30 Dez
Erfahrungsbericht von Oliver E.

University of California, San Diego


Stadt: San Diego
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Maschinenbau
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2016 bis 12/2016
Heimathochschule: Hamburg-Harburg TU

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitung

Zu Beginn meiner Planung des Auslandssemesters stand fest, dass ich nach Kalifornien möchte. Um eine Entscheidung für eine Universität zu finden, habe ich mir zunächst die durch College Contact vertretenen Universitäten herausgesucht, die Kurse für Maschinenbauer anbieten und dann anhand von Erfahrungsberichten und der angebotenen Kurse meine Entscheidung für die UC San Diego getroffen.

Leider werden die in einem Quarter angebotenen Kurse relativ spät im Schedule of Classes veröffentlicht. Häufig ändert sich jedoch über die Jahre wenig an dem Angebot, sodass einem die Auswahl des Vorjahresquarters einen guten Eindruck geben kann. So habe ich mir beispielsweise die Kurse des Fall Quarters 2015 angesehen und habe dann das Fall Quarter 2016 besucht.

Die UC San Diego verlangt bei der Bewerbung die Ergebnisse eines TOEFL-Tests, den man mit 90 von maximal 120 Punkten bestehen muss. Beginnt also möglichst früh mit der Vorbereitung und dem ersten Test, dann hat man während der Prüfung das Gefühl den Test im Notfall noch einmal wiederholen zu können. Macht euch aber nicht zu viele Gedanken, es gibt viel Übungssoftware zum Simulieren der Tests, sodass man sich sehr gut vorbereiten kann.

Es ist hilfreich, sich vor der Abreise einige Angebote von Wohnungen anzusehen, damit man ein Gefühl für den Markt bekommt. Die meisten einheimischen Studierenden leben in University City, sodass sie maximal 3 Meilen zur Uni haben. Um eine grobe Vorstellung von den Preisen zu bekommen: Man muss mit ca. 700 Dollar für ein geteiltes Zimmer und meist über 1000 Dollar für ein eigenes Zimmer rechnen.

Die Uni verlangt für die Anmeldung den Nachweis einer Krankenversicherung. Leider sind die Anforderungen an die Leistungen so spezifisch, dass man gezwungen ist, die Krankenversicherung der Uni zu wählen. Um für die Zeit vor und nach dem Quarter versichert zu sein, habe ich die Versicherungsdauer jeweils zwei Wochen früher und später enden lassen und dafür 45 Dollar pro Woche gezahlt. Da die Behandlungskosten in den USA sehr hoch sein können, wollte ich aber kein Risiko eingehen.

Für die Suche nach einem Flug habe ich einige Portale im Internet ausprobiert, fand dann aber die Beratung in einem Reisebüro praktischer und sogar günstiger als die Portale. Mit einem Visum benötigt ihr kein Rückflugticket bei der Einreise. Sollten euch jedoch Freunde besuchen, brauchen sie das Rückreiseticket schon vor dem Abflug in Deutschland, da sie sonst nicht an Bord gelassen werden.

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Ankunft und Wohnungssuche

Für die ersten 10 Tage habe ich mir ein Zimmer über Airbnb gebucht und bin zwei Wochen vor dem Start des Semesters angereist. Bei der Suche habe ich ausschließlich Craigslist verwendet. Passt dabei auf und reagiert nicht auf zu günstige Angebote! Ein Freund von mir sollte zunächst Geld überweisen, bevor er das Zimmer besichtigen konnte…

Eine weitere Möglichkeit der Suche ist roomster.com. Dabei meldet man sich mit seinem Facebookprofil an, damit Anbieter schon vor dem ersten Treffen einen persönlichen Eindruck bekommen. Meiner Erfahrung nach wurde dies häufig von Anbietern genutzt, die neue WG-Mitbewohner suchen.

Grundsätzlich ist es gut, früh anzureisen. Ich habe viel Glück gehabt und nach vier Tagen etwas Passendes gefunden. Die Nachfrage nach Zimmern steigt aber in den zwei Wochen vor dem Semesterbeginn kontinuierlich an, sodass einige Internationals noch zum Semesterstart auf Wohnungssuche waren.

