University of California, Santa Barbara
Vorbereitungen
Da ich über meine Heimathochschule keinen Austauschplatz an der gewünschten Hochschule erhalten hatte, entschied ich mich dafür als Free Mover in die USA zu gehen. Im Laufe dieses Prozesses wurde ich exzellent vom College-Contact-Team unterstützt und beraten. College Contact prüft die Bewerbung und leitet diese dann weiter (kostenlos). Nach reichlichen Überlegungen entschied ich mich für die University of California Santa Barbara und kontaktierte College Contact mit meinem Wunsch/meinen Fragen weit im Voraus der eigentlichen Bewerbung
Bewerbung
Üblicherweise wird eine Bewerbung ca. 10-12 Monate vor Antritt des Auslandsstudiums empfohlen, sodass genügend Zeit für die Organisation bleibt. Dies rate ich auch jedem an!
Mein Plan sah vor im Fall Quarter 2018 (Start September) an der UCSB zu studieren. Da ich erst im Januar 2018 Rückmeldung der RWTH hatte keinen Studienplatz im Rahmen einer Partnerschaft bekommen zu haben, begann mein Bewerbungsprozess erst recht spät. Jedoch war für mich schon vorher klar, dass ich in genau diesem Falle eine Bewerbung an der UCSB als Free Mover anstreben würde. Die Voraussetzungen für eine Bewerbung kannte ich schon vorher aus den Richtlinien, sodass man sich daran machen konnte, die Nachweise und Zertifikate zu erlangen.
Hat man nun also alle Unterlagen zusammen, werden diese mit dem ausgefüllten Bewerbungsformular der UCSB an College Contact geschickt, final geprüft und an die UCSB weitergeleitet. Da ich die Bewerbung aufgrund gewisser Umstände jedoch erst Anfang Mai endgültig einreichen konnte und dies recht spät war, rechnete ich mit einer stressigen Zeit der Organisation, was im Nachhinein jedoch nicht der Fall war. Dementsprechend ist auch eine späte Bewerbung für Spätentschlossene durchaus möglich (Deadline ca. Mai/Juni). Nach ca. einer Woche hatte ich schon die Bestätigung der UCSB und wartete sehnsüchtig auf mein I-20 Formular, welches von der UCSB an College Contact geschickt und an einen weitergeleitet wird.
Schon Fernweh bekommen?
Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!
VISA-Antrag
Um in den USA studieren zu können, wird ein F1-Visum benötigt, welches in einem der amerikanischen Konsulate in Berlin, Frankfurt oder München beantragt werden kann und ebenfalls Gebühren kostet (ca. 350$).
Um einen Interviewtermin vereinbaren zu können, muss zuvor online das D160-Formular ausgefüllt und die SEVIS-Gebühr bezahlt werden.
Ich entschied mich für das Konsulat in Frankfurt. Um das Visum dort beantragen zu können, muss man am Interviewtag nicht nur das I20-Formular mitbringen, sondern auch den Reisepass, den finanziellen Nachweis, eine Immatrikulationsbescheinigung und die Bestätigung über die Zahlung aller Gebühren. Der Prozess in der Botschaft wird recht schnell durchlaufen und einem werden Fragen wie „Wo und warum möchtest du in den USA studieren?“ gestellt und Fingerabdrücke genommen. Wird das Visum genehmigt, erhält man seinen Reisepass ca. zwei Wochen nach dem Interview mit der Post zurück.
Stipendium
Da ein Auslandssemester in den USA sehr teuer ist, entschied ich mich dazu mich für das PROMOS-Stipendium über die RWTH zu bewerben. Hierfür musste ein vorgefertigtes Formular ausgefüllt werden, in dem die Motivation für das Auslandsstudium dargelegt werden sollte. Zudem musste eine Notenübersicht, ein Acceptance Letter und ein Lebenslauf mit abgegeben werden.
Zu meiner Freude erhielt ich eine Bestätigung für das Voss-Stipendium, wodurch meine Flüge und ein Teil der Miete gedeckt waren.
Wohnungssuche
Da es für Internationals nahezu unmöglich ist einen Platz in einem Studentenwohnheim zu bekommen, empfehle ich jedem nach einer Wohnung in Isla Vista zu suchen.
Die Wohnungssuche kann sich insbesondere zum Fall Quarter als recht schwierig gestalten, da die Freshmen (Studienanfänger) in die Dorms einziehen und die Studenten des zweiten. Jahres dementsprechend aus den Dorms nach Isla Vista ziehen. Deshalb empfehle ich, recht früh mit der Suche zu beginnen, denn zu der Suche gehört auch viel Glück im richtigen Moment ein Inserat zu sehen. Ebenfalls habe ich von Leuten gehört, die zu Beginn des Quarters 2-3 Wochen in einem Hostel wohnen mussten, ehe diese in ein Haus ziehen konnten.
