23 Feb
Erfahrungsbericht von Lisa H.

California State University San Marcos

Stadt: San Marcos (CA)
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2014 bis 01/2015

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

1.    Vor der Abfahrt

Ist die Entscheidung getroffen, ein Auslandssemester zu absolvieren, so geht es an die Organisation desselbigen. Der Organisationsaufwand ist, besonders wenn man wie ich als „Freemover“ an einer ausländischen Universität studieren möchte, recht hoch, doch schon an dieser Stelle soll gesagt sein, dass sich dieser Aufwand in jederlei Hinsicht lohnt und mit ein wenig Hilfe und Struktur ist der anfänglich große Berg an Arbeit gut zu meistern. Doch beginnen wir von vorn:

Da die Universität Paderborn im von mir für meinen Auslandsaufenthalt ausgewählten Teil der USA leider (noch) keine Partneruniversität hat, habe ich mir unterstützende Hilfe bei der Organisation „College Contact“ gesucht. Besonders zu Beginn, wenn es um Bewerbung, Einschreibung und Planung geht, ist eine solche Unterstützung außerordentlich hilfreich. Eine Organisation wie „College Contact“ hat nicht nur bestehende Kontakte zu den jeweiligen Ansprechpartnern der Hochschulen, sondern kann außerdem hilfreiche Tipps geben, die einem das gesamte Prozedere erleichtern. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich entschieden, mein Auslandssemester an der California State University San Marcos zu absolvieren. Es ist durchaus möglich, sich bei mehr als einer Universität zu bewerben, jedoch verlangen viele Hochschulen eine Einschreibungsgebühr in nicht unerheblicher Höhe, sodass es ratsam ist, die Entscheidung möglichst eng einzugrenzen. Durch College Contact wurden mir eine Kontaktperson an der Universität meiner Wahl genannt sowie zahlreiche Unterlagen, unter anderem zur Bewerbung, doch auch generelle Informationen wie Orientierungshilfen zum zeitlichen Ablauf, zur Verfügung gestellt. 

Zu den einzureichenden Bewerbungsunterlagen gehören neben einem Bewerbungsformular, in welchem im Wesentlichen generelle Informationen verlangt werden, unter anderem auch ein Nachweis, welcher belegt, dass die Sprache der ausländischen Hochschule in dem Maße beherrscht wird, als dass man dazu in der Lage ist, aktiv an den Vorlesungen teilzunehmen und sich zu artikulieren versteht. In meinem Falle wurde der DAAD- Sprachtest akzeptiert. Dieser Nachweis ist, im Vergleich mit anderen Zertifikaten, wie beispielsweise einem TOEFL, mit Abstand der finanziell günstigste und kann direkt an der Universität absolviert werden. Neben auditivem Verstehen werden Leseverstehen, Kommunikationsfähigkeit sowie Schreibvermögen getestet.

Der DAAD Sprechtest wird an der Universität Paderborn derzeit zweimal jährlich angeboten. Weiterhin erforderlich ist der Nachweis einer bestehenden Auslandskrankenversicherung, dieser Beleg ist auch für die Beantragung des Visums notwendig. Ich bin zwar auch in Deutschland eigenständig krankenversichert, diese Versicherung beschränkt sich jedoch auf Deutschland sowie Urlaubsreisen ins Ausland, nicht aber ist ein langfristiger Auslandsaufenthalt mitversichert. Daher war es für mich notwendig, eine Krankenversicherung abzuschließen, die auch für einen mehrmonatigen Aufenthalt in den USA gilt. Ich habe mich für die Auslandskrankenversicherung der ACE Group entschieden und kann diese im Nachhinein wärmstens empfehlen. Leider musste ich meine Versicherung während meines Auslandssemesters in Anspruch nehmen, jedoch waren die Mitarbeiter sehr hilfsbereit und ich bekam die Kosten schnell erstattet. Im Krankheitsfall ist es wirklich angenehm, wenn man sich bei einer Versicherung in sicheren Händen fühlen kann!

Nachdem meine Bewerbung eingereicht war, begann das Warten auf eine Antwort, denn selbstverständlich steht es einer jeden Universität zu, eine Bewerbung abzulehnen. Wenige Wochen nach Einsendung meiner Bewerbung bekam ich jedoch erfreulicherweise eine Zusage, sodass es an die weitere Planung und Organisation gehen konnte.

Ein sehr interessanter Punkt ist nach erfolgter Annahme an der Universität selbstverständlich die Fächerwahl. Meine Koordinatorin in den USA verlangte unter anderem eine Wunschkursliste, in der ich mindestens 10 Fächer aus dem Kurskatalog der Hochschule auswählen sollte, welche für mich und mein Studium interessant wären. Ausdrücklich wurde ich darauf hingewiesen, dass diese Liste keinerlei Versicherung auf einen Platz in den ausgewählten Kursen sei. Die geäußerten Wünsche finden zwar ihre Berücksichtigung, eine verbindliche Zusage kann jedoch erst zu weitaus späterem Zeitpunkt gegeben werden. Es ist also ratsam, sehr flexibel zu planen und noch immer einen Plan B oder gar Plan C zu haben, falls einer der Kurse später nicht belegt werden kann.

