag der Kurswahl für die On-Campus-Kurse einzuschreiben bzw. auf die Warteliste setzen zu lassen – oft werden in den ersten zwei Wochen des Semesters noch einige Plätze in den Kursen frei – oder man entscheidet sich gleich für die sicherere Variante der Special Sessions. Dabei kann es jedoch auch sein, dass am Tag der Kurswahl zu viele internatioale Studenten vor dir dran kommen und deine Favoriten dann auch schon voll sind. An der SDSU ist das American Language Institue (ALI) für die internationalen Studierenden zuständig. Spencer Hom ist der für uns verantwortliche Mitarbeiter des ALI und steht immer für Fragen zur Verfügung, sowie begleitet den Prozess deiner Kurswahl.

Es ist sinnvoll, schon in Deutschland die Syllabi genau zu lesen. Die Kurse sind mit Nummern ab 300 aufwärts nach Niveau sortiert. Ein Kurs mit einer höheren Nummer bedeutet aber nicht zwangsläufig mehr Aufwand – also  Anforderungen in den Syllabi beachten. Es gibt neben den zwei Klausurenzeiträumen („Midterms“ im Oktober und „Final Exams“ im Dezember) zusätzlich einige andere Leistungen, die erbracht werden müssen. Lektüren sind in jedem Fach vorausgesetzt und oft hatte ich auch Gruppenarbeiten, Projekte, Präsentationen, Hausarbeiten und Fallstudien.

Es werden in den Special Sessions einige Kurse in den Bereichen Marketing und Management angeboten. Nach der Kurswahl war ich mehr oder weniger zufrieden. Einen Kurs, den ich gerne gehabt hätte, habe ich nicht bekommen. Letztendlich hat der Kurs, den ich dann stattdessen genommen habe, mir allerdings am Besten gefallen. Ich habe mich dazu entschieden, vier Kurse mit insgesamt 13 Units zu belegen. ACHTUNG: Der Marketingkurs (MKTG), den ich gewählt hatte, hat 4 Units - da nur 12 Units in den Studiengebühren inbegriffen sind, musste ich noch eine Unit für ca. $250 dazu kaufen.


Kurse

MKTG 377, Selling Strategies and Practices, D. McGinley, 4 Units

Dieser Kurs ist in zwei Teile aufgeteilt, bei denen es zwischen allgemeinen Informationen zum Thema Sales (B2B) und um die finalen Präsentation geht. Deswegen ist der zweite Teil immer mit Bezug auf die Praxis gewesen. Man sollte immer ein Kapitel im dazugehörigen Buch für die nächste Vorlesung lesen und es gab eine Klausur als Midtermm sowie auch als Final Exam. Der Dozent ist sehr nett, spricht sehr deutlich und wiederholt auch oft Informationen. Das hat es mir gerade am Anfang sehr erleichtert der Vorlesung zu folgen. Ich kann diese Vorlesung nur empfehlen und würde sie wieder wählen.

MGT 460, Busines Plan Development, K. King, 3 Units

Neben zwei Lektüren muss man hier wöchentlich zusätzlich noch verschiedene Artikel lesen, deren Inhalte nicht wirklich in der Vorlesung besprochen werden. Mit Präsentationen, Fallstudien und Gastdozenten baut diese Dozentin ihre Vorlesung auf. Es geht darum, nach und nach das Business Model Canvas zu verstehen und auf sein eigenes Gruppenprojekt anzuwenden. Treffen in der Gruppe und Vorbereitung verschiedener Präsentationen finden außerhalb der Vorlesungszeit statt. Für den mit Abstand meisten Aufwand habe ich in diesem Kurs leider fachlich am wenigsten mitgenommen und würde diesen Kurs nicht wieder wählen.

MGT 475, Leadership in Organizations, M. Nicholson, 3 Units

Der Titel dieses Kurses hat mich sehr an die Vorlesung „Organisation und Führung“ erinnert, die wir schon an der Ostfalia hatten. Aus diesem Grund wollte ich diesen Kurs eigentlich nicht belegen und habe ihn dann nur gewählt, weil ich in einen anderen nicht reingekommen bin. Zu meinem Glück! Letztendlich war dieser mein Lieblingskurs. Manche Inhalte waren zwar ähnlich zu unserer Vorlesung in Deutschland, aber die Herangehensweise war komplett anders. Wir haben dabei auch viel über uns selbst gelernt und wir haben das Thema Führung von einem anderen Blickpunkt betrachtet. Das war eine sehr sinnvolle Ergänzung zu meinem Studium in Deutschland und das möchte ich auch nicht missen. Zudem wird die Thematik der Kulturunterschiede in einem Auslandssemester wirklich greifbar.

