31 Mär
Erfahrungsbericht von Julius H.

University of Wisconsin-Madison


Stadt: Madison
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Wirtschaftsingenieurwesen
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2021 bis 12/2021
Heimathochschule: Dresden TU

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

4 Months of Madtown – An diesen Slogan muss ich die Tage immer wieder denken, gerade wenn ich mich mit meinen Mitstreiter*innen aus Madison in meiner neuen Heimat München treffe. Ich verbinde mit meiner Zeit in Madison viele unvergessliche Erlebnisse, seien es die Tauchgänge mit dem Tauchclub, Segeln auf dem Lake Mendota, lange Nächte in den College Bars, die Ausflüge nach Chicago oder zu anderen Orten in den USA und vor allem die Gamedays in America’s College Sports Town Number 1. All dies machten die vier Monate zur wohl besten Zeit meines Studiums.

Mein Bericht ist in zwei Teile gegliedert. Zunächst gehe ich eher auf das Organisatorische vor meinem Abflug ein, danach auf meine Zeit in Madison und warum auch du dich für die University of Wisconsin (UW) entscheiden solltest.

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Organisatorisches vor dem Abflug

Die Planung meines Auslandssemesters war immer von der Covid-19-Pandemie begleitet. Im Sommer 2019 bewarb ich mich auf das Fulbright-Studienstipendium, für welches ich im Dezember 2019 auch die Zusage erhielt. Vorgesehen war der Beginn meines Auslandssemesters im August/September 2020. An amerikanischen Universitäten beginnt die Bewerbung an den Universitäten in der Regel sehr früh, weswegen ich mich um den Jahreswechsel 2019/2020 mit der genauen Recherche und der Bewerbung an amerikanischen Universitäten beschäftigte.

Kriterien

Die wichtigen Kriterien bei der Auswahl der Universität waren für mich: akademisches Standing (speziell in Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften), ein Programm mit flexibler Kurswahl und der Universitätsspirit. Außerdem wollte ich das typische amerikanische College-Leben führen können, bei welchem sich der gesamte Alltag auf dem Campus abspielt. Die UW Madison war am Ende die Universität, auf die diese Kriterien aus meiner Sicht am besten zutrafen, … und ich kann schon vorweggreifen, dass meine Erwartungen in allen Punkten übertroffen wurden.

Bei der Suche nach Unis habe ich mich nicht nur auf die Partner von College Contact (CC) beschränkt. Die Kooperation von CC mit der UW Madison war daher für mich ein glücklicher Zufall. Durch CC wurde ich an meine Betreuerin vor Ort, Anna Seidel-Quast vermittelt, mit welcher ich das meiste Organisatorische absprach. Außerdem checkte CC nochmal meine Bewerbungsunterlagen und ich erhielt über den Kontakt auch einen Studiengebührenerlass von 3000 US-Dollar. An dieser Stelle sei erwähnt, dass eine finanziell günstige Universität keine oberste Priorität für mich hatte, da ich durch das Fulbright-Stipendium und einem Preisgeld von meiner Heimatuni gut aufgestellt war. Jedoch war auch ich natürlich über jeden gesparten Dollar froh und Ivy-League-Universitäten wären außerhalb meines Budgets gewesen. Meiner Einschätzung nach ist die UW Madison für eine Public-Ivy verhältnismäßig günstig, es gibt aber auch viele kleinere Unis, an welchen man geringere Studiengebühren hat.

Der Bewerbungsprozess war selbsterklärend und nicht sonderlich aufwendig (schafft man zur Not auch nebenbei in der Prüfungsphase ;) ). Daher will ich nicht weiter auf diesen eingehen. Bei Fragen steht dir das Team von CC aber mit Sicherheit gerne zur Verfügung.

Kurswahl

Meine Bewerbung hatte ich Ende Februar 2020 eingereicht. Auch wenn die Bewerbungsdeadline später ist, empfehle ich so früh wie möglich alles abgeschickt zu haben, damit man mit der weiteren Planung beginnen kann. Die Kurswahl beginnt beispielsweise bereits im April. Hier sollte man auch direkt nach der Freischaltung seine Kurse buchen, da ansonsten die beliebten Kurse bereits weg sind. Stöbern kann man durch den Kurskatalog natürlich auch schon eher. Solltest du mal nicht in einen Kurs reinkommen oder dir unsicher über den Inhalt sein, kannst du in der Regel die Profs oder jemand vom zugehörigen Department kontaktieren. Diese antworten zumeist sehr zügig und oft findet sich so eine Lösung.

