14 Feb
Erfahrungsbericht von Marco B.

University of California, San Diego


Stadt: San Diego
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Ingenieurwissenschaften, Informatik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2016 bis 12/2016

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Die organisatorische Unterstützung von College Contact und die großzügige finanzielle Unterstützung der Studienstiftung und der Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung ermöglichte mir ein Auslandsstudium im Zeitraum vom 19. September bis 10. Dezember 2016 an der University of California San Diego (UCSD). Im Rahmen meines Auslandssemesters belegte ich drei Kurse an der UCSD aus den Bereichen Computer Science, Robotics und Image Processing (nachträgliche Bild- und Videoaufbereitung). Insgesamt war der Austausch für mich hauptsächlich fachlich als auch persönlich eine große Bereicherung.

Bewerbung

Da die Kooperation meiner Hochschule mit der San Diego State University ein Jahr vor meiner Bewerbung aufgekündigt wurde, organisierte ich meinen Auslandsaufenthalt selbst. Über das Auslandsamt meiner Hochschule wurde ich auf den Service von College Contact

https://www.college-contact.com

aufmerksam. Diese bieten kostenlose Beratung und Betreuung für ein Auslandsstudium an. Neben Informationsveranstaltungen, Erfahrungsberichten und Informationen über die Bewerbungsvoraussetzungen bietet College Contact ebenso kostenlose Telefonberatung und einen persönlichen Ansprechpartner, der sich mit der jeweiligen Region und den Bewerbungsregularien exzellent auskennt. Der einzige Nachteil besteht darin, dass College Contact nur an eine begrenzte Anzahl an Partneruniversitäten vermittelt. Diesen Service sollte man bei einer Selbstbewerbung dennoch auf jeden Fall nutzen.

Einer geplanten Bewerbung am MIT sowie in Stanford sah ich nach längerem Dialog mit Studenten und Professoren an den Universitäten aufgrund des Zeitdrucks, der Gebühren sowie der fehlenden Reputationen ab. Eine adäquate Alternative boten die staatlichen Universitäten des Bundesstaates Kalifornien mit der „University of California“.

Um zur Universität zugelassen zu werden, müssen jedoch bestimmte zertifizierte Sprachnachweise (TOEFL, DAAD o.ä.) sowie ein Nachweis über eine bestimmte Liquidität (Höhe des ungefähren Kostenaufwands für das bevorstehende Semester - Fall 16 an der UCSD: $13 400) vorgelegt werden. Die sprachlichen Voraussetzungen zur UCSD sind in Tabelle 1 zu finden.


Undergraduate / Graduate
DAAD alt (b) in allen Bereichen
DAAD neu ***** / C-1 Niveau
IELTS 7.5
TOEFL (internet-based) 90

Schon Fernweh bekommen?

Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!

Weitere Erfahrungsberichte Kostenlose Beratung


Visum

Die USA ist ein Land in dem der Visumsantrag relativ zeitaufwendig ist. Die Website der amerikanischen Botschaft

https://de.usembassy.gov/visas/study-exchange/how-to-apply/

bietet allerdings die wichtigsten Informationen, um sich erfolgreich zu bewerben. Auch die Seite von College Contact bietet eine vollständige Anleitung für die Online-Bewerbung.

Nachfolgend sind die wichtigsten Unterlagen dennoch nochmals aufgelistet:

  • gültiger Reisepass (Ablauf nicht vor einem halben Jahr vor Studiumsende)
  • DS-2019 Formular (von der Universität)
  • finanzieller Banknachweis
  • Passfoto nach J-1 Visum Richtlinien
  • Auslandskrankenversicherung
  • DS-160 Online Formular
  • Nachweis Visa Gebühr
  • Nachweis SEVIS Gebühr
  • Termin auf dem US-Konsulat
  • evtl. englischer Sprachnachweis (TEOFL, DAAD …).

