University of Waikato
Bewerbungsverfahren
Das Bewerbungsverfahren an der Universität und der Papierkampf für ein Studentenvisum waren dank der Unterstützung von College Contact einfacher als ich es mir vorgestellt hatte. Nachdem ich mich entschieden hatte ein Auslandssemester an der University of Waikato zu absolvieren, habe ich das Anmeldeformular von College Contact zugesendet bekommen und ausgefüllt. Zum Glück wird eine Art Guide mitgeschickt, indem das Bewerbungsformular erklärt wird, man Hinweise und Erklärungen zum Ausfüllen findet. Sollte man dennoch über ein oder mehrere Fragen stolpern, kann man seinen College Contact Ansprechpartner anrufen und Löcher in den Bauch fragen. Da man für die Bewerbung an neuseeländischen Universitäten eine Menge Kopien und in manchen Fällen auch einen Sprachnachweis (TOEFL, IELTS) braucht, sollte man so früh wie möglich mit der Organisation beginnen um unnötigen Stress zu vermeiden. Vor allem was den Sprachnachweis angeht kann ich euch nur empfehlen euch so früh wie möglich dafür anzumelden, da diese oft schon Monate vorher ausgebucht sind! Nachdem das ausgefüllte Bewerbungsformular und die ganzen Kopien (Reisepass, Sprachnachweis, Passbilder, etc.) wieder an College Contact geschickt und weiter an die Universität geleitet wurden, heißt es erst mal: warten.
Glücklicherweise nicht lange, denn das International Office der University of Waikato ist sich bewusst, dass man ohne eine Zusage kein Studentenvisum bei der Botschaft beantragen kann und man bekommt dementsprechend schnell eine Rückmeldung und die Bestätigung, dass man die Studiengebühren bezahlt hat. Danach kann die Bewerbung für das Visum beginnen – Formulare ausfüllen, Kopien beifügen und dann nach Berlin schicken. Im Durchschnitt dauert die Bearbeitung 6 Wochen (laut der Homepage der neuseeländischen Botschaft), ich habe mein Visum aber schon nach 2 Wochen bekommen. Danach kann einer der schöneren und stressfreieren Teile beginnen: das Kofferpacken und das Schmökern in den Reiseführern.
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Einführungswoche, Kurse, Studium und Betreuung
Internationale Studenten beginnen ihr Semester eine Woche später als die anderen Studenten, da die ersten 7 Tage sich um die Einschreibung in den Kursen, das Zurechtfinden auf dem Campus, das Leben und Studieren in Neuseeland drehen. Es finden viele Einführungsveranstaltungen statt, die teilweise verpflichtend sind, und abends werden die Bars, Restaurants und Clubs unsicher gemacht. Die sogenannte O-Week (Orientation Week) dient im Allgemeinen dazu, sich schnell zu Recht zu finden und mit anderen Studierenden in Kontakt zu kommen, was in Neuseeland dank der Freundlichkeit der Kiwis, sehr einfach ist.
Da mein Studienfach nicht an der Universität angeboten wird, konnte ich mich für vier Kurse aus den verschiedenen Fakultäten entscheiden. Am Ende habe ich jedoch nur Kurse aus der Faculty of Social Arts and Sciences gewählt, die mein Studium ergänzt haben. Bei meiner Ankunft an der Universität habe ich mich bei der Faculty of Social Arts and Sciences gemeldet. Dort habe ich gleich meinen Stundenplan erhalten, nachdem ich meine gewählten Kurse nochmal bestätigt hatte. Nach dem Erhalt des Stundenplans erhält man seinen Studentenausweis und ist dann komplett eingeschrieben. Man sollte dabei die Bestätigungsmail der Universität und den Nachweis der bereits bezahlten Studiengebühren mit dabei haben und dann vorlegen, da manche Studenten erst zu Beginn des Semesters ihre Gebühren zahlen und man am Ende nicht zwei Mal seine Studiengebühren zahlt.
Nach der O-Week beginnt dann auch der Unterricht für die internationalen Studenten. Dabei sind die ersten beiden Wochen eine Art Probezeit, in der man immer noch Kurse wechseln kann weil sie zu leicht/schwer sind oder einem nicht gefallen. Abhängig von dem besuchten Kurs, sind die Gruppen eher klein gehalten und die Professoren kennen einen auch beim Namen. Meist finden zwei Vorlesungen und ein Seminar eines Kurses pro Woche statt. Tests und Präsentationen finden meist in einem 2wöchigen Rhythmus statt.
