31 Mär
Erfahrungsbericht von Nino F.

California State University Fullerton

Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Wirtschaftsingenieurwesen
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2016 bis 12/2016
Heimathochschule: Emden/Leer HS

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitung

Die Vorbereitung begann mit dem Auswählen der Universität. Ich war mir schon frühzeitig darüber im Klaren, dass ich gerne an die Westküste der Vereinigten Staaten möchte, nur welche Uni genau stand noch zur Debatte. Zur Auswahl standen die San Diego State University, die California State University Long Beach und die California State University Fullerton. Alle drei hatten eine ähnlich hohe zu erbringende Studiengebühr. Nach Rücksprache mit College Contact, wurde nun aber klar, dass die California State University Long Beach, als auch die San Diego State University keine technischen Fächer anboten, was für mich ein Ausschlusskriterium war, aufgrund meines Wirtschaftsingenieurstudium. Also entschied ich mich zusammen mit einem Freund aus der Uni in Deutschland für die California State University Fullerton.

Bewerbungsprozess

Der Bewerbungsprozess ging recht schnell und unkompliziert vonstatten. Nach der Bewerbung bei der Uni bekamen wir innerhalb von etwa zwei Wochen unsere Zusage. Das Beantragen des Visums war zwar aufwendig, aber online innerhalb von zwei Stunden zu absolvieren. Leider musste man dann noch zur amerikanischen Botschaft nach Berlin, was für mich schon eine kleine Reise war. Man musste seinen Reisepass auf der Botschaft lassen und bekam ihn dann mit dem eingedruckten Visumszertifikat nach etwa einer Woche zugeschickt.

Nun fingen wir an, ein Learning Agreement zu erstellen, in dem wir Kurse, die die Uni angeboten hat, mit unserer Heimatuni abglichen. Man konnte auch schon direkt die Zeiten sehen, wann die Kurse stattfinden und sich somit schon mal einen Überblick und Wunschstundenplan erstellen. Da wir insgesamt 30 Credit Points in Deutschland benötigten, mussten wir fünf Fächer belegen. Ein Fach hatte 3 Credits, was in deutsche Wertung umgerechnet je 6 ECTS waren. Da im normalen Studienprogram der CSUF nur vier Kurse vorgesehen sind, mussten wir den fünften extra zahlen.

Bei der Auswahl der Fächer war es wichtig, dass man mehr als die fünf Kurse auf dem Learning Agreement festhält, da man nicht unbedingt auch alle Kurse an der CSUF bekommt. Zu Beginn gab es ein Einführungsseminar für die Exchange Students, bei dem auch bekannt gemacht wurde, dass jeder von uns schon in etwa zwei oder drei seiner Kurse eingeschrieben wurde. Die weitere Kursauswahl erfolgt dann jedoch vor Ort durch das sogenannte Class Crashing. Da ich nur in zwei Kurse direkt eingeschrieben war, musste ich noch drei weitere „crashen“. Dies stellte sich als äußerst schwierig dar, weil es so viele Auslandsstudenten gab, die auch auf der Suche nach den richtigen Kursen waren. Außerdem war es zusätzlich erschwerend für uns, dass wir mindestens zwei technische und drei wirtschaftliche Fächer belegen mussten, oder anders herum. Am Ende haben wir es dann aber doch geschafft, die richtigen Kurse zu finden und waren im Großen und Ganzen auch sehr zufrieden mit unserer Auswahl.

Unterkunft

Direkt nach dem Eingang der Bestätigung haben wir uns informiert, was die beste Wohnmöglichkeit ist. Aus Erfahrungsberichten bei College Contact ging hervor, dass das „University Village“, direkt gegenüber von der Uni, am besten abgeschnitten hat. Das Gute hier war, dass das Gelände eine eigene Mensa hatte, wo man sich pro Wochentag zwei Mahlzeiten von Frühstück, Mittag und Abendessen aussuchen konnte. Die Wohnungen waren kleine Appartements mit je drei Bewohnern. Das größte Zimmer hatte ein eigenes Badezimmer während sich die anderen beiden Zimmer eins teilten. Wir hatten nie Probleme, zu zweit ein Badezimmer zu benutzen. Die Küche war gut ausgestattet mit Herd, Spüle, Ofen und einem geräumigen Kühlschrank.

