25 Mai
Erfahrungsbericht von David H.

Saint Marys University


Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Wirtschaft
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2016 bis 04/2016
Heimathochschule: Marburg U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Motivation

Für mich war schon zu Beginn meines Studiums klar, dass ich ein Auslandsemester in einem englischsprachigen Land absolvieren möchte. Die Motivation dazu rührt daher, dass es heutzutage für Betriebswirte und Ökonomen geradezu ein Muss ist mindestens ein Auslandssemester im Ausland verbracht zu haben. Hinzu kommt, dass auf dem Arbeitsmarkt gute bis sehr gute Englischkenntnisse überall vorausgesetzt werden. Aufgrund der Tatsache, dass das Wintersemester in Kanada von Januar bis Ende April geht und man nicht viel vom Sommersemester in Deutschland verpasst, fiel mir die Wahl zugunsten von Kanada als Gastland nicht schwer. Bei der Wahl der Gastuniversität kam es mir besonders darauf an, dass die Universität einen exzellenten Ruf genießt, ein breites Kursangebot aufweist und sich in einer interessanten und nicht allzu kleinen Stadt befindet. Mit der Saint Mary´s University habe ich eine renommierte Universität gefunden, welche meinen Suchkriterien entspricht.

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Vorbereitung

Die Bewerbung erwies sich wesentlich einfacher als erwartet. Es musste lediglich ein DAAD-Sprachzeugnis, ein ausgefülltes Formblatt, ein Sprachzeugnis, welches mindestens Englischkenntnisse auf dem Niveau B2 bescheinigt, sowie ein Notenauszug von der Uni Marburg eingereicht werden. Alle notwendigen Unterlagen habe ich per Post zu College Contact geschickt. Zwei Wochen nachdem ich die Bewerbungsunterlagen abgeschickt habe, lag mir bereits die Zusage als “visiting student“  für das Wintersemester 2016 von der Saint Mary´s University vor. Anschließend ließ mir College Contact einen ausführlichen Informationsbogen bezüglich Kurswahl, Bezahlung der Studiengebühren und  Unterkunftsmöglichkeiten in Halifax zukommen. Die Kurswahl stellte sich ebenfalls als äußerst unkompliziert heraus. Die Saint Mary´s University verfügt über eine self- service Plattform (self- service banner), über die man sich schon lange vor Semesterbeginn zu Kursen anmelden kann, welche man dann auch mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit belegen darf. Das sogenannte “course crashing“, wie man es aus US- amerikanischen Universitäten kennt, bleibt einem daher erspart und man kommt in die Kurse rein, die man auch belegen möchte.

Die Kursgebühren für BWL / VWL Kurse liegen ungefähr bei 1200$ CAD. Wählt man 3 oder 4 Kurse werden diese jedoch in der Regel vollständig oder zu einem großen Teil vom Auslands-BAföG gedeckt. Ein Visum war für meinen Aufenthalt in Kanada nicht erforderlich, da man sich in Kanada als deutscher Staatsbürger maximal 6 Monate visumfrei in Kanada aufhalten darf (Stand: Dez.2015).


Unterkunft / Versicherung

Die Saint Mary´s Universität ist eine Campus-Universität und bietet Zimmer auf dem Campus an. Diese werden auch an Austausch und Gaststudenten vermietet. Ich habe mich jedoch bewusst gegen ein Zimmer auf dem Campus entschieden. Die Zimmer befinden sich, Erfahrungsberichten zufolge, in einem nicht allzu guten Zustand und sind zudem überteuert (700-900$ CAD). Ich habe mich dazu entschieden, meine Unterkunft erst vor Ort zu suchen. Zu Beginn bin ich in einem Hostel untergekommen während ich nach Zimmern gesucht habe. Auf der Website Kijiji.com gab es sehr viele interessante Angebote. Jedoch weigerten sich viele Vermieter, ihre Zimmer für lediglich 5 Monaten zu vermieten. Die Mietkosten sind in Halifax wesentlich höher als in Marburg und Deutschland und bewegen sich zwischen 650-900$ CAD. Ich bin glücklicherweise über Kijiji.com auf eine nette kanadische Familie gestoßen, die dazu bereit war, mich für 5 Monate aufzunehmen. Die Miete betrug 600$ CAD (ca. 400 Euro) pro Monat und war sogar noch vergleichsweise günstig. Ich hatte eine Bushaltestelle direkt vor der Haustür, wodurch die Verbindung zur Universität sehr gut war.

Jeder Gaststudent ist verpflichtet, eine Krankenversicherung (“health coverage“) abzuschließen, die während des gesamten Semesters gültig sein muss. Die Universität bietet eine allumfassende Versicherung an, die jedoch mit ca. 600$ CAD überteuert ist. Ich habe mich bereits vor dem Antritt meiner Reise dazu entschieden, eine Krankenversicherung bei der Hanse Merkur abzuschließen, welche spezielle Krankversicherungen für Auslandssemester zu Studententarifen anbietet. Die Versicherung wurde von der Saint Mary´s University anerkannt.


