29 Jun
Erfahrungsbericht von Eduard L.

California State University Long Beach


Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Informatik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2016 bis 05/2016
Heimathochschule: Augsburg U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Mein Auslandssemester war im Spring Semester 2016 an der California State University Long Beach im Bereich Computer Science. Daheim studiere ich im Master Informatik & Informationswirtschaft an der Universität Augsburg. Vorab – Es wird wohl die Zeit meines Lebens gewesen sein!

Zum Organisatorischen

Um ehrlich zu sein, hatte ich nie wirklich vor, im Studium ins Ausland zu gehen. Aus vielen Erzählungen verbunden mit Bildern von Freunden, die bereits im Ausland waren und der Langeweile im Studiengang daheim, fasste ich jedoch doch noch den Beschluss, was im Nachhinein das einzig Richtige war! Das erste Mal hörte ich von der CSULB von einer Bekannten, die ständig diese tollen Bilder auf Facebook gepostet hat, was mir erstmal nur den Raum Kalifornien schmackhaft gemacht hat. Außerdem wollte ich unbedingt in den englischen Sprachraum, in dem die IT-Branche stark vertreten ist, am besten irgendwo am Strand natürlich. Europa war für mich relativ uninteressant, da ich die meisten Länder, die mich dort reizen könnten, schon mehr als genug bereist habe. Damit hatte ich mich aber noch nicht für die CSULB entschieden.

Zum endgültigen Entschluss, welche kalifornische Uni ich wählen würde, kam ich im Prinzip nach dem Ausschlussverfahren. Lage in einem Ballungsgebiet (LA / San Francisco / San Diego), Preis/Leistung, Wetter, Strand und natürlich Kursangebot waren entscheidend. Ich habe eine Liste erstellt und gerankt, wobei die CSULB nach meinen Kriterien am attraktivsten war. Ein halbes Jahr Planungshorizont ist dabei vollkommen ausreichend, um alles Weitere noch entspannt auf die Beine zu stellen. Anja Heinz von College Contact konnte mir mit sämtlichen Fragen bzgl. Uni und Bewerbung helfen. Bewerbungspapiere mit Ausfüllungshinweisen erhielt man auch vollkommen kostenfrei von College Contact. Somit lief der Bewerbungsprozess stressfrei, auch wenn man sehr viele Nachweise mit der Bewerbung einreichen muss.

Während ich schon am Sammeln der ersten Unterlagen zur Bewerbung war, machte ich an einer Volkshochschule in Augsburg einen einfachen Online Placement Test für den englischen Sprachnachweis (10€), für den ich das erforderliche DAAD-Zertifikat erhalten habe. Toefl o.Ä. waren nicht notwendig. Nach der Zusage habe ich mich direkt um den Flug gekümmert (800€ Hin-& Zurück, 1 Umstieg). Nach abgeschlossener Bewerbung war eigentlich nur noch der Antrag fürs Visum verhältnismäßig zeitaufwändig – aber selbst den hat College Contact supportet.

Das Interview im Konsulat in München für den Erhalt des Visums hat übrigens schlappe 5 min gedauert. Zum Kostenpunkt: bei mir knapp über 17500€ inkl. Flug, Visum, Studiengebühren, Miete, Reisen (mit Inlandsflügen) und alle anderen Ausgaben vor und nach dem damit verbundenen Auslandsaufenthalt. Als Kreditkarte kann ich die Eurowings Gold Karten empfehlen. Diese haben im Gegensatz zu den meisten anderen Angeboten, keine Prozente auf bargeldloses Zahlen, kostenloses Bargeldabheben, Kranken & Mietwagenversicherungspaket und sind kostenfrei im ersten Jahr, sowie danach kündbar. Erkundigt euch unbedingt wie hoch der Zins ist, wenn ihr bargeldlos bezahlen wollt. Das macht bei der Gesamtsumme doch gut was aus.

Schon Fernweh bekommen?