Ein paar Sachen vorweg: Die Mieten in Südkalifornien, vor allem in der Gegend von Santa Barbara an der Küste, sind sehr teuer. Deshalb wohnen die meisten Studenten zu zweit, zu dritt oder gar zu viert in einem Raum, was in Deutschland nicht üblich ist. D.h. es schließen sich je nach Hausgröße bis zu 13 Studenten zusammen und bewohnen die einzelnen Räume. Üblich hierfür sind sogenannte Doubles, in denen man zu zweit in einem Raum wohnt.
Für die Suche bieten sich die Facebook-Gruppen „UCSB Housing“ und „Free & For Sale UCSB“ an. Nach zahlreichen Nachrichten konnte ich Ende August den Untermietvertrag für ein Double auf dem Del Playa Drive (die Partystraße DP, direkt am Pazifik) unterschreiben.
In Isla Vista angekommen stellte ich fest, dass die Studenten es mit Sauberkeit in den Häusern nicht so genau halten, wie wir es hier in Deutschland machen. Dies war für mich zuerst ein ziemlicher Schock und gewöhnungsbedürftig. Dies unterschied sich jedoch auch von Haus zu Haus, war jedoch für die meisten deutschen Austauschstudenten im ersten Moment ungewohnt.
Im Laufe des Quarters wurde dies in unserem Haus jedoch auch etwas besser, was bei 13 Leuten natürlich auch einiges an Organisation erforderte. Nichtsdestotrotz war es eine tolle neue Erfahrung, mit 13 Leuten in einem klassischen amerikanischen Haus direkt gegenüber dem Pazifik zu wohnen. Die Studenten dort sind im Allgemeinen etwas entspannter und gelassener als hier!
UCSB
Allgemeines
Die University of California Santa Barbara liegt nicht nur direkt an der Pazifikküste, sondern hat laut verschiedensten Magazinen ebenfalls einen der schönsten Campusgelände der USA. Neben der enorm hohen Lebensqualität, bedingt durch das gute Wetter, die Lage und die Mentalität der dort lebenden Menschen (viel offener als in Deutschland), verfügt die UCSB auch über einen hohen akademischen Standard und einer großen Reputation, was für mich ebenfalls eines der wichtigsten Auswahlkriterien der ausländischen Hochschule war (zu sehen am stets guten Abschneiden in Uni-Rankings).
Teils fühlt es sich wie im Traum an, wenn man beispielsweise mit Blick auf den Pazifik aufwacht, mit dem Fahrrad zur Uni fährt und eine traumhafte Aussicht hat oder aber im University Center mit dem Blick auf die Lagoon zu Mittag isst. Auch die Partygänger kommen nicht zu kurz: Jeder kennt die College-Hollywood Filme und fragt sich, ob die Partys dort wirklich wie dargestellt sind. Darüber lässt sich sagen, dass dies tatsächlich so der Fall ist und an der UCSB durch die Nähe zum Pazifik noch einmal ein gewisses Extra hat (Wer feiert nicht gerne auf einer Terrasse mit Blick auf den Pazifik?).
Kurse und Kurswahl
Das System in den USA unterscheidet sich sehr von dem der deutschen Hochschulen. Die Kurse sind deutlich kleiner (je nach Kurs teils nur 10 Studenten) und es wird ein anderes Benotungssystem verwendet (A, B, etc.). Zudem bekommt man jede Woche Hausaufgaben (Problemstellungen, Essays, etc.) auf, welche zu einer Deadline entweder im GauchoSpace hochgeladen oder aber im Postfach des Teaching Assistants abgegeben werden müssen. Des Weiteren werden in den meisten Kursen sowohl ein Midterm als auch ein Final geschrieben, sodass sich die Gesamtnote aus nicht nur einer Klausurnote am Ende des Semesters zusammensetzt, was mir persönlich deutlich besser gefallen hat, was ebenfalls ein tieferes Verständnis der Materialien zur Folge hat. Außerdem stehen die Professoren wöchentlich zu Sprechstunden oder gar persönlichen Anliegen zur Verfügung und suchen gezielt den Kontakt zu den Studenten des Kurses. So kam es in einem meiner Kurse beispielsweise vor, dass sich unser Professor mit unserem Kurs Sonntagnachmittags zum Kaffee im Starbucks verabredet hat, um alle besser kennenzulernen.
Bei der Kurswahl hat man als Austauschstudent zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Man kann sowohl zwischen Kursen der UCSB Extension als auch Open University Kursen wählen.
Die Kurse der UCSB Extension sind grundsätzlich für jedermann, auch Berufstätige, offen und finden dementsprechend meistens spät abends statt. Diese können schon im Voraus gegen Bezahlung gebucht werden, sofern noch Plätze verfügbar sind (je nach Units ca. 400€)
Die Open University Kurse hingegen stehen nur Studenten der UCSB zur Verfügung und müssen als International „gecrasht“ werden. Das bedeutet, dass man innerhalb der ersten zwei Wochen zu potentiellen Kursen geht, dem Dozenten seine Situation erklärt und ggf. ein Formular unterschreiben lässt, welches einem als Bestätigung dient, diesen Kurs besuchen zu dürfen. Es kann jedoch vorkommen, dass die Kurse offiziell schon voll sind und man auf eine Warteliste gesetzt wird. D.h. man bekommt den Platz erst zugewiesen, falls amerikanische Studenten den Kurs nach den ersten zwei Wochen droppen und somit ein Platz im Kurs frei wird. Folglich können diese zwei Wochen recht stressig sein, da man nicht weiß, welche Kurse man besuchen wird und dementsprechend in allen Kursen die Hausaufgaben erledigen muss.
