24 Mär
Erfahrungsbericht von N. N.

University of California, San Diego

Stadt: San Diego
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Elektrotechnik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2014 bis 12/2014

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Aufgrund der vielen positiven Rezensionen und des großen Angebotes an Partneruniversitäten bin ich auf College Contact aufmerksam geworden und habe mich für ein Auslandssemester in San Diego entschieden. Im Nachhinein kann ich sagen, dass der Weg über CC absolut richtig war. Es war eine riesige Hilfestellung, im Vorfeld einen kompetenten Ansprechpartner an der Seite zu haben. Man wurde an alle möglichen Fristen erinnert und vor allem die Infomaterialien und Checklisten waren sehr nützlich.

Meine Entscheidung für San Diego habe ich in erster Linie aufgrund der überragenden Lage in Südkalifornien und der Stadt selbst getroffen. Ich habe dann zwischen der UCSD und der SDSU geschwankt und mich hauptsächlich aufgrund des besseren Rufs für die UCSD entschieden. Ich bin im Nachhinein total froh diese Entscheidung getroffen zu haben. Meine größte Sorge war, dass der Freizeitfaktor und das soziale Leben an der UCSD aufgrund des höheren Anspruchs etwas zu kurz kommen könnten. Wer sich ähnliche Fragen stellt, den kann ich hier beruhigen. Der Anspruch ist, verglichen mit meiner Heimatuni der RWTH Aachen, eklatant niedriger. Es war keine große Hürde die Fächer mit einem A/A+ abzuschließen, dazu musste ich lediglich zweimal in der Woche, an dafür relativ langen Tagen, zur Uni. Der SDSU hingegen haftet das Image der Party-Uni schlechthin an, was sicherlich auch sehr reizvoll ist - vor allem wenn man einfach nur eine coole Zeit in SD verbringen möchte. Allerdings hat die Uni aus akademischer Sicht nicht den besten Ruf, sowohl in SD als auch in Deutschland. So habe ich Geschichten gehört, dass einige deutsche Unis Leistungen der SDSU pauschal nicht mehr anerkennen. Das hatte mich doch ziemlich abgeschreckt und die UCSD war in der Hinsicht der perfekte Kompromiss.

Das Leben in San Diego, genauer gesagt in Pacific Beach (PB), war der absolute Wahnsinn! Ich hatte während meines gesamten Aufenthalts drei Regentage und im Dezember ging es tagsüber vielleicht mal bis auf 15° runter ;) Ich habe sehr viele Bekanntschaften machen können und neue Freunde gefunden, mit denen ich auch drei Monate nach meinem Auslandssemester noch Kontakt habe. San Diego hat freizeitmäßig einiges zu bieten und ich bin froh, wenn auch nur für vier Monate, den SoCal-Lifestyle genossen zu haben.

Vorbereitung

Ich denke zu allgemeinen Dingen wie Visum, Flügen, Kreditkarte etc. ist in den anderen Erfahrungsberichten genug geschrieben worden, weshalb ich hier nur auf ein paar spezielle Punkte eingehe. Bezüglich Fristen usw. gilt „je früher desto besser“, wobei man eigentlich nichts falsch machen kann, solange man sich an den Plan von CC hält. Falls ihr privat versichert seid, solltet ihr prüfen, ob eure Versicherung für das Ausland gilt. Bei mir (DEBEKA) war dies der Fall, sodass ich mir kurz die Bestätigung für die Uni unterschreiben lassen habe und rund 100 Euro sparen konnte.

Da man mit dem Visum für die Uni lediglich ab dem 30. Tag vor Semesterstart in die USA einreisen darf, ich aber noch ein wenig länger Reisen wollte, bin ich schon Mitte August nach Toronto geflogen und habe Kanada auf eigene Faust erkundet. Anschließend bin ich mit dem Greyhound-Bus von Toronto nach NYC in die USA eingereist und dann Anfang September, drei Wochen vor Semesterbeginn, nach SD geflogen. Wichtig ist, dass es nicht möglich ist mit einem ESTA-/Touristenvisum in die USA einzureisen und dann wieder nach Kanada oder Mexiko mit dem F1-Visum einzureisen, um vor Semesterbeginn mehr als 30 Tage in den USA zu verbringen. Fragt mich nicht wieso, aber irgendwie haben die damit ein Problem. Also, falls ihr trotzdem vorher länger reisen wollt: Kanada oder Mexiko.