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Wohnen & Leben

Meine Empfehlung bei der Unterkunftssuche in Long Beach ist ein Haus für internationale Studenten „Elizabeth Manor“. Ca. 12 internationale Studenten fasst dieses Haus und ist voll ausgestattet, ihr müsst also rein gar nichts mehr kaufen an Haushaltsgeräten, Möbeln etc. Es gibt dort einfach alles was das Herz begehrt. Die Miete lag für ein Einzelzimmer warm bei $750, was hoch erscheinen mag, aber ein sehr fairer Preis in LB ist. Man hat damit gleich auch schon eine Reisegruppe und einige Partys daheim, manchmal an die 50 Gäste aufwärts. Man kann sich damit eine vorübergehende Unterkunft in Hotels und die Wohnungssuche sparen, bei der man am Ende ohnehin nichts Besseres finden würde. Hätte ich nochmals die Wahl würde ich wieder in dieses Haus ziehen! Die Vermieterin Yarina, die ab und an mal vorbei schaut, zum Essen einlädt, paar Mal in LA und Long Beach Sehenswürdigkeiten gezeigt hat und sonst hunderte nicht selbstverständliche Dinge für uns getan hat, ist der netteste Mensch den ich je kennengelernt habe (Das ist keine Übertreibung! Es ist so.). Da das Haus sehr beliebt ist, ist es auch dementsprechend schnell ausgebucht. Ihr solltet also möglichst früh anfragen. Gerne kann ich euch noch mehr dazu erzählen, oder ein paar Bilder schicken (Added Edu Leibham bei FB).

Man kommt von dort aus sehr gut mit dem Bus zur Uni, der regelmäßig fährt und in 20min an der Uni hält. Zum Strand sind es 15min mit dem Rad. Für Ausflüge würde ich eher empfehlen, ein Auto über Enterprise zu mieten als eins zu kaufen, falls ihr eine Kreditkarten-Versicherungen habt. Ansonsten mietet mit Versicherung über Alamo mit der ISIC-Card für einen deutlichen Preisnachlass. Bei Enterprise kostet der Mietwagen pro Person pro Tag bei 5 Personen schlappe $8,50. Benzin kostet in den USA nicht wirklich was. Einige, die ein Auto gekauft haben, mit dem Ziel es am Ende wiederzuverkaufen, hatten so hohe Reparaturrechnungen zwischendurch, dass Mieten wirtschaftlicher gewesen wäre. Also wenn schon Kauf dann mit Werkstattcheck vorher.

Solltet ihr in Erwägung ziehen, in eines der vielen Apartmentkomplexe zu ziehen, wäre zu bedenken, dass die meisten dort ein Zimmer teilen mussten und diese gar nicht oder nur sehr (sehr!) schlecht ausgestattet sind, d.h. ihr müsst evtl. Möbel, Küchenutensilien etc. selbst kaufen. Für Wäsche waschen, Stromrechnung, Internetanschluss müsst ihr auch extra zahlen, was bei mir schon im Preis dabei war. Das summiert sich so schnell auf, dass man dort im Grunde genommen für ein geteiltes Zimmer mit viel mehr Stress und ohne Privatsphäre genauso viel zahlen würde wie für mein Einzelzimmer.

Was das Essen betrifft, freut man sich wieder, wenn man daheim ist und normale Lebensmittel kaufen kann. Die ersten zwei Monate gab es regelrecht eine Fast Food Orgie, danach hat man immer mehr selbst gekocht. Man gewöhnt sich jedoch selbst nach 5 Monaten nicht wirklich an die Produktpalette der amerikanischen Supermärkte. Lebensmittel sind gefühlt auch ein wenig teurer als in Deutschland.

Zu den Amis: Sie sind immer gut drauf, hilfsbereit, sehr oberflächlich und des Öfteren mal verrückt (liegt evtl. an der vielen Sonne die man in Kalifornien abbekommt). Man lernt sehr schnell, sehr viele Menschen kennen, auch sehr viele andere Internationals aus Deutschland und aller Welt. Alle neuen Namen in den ersten Wochen zu merken ist eine Herausforderung für sich.