Nach den aufwendigen und eintönig gestellten Fragen im Internet zum eigenen möglichen Terrorhintergrund und Strafbestand, ist der Botschaftstermin selbst eine relativ entspannte Sache. In Frankfurt sollte man wissen, dass keine elektronischen Geräte (Elektronische Autoschlüssel, Smartphone, Laptop …) zugelassen sind und es auch keine offizielle Abgabestelle gibt. Der Blumenladen an der Ecke davor kennt das Problem Alleinreisender und bietet gegen eine kleine Gebühr an, die Sachen sicher zu verstauen.


Universität und Studium

Die UCSD ist trotz staatlicher Leitung eine der vielen Top-Universitäten in den USA und nur von der UC Berkeley und UC Los Angeles übertroffen. Rankings lassen sich finden unter

https://www.timeshighereducation.com/world-university-rankings/2016/world-ranking.

Die UCSD selbst ist bekannt für einen hohen Anteil an ausländischen Studierenden - speziell aus dem asiatischen Raum - die sich vor allem in den Ingenieursdisziplinen mit 90%-Anteilen in den Vorlesungen zeigen.

Die Universität arbeitet nach dem Quarter-System, dass das Jahr im Gegensatz zu Semestern in 3 Quarter und eine Summer Session einteilt. Generell ist aufgefallen, dass der Bezug zu den Professoren stärker ist als selbst an der FH und diese direkte Hilfe bei Aufgaben und Projektarbeiten anbieten. Das Angebot, dass in jeder Klasse Tutoren („Teaching Assistants“ TA) zur Verfügung stehen, die über Lernpattformen Fragen zu Hausaufgaben beantworten, hat mich sehr überzeugt.


Kurswahl

Schon bei der Bewerbung müssen 12 - 15 Kurse vorgegeben werden, aus denen man bereit ist, 3 bis maximal 4 zu belegen. Diese sind jedoch keinesfalls bindend und können sogar vollständig vernachlässigt werden. Gerade aus dem Bereich „Computer Science and Engineering“ (CSE) dürfen jedoch nicht zu viele angegeben werden, aufgrund der sehr hohen Nachfrage der einheimischen Studierenden, die in allen Kursen Vorrang haben. Falls der Studienverlauf und die zu belegenden Kurse jedoch bekannt sind, empfehle ich so früh wie möglich nach Kursoptionen an der UCSD zu suchen. Hilfreiche Quellen um sich vorab zu informieren ist der „Class Schedule“ unter

https://act.ucsd.edu/scheduleOfClasses/scheduleOfClassesStudent.htm.

Hier sollte das Vorjahresviertel (Quarter) als Vergleich herausgesucht werden, da in den einzelnen Quarter (Fall, Winter, Spring) nicht immer die gleichen Kurse angeboten werden. 3 Wochen vorher kann man beginnen, seine Wunschliste auf jeden Fall nochmals zu aktualisieren und sich einen Stundenplan zusammenzustellen. Die hohen Wartelisten in den Ingenieurfächern sollten nicht abschrecken, da nach dem „class crashing“ viele der einheimischen Studenten ihre Kurse „droppen“ (fallenlassen) und Plätze frei werden. Während dem „class crashing“ in den ersten 2 - 3 Wochen zu Beginn des Semesters sollte man allerdings so viele seiner Wunschkurse wie möglich besuchen, um einen Einblick in Vorlesungsstil und -inhalte, Hausaufgabenaufwand und Prüfungsform zu bekommen.

Meine Kurse waren ausschließlich Master- bzw. „Graduate“-kurse mit ECE 253 - Fundamentals in Digital Image Processing, CSE 291 - Topics in Computer Science (Introduction in ROS) und MAE 242 - Robot Motion Planning.

ECE 253 Image Processing gibt Grundlagen zur nachträglichen, computergestützten Bildverarbeitung und zielt auf Erkennung von bspw. Gesichtern oder Fahrbahnmarkierungen und auf die Aufbereitung von Rohbildmaterial zur weiteren Verarbeitung ab. Der Kurs ist relativ grundlegend und eher auf Bachelorniveau einzustufen. Für die Hausaufgaben („Assignments“) sollte man jedoch schon einmal mit MATLAB gearbeitet haben.