Schon Fernweh bekommen?

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Ankunft, Auto und Wohnsituation

Ich habe mich dazu entschieden eine Wohnung vor Ort zu suchen und dazu eine Woche im Banana Bungalow in PB gebucht. Außerdem hatte ich mich festgelegt, in PB wohnen zu wollen, was sich als goldrichtig erwiesen hat. Als Alternativen geisterten UTC oder La Jolla herum. Wer vorhat sein Leben in Cali ausschließlich in der Bib zu verbringen, mit Stränden, Bars etc. nichts anzufangen weiß und es gern ruhig um sich hat, für den ist dies vielleicht das Richtige. Wer aber neben der Uni das südkalifornische Lebensgefühl genießen möchte, für den kommt nur PB in Frage. Darauf wird man im Banana-Bungalow direkt eingestimmt. Hier gibt es jeden Abend Events und man findet super schnell Kontakt zu Leuten aus den verschiedensten Ländern. So habe ich im BB auch meine zukünftigen Mitbewohner kennengelernt, zwei Dänen und eine Deutsche, ebenfalls UCSD-Studenten, mit denen ich mich gemeinsam auf Wohnungssuche gemacht habe.

Die Wohnungssuche war definitiv der stressigste Part meines gesamten Aufenthalts in Nordamerika und kann - in Verbindung mit den allabendlichen Beerpong-Exzessen im BB - schon recht kräftezehrend werden. Das Mittel der Wahl ist hier Craigslist, wo so ziemlich alles angeboten wird. Nach rund einer Woche Wohnungsbesichtigen, haben wir uns schließlich für ein möbliertes Appartement rund 1 km vom Strand entfernt entschieden. P.P. haben wir hier 770 USD/Monat bezahlt und hatten drei Schlafzimmer, die hintereinander eingeordnet waren. Das Ganze war also insgesamt eher ein Kompromiss und nicht die optimale Lösung. Allerdings muss man sich darauf einstellen, dass der Wohnungsmarkt schon von den SDSU-Studenten abgegrast ist und es ja nur für eine begrenzte Zeit ist, daher war das schon ok.

In den Erfahrungsberichten ist ein Großteil der Leute absolut überzeugt, dass ein Auto ein Muss ist. Ich habe mir für die Wohnungssuche bei DirtCheap eine Rostlaube für die ersten vier Wochen für 400 USD gegönnt und bin ansonsten der Meinung, dass es (solange man in PB wohnt) auch ohne Auto machbar ist. Die Linie 30 benötigt von PB ca. 45 Minuten zum Campus, ist für Studenten kostenlos und fährt im 15-Minuten-Takt. Mal abgesehen von den zwielichtigen Fahrgästen ist das bei zwei Uni-Tagen in der Woche zu ertragen. Mein restliches Leben hat sich komplett in PB abgespielt, wo alles mit dem Rad zu erreichen ist (habe ich für 50 UDS bei Craigslist gekauft). Dazu muss ich aber sagen, dass einer meiner besten Freunde in SD ein Auto hatte, sodass ich hier öfter zu gemeinsamen Unternehmungen in SD mitfahren konnte.