Die Kurswahl kann auch in puncto Finanzierung eine wesentliche Rolle spielen, nämlich dann, wenn eine finanzielle Unterstützung in Form von Auslands-BAföG in Erwägung gezogen wird. Ein Anspruch auf Auslands-Bafög kann nur dann gestellt werden, wenn die Fächer, die während des Auslandssemesters belegt werden, auch einen anrechenbaren Fortschritt im angestrebten Studienabschluss erbringen und der Status eines Vollzeitstudenten erfüllt ist. Bei einem Studium in den USA ist dieser erfüllt, sobald eine Credit-Anzahl von 12 Creditpunkten erreicht oder gar überschritten wird. Weiterhin ist, neben eigenen Ersparnissen, auch die Bewerbung um ein Stipendium eine empfehlenswerte Finanzierungsmöglichkeit. Ein Auslandssemester in den USA ist, gerade als Freemover, wenn die Studiengebühren selbst getragen werden müssen, recht teuer. Nicht nur müssen besagte Studiengebühren bezahlt werden, auch sind die Lebenshaltungskosten in den USA teurer und sind diverse Kosten für die Bewerbung um das Visum aber selbstverständlich auch für Reisen innerhalb der USA einzukalkulieren. Ich persönlich habe mich um das Phoenix Contact Border Cross Studies Stipendium der Phoenix Contact Stiftung beworben und darf mich darüber freuen, dieses auch bekommen zu haben. Dieses Stipendium stellt für mich eine große finanzielle Unterstützung dar, sind die anfallenden Kosten doch besonders für einen Studenten ein hoher finanzieller Aufwand.

Auch für die Bewerbung um ein Visum in den USA ist eine detaillierte Planung der bestehenden Finanzierungsmöglichkeiten erforderlich. Nicht nur sind diverse Gebühren zur Bewerbung um ein Visum verlangt, auch ist als Teil der Bewerbungsunterlagen eine Erklärung der Bank erforderlich, die bestätigt, dass die finanziellen Mittel ausreichen, um in die USA einreisen, in den USA leben und aus den USA ausreisen zu können. 

Für die Beantragung des Visums sollte ausreichend Zeit einkalkuliert werden. Nachdem ich meine Unterlagen beisammen und die erforderlichen Gebühren bezahlt hatte, musste ich einen Termin in einer der drei amerikanischen Botschaften in Deutschland vereinbaren. Bei diesem Termin wurden unter anderem meine Fingerabdrücke genommen, ich musste meine Unterlagen noch einmal vorzeigen und meine Bemühungen um ein Visum begründen. Am Ende des Termins hatte ich meinen Reisepass abzugeben, dieser wurde mir innerhalb der folgenden Wochen samt Visum zurückgesendet. 

Nachdem nun also alle Wesentlichen Formalitäten für das anstehende Auslandssemester geklärt waren und ich mit vollkommener Sicherheit wusste, dass ich dieses Semester antreten werden könnte, begann die Phase der Detailplanung. Neben den Flügen, die gebucht werden mussten, galt es, auch erste Überlegungen bezüglich einer Unterkunft und Fortbewegungsmöglichkeiten in den USA anzustellen. Von einem vorherigen Auslandspraktikum in den USA wusste ich bereits, dass das Nahverkehrssystem in den meisten Städten und Gegenden Amerikas nicht besonders gut ausgebaut ist. Daher war für mich relativ schnell klar, dass ich mir ein Auto zulegen würde. Zunächst reservierte ich mir jedoch nur einen Mietwagen für die ersten Tage, aus Erfahrungsberichten wusste ich bereits, dass es in der Regel günstiger ist, sich um ein Auto vor Ort zu kümmern. Selbiges gilt für die Wohnungssuche: Für die ersten Tage buchte ich vor meinem Abflug ein Hotel im Nachbarort meiner Universität, doch meine langfristige Bleibe wollte ich mir erst von Amerika aus suchen. Damit war ich bereit für die Abreise, mit gepackten Koffern ging es Anfang August vom Düsseldorfer Flughafen aus Richtung Los Angeles!

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2.    Erste Schritte nach der Ankunft

Nach einer langen Flugzeit mit einer kurzen Zwischenlandung in London erreichte ich wohlbehalten den Flughafen in Los Angeles. Sehr einfach gelangte ich via Flughafenshuttle vom Terminal zu meiner Autovermietung und erhielt problemlos meinen Mietwagen. In den USA ist der europäische Führerschein anerkannt, Kosten zur Ausstellung eines internationalen Führerscheins können also im Vorhinein getrost gespart werden. Nach anschließenden zwei Stunden Autofahrt war ich dann endlich am Zielort angelangt. Es war Abend, als ich mein Hotel erreichte, in puncto Jetlag die perfekte Ankunftszeit, da der Körper von der langen Reise ohnehin erschöpft ist und sich mit dem Schlafengehen gleich an die neue Zeitzone gewöhnen kann. Am nächsten Morgen war ich zwar trotzdem schon vor dem Sonnenaufgang wach, doch umso schöner war es, diesen vom Balkon des Hotels aus in der südkalifornischen Kulisse mit Palmen zu beobachten.