CSE 291 Topics in Computer Science behandelt jedes Quarter wechselnde Kursinhalte und sollte auf jeden Fall vorab auf das eigene Interesse abgeglichen werden. Hier ist die Länge der Wartelisten entgegen der CSE-üblichen 100 Personen meist deutlich geringer und oft werden Projekte angeboten. In meinem Quarter wurde eine Einführung in ROS („Robot Operating System“) angeboten mit Themen zur Aufsetzung von Ubuntu, der Simulation von Robotern über ROS-Mittel, zu Erkennungsaufgaben in Videos und schließlich mit dem Abschluss eines Projekts. Hier wurden (teil-)autonome Roomba Roboter zur Kartierung, für regelungstechnische Aufgaben oder zur Verbindung mit Amazons Alexa appliziert. Der Aufwand ist wie bei allen Projekten sehr hoch. Die „Graduate Lounge“ im CSE Gebäude bietet jedoch alle Vornehmlichkeiten mit eigens belegbaren Besprechungsräumen und einer eigenen Küche alle Annehmlichkeiten, die es dafür braucht. Ebenso ist die Betreuung durch die Tutoren einzigartig gut.

MAE 242 Robot Motion Planning ist ein Kurs zur Pfadplanung mit verschiedenen Algorithmen, die über das Quarter abgehandelt werden. Die Umsetzung dieser erfolgt in Hausaufgaben mittels MATLAB oder Python. Diese waren teilweise sehr anspruchsvoll, trugen aber sehr zum Verständnis bei. Im Endeffekt brachten die Logikrätsel, um ein Labyrinth am effektivsten zu befahren, aber einfach Spaß.

Die Art des Studierens in den USA unterscheidet sich stark von der deutschen Vorgehensweise. So gibt es in den USA mehrere „Assignments“ und Quiz, die schon während des Semesters fällig sind sowie meist „Midterms“ (Zwischenprüfungen) und „Final Exams“ (Abschlussprüfungen). Die Abfrage der Leistungen in den Quiz ist im Multiple-Choice Format, die Prüfungen waren in meinem Fall alle in Fließtext zu beantworten. Die Hausaufgaben stellten sich alle als sehr zeit- und arbeitsintensive heraus und trugen einen signifikanten Teil zur Endnote bei. Dies ist bei Graduate Kursen aus dem Ingenieurs- und Computer Science Bereich jedoch üblich.


Leben und Wohnen in San Diego

San Diego hat neben sonnigem Wetter (14 Regentage im Jahr), warmen Temperaturen, zahlreichen Stränden und einigen Hiking Trails kulturell und historisch im Vergleich zu Städten an der Ostküste weniger zu bieten. Die kalifornische Entspanntheit und amerikanische Freundlichkeit sind hier jedoch meiner eigenen Erfahrung nach unübertroffen. Erst nach einer Reise in das turbulente New York, das geschichtlich geprägte Boston und dem alternativen Philadelphia wird das deutlich. Nachdrücklich zu spüren ist der mexikanische Einfluss durch die Grenznähe zu Tijuana – gerade das Essen betreffend, das sehr zu empfehlen ist.