Die Vorlesungsgebäude sind architektonisch gesehen keine Schönheiten, dafür verspricht die Innenausstattung mehr. Die Vorlesungsräume sind mit der neusten Technologie ausgestattet, die aktiv im Unterricht genutzt wird und auch Studenten für Präsentationen zur Verfügung stehen. Die neurenovierte Bücherei befindet sich in der Mitte des Campus und ist das schönste Gebäude – es besteht fast nur aus Glas und wenn man dort lernt, hat man eine tolle Sicht auf die anderen Vorlesungsgebäude und das große Rugbyfeld, dass zur Universität gehört. Die Bücherei ist ein Traum für jeden Bücherwurm. Hier gibt es auf 3 Stockwerke verteilt Sachbücher in allen möglichen Sprachen. Auf der Homepage der Universität findet man ein Onlineverzeichnis und eine Onlineausgabe aller angebotenen Bücher, Magazine und Filme. Zwischen den Bücherregalen verteilt gibt es immer wieder „Cubes“, das sind kleine Arbeitsplätze, die für Gruppenarbeiten reserviert sind. Außerdem gibt es auf jedem Stockwerk Computerarbeitsplätze mit Zugang zu Druckern und Scannern. Sollten alle Computer besetzt sein, kann man nach Vorweis des Studentenausweises sich einen Bibliothekslaptop ausleihen.
Die Betreuung der internationalen Studenten ist sehr gut. Abgesehen von dem International Office, dass immer wieder Ausflüge organisiert, und der Studentenorganisation, gibt es in jeder Fakultät Ansprechpartner für die internationalen Studenten und man kann auch auf die Professoren zugehen (auch außerhalb ihrer Sprechstunden), wenn man Fragen zum Studium hat. Bei lerntechnischen Fragen kann man sich auch an das Waikato Pathways College oder an das Waikato Learning Programm wenden, dass einem weiterhelfen kann und auch eine Art Hausaufgabenhilfe anbietet, wenn man z.B. bei einem Essay nicht weiterkommt und Hilfe braucht.
Am Ende des Semesters stehen die Abschlussprüfungen an. Eine Woche davor hat man keine Kurse, da dies die „Study Week“ ist und jeder Student sich auf seine Prüfungen vorbereitet. Der Ablauf während den Prüfungen ist sehr streng – man muss seinen Studentenausweis während der gesamten Prüfungszeit auf dem Tisch vor sich liegen haben, als Getränk ist nur Wasser in durchsichtigen Flaschen erlaubt und anstelle eines Mäppchens sind nur einzelne Stifte erlaubt. Bevor die Klausur beginnt, wird der Ablauf erklärt und ein paar Auszüge der Prüfungsordnung vorgelesen. Meist dauert eine Prüfung 3 Stunden, man kann den Saal jedoch schon früher verlassen, wenn man seine Prüfung abgegeben hat.
Vielleicht hört es sich schwierig an eine Prüfung in einer anderen Sprache zu schreiben, aber da ihr während des Semesters immer wieder Tests schreiben werdet, werdet ihr den Dreh sehr schnell raushaben und es ist absolut machbar! Ich habe alle meine Prüfungen bestanden, auch wenn ich bei manchen dachte, dass ich es nicht geschafft habe. Nutzt auf jeden Fall die „Study Week“ und geht in die Bücherei, lernt mit euren Kommilitonen oder geht bei Fragen zu euren Professoren oder dem Waikato Learning Programm, die sind alle dazu da euch zu helfen.
Leben in Neuseeland
Wohnen
Während meines Studiums habe ich bei einer Gastfamilie gewohnt, die von der Universität vermittelt werden. Bevor man eine Gastfamilie bekommt, muss man einen mehrseitigen Fragebogen, der Fragen zur Persönlichkeit, Interessen und Krankheiten enthält, ausfüllen. Man bekommt meist sehr schnell Bescheid, ob man von einer Gastfamilie aufgenommen wird oder nicht. Da internationale Studenten, die noch nicht volljährig sind, bei einer Gastfamilie leben müssen, kann es manchmal vorkommen, dass für andere Interessenten keine Familien mehr zur Verfügung stehen. Dies ist jedoch nicht weiter schlimm, denn als internationaler Student hat man automatisch das Recht auf einen Platz in einem der Studentenwohnheime. Das Leben mit einer Gastfamilie ist natürlich etwas anders als das, was man von daheim gewöhnt ist und von Familie zu Familie gibt es Regeln, die man einhalten sollte. Bevor ich bei meiner Gastfamilie eingezogen bin, hatte ich viele Horrorgeschichten gehört und zweifelte teilweise auch an meiner Entscheidung. Letzten Endes habe ich es aber nicht bereut bei einer Kiwi Familie zu leben. Ich hatte sehr entspannte, freundliche und hilfsbereite Gasteltern, die während meiner Studienzeit wie eine zweite Familie für mich geworden sind. Abgesehen von der Verbesserung meiner Sprachkenntnisse, habe ich auch sehr viel über die Kultur Neuseelands erfahren. Sollte man jedoch nicht mit seiner Gastfamilie zurechtkommen, kann man sich an das Accomodation Office der Universität wenden und bei ernsten Fällen wird nach einer neuen Familie gesucht.