Es ist leider nicht möglich, auf dem Campus zu wohnen. Die meisten Internationals leben in Pacific Beach. Vor allem beim Appartmentanbieter Kamo Housing entstehen auf diese Weise schnell Gruppen getrennt nach Nationalitäten. Die meisten einheimischen Studierenden leben in University City östlich der Uni.

Viele Wohnungsangebote in akzeptabler Uninähe gab es für University City, La Jolla und Pacific Beach. Die Vorteile eines Zimmers in Pacific Beach sind die Nähe zum Strand, die Möglichkeiten zu feiern sowie das Surfer- und Urlaubsflair. Ein Zimmer in University City bietet die Möglichkeit, in einer WG mit einheimischen Studierenden zu leben und damit mehr von der amerikanischen Kultur mitzubekommen und auch in der Freizeit englisch sprechen zu müssen. Das mittlere und südliche La Jolla ist gerade in Strandnähe häufig teuer und ein eher vornehmes Viertel. Für mich bot es einen guten Kompromiss aus Strandnähe und der Lage zwischen Uni und Pacific Beach.


Orientation und Class Crashing

In der Woche vor dem Start der regulären Vorlesungen findet am Donnerstag und Freitag eine Orientation statt. Diese beginnt mit eurer Registrierung, einer Campus Tour, mehreren Vorträgen über die Visabestimmungen, das Class Crashing und die Freizeitmöglichkeiten.

Als Internationals habt ihr den Status eines Extension Students. Der Extension Campus wird größtenteils von Young Professionals besucht, die bereits wenige Jahre Berufserfahrung haben und sich weiterbilden möchten. Als Gaststudierende könnt ihr wegen der Zugehörigkeit Kurse des Extension Campus wählen, häufig werden diese von den deutschen Heimatunis aber nicht anerkannt, da diese weder einem Bachelor- noch Masterprogramm zugeordnet werden können. Da mir die Anrechenbarkeit von Kursen wichtig war, habe ich ausschließlich reguläre Vorlesungen aus den Departments Mechanical and Aerospace Engineering sowie Structural Engineering gewählt. Schon bei der Bewerbung müssen 12 bis 15 Kurse angegeben werden, für die ihr euch interessiert. Zum Semesterstart nehmt ihr dann am berühmten Class Crashing teil. Abhängig von den Departments kann dies sehr stressig werden. Für viele Kurse existieren Wartelisten, für die man sich als Extension Student leider nicht eintragen kann. Ausnahmen bilden einige wenige Departments wie z. B. Economics. Während der ersten drei Wochen werden die Wartelisten kürzer, da sich die einheimischen Studierenden für ihre endgültigen Kurse entscheiden.

Jedes Department hat unterschiedliche Regelungen für die Registrierung von Extension Students. Einige verlangen lediglich die Zustimmung des Dozenten, andere wie das Structral Engineering und Mechanical and Aerospace Engineering Department zusätzlich die Zustimmung des Departments, die wie beim Structural Engineering Department bei einigen Departments erst in der dritten Woche gegeben wird. Diese Unsicherheit führt dazu, dass man in den ersten Wochen mehr als die zur Erfüllung der 12 Units erforderlichen 3 Kurse besuchen muss, um Backupkurse zu besitzen. Seht euch daher schon zuhause bei der Vorauswahl am besten die Länge der Wartelisten im Vorjahr im Schedule of Classes an. Sind viele Studierende auf der Warteliste, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Plätze im Kurs im nächsten Jahr erneut knapp sind.

Glücklicherweise ist mein in Deutschland zuständiger Professor sehr tolerant in Bezug auf die Anrechenbarkeit von Kursen. Befreundete Kommilitonen haben teilweise Kurse belegt, die ihnen an der Heimatuni nicht anerkannt werden.