Unterkunft

Aufgrund der Covid-19-Pandemie verschob ich mein Auslandssemester auf das Fall Term 2021 und ich springe daher hier um ein Jahr nach vorn. Mit der Wohnungssuche begann ich im April und Ziel war es, meine Unterkunft bereits vor meiner Ankunft abgeklärt zu haben, da es in Madison schwer ist, ein Apartment für nur vier Monate zu bekommen. Man sollte aber hierbei darauf Acht geben, dass die Qualität der Apartments gesichert ist – nicht, dass man am Ende vor einer bösen Überraschung steht, wie ein Freund von mir. Informationen zu Apartments bietet die UW Madison auf ihrer Website. Wenn man neun Monate nach Madison geht, ist die Wohnungssuche wesentlich einfacher, da mehr Mietverträge über einen solchen Zeitraum laufen.

Ich bin am Ende über ein Angebot meines Studienprogramms in die University Apartments in Eagle Heights gekommen. Diese waren zwar ein wenig weiter weg von den wichtigen Campuseinheiten und der Downtown, kosteten jedoch „nur“ 633 US-Dollar im Monat. Das mag jetzt erstmal viel erscheinen, jedoch ist Wohnen in den USA sehr teuer. Für Madison ist der Preis verhältnismäßig günstig, in Städten wie NYC oder San Francisco könnte man von so einem Preis nur träumen. Generell sind die Preise für das alltägliche Leben in Wisconsin auf einem ganz anderen Niveau als in Kalifornien oder NYC. Bei der Finanzplanung sollte man daher nicht nur die Studiengebühren, sondern auch die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten berücksichtigen.

Die meisten Studis fliegen mit dem F-1 Visum rüber. Da ich von Fulbright mit dem Studienstipendium gefördert wurde, bekam ich jedoch das J-1 Visum, bei welchem der Bewerbungsablauf etwas anders ist als beim F-1 Visum. Daher gehe ich auf den Visumsprozess nicht weiter ein.

Am 25.8.2021 war es dann so weit und ich saß im Flieger nach Chicago.


Meine Zeit in Madison

In Madison angekommen gab es für mich einige Checkpunkte abzuarbeiten (Campus-Karte besorgen, Renters Insurance abschließen, etc.), welche aber zum Großteil bereits auf der Website der UW Madison zusammengetragen waren. Sonderlich viel Zeit muss man hierfür nicht einplanen, jedoch rate ich sehr dazu, so früh wie möglich anzureisen, damit man bereits Madison und die Benefits der Uni vor dem Studienalltag genießen kann. Wichtig ist weiterhin zu wissen, dass du eine Campus-Krankenversicherung abschließen musst, außer du hast eine andere gleichwertige Krankenversicherung, was leider selten der Fall ist. Soweit ich weiß, zählen Auslandskrankenversicherungen aus Deutschland nicht dazu, jedoch ist es trotzdem sinnvoll, eine zusätzlich abzuschließen, wenn man vor und nach dem Aufenthalt in den USA reisen möchte.

Bei Fragen oder Sorgen steht die Tür zu den Advisorn des Studienprogramms immer offen. Die Antworten kommen sehr schnell und für jedes Problem gibt es eine Lösung. Generell war die Betreuung sehr nah an den Studis dran und man traf sich ab und zu auch zum Kaffeetrinken oder Cheese-Curds-Essen mit den Advisorn, um über die bisherigen Erlebnisse zu quatschen.

Unterricht

Die Kurse habe ich bereits im April gewählt. Ich nahm am Visiting International Student Program teil und konnte mir daher meine Kurse frei aus dem Kurskatalog zusammenwählen, was für mich als Wirtschaftsingenieur sehr praktisch war. Fokussiert habe ich mich entsprechend meines Studienschwerpunkts auf Medizin- und Informationstechnik sowie Management. In den ersten zwei Vorlesungswochen findet die sogenannte Add & Drop Period statt. Das heißt, man kann in dieser Zeit noch Kurse hinzufügen oder abwählen. Danach ist man fest in den Kursen drin. Am besten schreibt man sich zunächst in so viele Kurse wie möglich ein und wählt dann die Kurse ab, die einen am wenigsten interessieren.