Reisen

Reisemäßig habe ich in einem halben Jahr noch nie so viel unternommen wie während dem Auslandssemester. Es fällt schon schwer, alle Reiseziele aufzuzählen ohne etwas zu vergessen. Aber hier mal der Versuch:

  • Las Vegas (stolze 3 mal): Hat meine Erwartungen sogar übertroffen. Die Stadt ist der Wahnsinn! Geht auf die Pool Partys im MGM oder Hard Rock.
  • Florida: Miami (South Beach), Everglades und Key West an Spring Break für eine Woche. Urlaubsfeeling vom Feinsten! Noch bessere Strände und Temperaturen als an der Westküste. Sogar das Wasser im Meer ist warm. War wohl meine Lieblingsreise. Tagesreise nach Key West 5h Fahrt von Miami aus. Man ist dort schon fast in Kuba. Key West würde ich aber nur empfehlen, falls man mindestens 5 Tage in der Region hat. Eine halbtägige Propellerbootstour durch die Everglades auf der Suche nach Alligatoren natürlich ein Muss bei jedem Miami Besuch.
  • San Francisco: Wunderschöne Stadt, auch wenn es dort geregnet hat in Strömen. Lauft einmal über die Golden Gate Bridge und genießt die gute Aussicht vom Coit Tower.
  • San Diego: Sehenswert sind der Balboa Park und die Aussicht am Cabrillo National Monument auf die ganze Stadt. Old Town dagegen eher eine Touristenfalle und nicht empfehlenswert.
  • Los Angeles: Things to do: Hollywood Sign, Walk of Fame, Beverly Hills, Rodeo Drive, Down Town, Art District, Malibu, Griffith Observatory, Citadel Outlet, Getty Center, Venice Beach und Santa Monica Peer. Schaut euch unbedingt ein Basketball Spiel im Staples Center an und besucht Konzerte.
  • Santa Barbara: Naja, ganz nett, muss man aber nicht gesehen haben.
  • Huntington Beach: Bester Strand in Nähe von Long Beach, man kann sich dort auch günstig Surfboards und Wet Suits mieten. Gut per Bus erreichbar.
  • Long Beach: Sehenswert Hafen, Down Town, 2nd Street, und nachts auf den Signal Hill von dem man bis nach LA Downtown sehen kann. Der schönste Ort in LB ist meiner Meinung nach Naples. Mietet dort ein Kayak und paddelt durch die Kanäle.
  • Grand Canyon: Beeindruckendster National Park, den ich besuchen durfte und den man sehen sollte. Dort kann es etwas kühler werden, d.h. wir haben im Schnee gecampt. Also warm einpacken.
  • Yosimite National Park: Fahrt hoch zum Glacier Point, sehr gute Aussicht. Der Park selbst definitiv prächtig, mit seinen vielen Wasserfällen und super zum Wandern, aber nicht ganz so beeindruckend, wenn man daheim in Alpennähe wohnt.
  • Death Valley: 2h von Vegas. An einem Tag gut machbar, sollte man gesehen haben. Man kommt zu allen Hot Spots mit dem Auto, so dass man nicht wirklich in der Hitze dort wandert.
  • Valley of Fire: Spontaner Trip, den ich nicht bereut habe. 1h von Vegas. Atemberaubende Weiten der Landschaft, macht Spaß durch den Park zu fahren.

Uni

Der Campus der Uni ist schon ein Prachtstück. Mit der Basketball Halle in der Pyramide, Pools, Sportclubs für gefühlt jede Sportart, Fitness Center und japanischem Garten verlässt man schon fast ungern den Campus. Die Mitgliedschaft im Fitness Center für $37 im Monat lohnt sich. Dort gibt es ein vielfältiges Kursprogramm, Indoor Climbing, mehr an Fitness Geräten als man braucht und wieder 2 Pools und einen Whirlpool. Außerdem bin ich noch dem Surf Club beigetreten. Zeitlich habe ich es leider nur zu einer Surf-Stunde geschafft, aber die Mitgliedschaft für das ganze Semester hat ohnehin nur $45 gekostet. Die Rechner im Computer Science Gebäude waren leider sehr langsam oder unbrauchbar (= von Apple). Dementsprechend ist der eigene Laptop von daheim an der Uni Gold wert. Per Hand habe ich absolut nichts mitgeschrieben. Die Dozenten sind ganz locker drauf, freundlich und hilfsbereit.