Die Gastuniversität

Bei der Saint Mary´s University handelt es sich mit knapp 7200 Studierenden um eine relativ kleine Universität, welche jedoch landesweit für ihren Fachbereich für Wirtschaftswissenschaften bekannt ist. Der Empfang erfolgte sehr herzlich. Die Saint Mary´s University bietet einen kostenlosen Abholservice vom Flughafen an. Dazu muss man lediglich eine Woche vor Ankunft in Kanada ein Online- Formular ausfüllen. Nach der Ankunft gab es eine zweitägige Orientierungsphase. Studierende der Saint Mary´s University zeigten uns die wichtigsten Orte auf dem Campus und zudem gab es einige Kennenlern-Veranstaltungen auf dem Campus und in einigen Bars und Restaurants in der Innenstadt. Dies war ein sehr schöner Beginn, da man direkt von Anfang an die Stadt als auch die Kommilitonen kennenlernen konnte.

Der Großteil der Studierenden an der Saint Mary´s University stammt ursprünglich nicht aus Kanada. Ein großer Teil der ausländischen Studenten stammt aus China, Indien, Japan, Saudi Arabien und Mexiko, was dazu führt, dass in den Fluren und in der Mensa der Universität alle möglichen Sprachen von Arabisch über Mandarin bis Spanisch allgegenwärtig sind.

Zum Studium an sich ist zu sagen, dass es wesentlich verschulter ist als in Deutschland. Die Vorlesungen finden in kleinen Räumen mit meistens 40-60 Studenten statt, was dazu führt, dass die Professoren nach einigen Wochen die Namen aller Studenten kennen. Ich habe mich dazu entschieden, insgesamt vier Kurse zu belegen, die weiter unten näher beschrieben werden. Ich empfand den Arbeitsaufwand an der Saint Mary´s University wesentlich höher als in Deutschland. Dies liegt daran, dass man in fast jeder Vorlesung mittels eines zehn bis zwanzigminütigen Quizzes getestet wurde, wodurch man jede Vorlesung nacharbeiten und sich auf jede Vorlesung ordentlich vorbereiten musste. Des Weiteren gab es deutlich mehr Gruppenarbeiten und Präsentation als in Deutschland. Jedoch hat man dadurch auch viele Kommilitonen kennengelernt, wodurch das Studium nicht so anonym war. Darüber hinaus musste man ebenfalls sehr viele Assignments verfassen, welche in relativ kurzer Zeit angefertigt werden mussten und je nach Fach mehr oder weniger aufwändig waren. Zudem schreibt man pro Kurs insgesamt zwei Klausuren, eine Midterm-Klausur, welche in der Regel zwischen 25 bis 30 Prozent der Kursnote ausmacht sowie eine Final-Klausur, deren Gewicht zwischen 30 und 45 Prozent liegt. Die Aussage, die man des Öfteren in einigen Erfahrungsberichten liest, dass das Niveau der Kurse in Kanada durchweg niedriger ist als in Deutschland, kann ich nicht bestätigen. Das Niveau hängt vielmehr stark von den Professoren ab, die unterschiedlich hohe Ansprüche an ihre Studenten haben.

In Kanada verhält es sich so, dass die Professoren in der Regel mit den neuesten Buchauflagen arbeiten und es für alle Studenten unabdingbar ist, sich die neuesten Auflagen anzuschaffen, um die Kurse zu bestehen. Dies ist sehr kostspielig, da Lehrbücher in Kanada sehr teuer sind. In meinem Fall kosteten die Bücher zwischen 70 und 155$ CAD. Diese konnte man jedoch am Ende des Semesters an Kommilitonen weiterverkaufen.

Die Saint Mary´s University verfügt über ein großes und sehr gut ausgestattetes Fitessstudio, welches man ohne zusätzliche Gebühren nutzen kann. Die Tanz- und Fitnesskurse, die im Fitnessstudio angeboten werden, sind ebenfalls in den Studiengebühren enthalten. Des Weiteren verfügt die Universität über einen großen Sportplatz auf dem man jederzeit Fußball, Rugby oder American Football-Kursen beitreten kann.


Kurse

Introduction to Managerial Accounting ACCT 2242, Donna Gunn, CPA, CA

Durchaus aufwändiger Kurs mit vielen Assignments und Quizzes. Jedoch waren hier die Klausuren zeitlich sowie inhaltlich fair gestellt

Microeconomics ECON 1201, Adam Ganim, PhD

Mit Abstand der anspruchsvollste aber zugleich lehrreichster Kurs. Es gab hier sehr viele unangekündigte Quizzes, die nur mit sehr gutem Verständnis und sehr viel Übung gut bestanden werden konnten. Die beiden Klausuren (Mid-Term und Final Exam) waren ebenfalls sehr anspruchsvoll.