Das University Village verfügte außerdem über einen Pool mit Liegebänken und einen Aufenthaltsraum, wo man die Möglichkeit hatte, Sport zu gucken und Billard oder Tischtennis zu spielen. Die Bewohner waren bis auf wenige Ausnahmen alles Studenten und kamen aus vielen unterschiedlichen Ländern. Es waren viele Deutsche aber auch einige Asiaten, sowie Mexikaner und einheimische Studenten. Das Personal war außerdem sehr freundlich und hilfsbereit und man konnte sich einen Staubsauger oder ähnliche Geräte einfach an der Rezeption ausleihen, anstatt sich alles selber zu kaufen. Einziges Manko: Leider waren keine Teller, Besteck oder sonstiges in den Appartements. Diese musste man sich selber zulegen, was mit einem kurzen Fußweg zum naheliegenden Target aber schnell getan war.

Kurse

Wegen der größeren Auswahl im wirtschaftlichen Bereich, haben wir unsere Fächer am Ende so gewählt, dass wir drei wirtschaftliche und zwei technische Fächer belegt haben. Die belegten Fächer waren:

  • Human Ressource Management
  • Team Leadership Skills
  • Global Risk Management and International Finance
  • Digital Computation
  • Economics and Professionalism for Engineers

Der Kurs Human Ressource Management war sehr gut aufgebaut und der Professor war sehr erfahren auf seinem Gebiet. Neben den zwei Midterms und dem Final Exam wurde außerdem gruppenweise ein Business-Gespräch simuliert, welches davon handelte, ob unser Unternehmen ein bestimmtes anderes Unternehmen aus HRM-Sicht übernehmen sollte. Das ganze Prinzip wurde von Professor Bender sehr realistisch dargestellt, da er probiert hat, die Diskussion in Bahnen zu lenken, wie es bei einem wirklichen Unternehmen auch diskutiert werden würde. Leider ist Herr Bender nach diesem Semester keine Lehrkraft mehr an der CSUF, da er in einen anderen Staat zieht.

Über den Team Leadership-Kurs lässt sich sagen, dass es für mich teilweise schwer war, mit dem Wortschatz mitzuhalten. Dies beruhte vor allem auf der Tatsache, dass der gesamte Kurs eine ziemlich starke psychologische Komponente hatte und somit viele mir unbekannte Vokabeln ins Spiel gebracht wurden. Die Professorin war jedoch sehr hilfsbereit und freundlich. Was mir persönlich nicht so sehr gefallen hat, war das in den USA sehr gängige System der Multiple-Choice-Klausuren, welches in diesem Fach neben einer Präsentation in allen drei Klausuren ausschließlich angewendet wurde. Ein Glück blieb uns dies in den anderen Kursen meistens erspart.

Mein Lieblingskurs in diesem Semester war neben dem Human Resource Management-Kurs der Kurs Global Risk Management and International Finance. Professor Greco hatte dieses Fach in diesem Semester zum ersten Mal angeboten und aus diesem Grund war es an manchen Stellen noch nicht vollends ausgereift, jedoch gefiel mir die Thematik sehr. Da der Kurs viel mit Internationalität zusammenhing, war neben den normalen Risikofaktoren auch die Exchange Rate Risk ein großes Thema in diesem Kurs. Highlights waren die Guest Speaker. Eine ehemalige Studentin von Professor Greco, die jetzt für Disney arbeitet und für das Risk Management bei dem Bau eines neuen Disneylands in Shanghai zuständig war, hielt einen Vortrag über die Risiken, die bei einem solchen Megaprojekt anfallen. Außerdem war auch ein Gastsprecher aus der Versicherungsbranche von Lloyds zu Gast. Die Note ergab sich aus drei Präsentationen, wobei wir bei der letzten und größten ein Unternehmen genauer unter die Lupe nehmen sollten und deren Risikomanagement auswerten und bewerten sollten anhand eines bestimmten Projektes, an welchem das Unternehmen gerade arbeitet oder gearbeitet hat.

Bei dem Digital Computation-Kurs ging es um Programmieren mit Matlab. Die wöchentlichen Hausaufgaben haben einem sehr geholfen am Ball zu bleiben und haben auch einen Anteil der finalen Note ausgemacht. Allgemein habe ich in diesem Fach vieles gelernt und Professor Banks ist ein sehr hilfsbereiter und netter Professor, den ich jedem empfehlen würde.