Wie in allen amerikanischen Großstädten sind die Mietpreise im Vergleich zu Deutschland exorbitant. Im meinem Fall $ 750 für ein 12 m² „shared room“ (ein meist zu zweit geteiltes Zimmer) in Pacific Beach. Die etwas billigeren Wohnungen und näher an der UCSD gelegenen Viertel in La Jolla oder der University City (UTC) bieten nicht das Lebensgefühl wie es Pacific, Mission oder Ocean Beach aufgrund kulinarischer und sportlicher Angebote sowie der Barszene bieten kann. Ebenfalls ist in San Diego unbedingt ein Auto zu empfehlen. Entweder kann über Craigslist ein günstiges erworben oder über www.dirtcheapcarrental.com ein eben solches Fahrzeug gemietet werden. Manchmal bietet auch der Vermieter (in unserem Fall ein BMW Cabrio für $ 400 im Monat) ein Auto an. Das öffentliche Verkehrsnetz in San Diego ist quasi nicht vorhanden; es gibt lediglich 3 Zuglinien und der Rest wird mit wenigen Bussen bedient. Eine Fahrt nach Downtown oder zur UCSD von Pacific Beach aus dauert so zwischen 50-60 min. Eine Alternative bietet Uber oder Lyft, die anders als in Deutschland nicht verboten sind und die Taxis aus meiner beschränkten Sichtweise beinahe vollständig abgelöst haben. Hier gibt es Promo-Aktionen mit bis zu $ 50 für Neukunden, die bei verschiedenen, eigenen Telefonnummern auch mehrfach verwendet werden können. Ebenso empfiehlt sich, ein Fahrrad zu kaufen - San-Diego-typisch ein „Beachcruiser“ (besonders elegant geschwungene und bequeme Fahrräder ohne jegliche technische Finesse).

Ein kulturelles und optisches Highlight ist der Balboa Park mit zahlreichen Museen, Ausstellungen und Straßenkünstlern. Allerdings sind hier zu jeder Tageszeit relativ viele Touristen zu finden. Das Nachtleben spielt sich entweder im historischen Gaslamp Quarter in Downtown mit vielen (teuren) Clubs ab oder in den Bars in Pacific Beach in der Garnet Avenue. Die Eintrittspreise der Nachtclubs in Downtown lassen sich aber oft durch eine Eintragung auf der Gästeliste umgehen.


Sport und Angebote

Sport spielt für die Studenten und Leute in San Diego eine wichtige Rolle. Die UCSD ist allerdings keine Universität mit einem großen Teamsportangebot. Diese befinden sich dagegen vornehmlich an der San Diego State University (SDSU). Die Spiele der so genannten „Aztecs“ der SDSU werden im großen Qualcomn Stadion verfolgt. Auch das Basketball Team der SDSU ist sehr angesehen für seine Erfolge.

Die UCSD bietet dennoch eine große Auswahl an sportlichen Aktivitäten, die im Gegensatz zur SDSU allerdings nicht als Kurse angerechnet werden können. Dazu gehören Surfing, Wakeboarding, Rock Climbing, Yoga, Tennis und Wanderausflüge. Für einige fällt eine Gebühr zur Deckung der Kosten an oder weil sie extern ausgeführt werden. Meist wird jedoch eine Vergünstigung als UCSD-Student angeboten.

Eben wegen des Klimas (und wahrscheinlich wegen der Einzigartigkeit des Angebots) empfiehlt sich auch der Kauf eines (gebrauchten) Surfboards und Wetsuits. Hier ist wiederum Craigslist zu nennen oder die zahlreichen Geschäfte in den Surfervierteln Pacific -, Ocean - und Misson Beach. Die Wellen sind ganzjährig an den vielen Stränden gut und auch für Anfänger einfach zu befahren.


Fazit

Ein Studium an der University of California San Diego ist trotz des höheren Aufwands zu den State Universities sehr zu empfehlen. Gerade durch die exzellente Ausbildung in den Ingenieursdisziplinen in Deutschland ist der Anspruch hoch, dem die UCSD meiner Erfahrung nach jedoch gerecht wird. Der Standort, die Umgebung und die Universität an sich haben eine große Bandbreite an unterschiedlichsten Kursangeboten und außerfachlichen Aktivitäten. Das Studium lässt sich so sehr individuell gestalten. Fachlich konnte ich vor allem praktisch durch die ein- bis zweiwöchentlichen Hausaufgaben in verschiedenen Programmiersprachen sehr viel dazulernen. Trotz der Unterstützung durch ein Stipendium sollte man sich jedoch der Kostenintensivität eines Studiums in den Staaten bewusst sein.