Die Kurse sind in Amerika eher wie Seminare aufgebaut. Anwesenheit und Mitarbeit gehen oft in die Gesamtnote mit ein. Logischerweise kann man mit wichtigen Gründen auch mal nicht erscheinen, das sollte aber zuvor mit den Profs abgesprochen sein. Auch hat man über das gesamte Semester viele kleinere Abgaben, weshalb die Klausuren mit einem niedrigeren Gewicht in die Gesamtnote eingehen. Dadurch bleibt man immer am Ball und ich habe so auch viel aus den Kursen mitgenommen. Weiterhin sind die Kurse wesentlich anwendungsorientierter als in Deutschland. In einem Fach hatten wir pro Unterrichtseinheit ein bis zwei Verhandlungs-Cases und verhandelten in Kleingruppen mit den anderen Studis, in einem anderen hatten wir unser eigenes Mikro-Medizingerät via Fotolithografie hergestellt. Auch das Verhältnis zu den Profs ist persönlicher und man redet nach dem Unterricht über alles mögliche. Einer meiner Profs hat mir sogar mal Tipps für Tauchgänge für meinen Hawaii-Urlaub gegeben :D.

Dieses enge Verhältnis ist aber auch von Nutzen, wenn man beabsichtigt eigene Forschungsvorhaben zu betreiben. Die UW Madison hat nämlich nicht nur einen ausgezeichneten Ruf für das Studieren, sondern ist auch eine sehr forschungsintensive Universität (achthöchste Forschungsausgaben in den USA mit über eine Milliarde US-Dollar pro Jahr).

Campusleben

Wie bereits erwähnt, ist die UW Madison eine Campusuniversität. Der Campus ist also quasi eine Stadt für sich und das Leben der Studierenden findet fast ausschließlich hier statt. Teilweise bemerkt man gar nicht, dass es in Madison noch etwas neben der Uni gibt, obwohl Madison die Hauptstadt Wisconsins und mit über 250.000 Einwohnern eine Großstadt ist. Um auf dem Campus von A nach B zu kommen, gibt es mehrere Campusbuslinien. Aufgrund der Größe des Campus brauchte ich aber mit diesen manchmal bis zu 15 Minuten, um an mein Ziel zu kommen, auch wenn meine Community Area direkt an das Campusgebiet grenzte. Alternativ kann man sich auch über verschiedene Wege (siehe Website der UW Madison) ein Fahrrad organisieren und morgens am herrlichen See entlang zur Vorlesung fahren. Auch der Rest von Madison ist für amerikanische Verhältnisse sehr fahrradfreundlich.

Ist man mal nicht im Seminar oder in einer der Bibliotheken für die Assignements, lädt der Campus selbst für viele Aktivitäten ein. Neben mehreren Beachvolleyball-, Tennis- und Fußballplätzen, gibt es auch ein großes Fitnesscenter mit Squash- und Basketballcourts, Fitnessgeräten über vier Stockwerke hinweg, Schwimmbahnen und sogar einem 10-Meter-Sprungturm. Die Nutzung ist in den Studiengebühren mit inbegriffen.

Für den Freizeitvertreib gibt es außerdem eine Vielzahl an Student Organizations (Student Clubs), die jegliche Interessen abdecken. Von Segeln über Consulting, bis hin zum Cheese-Club, es ist für jeden was dabei. Die Student Clubs werden von den Studierenden selbst verwaltet. Zu Beginn des Semesters ist bei den meisten ein (geringer) Mitgliedsbeitrag fällig, welchen man aber indirekt durch die Leistungen des Clubs wieder reinbekommt. Neben dem Nachgehen von eigenen Interessen steht auch das Vernetzen bei Student Clubs im Vordergrund. Im Tauchclub hatten wir uns beispielsweise auch für ein Lagerfeuer oder zum Picknicken verabredet. Gerade für International Students ist es daher die optimale Möglichkeit, um auch mit den Locals in Kontakt zu kommen. Eine Übersicht über die Student Clubs erhält man zu Beginn des Semesters auf einer Messe, wo sich die meisten Clubs vorstellen. Ich kann allen empfehlen, diese Messe zu besuchen, auch wenn man bereits weiß, in welche Clubs man eigentlich will. Oft findet man hier doch noch verborgene Interessen, wie ich beim Tauchen.