MGT 358, Fundamentals of Entrepreneurship, T. Orlando, 3 Units

Der Dozent in dieser Vorlesung ist sehr herzlich und locker, verlangt aber auch Engagement von jedem Studierenden. Er hat kein Script oder eine Präsentation sondern spricht mit den Studierenden über das Thema oder lädt Gastredner ein und lässt dann diskutieren. Da Mr. Orlando sehr schnell spricht und einen Akzent hat, den ich Anfangs nicht gut verstehen konnte, war es anfangs schwer für mich, dieser Vorlesung zu folgen. Trotz dessen hat es mir Spaß gemacht und ich bin mit der Zeit immer besser klar gekommen. Auch diesen Kurs würde ich wieder wählen.


Unterkunft

Beim Thema Wohnen in San Diego muss man sich anfangs zwischen Nähe zum Strand  oder der Uni entscheiden. In der College Area gibt es verschiedene Wohnkomplexe, in denen hauptsächlich Studenten wohnen und die Uni fußläufig oder mit einem Shuttle zu erreichen ist. Falls man sich für den Wohnort in Strandnähe entscheidet, muss man die etwa 15-minütige Fahrt zur Uni in Kauf nehmen – dafür ist man dann schnell am Meer und bei Restaurants und Bars in „Pacific Beach “. Preislich unterscheiden sich die Standorte nicht sehr viel.

Ich habe mich dazu entschiedenen, am Strand zu wohnen, und bin in einige Facebook-Gruppen eingetreten, in denen es um das Thema Wohnen in San Diego oder Internationale Studenten an der SDSU ging. Genau so wurde sich in der Gruppe von College Contact bei Facebook ausgetauscht und da habe ich dann auch 3 meiner Mitbewohner gefunden. Einer von meinen Mitbewohnern hatte schon Kontakt zu einer Vermieterin über eine Studentin aus dem letzten Jahr. Vor Ort haben wir uns das Apartment in einem Haus am Mission Beach dann angeschaut und uns dafür entschieden. Über weitere Anzeigen in Gruppen bei Facebook fanden sich auch die letzten beiden Mitbewohnerinnen und wir zogen zusammen ohne uns persönlich wirklich zu kennen.

In unserer Wohngemeinschaft waren dann mit mir drei Deutsche, ein Österreicher, eine Schwedin und eine Norwegerin. Das war durch und durch Kulturschock und ich hatte das Glück, nicht nur die amerikanische Kultur, sondern auch die verschiedenen skandinavischen Kulturen kennenzulernen. Ich möchte jedem empfehlen, nicht nur mit anderen Deutschen zusammenzuleben. Das ist natürlich vertraut und gibt eine Art von Sicherheit, die englische Sprache wird sich dadurch aber nicht verbessern. Mit komplett fremden Leuten zusammenzuziehen, ist auf jeden Fall eine Herausforderung, spannend und hat mich auch persönlich wachsen lassen.


Kosten

Bei einem Auslandssemester in den USA kommen für einen Studierenden als Freemover beachtliche Kosten zusammen. Es gibt jedoch verschiedene Anlaufstellen, um die finanzielle Last stemmen zu können. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, zu prüfen, ob man Auslands-BAföG-berechtigt ist. Neben einer Pauschale für Flug und Studienmaterialien gibt es auch eine beachtliche monatliche Unterstützung. Zusätzlich kann auch ein Teilstipendium einen kleinen finanziellen Unterschied ausmachen.

Der größte finanzielle Aufwand bei einem Studium an der SDSU sind die Studiengebühren. Diese steigen von Jahr zu Jahr und machen fast die Hälfte der Gesamtkosten aus. Weiterhin gibt es einige Dinge, an denen man sparen kann, aber man sollte schon mit einem Budget zwischen 15.000 € und 20.000 € rechnen. Beide Flüge zusammen zu buchen spart auf jeden Fall etwas Geld, aber man ist nicht mehr flexibel und kann ohne weitere Kosten für das Umbuchen von Flügen nichts mehr an der Reiseplanung ändern. Die Kosten für Reisen und Freizeit sind definitiv individuell und variabel, bedenke aber: So oft ist man normaler Weise nicht in Kalifornien oder allgemein in den USA!


