California State University Fullerton
Das Auslandssemester war für mich verpflichtend, was für mich aber auch einen Hauptgrund zur Wahl meines Studiengangs „Industrial and Business Systems“ darstellte, da ich von vornerein ein Semester im Ausland verbringen wollte.
Bei dem Unterfangen habe ich mich mit N., den ich während des Studiums kennengelernt habe, zusammengetan und gemeinsam sind wir dann an die California State University Fullerton (CSUF) in Kalifornien gegangen. Fullerton liegt sehr nah an Anaheim (Disneyland), was wiederum ca. 40 km südöstlich von Los Angeles liegt. Die CSUF ist, wie der Name schon sagt, eine staatliche Universität mit knapp 40.000 Studenten, die meisten davon im Business-Bereich.
Vorbereitung
Die Hochschule Emden/Leer hat zwar einige Partneruniversitäten, allerdings war keine davon besonders attraktiv für uns. Durch eine Infoveranstaltung sind wir dann auf „College Contact“ gestoßen und haben uns dort für ein Semester an der CSUF in Kalifornien beworben.
Der Bewerbungsprozess war sehr unkompliziert und schnell und die Leute bei College Contact waren sehr hilfsbereit und gut zu erreichen, sodass alle Fragen immer sehr schnell beantwortet waren. Darunter fielen vor allem Fragen zur Kurswahl und zur Umrechnung der US amerikanischen Units in Credits. Dieses Thema stellte sich auch als die erste (und auch eine der größten) Schwierigkeit heraus. Es war uns nämlich nicht möglich, unsere Kurse im Vorhinein zu Wählen. Wir konnten uns also nur schon einmal Kurse raussuchen, die wir gerne hätten und diese vom International Office inhaltlich prüfen lassen, um sicher zu gehen, dass die uns auch angerechnet werden. Durch das sogenannte „class crashing“ sollten wir uns dann später unsere Kurse aussuchen, aber dazu später mehr.
Ein weiteres Problem war, dass man an der CSUF standardmäßig pro Semester nur 4 Kurse bzw. insgesamt 12 Units belegt. Um auf unsere 30 Credits zu kommen, brauchten wir jedoch 15 Units, also einen Kurs mehr, was die sowieso schon (für deutsche Verhältnisse) horrenden Studiengebühren um $1000 erhöhte.
Alles andere verlief jedoch reibungslos. Wir bekamen unsere Visaunterlagen schnell zugeschickt und konnten einen Termin in einer US Botschaft machen.
Auch über mögliche Unterkünfte haben wir viele Informationen bekommen und da wir relativ früh dran waren, haben wir beide noch einen Platz im University Village bekommen (hierzu auch später mehr).
Für den Transport vom Flughafen hatte ich eigentlich ein Shuttle im Voraus gebucht, allerdings muss bei der Buchung irgendetwas schief gelaufen sein. Jedenfalls war es auch kein Problem ohne Vorbestellung nach Fullerton zu kommen und zwar überraschend günstig.
Vor Ort kümmerten wir uns dann erstmal um ein Auto, welches bei dem miserablen Netzwerk der öffentlichen Verkehrsmittel unabdingbar war. Wir konnten uns zu einem sehr guten Preis einen Jeep bei einem Mechaniker mieten, welcher uns in Erfahrungsberichten empfohlen wurde. Alles in allem waren wir mit unserem Auto überaus zufrieden, da wir für unsere Zwecke genau die richtige Wahl getroffen haben.
Was sich noch als etwas schwierig rausgestellt hatte, war, einen vernünftigen Telefonanbieter zu finden, da viele, wie zum Beispiel Verizon nicht kompatibel mit ausländischen Handys waren. Letztendlich sind wir mit 4 Leuten in einem Familienvertrag bei T-Mobile gelandet. Dort hatten wir zwar nicht immer das beste Netz, allerdings waren die Konditionen im Vergleich definitiv am besten, weswegen wir es höchstwahrscheinlich wieder so machen würden.
Schon Fernweh bekommen?
Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!