Uni

Der Campus der UCSD ist wunderschön! Die Räume, insbesondere an der Rady School of Management, sind in einem Top-Zustand und die Dozenten sind sehr motiviert. Wobei das bei den Studiengebühren selbstverständlich sein sollte. Das System ist jedoch generell komplett anders als das Deutsche Uni-System. Es gibt wesentlich mehr kleine Prüfungen (Essays, Midterms, Test, Journals etc.), die mit geringer Vorbereitung aber einfach mit der Bestnote, einem A, zu bestehen sind. Es muss halt einfach gemacht werden. Da die UCSD zu den besten öffentlichen Universitäten der USA zählt und in diversen Rankings relativ gut dasteht, war ich sehr überrascht wie einfach gute Noten zu erreichen waren. Glücklicherweise hat mir meine Heimatuni auch alle Kurse in meinem Masterstudium anerkannt, sodass ich meinen Notenschnitt nebenbei ordentlich aufpolieren konnte. Negativ sind mir die vielen Gebühren aufgefallen, die man als Extension-Student zweiter Klasse zu zahlen hat. Es erschließt sich mir nicht wirklich, warum Extension-Studenten bei höheren Studiengebühren den doppelten Preis für Drucken und Kopieren zahlen müssen (wie auch bei vielen anderen Leistungen) und warum der Zugang zu vielen Einrichtungen (bspw. Sport) mit Extrakosten belegt wird oder gleich ganz verwehrt wird. Zum Class-Crashing finden sich ja in den Erfahrungsberichten eine Menge Horrorgeschichten. Dies ist bei mir so nicht eingetreten, da ich meine Kurse nach drei Tagen zusammen hatte. 


Konkret habe ich folgende Kurse belegt:

Energy & Environment

Professor Krasheninikov erscheint anfangs recht schroff bis unfreundlich. Mit der Zeit haben wir seinen trockenen Sarkasmus aber zu schätzen gelernt. Insgesamt drei Midterms plus Final, die aber auch ohne Vorwissen nicht allzu schwer sind. Hab den Kurs mit zwei Deutschen belegt, die Maschinenbau studieren und wir haben alle Prüfungen mit 100 % abgeschlossen. Der Kurs ist interessant und es ist bei wenig Aufwand eine sehr gute Note möglich. Wer sich für technische und politische Energiethemen interessiert, dem kann ich diesen Kurs wirklich empfehlen. Habe das Buch beim Bookstore der Uni für ein Semester für 20 USD gemietet und so 100 USD gespart.

Electrical Energy Storage

Dieser Kurs war ein Extension-Kurs. Insgesamt nur 5 Teilnehmer, davon drei schon berufstätig. Die Prüfung bestand aus einem persönlichen Projekt parallel zum Kurs, welches am Ende des Semesters vorgestellt wurde. Es ist auch hier einfach eine gute Note zu erhalten, allerdings würde ich den Kurs nicht noch einmal belegen, da ich sehr wenig mitgenommen habe. Das Niveau war sehr niedrig und die Vorlesungen waren sehr unübersichtlich und lieblos zusammengeschustert. Der Dozent aus der Privatwirtschaft war zwar immer sehr freundlich, aber schlecht bis gar nicht vorbereitet, nicht sehr kompetent und hat Mails i.d.R. nicht beantwortet.

Organizational Leadership

Habe diesen Kurs im Zusatzbereich meines Masterstudiums belegt. Es geht um Führung in Unternehmen und Persönlichkeitsentwicklung, also viel Psychologie. Darüber hinaus werden Themen wie Networking usw. behandelt. Die Hälfte der Teilnehmer sind Internationals. Professor McKay ist sehr motiviert, hat ein enormes rhetorisches Talent und hohe Ansprüche an die Lern- und Arbeitsbereitschaft ihrer Studenten. Insgesamt ist dieser Kurs sehr interaktiv und arbeitsintensiv (Pro Woche 30 – 40 Seiten Lesen + Essay, darüber hinaus diverse Tests und Midterm+Final). Ich fand den Kurs super interessant und konnte auch hier ein A- erzielen, allerdings mit deutlich höherem Aufwand verglichen zu den anderen Kursen. Wer sich für die Themen interessiert, dem kann ich diesen Kurs wärmstens empfehlen, allerdings sollte man sich des Arbeitsaufwands bewusst sein. Zu erwähnen sind noch die astronomischen Kosten für die Kursmaterialien. Für eine Sammlung von Artikeln aus dem Harvard-Business Review in Ringbuchbindung muss man 180 USD hinblättern. Dies ist in meinen Augen eine absolute Frechheit, da der Preis durch nichts (auch nicht die Lizenzen der Artikel) zu rechtfertigen ist. Letztendlich wird hier nur ausgenutzt, dass man auf das Skript angewiesen ist und keine Alternative hat.