Freizeit

Freiheit, Football, Freundlichkeit, Fastfood – das sind typische Gedanken, die mir immer zu den USA gekommen sind. Einige Stereotypen haben sich für mich bestätigt, mir sind aber auch viele Unterschiede aufgefallen und einiges hat mich überrascht. Ein richtiger Kulturschock also, obwohl ich das wirklich nicht geglaubt habe.

Die „oberflächliche“ Freundlichkeit der Amerikaner empfinden viele Menschen negativ. Ich habe mich aber immer darüber gefreut, ein paar Worte mit den Dozenten, Servicekräften oder den Supermarktverkäufern zu wechseln. Ein nettes Gespräch, ein Kompliment oder ein Lächeln sind so nette Gesten und bringen Freude. Ich werde versuchen, diese Offenheit auch in Deutschland umzusetzen. Das gleiche gilt auch für die lockere kalifornische Lebensart, Dinge nicht zu wichtig zu nehmen und entspannter zu sein. Ein Mittelweg zwischen dem und unseren typisch deutschen Angewohnheiten ist optimal für mich.

Typisch amerikanisch sind natürlich auch Fastfood und Football! Auch wenn ich wohl niemals der ultimative Footballfan werde, ist es eine tolle Erfahrung, ein paar Mal bei den Spielen der Unimannschaft dabei zu sein. Die Atmosphäre ist einfach toll und für das Spiel ist jeder ein „Aztec“ und gehört zum Team!

Landschaftlich hat Kalifornien unglaublich viel zu bieten. Es gibt von Skigebieten zu Strand über tolle Städte und kleine Küstenorte einfach alles! Ich war in meiner Zeit viel rund um San Diego erkunden und war in Tijuana, Los Angeles, San Francisco, beim Lake Tahoe, in Las Vegas und beim Grand Canyon. Der Weg von San Francisco nach Süden, zurück nach San Diego bietet eine tolle Strecke für einen Roadtrip direkt an der Küste (Highway 1).


Vorteile eines Auslandssemesters

Ich bin wirklich sehr froh die Entscheidung getroffen zu haben ein Semester ins Ausland zu gehen und kann es nur weiterempfehlen! Fachlich hat mich das Semester weitergebracht und ich habe persönlich auch viel dazu gelernt.

Sprachlich habe ich mich auf jeden Fall verbessert. Vor dem Auslandssemester war ich eher schwach in Englisch. Es braucht eine gewisse Eingewöhnungszeit, aber nach und nach kommen die Wörter von ganz alleine und man denkt auch nicht mehr über den Satzbau nach. Die Freundschaft zu nicht-deutschsprachigen Kommilitonen hat dabei definitiv viel beigetragen.

Nicht nur der Umgang mit Amerikanern hat mir geholfen, kulturelle Erfahrungen zu machen. In meinen Kursen und in meinem engen Freundeskreis waren einige Skandinavier. Diese habe oft gleiche Meinungen, Werte und Herangehensweisen wie wir Deutschen. Trotzdem hat es mir geholfen, einen anderen, weiteren Blickwinkel für manche Dinge zu bekommen.


Fazit

Es erfordert ein bisschen Mut, ganz alleine das Semester anzutreten, aber ich habe das Gefühl, dass mich nach dem Semester nichts mehr so schnell verunsichern kann. Es gibt viele Dinge, die man erledigen muss, bei denen man auf sich alleine gestellt ist und für die man verantwortlich ist. Das lässt die Persönlichkeit nur wachsen. Auf dem Weg habe ich viele tolle Menschen getroffen und Freundschaften entwickelt. Jedoch habe ich auch Personen kennengelernt, mit denen ich nicht so gut konnte und mit denen ich mich auseinandersetzen musste Dabei habe ich gelernt, klar zu sagen, was ich möchte, und zu meiner Meinung zu stehen. Ich bin wirklich unglaublich froh, diesen Schritt gewagt zu haben, und würde es immer wieder so machen!