Tägliches Leben

Die gesamte Infrastruktur ist für Autos gebaut und viele Studierende haben eher ein eigenes Auto als ein privates Zimmer. Einige Internationals kaufen oder mieten sich für die Zeit des Aufenthalts ein Auto. Für ein gemietetes Auto kann man ca. 500 Dollar pro Monat zuzüglich 180 Dollar für einen Parkausweis für das Quarter rechnen. Eine für ein Quarter gültige Compasscard kostet 140 Dollar und berechtigt zum Nutzen aller öffentlichen Verkehrsmittel. Die Busse fahren tagsüber an Wochentagen meist im 15-, an Wochenenden sowie früh morgens und abends im 30- minütigen Takt. Für die Dauer des Quarters habe ich mir beim UCSD Bike Shop ein Fahrrad für 125 Dollar gemietet. Die Busse haben Fahrradträger, sodass ich mit dem Bus zur Uni gefahren bin und auf dem Campus das Fahrrad für die teilweise weiten Strecken nutzen konnte.

Für die erste Zeit habe ich eine deutsche Kreditkarte genutzt. Da die Auslandseinsatzgebühren für das Bezahlen und Abheben von Bargeld auf Dauer höhere Kosten verursachen, habe ich mir bei der Wells Fargo Bank ein eigenes Konto mit kombinierter Debit- und Kreditkarte eingerichtet. Die ersten beiden Monate fallen keine Kontogebühren an, danach für Studierende 5 Dollar pro Monat, die aber durch regelmäßigen Einsatz (irgendetwas mit 10 Transaktionen pro Monat) wegfallen. Um Geld aus Deutschland zu transferieren, habe ich das Internetportal transferwise genutzt, das im Vergleich zu konventionellen Auslandsüberweisungen unschlagbar günstig ist.

Um gleich nach der Ankunft telefonieren zu können, habe ich mir schon vor der Abreise eine Simkarte von Lycamobile über travsim.de bestellt. Abhängig vom Plan, den man in den USA über die Internetseite von Lycamobile günstiger verlängern kann als über Travsim, lassen sich deutsche Telefonnummern kostenlos anrufen, falls ihr auch Bekannte oder Verwandte ohne Whatsapp, Skype und Co. habt ;)

Das Wetter ist im September und Oktober traumhaft und man kann fast jeden Tag an den Strand. Ab November gibt es vermehrt Tage mit „nur“ noch 18 bis 22 Grad, jedoch wird es nach dem Sonnenuntergang schlagartig kalt. Die Mall in University City (UTC Westfield) bietet viele Einkaufsmöglichkeiten und irgendetwas ist immer im Sale. Außerdem gibt es mehrere Outlets in der Umgebung.

Lebensmittel habe ich meist bei Vons eingekauft, einer größeren Kette, die alles für den täglichen Bedarf anbietet. Ohne seinen Namen und die Adresse angeben zu müssen lassen sich mit Hilfe der Club Karte je nach Produkt 20 bis 30 Prozent sparen.


Während des Semesters

Im Gegensatz zu den meisten Vorlesungen in Deutschland hat man 2 bis 3 Vorlesungstermine pro Kurs und Woche. Zusätzlich kommen bei einigen Veranstaltungen Labore oder Discussion Sessions hinzu, sodass man mit den drei Kursen gut beschäftigt ist. Üblich sind zudem wöchentliche Hausaufgaben und meist zwei Midterms pro Quarter. Die Final Exams finden alle in der letzten Woche Mitte Dezember statt. Häufig tragen diese nur noch zu ca. 40 Prozent zu der Endnote bei, der Rest ergibt sich zu etwa gleichen Teilen aus den Midterms und Hausaufgaben. Gerade beim Lösen der Hausaufgaben können die Office Hours der Dozenten und ihrer TAs (Teaching Assistants) sehr hilfreich sein. Wie auch schon in den anderen Erfahrungsberichten zu lesen ist, belohnt das System Fleiß. Der Vorteil der Hausaufgaben ist jedoch, dass man für die Vorbereitung der Midterms und Finals tatsächlich deutlich weniger Zeit benötigt als bei Klausuren in Deutschland.