College-Sport

Wenn man mich fragt, was das Highlight meines Semesters war, sage ich jedes Mal: die Footballspiele. Generell hat College-Sport in den USA eine ganz andere Bedeutung als in Deutschland. Der Verband des College Sports, die NCAA, erwirtschaftet jährlich Umsätze in Milliardenhöhe und die Spiele der großen Teams werden genauso verfolgt, wie die Spiele der Profiligen. Auch die größten Footballstadien in den USA gehören Universitäten und nicht den NFL-Teams. Wisconsin spielt in der Big-Ten-Conference, der ältesten und einer der renommiertesten College-Ligen, und ist in beinahe allen Sportarten landesweit vorne dabei. Die Volleyballerinnen wurden beispielsweise während meiner Zeit in Madison National-Champions.

An der UW Madison stehen, wie bei den meisten nördlichen Colleges, Football, Eishockey und Basketball im Vordergrund. Die Spiele der Basketball-Mannschaften und der Herren-Hockey-Mannschaft werden im Kohle-Center ausgetragen, welches mit über 17.000/15.000 Plätzen eher selten ausverkauft ist. Hier kann man also auch spontan günstig Tickets kaufen. Anders sieht es beim Football aus. Jeden zweiten Samstag im Fall Term ist die Stadt in Rot und Weiß gekleidet. Auf den Parkplätzen und in den Parks grillen Familien (wo man sich eigentlich auch immer dazu gesellen kann) und in den Backyards finden unzählige Studentenpartys statt.

Bereits das Erlebnis vor dem Stadion, das sogenannte Tailgating, ist unvergleichlich, wenn man bedenkt, dass am Ende Spieler auf dem Feld stehen, die tags zuvor noch mit einem in der Vorlesung saßen. Auch wenn man mit Football nichts anfangen kann, sollte man zumindest ein Spiel miterlebt haben. Nirgends sonst wird der Badgerspirit so deutlich wie beim Football und Traditionen wie Jump Around (zur Einstimmung einfach mal auf YouTube suchen) oder Varsity sind landesweit bekannt. Das 80.000 Personen fassende Stadion der Badgers ist zumeist offiziell ausverkauft, jedoch erhält man über Plattformen wie StubHub immer noch Tickets für die normalen Blocks. Ich kann aber nur empfehlen, sich Tickets für die Student Section zu organisieren. Denn hier findet das eigentliche Spektakel statt. Für die Student Section empfehle ich, sich direkt ein Saisonticket zu kaufen, welche im Frühjahr oder Sommer in den Verkauf gehen. Normalerweise kommen für die Saisontickets mehrere Rundmails, sodass man das Datum nicht verpasst. Zum Zeitpunkt des Verkaufs heißt es schnell sein, denn die Tickets sind schnell vergriffen. Solltest du kein Saisonticket erhalten haben, kannst du auch über eine Facebook-Gruppe die Tickets von anderen Studierenden kaufen. Dementsprechend kannst du über diese Gruppe dein Ticket auch verkaufen, solltest du nicht zum Spiel können.

Fazit

Zusammengefasst kann ich allen die UW Madison ans Herz legen, die mal ein Semester an einer renommierten amerikanischen Universität studieren wollen. Der Spirit an der Universität und auch das allgemeine Studentenleben haben mich sehr beeindruckt und in gewisser Weise nachhaltig geprägt. Wenn du noch einen genaueren Einblick in meinen Alltag in Madison bekommen willst, kannst du auf der Instagram-Seite von CC vorbeischauen, wo ein Takeover von mir gespeichert ist. Ich hoffe, mein Beitrag hilft bei deiner Entscheidungsfindung und Organisation, und dass auch du bald ein Badger bist.

On Wisconsin and Go Badgers