Unterkunft
Das University Village ist ein Apartmentkomplex, der direkt an den Campus angrenzt. Normalerweise werden da nur Verträge mit mindestens einem Jahr Laufzeit abgeschlossen, aber wenn man sich früh genug bewirbt, kommt man in ein Programm, bei dem der Vertrag nach einem Semester an neue Internationals weitergegeben wird. Das Apartment war zwar recht teuer, allerdings auch nur auf den ersten Blick, da wir unter der Woche zwei Mal am Tag Essen bekommen haben (als All-you-can-eat-Buffet) und Lebenshaltungskosten sind in Kalifornien definitiv höher als in Deutschland. Des Weiteren hatten wir dort neben der günstigen Lage (Nähe zur Hochschule, sowie Einkaufsmöglichkeiten), auch einen Parkplatz umsonst und Zugang zum Pool. Außerdem wurden viele „Social Events“ organisiert, die Gelegenheit gaben, Leute kennenzulernen und sich auszutauschen. Mit der Verwaltung dort war ich auch sehr zufrieden, da alle sehr freundlich und hilfsbereit waren.
Studium an der Gasthochschule
Das Studium in Fullerton fing leider mit der wahrscheinlich schlechtesten Erfahrung des Auslandssemesters an: dem class crashing.
Wie bereits erwähnt, konnten wir, bis auf eine Liste mit Fächern, die wir gerne hätten, vorher keine Kurse wählen (das galt nur für die Austauschstudenten, die nur für ein Semester da waren, alle anderen können sich online einschreiben). N. und ich haben beide von dieser Liste 3 Kurse bekommen, von denen wir allerdings letztendlich keinen behalten haben. Dann fingen zwei Wochen an, in denen wir täglich von Kurs zu Kurs und Professor zu Professor gelaufen sind, um Vorlesungen zu finden, in denen noch Platz war oder zu denen noch zusätzliche Studenten zugelassen wurden. Da wir natürlich nicht die einzigen waren, denen es so ging (sondern noch über 300 weitere Auslandsstudenten, von denen allerdings alle, die wir kennengelernt haben, nur vier Fächer brauchten), waren auch die Professoren ein wenig überfordert, weshalb wir uns einige Vorlesungen anhören mussten, ohne zu wissen, ob wir diese überhaupt weiter besuchen konnten.
Nach der ersten Woche hatten wir auch noch lange nicht alle nötigen Kurse zusammen und mussten deshalb nach weiteren Vorlesungen suchen, die auch wieder erst vom International Office in Emden bestätigt werden mussten. Letztendlich haben wir es aber geschafft, uns einen Stundenplan zu erarbeiten, der zum einen aus Kursen bestand, die uns in Emden angerechnet werden und uns zum andern auch lange Wochenenden ermöglichte. Wir hatten es sogar geschafft, in die gleichen Kurse zu kommen, obwohl wir das nicht einmal geplant hatten. Der ganze Stress hat also dann doch ein gutes Ende genommen.
Abgesehen vom class crashing war auch der Rest des Studiums grundlegend verschieden von dem in Deutschland. Es hat viele Erinnerungen an die Schulzeit aufgeweckt und ich bin mir noch nicht sicher, ob das gut oder schlecht ist. Beispielsweise gab es wieder eine Anwesenheitspflicht, Hausaufgaben, Tests und insgesamt drei Klausuren pro Kurs (manchmal ersetzt oder ergänzt durch eine Präsentation). Für jedes Fach musste man ein Buch besorgen. Diese konnten bis zu über $200 kosten. Amazon Rent war an dieser Stelle ein Geheimtipp, der viel Geld gespart hat.
Die Teilnehmerzahl der Kurse variierte von ca. 20 bis nicht viel mehr als 50, da alles, wie gesagt, viel schulischer war und die wöchentlichen Hausaufgaben von jedem Studenten ja auch korrigiert werden müssen. Die mündliche Mitarbeit floss meist mit in die Note ein. Das System war einerseits eine gehörige Umstellung, da man wieder viel unselbstständiger war und es sich irgendwie auch angefühlt hat als würde man wieder einen Schritt zurück machen, andererseits hat man so auch sehr viel Hilfestellungen von den Professoren bekommen und ist automatisch das ganze Semester durch am Ball geblieben. Man kam so also gar nicht erst in die Versuchung, mit dem Lernen erst kurz von der Prüfungsphase anzufangen.
Mit dem Niveau habe ich persönlich keine Schwierigkeiten gehabt. Zwar hatten wir teils sehr interessante Kurse mit gar nicht mal so unkompliziertem Stoff, jedoch haben es einem die Professoren an vielen Stellen sehr einfach gemacht, was durchaus am amerikanischen Studiensystem liegen könnte. Darüber alleine könnte man wahrscheinlich schon sehr ausführlich diskutieren, weshalb ich es an dieser Stelle hierbei belasse.