Freizeit & Reisen

Mein Freizeitleben hat sich nahezu ausschließlich in PB abgespielt. Es ist sehr einfach neue Leute kennenzulernen und ich habe viele Freundschaften geschlossen. Mein Bekanntenkreis hat sich größtenteils auf Internationals bzw. Deutsche beschränkt. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen Kontakt zu Amis zu suchen, um auch mein Englisch zu verbessern, allerdings bleibt man dann doch irgendwie jeder unter seinesgleichen. Das ist im Nachhinein aber nicht so schlimm, da wir eine Menge Spaß hatten und ich jetzt viele neue Freunde und Bekanntschaften in Deutschland und Europa habe. Meist ergeben sich über Freunde dann wieder neue Bekanntschaften, sodass eigentlich immer irgendwas los war. Falls abends nirgendwo eine Hausparty ansteht, hat die Garnet jede Menge Bars zu bieten. Dort gibt es fast jeden Tag ein besonderes Special. Besonders hervorzuheben sind Taco Tuesday und Thirsty Thursday. Außerdem gibt es eine riesige Auswahl an Restaurants, vor allem Sushi ist verglichen zu Deutschland sehr günstig. Geheimtipp: California Burrito bei Taco-Surf auf dem Mission Boulevard.

Tagsüber habe ich sehr viel Zeit am Stand verbracht und konnte meiner Sportbegeisterung freien Lauf lassen. Ich bin sehr viel am Strand Joggen gegangen, habe einen Segelkurs gemacht und war hin und wieder im Fitnessstudio oder Surfen. Hier im kalten Deutschland vermisse ich die aktive und sonnige Zeit schon sehr und empfehle euch diese wirklich zu nutzen!

Neben PB hat San Diego auch einiges zu bieten, insbesondere La Jolla, ein wunderschöner und kultivierter Stadtteil San Diegos. Vor dem Semester habe ich mit ein paar Leuten, die ich im Banana Bungalow kennengelernt hatte, einen fünftägigen Roadtrip über OC, LA und Vegas gemacht. Darüber hinaus habe ich während des Semesters Roadtrips bis nach SF hoch und nach Vegas und zum Grand Canyon unternommen. Der westliche Teil der USA, insbesondere Californien, hat wahnsinnig viel zu bieten und falls ihr gerne reist, werden eure Herzen höher schlagen! Kombiniert mit dem einzigartigen Lebensgefühl war dies die beste Zeit meines Lebens und ich denke gern daran zurück.


Fazit

Wie in der Einleitung erwähnt, war die Zeit in San Diego der absolute Hammer und ich würde jederzeit wieder für ein Semester an die UCSD gehen! Zunächst einmal war die Zeit des „American Way of Life“ in den USA die beste Zeit meines Lebens und es war sehr bereichernd ein völlig anderes akademisches System als das Deutsche kennenzulernen. Darüber hinaus habe ich mich sprachlich und persönlich weiterentwickelt. Auch drei Monate nach der Rückkehr aus den USA sehe ich viele Dinge kalifornisch-entspannter und bin gefühlt weltoffener und selbstbewusster geworden. Außerdem habe ich sehr viele bleibende Bekanntschaften und Freunde in Deutschland, Europa und der Welt gewonnen.

Der einzig negative Aspekt sind ist in meinen Augen der Kostenfaktor. Zu den 6800 USD Studiengebühren gesellen sich Rahmenkosten (Visum, Tuberkulose, Flug, ggfls. Krankenversicherung ~ 1500 USD), dazu sehr hohe Mietpreise (~500 bis 1200 USD/Monat), Lebenshaltungskosten (inkl. Freizeit und Nachtleben ~ 1000 USD/Monat), ggfls. weitere Reisekosten und viele nervige Extrakosten für Kursmaterialien und Dienstleistungen an der Uni. Ich war auf eigene Ersparnisse und Unterstützung meiner Eltern angewiesen und habe glücklicherweise das PROMOS-Stipendium des DAAD erhalten, ohne das es schon sehr knapp geworden wäre. Die Dinge werden eher teurer als günstiger wie kalkuliert.

Nichtsdestotrotz war die Zeit und die zahlreichen unbezahlbaren Erfahrungen das Geld wert und ich würde es wieder so machen!