Hamilton
Hamilton ist die 4.größte Stadt in Neuseeland. Man muss jedoch zwischen der neuseeländischen und der europäischen Definition von „Stadt“ unterscheiden. Hamilton ist im Vergleich zu anderen Städten in Deutschland ein kleiner Ort, indem der Bus unter der Woche nur 2mal pro Stunde fährt. Es ist von Vorteil wenn man ein Auto hat oder jemanden kennt, der einem das Auto leiht.
Das Stadtzentrum besteht aus einer Hauptstraße mit ein paar Nebenstraßen. Es gibt ein paar Läden, in denen man alles findet was man braucht, Restaurants und ein paar Clubs. Freitag und Samstagabends sind diese von Studenten bevölkert. Ansonsten hat sich das „Stadtleben“ mehr auf die Vororte verlagert, da sich dort ein paar große Einkaufszentren befinden und vor allem während den Wochenenden machen Familien Ausflüge dorthin.
Ich fand Hamilton als Stadt etwas langweilig, da für meinen Geschmack etwas zu wenig los war, aber glücklicherweise ist Auckland nicht weit entfernt und auch andere tolle Ausflugsziele (Rotorua, Raglan, Matama, etc.) sind leicht und schnell mit dem Auto zu erreichen.
Dont’s
Auch wenn Kiwis sehr offene und freundliche Menschen sind, können sie sehr strikt sein. Das betrifft vor allem die Geschwindigkeitseinhaltung auf der Autobahn/ Landstraße. Allgemein darf man nur 100 km/h außerhalb einer Ortschaft fahren und wenn man bei zu schnellem Fahren von der Polizei erwischt wird, muss mein hohes Bußgeld zahlen. In den beiden größten Städten Auckland und Wellington gibt es seit kurzem auch Radarfallen. Ein weiterer Punkt bei dem Kiwis pingelig sind, ist der Konsum von Alkohol in öffentlichen Plätzen. In ganz Neuseeland herrscht ein „Liquor ban on public places“ und das sollte man respektieren, wenn man keinen Ärger mit den Behörden bekommen möchte. Wie in den USA wird auch der Gebrauch von schweren Schimpfwörtern (vor allem dem F-Wort) nicht gerne gesehen. Das Fluchen ist nicht verboten in Neuseeland, dennoch sollte man auf seine Sprache achten, da man Unterhaltungen in einem freundlichen Ton pflegt.
Reisen
Wenn man nach dem Studium oder während den Teaching Recess (Ferien) noch Zeit hat, sollte man diese unbedingt zum Reisen nutzen. Neuseelands Landschaftsbild ist sehr vielfältig und faszinierend – nicht umsonst schwärmen viele Reisenden von dem Land und man kann sich nur schlecht dem Bann entziehen, den die Landschaft auf einen ausübt und wenn man ehrlich ist, möchte man das irgendwann auch nicht mehr ;) Wenn man reist, sollte man auf jeden Fall mehr Zeit auf der Südinsel (vor allem an der Westküste!) einplanen, denn diese wird nicht umsonst als die Schönere betitelt und hat auch mehr zu bieten als die Nordinsel. Ein paar meiner absoluten Favoriten meiner Rundreise sind Kajak fahren auf dem Milford Sound, tauchen gehen an der Westküste der Südinsel und ganz im Norden der Nordinsel, Queenstown, Lake Wanaka und Mount Cook.
Unter den Backpackern gibt es viele Deutsche, vor allem Abiturienten, und manche Hostels werden von Deutschen regelrecht bevölkert. Das kann zugegebenermaßen enttäuschend sein, denn man verbringt nicht unbedingt ein Semester am anderen Ende der Welt um Deutsch zu reden. Man sich jedoch davon abkapseln, indem man mit anderssprachigen Freunden herumreist und die großen Hostels (Base, etc.) vermeidet.
Fazit
Mir hat mein Auslandsaufenthalt in Neuseeland sehr gut gefallen und ich kann nur jedem raten eine Zeit lang im Ausland zu verbringen, denn abgesehen von der Verbesserung der Sprachkenntnisse, der interessanten Kurse an der Universität und der Weiterentwicklung seiner eigenen Persönlichkeit, lernt man viele neue Freunde und eine andere Kultur, bzw. Lebensweise (oder mehrere) kennen, wenn man sich auf die Kultur des Gastlandes einlässt. Natürlich gibt es immer wieder kleine Hindernisse oder Herausforderungen, die man meistern muss, aber mit einer positiven Einstellung schafft man das locker und es gibt vor Ort auch viele Menschen, die einem gerne weiterhelfen. Auch ich stand immer wieder vor Herausforderungen, aber das hat meiner tollen Zeit dort keinen Abbruch getan und der beste Beweis dafür ist, dass ich meinen Rückflug um 2 Monate nach hinten verschoben hatte und bald wieder ans andere Ende der Welt fliegen werde. Also traut euch und wagt den Sprung ans andere Ende der Welt – es lohnt sich!