Alltag und Freizeit
An dieser Stelle haben wir den Zweck des Auslandssemesters, fürchte ich, nur teilweise erfüllt, da wir einen Großteil unserer Freizeit mit anderen Deutschen verbracht haben. Dies lag mitunter daran, dass es dort extrem viele andere deutsche Austauschstudenten gab (mit Abstand der größte Teil der Internationals) und viele von denen auch noch im oder in direkter Umgebung vom University Village gelebt haben. Für mich persönlich war das allerdings kein großes Problem, da für mich die Verbesserung meiner Englischkenntnisse, nach bereits zwei jeweils einjährigen Auslandsaufenthalten, nicht mehr oberste Priorität hatte.
So haben wir dann zum Beispiel eine Fußballmannschaft gegründet und an einer Uni-internen Liga teilgenommen. Das ist zwar nicht gerade mein Lieblingssport, aber immer noch besser als gar kein Sport. Ich muss auch zugeben, dass ich in dieser Hinsicht die Möglichkeiten, die die Uni gegeben hat, kaum ausgenutzt habe. Wenn man wollte, konnte man für kleine Beträge ein großes Fitnesscenter nutzen sowie an vielen weiteren Sportarten teilnehmen. Des Weiteren gab es ein riesiges Angebot an Clubs, wo für jeden Geschmack etwas dabei war. Wir haben auch kurz hier und da mal reingeschnuppert, waren aber dann letztendlich zu viel unterwegs um das ernsthaft verfolgen zu können.
Unter der Woche haben wir dann stets versucht, alles Nötige für die Uni zu erledigen (Hausaufgaben, etc.) damit wir die Wochenenden frei hatten, denn wenn man schon so viel Geld für ein Semester zahlt, will man die Zeit schließlich auch genießen und vor allem so viel wie möglich von der Gegend kennenlernen. Dazu gehörten besuche von Basketball- und Eishockeyspielen, sowie den Universal Studios in Hollywood und LA im Allgemeinen. Das Disneyland war uns dann aber doch zu teuer.
Mit Abstand am besten fand ich allerdings die größeren Trips zu den Nationalparks in Kalifornien, Utah und Arizona (unter anderem in der Fall-Break hatten wir da viel Zeit für). Die Landschaften, die man dort teilweise zu Gesicht bekommen hat, waren so atemberaubend, dass man sie in Worten, oder sogar Bildern, kaum beschreiben kann (ich zumindest nicht).
Fazit
Zusammengefasst kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich ein sehr schönes, unvergessliches und akademisch betrachtet auch erfolgreiches Semester in Kalifornien verbracht habe. Cal State Fullerton kann ich jedem empfehlen, den die Studiengebühren in den USA nicht abschrecken und die Amerikaner selbst sind (zumindest in Kalifornien) sehr nette und offene Menschen. Man hat dort definitiv die Möglichkeit, die Zeit seines Lebens zu verbringen, ob man das tut hängt natürlich von jedem selbst ab.
Auch wenn ich persönlich ungern für längere Zeit in die USA ziehen würde, aus politischen sowie kulturellen Gründen, habe ich das Semester dort dennoch sehr genossen. Die schönste Erfahrung war für mich wahrscheinlich unser großer Road Trip in der Fall Break, bei dem wir viele Nationalparks und Städte in Kalifornien, Utah, Arizona und New Mexico besucht haben. Am schlimmsten fand ich definitiv das class crashing. Es war sehr nervraubend so lange nicht zu wissen, welche Kurse man am Ende hat und vor allem, ob man überhaupt genug Kurse zusammen bekommt, die einem in Deutschland angerechnet werden. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass wir zwei Wochen lang von morgens bis abends über den Campus laufen mussten, um Vorlesungen zu besuchen, von denen wir nicht wussten, ob wir da überhaupt reinkommen.
Um diesen Bericht aber auf einer positiven Note zu beenden, möchte ich noch hinzufügen, dass man auch in solch schwierigen Situationen immer genügend Hilfestellungen zur Verfügung hatte, insbesondere das dortige International Office war sehr bemüht uns, wo es ging, auf alle Situationen vorzubereiten und uns weiterzuhelfen und auch die Professoren haben sich bei Fragen und Problemen, wenn man auf sie zugegangen ist, gerne Zeit für einen genommen.