Es sei jedoch gesagt, dass die Dozenten den Internationals gegenüber meistens sehr kulant eingestellt sind und einen Platz im Kurs zur Verfügung stellen, obwohl dieser schon voll ist. Die Bezahlung dieser Kurse erfolgt nach Bestätigung der Dozenten im Extension Office (deutlich teurer als Extension Kurse). Um den F1-Status zu behalten, müssen pro Quarter mindestens 12 Units belegt werden, was vom Aufwand her vollkommen in Ordnung ist.
Ich hatte insgesamt vier Kurse belegt, von denen mir voraussichtlich drei anerkannt werden können, was an meiner Universität leider ein etwas längerer Prozess ist.
Das Niveau der Kurse variiert je nach Kurs und Level. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Extension Kurse deutlich leichter sind als die Open University Kurse. Vor allem im Bereich Mechanical Engineering können Upper-Graduate Kurse ein extrem hohes Niveau haben, was viel Zeit erfordert, am Ende jedoch auch einen großen Lernerfolg nach sich zieht.
Durch Gruppenarbeiten, was insbesondere bei Hausaufgaben gang und gäbe ist, kommt man sehr leicht mit anderen Studenten in Kontakt und kann Freundschaften entwickeln.
Freizeit
Isla Vista und die Gegend um Santa Barbara haben einiges zu bieten. Man hat nicht nur den Pazifik direkt vor der Haustür, welcher vor und nach der Uni zu Surf- und Kanu-Sessions einlädt, sondern auch die Berge im „Hinterhof“, welche zahlreiche Wanderwege haben.
Ich kann jedem nur die Anmeldung im UCSB Excursion Club ans Herz legen. Hier werden nicht nur wöchentlich etliche Ausflüge und sportliche Aktivitäten angeboten, sondern man kann sich auch jederzeit Equipment zum Surfen, Stand-Up Paddling, Kanufahren, Campen etc. ausleihen.
Für alle Sportler empfiehlt sich das UCSB Recreation Center, welches neben mehreren klassischen Fitnessstudios auch Schwimmbecken, Turnhallen, Squash-Felder und mehrere Fußballfelder beinhaltet. Dies ist in den Studiengebühren enthalten und einfach klasse ausgestattet!
Als Austauschstudent kann man durch die hervorragende Lage auch perfekt reisen. So kann man mit dem Auto hervorragend Nord- und Südkalifornien mit den Nationalparks, z.B. Yosemite oder Joshua Tree und bekannten Städten wie San Francisco, Los Angeles, San Diego, Big Sur oder Las Vegas in Nevada bereisen. Zudem kann man zum Teils günstige Flüge von Santa Barbara und LAX aus in den Rest der USA buchen. Während des Quarters war ich beispielsweise unteranderem in Denver, Miami, Las Vegas und mehrmals in Los Angeles.
Los Angeles beispielsweise bietet sich für Besuche der weltbekannten Sportteams wie den Lakers, Clippers, Rams, Chargers oder Dodgers an. Ich besuchte zwei Spiele der Los Angeles Rams im Memorial Coliseum und war hellauf begeistert! Des Weiteren hatten wir das Glück und konnten den ersten Westküstenstart einer SpaceX Falcon 9 Rakete hautnah an der Vandenberg Air Force Base miterleben.
Nach dem Quarter nutzte ich die Gelegenheit und flog mit Freunden über Weihnachten nach Hawaii, was ebenfalls ein unvergessliches Erlebnis war!
Fazit
Rückblickend lässt sich die Zeit an der UCSB mit einem Satz beschrieben: Es war die Zeit meines Lebens! Während des ganzen Aufenthaltes muss man sich mehrmals selbst zwicken, da man oftmals gar nicht glauben kann, wo man sich gerade befindet.
Nicht nur die UCSB mit dem vielfältigen Angebot auf dem Campus, von Veranstaltungen bis hin zu Sport-Clubs oder außercurricularen Aktivitäten, sondern auch die Menschen und Internationals machten den Auslandsaufenthalt zu einer unvergesslichen Zeit, die einen in der persönlichen und akademischen Entwicklung nochmals einen Schritt nach vorne bringt. So habe ich dort neue Freunde gefunden, die ich mittlerweile zu meinem engsten Freundeskreis zählen kann. Man blickt mit einem lachenden und weinenden Auge auf die Zeit zurück, denn der Aufenthalt ging leider wie im Fluge vorüber.
Auch wenn sehr hohe Kosten auf einen zukommen, kann ich am Ende sagen, dass sich jeder Cent gelohnt hat und einem diese Erfahrungen und Eindrücke keiner mehr nehmen kann. Die UCSB bietet einem ein nahezu perfektes Austauscherlebnis, weshalb ich diese Universität jedem nur ans Herz legen kann!