Kurse

Da der Kurskatalog der CSULB im Bereich Computer Science sehr viel Auswahl bietet, war es nicht sehr schwer Kurse zu finden, die mich persönlich interessieren. Überraschenderweise hat sich herausgestellt, dass bei der Kursplanung die Uni Augsburg das größere Problem darstellt, nicht die Ausländische. Der Prüfungsausschuss fordert, eine ausländische Veranstaltung auf eine äquivalente deutsche zu mappen, sowohl inhaltlich als auch von der Leistungspunktzahl. Da mir der zielgerichtete schnelle Studienabschluss wichtig war, habe ich mich per Learning Agreement absichern lassen, welches die Anrechnung bei Rückkehr garantiert. Hierfür musste ich die einzelnen Dozenten (ca. 4) der deutschen Referenzkurse aufsuchen, ihnen die Beschreibung der amerikanischen Kurse zeigen und deren Genehmigung wiederum an den Prüfungsausschussvorsitzenden leiten. Das zog sich 2 Monate hin und war endlos nervig und aufwändig mit vielen Terminen, sowie Mails verbunden.

Letztendlich waren dann 12 Kurse bestätigt, von denen ich ohnehin nur 4 belegen wollte. Es lohnt sich natürlich, mehr Kurse bereit zu halten als man tatsächlich braucht für einen Plan B, falls einer nicht stattfinden sollte in diesem Semester, oder man keinen Platz mehr bekommt. Bzgl. der Restplatzvergabe in den Kursen für internationale Studenten, dem Course Crashing, in den ersten Uni Wochen an der CSULB sollte man sich keine Sorgen machen. Es dauert zwar 2 Wochen, bis die endgültige Kurswahl bestätigt wird, aber immerhin habe ich meine Top 4 Veranstaltungen der Wunschkursliste besuchen dürfen.

Belegt habe ich:

  • CECS 475 Application Programming Using .NET (anwesenheitspflicht)
  • CECS 545 Software Architecture
  • CECS 470 Web Programming (anwesenheitspflicht)
  • CECS 445 Software Design & Architecture

Ich kann alle Kurse soweit empfehlen v.a. den Ersten der Liste, der für mich wegen meines beruflichen Umfelds am interessantesten war und einen sehr unterhaltsamen/schrägen Dozenten hat. Man hat viel gelacht. Natürlich nur mit ihm, nicht über ihn! Inhaltlich sehr gut, aber fast schon zu viel für ein Semester, würde ihn aber nochmal belegen. Der zeitliche Arbeitsaufwand unter dem Semester ist wegen der Lab Assignments, Projekte, Midterms neben dem jeweiligen Final in allen Kursen deutlich höher wie in Deutschland, was ich wirklich nicht erwartetet habe. Im Grunde genommen wöchentlich Prüfungen. Dafür war die Final Week relativ entspannt, da die Finals teilweise nur noch 20% der Endnote ausmachen und man ohnehin schon unter dem Semester dazu genötigt wurde, alles zu lernen. Aber macht euch keine Sorgen, man schafft alles, was mit der Uni zu tun hat meist MO-DO, manchmal auch mit etwas weniger Schlaf um letztendlich das Wochenende für die vielen Reisen freizuhalten. Notenmäßig sollte man eigentlich locker ohne Strebernatur auf ein A oder B kommen.

Trotz Learning Agreement gab es nach der Rückkehr nach Deutschland nochmals 15 Seiten Antrag zur Anrechnung der Leistungen in doppelter Ausführung – deutsche Bürokratie vom Feinsten. Aber was soll's, die Mühe war es mir wert!


Fazit

Kurz und knackig zum Auslandssemester in LB: Ja es ist das Richtige. Macht es einfach! Go Beach!