Computer Applications CISY 1225, Zeiying Wan, PhD

Kurs, in dem der Umgang mit Excel und Access ausführlich beigebracht wurde. Insgesamt sehr lehrreicher und nützlicher Kurs, da sehr praxisorientiert. Allerdings fand die Abschlussklausur nicht am PC, sondern in Papierform statt, was sehr verwirrend und ungewohnt war.

Introduction to Marketing MKTG 2270, Miguel Morales, PhD

Dies war sicherlich der aufwändigste Kurs mit sehr vielen Assignments, Gruppenarbeiten und Präsentationen. Sehr hoher Leseaufwand. Jedoch hat man hier sehr viel über diverse kanadische Industrien gelernt. Die Abschlussklausur war sehr einfach, da nur reines Wissen abgefragt wurde.


Die Stadt Halifax

Halifax ist mit ca. 350.000 Einwohnern eine mittelgroße kanadische Stadt und die Hauptstadt der Provinz Nova Scotia und gleichzeitig die größte Stadt der Provinz. Die nächsten Großstädte sind Montreal und  Boston in den USA. Halifax liegt am atlantischen Ozean und ist eine Hafenstadt. Der Hafen von Halifax bietet eine schöne Promenade, die sich hervorragend für Spaziergänge eignet. Am Hafen von Halifax gibt es zudem sehr viele Restaurant, die Fish and Chips und vor allem Hummer (Lobster) anbieten, für welchen Halifax in ganz Kanada bekannt ist. Neben dem Hafen bietet Halifax auch eine schöne und saubere Innenstadt (Downtown) mit zahlreichen Hochhäusern, wodurch sich Halifax, trotz seiner geringen Größe, wie eine Großstadt anfühlt. Halifax bietet zudem zwei sehr große Shopping Center, viele Kinos und eine lange Straße mit Bars, Restaurants und Clubs an, wodurch das Nachtleben in Halifax auch nie zu kurz kam.

Wer die Natur Nova Scotias genießen möchte, sollte definitiv einen Ausflug ins nahegelegene Cape Breton und Pegy´s Cove unternehmen. Wer eher eine große kanadische Stadt besuchen möchte, sollte nach Toronto oder Montreal fliegen. Flüge von Halifax nach Toronto oder Montreal kosten bei früher Buchung circa 300-350$ CAD. Im Großen und Ganzen ist zu sagen, dass Halifax eine Stadt ist, in der man sehr viele junge Menschen, vor allem Studenten, trifft und in der es niemals langweilig wird.

Zum Klima ist generell zu sagen, dass ich mir den Winter in Halifax wesentlich schlimmer vorgestellt habe. In der Zeit zwischen Januar und April gab es lediglich zwei schwere Blizzards mit Temperaturen um -20 Grad und circa einem Meter Schnee. Bei derartig schwerem Schneefall schließt die Universität und in meinem Fall wurde sogar eine Klausur wegen eine Blizzards verschoben. Ansonsten gab es hin und wieder mal leichten Schneefall und kaum Regen. Die Temperaturen bewegten sich meistens zwischen 0 und -4 Grad, wodurch ich den Winter nicht schlimmer empfand als in Deutschland.

Halifax ist eine äußerst teure Stadt. Dies gilt speziell für Lebensmittel, Restaurant-und Barbesuche, Mietkosten und öffentliche Verkehrsmittel. Jedoch erhält man von der Universität einen Buspass, mit dem man die öffentlichen Verkehrsmittel in Halifax, inklusive Bus und Fähre von Halifax nach Darthmouth, kostenlos nutzen kann. Lediglich Markenkleidung ist wesentlich günstiger als in Deutschland. Meine monatlichen Ausgaben für Mietkosten, Lebensmittel und Ausflüge lagen im Schnitt bei circa 950$ CAD und waren daher wesentlich höher als in Deutschland.


Gesamtwürdigung meines Auslandsaufenthaltes

Ich bin mit meinem Auslandssemester in Halifax sehr zufrieden und bereue es keine Sekunde, in Halifax studiert zu haben. Das Studium an der Saint Mary´s Universität war zwar sehr lernintensiv, gleichzeitig habe jedoch viele neue Freundschaften mit Menschen aus vielen verschiedenen Ländern geschlossen. Ich habe gelernt, mit Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen in einer Gruppe zu arbeiten, was mir später im beruflichen Leben definitiv zu Gute kommen wird. Des Weiteren konnte ich mir in der Zeit sehr viel Fachwissen aneignen und mein Business- Englisch wesentlich verbessern. Durch das Auslandssemester in Kanada, wo sehr hohe Studiengebühren erhoben werden, habe ich gelernt das deutsche gebührenfreie Studiensystem zu schätzen. Während meiner Zeit in Kanada durfte ich ein wunderschönes und riesiges Land mit einer sehr freundlichen und zuvorkommenden Bevölkerung kennenlernen. Ich würde jedem, der plant ein Auslandssemester zu absolvieren, die Saint Mary´s als Gastuniversität und Halifax als Studienort empfehlen. Jedoch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass ein Auslandssemester in Kanada alles anders als günstig ist.