Freizeit

Die Freizeitmöglichkeiten in San Diego sind einfach überwältigend. Schon während der Orientation Week erfahrt ihr, dass ihr an allen Recreation Classes teilnehmen könnt. Diese decken sämtliche Sportarten ab. Seid ihr am Surfen interessiert (die UCSD belegt im Surf-Ranking nach eigener Aussage den ersten Platz und besitzt einen eigenen Surfshop auf dem Campus) meldet euch so früh es geht an, da die Kurse sich schnell füllen. Neben den Recreation Classes gibt es Outback Adventures, bei denen man Tagestrips und mehrtägige Ausflüge zum Klettern, Wandern, Surfen, Wandern und vielem mehr buchen kann. Im Mission Bay Aquatic Center können Studierende ermäßigt Wassersportkurse belegen sowie Boote und Material ausleihen. Hier sind die Surfkurse zwar etwas teurer als bei der Uni, aber deswegen auch nicht so schnell belegt.

Neben den offiziellen Angeboten gibt es an der Uni zahlreiche Clubs, die vergleichbar mit AGs an deutschen Unis sind. Diese kann man in der Woche vor dem Quarterstart auf dem Librarywalk (der lange Weg, der vom Gilman Drive zur Geisel Library verläuft) kennenlernen. Ich habe mich für das Segelteam entschieden, erhielt nach dem Auswahlsegeln eine Einladung, konnte mich dann aber leider nicht anmelden. Alle Mitglieder der Sportclubs müssen sich bei der unieigenen Internetseite SCOMS registrieren. Dafür benötigt man jedoch eine reguläre Student ID, die mit einem A beginnt. Als Extension Students beginnt die ID jedoch mit einem U. Nach mehreren Rückfragen und Gesprächen konnte ich am Training teilnehmen, war jedoch für Wettbewerbe mit anderen Unis gesperrt. Dennoch hatte ich viel Spaß beim Training und bin auf diese Weise viel in Kontakt mit Amerikanern gekommen.


Praktikum und Arbeit

Um meinen Aufenthalt etwas verlängern zu können, habe ich mir vorgenommen, während des Quarters ein Praktikum in den USA zu suchen. Wenn ihr ebenfalls daran interessiert seid, kümmert euch am besten sehr früh darum, da ihr mit dem F1-Visum nur auf dem Campus arbeiten dürft. Für ein Praktikum wird ein J1-Visum benötigt, dass ihr am besten vor der Einreise beantragt, da ein Change of Status sehr kompliziert, langwierig und teuer ist. Allgemein sind viele amerikanische Studierende auf der Suche nach einem Praktikum, sodass man als ausländischer Bewerber wegen des Mehraufwands für die Firma durch die Beantragung eines Visums geringe Chancen hat.


Zusammenfassung

Ich bin sehr froh, für ein Quarter an die UCSD gegangen zu sein. Man erlebt so viele neue Dinge und bekommt durch die vielen neuen Eindrücke auch eine etwas andere Sicht auf Deutschland. Deutsche genießen bei den Amerikanern weitestgehend einen sehr guten Ruf und man lässt sich schnell von der offenen und freundlichen Art der Amerikaner anstecken (das kann dann nach der Rückkehr im wintergrauen Norddeutschland anfangs zu Irritationen führen :) ). Bei aller Euphorie macht man aber auch schwierige Phasen, etwa beim Class Crashing, durch, an denen man aber wächst und später mit etwas Stolz zurückblickt. In der Vorbereitung ist College Contact eine wunderbare Hilfe, die einem bei wirklich allen Fragen zur Seite steht. Vor Ort bekommt ihr einen Academic Advisor zugewiesen, die ebenfalls immer wieder betonen, dass sie euch bei sämtlichen Problemen helfen oder zumindest an die passenden Ansprechpartner verweisen.

Versucht bei eurem Aufenthalt, viel mit Amerikanern und anderen Internationals zu machen und den einfachen Weg eines rein deutschen Freundeskreises zu vermeiden. Auf diese Weise schließt ihr Freundschaften über die ganze Welt und habt nach der Rückkehr gleich neue Reiseziele.