Der Kurs Economics and Professionalism for Engineers war ziemlich zäh. Auf der einen Seite bestand die Materie viel aus buchhalterischen Themen sowie Investitionsrechnung. Auf der anderen Seite beschäftigten wir uns mit Fällen, in denen von der technischen Seite etwas schiefgegangen ist und wie sich ein Ingenieur dann professionell und ethisch richtig verhält. Der Professor war zwar nett, verstand es aber nicht so gut wie die anderen, die Sachverhalte vernünftig zu erklären. Dadurch musste man vor allem bei den Hausaufgaben oft sehr viel Zeit aufwenden, um alles korrekt zu verstehen und das richtige Ergebnis zu erhalten. Auch sonst war die Aufteilung der Vorlesungen manchmal nicht vollkommen klar, weswegen dieser Kurs wohl der schwerste in diesem Semester war.

Das Studium

Das Studium an der CSUF war sehr angenehm und das nicht nur wegen dem Wetter. Die Professoren waren zumeist sehr hilfsbereit und ich persönlich habe sehr viel in meinen Kursen für meine Zukunft gelernt.
Die Prüfungsleistungen bestanden meistens aus jeweils zwei Midterms, die den bis dahin bearbeiteten Stoff abfragten und ein meist kumuliertes Final Exam. Die Midterms waren unterschiedlich schwer, das kam immer auf das Fach an, aber auf keinen Fall so schwer, dass man es nicht schaffen kann. Da in den meisten Fächern durchgängig Hausaufgaben zu erledigen waren, welche dann auch bewertet wurden, war das Lernpensum vor den Klausuren nie so groß, da man kontinuierlich etwas für den Kurs gemacht hat und der Stoff somit besser hängen geblieben ist. Es ist also gänzlich anders als in Deutschland, wo oft nur eine einzige Prüfungsleistung über die gesamte Note entscheidet. In vielen Kursen standen neben den Klausuren auch Präsentationen auf dem Plan. Diese waren meist aber recht leicht und kürzer als man es in Deutschland gewohnt ist.

Die Vorlesungen waren ein wenig kürzer als ich es in Deutschland gewohnt bin, obwohl ich in Amerika ein Fach weniger hatte, als es in Deutschland der Fall gewesen wäre. Dafür war jedoch das Arbeitspensum zuhause in Sachen Hausaufgaben, Case Studies und für wöchentliche Quizzes lernen wesentlich höher, sodass es sich im Grunde genommen die Waage gehalten hat.

Alltag und Freizeit

In der Woche sind oft viel Hausaufgaben angefallen, damit wir die Wochenenden frei haben. Trotzdem war oft noch Zeit an den Strand zu fahren oder was mit anderen Studenten zu unternehmen. An den Wochenenden waren wir dann sehr viel unterwegs. Wir haben uns bei einem örtlichen Mechaniker einen Jeep für die gesamte Zeit gemietet, mit dem wir einige Trips über die Wochenenden gemacht haben. Ein Vorteil dafür war, dass wir den Freitag frei hatten. (Was viele hatten, weil die meisten Vorlesungen auf Montag bis Donnerstag zu fallen schienen) Von San Diego bis nach San Francisco sind wir die Westküste abgefahren und auch bis nach Utah, Arizona und New Mexico, um uns die ganzen Nationalparks um den Grand Canyon, Angels Landing und ähnliche anzusehen. Natürlich durfte auch nicht Las Vegas fehlen. Die teils langen Fahrten konnten wir teilweise auch sehr gut für Hausaufgaben nutzen, da eine Sechs-Stunden-Fahrt schon fast normal war. Am Ende des Semesters sind wir umgerechnet etwa 16.000 Km mit unserem Jeep gefahren und ich kann jedem nur empfehlen, es genauso zu machen und sich ein Auto zuzulegen, da man sonst im weitläufigen Amerika ganz schön verloren ist. Vor allem, weil in Los Angeles und Umgebung die Bus- und Bahnverbindungen schlecht bis gar nicht vorhanden sind. (Und Benzin ist sehr günstig)

Fazit

Als Fazit kann ich sagen, dass ich es kein bisschen bereue, die doch sehr hohen Kosten für ein Auslandssemester in den USA auf mich genommen zu haben. Ich hatte eine sehr schöne Zeit an der California State University Fullerton und denke, dass dies eine Erfahrung ist, die mir in meinem Leben sehr viel weiterhelfen wird.

Besonders positiv werde ich neben den vielen Reisen und neuen Freunden auch die gesamte Atmosphäre an der CSUF und die kompetenten und hilfsbereiten Professoren, vor allem im Risk Management und Human Resource Management, im Gedächtnis behalten.