Der Zeitpunkt meiner Ankunft lag in etwa eine Woche vor Beginn der Orientierungswoche in der Universität, innerhalb dieser Woche wollte ich mich sowohl um eine langfristige Unterkunft als auch ein günstigeres Auto kümmern. Letzteres gestaltete sich als recht einfach. Schon zuvor hatte ich von ehemaligen Austauschstudenten in dieser Umgebung gehört, dass es in San Diego eine Autovermietung gibt, die sich insbesondere auf Langzeitmieten über mehrere Monate spezialisiert haben und zudem Studentenrabatte anbieten. Besagte Autovermietung konnte mir in der Tat ein günstiges Angebot für einen neuwertigen Wagen machen, welcher sich als äußerst zuverlässig erwies. Auch serviceseitig war diese Autovermietung sehr zuvorkommend, einmal monatlich wurde ein kostenloser Auto-Check angeboten, sodass man, besonders vor längeren Fahrten, sicher sein konnte, dass der Wagen in einem guten Zustand war. Die Autovermietung nennt sich „Dirt Cheap Car Rental“, ich kann jedoch sagen, dass der Name (Gott sei Dank) nicht Programm war. Zwar definitiv günstiger, aber keinesfalls als „dreckig“ zu erachten, habe ich beste Erfahrungen mit dieser Vermietung gemacht und würde sie immer wieder wärmstens weiterempfehlen.

Die Suche nach einer geeigneten Unterkunft gestaltete sich dagegen schwerer als gedacht. Ich war auf der Suche nach einer möblierten und dazu bezahlbaren Wohnung, möglichst in San Marcos selbst oder einem der Nachbarorte. Wie sich sehr bald herausstellte, waren die meisten der Wohnungen unmöbliert oder aber so teuer, dass sie nicht in das Budget passten. Ich hatte mich schon mit dem Gedanken abgefunden, ein leeres Apartment und zusätzlich monatlich das Mobiliar zu mieten, als ich eine perfekte Wohnung im wunderschönen Küstenort Carlsbad fand. Die Wohnung habe ich über ein Internetinserat gefunden und bin auch nachträglich froh darüber, dass ich die Wohnung erst hier vor Ort angemietet habe. Während meiner Suche habe ich zahlreiche Apartments besichtigt und nicht alle sahen in der Realität wirklich so aus, wie sie teilweise im Internet angepriesen, beschrieben und gezeigt wurden. Es ist immer von Vorteil, die Vermieter persönlich kennenzulernen sowie die potentielle Unterkunft mit eigenen Augen begutachten zu können – auch wenn dies bedeutet, dass man zunächst ohne eine langfristige Unterkunft sicher zu haben in die USA reist.

Rechtzeitig zu Beginn der Orientierungswoche an der Universität waren somit alle organisatorischen Dinge soweit geklärt. Am ersten Tag an der Uni wurden zunächst alle Unterlagen samt Status der Bezahlung der Semesterbeiträge überprüft. Der Semesterbeitrag ist bereits im Voraus über ein Online-Bezahlsystem der Universität zu bezahlen, dies ist recht einfach und sicher und ermöglicht zudem, sich unverzüglich eine Bestätigung der Zahlung ausstellen zu lassen. Nachdem auch in diesem Punkt alle Formalitäten geklärt waren, konnten unsere Studentenausweise ausgestellt, Zugangsdaten vergeben, sowie die verschiedenen Organisationssysteme der Universität gezeigt und erläutert werden. Weiterhin erhielten wir eine Führung über den wunderschönen, sehr neuen und toll gestalteten und aufgebauten Campus. Zuletzt wurden wir mit dem „Course-Crashing“ vertraut gemacht. Das ist der Weg, um sich sicher in Kurse einschreiben zu können und unterscheidet sich immens von allem bisher Bekannten. Und zwar ist es den Austauschstudenten nicht möglich, sich, wie die amerikanischen Studenten, über das Onlinesystem für Kurse anzumelden, sondern sie müssen in der ersten Vorlesungswoche die gewünschten Kurse „crashen“. Das bedeutet, dass sich jeder Student eine Liste von Kursen, die er gern belegen würde erstellt, und jeweils die erste Veranstaltung des gewünschten Kurses besucht, sich dort beim Professor vorstellt und um einen Platz in dem Kurs bittet. Die im Vorhinein eingereichte Wunschkursliste kann hier zwar zu Präferenzen führen, ist aber keine Garantie den Kurs wirklich belegen zu können. Von daher kann diese Liste selbstverständlich als Grundlage genommen werden, jedoch sollten sich möglichst viele Ausweichmöglichkeiten überlegt werden, falls es in einem Kurs nicht klappen sollte.

Dieses Verfahren mag auf den ersten Blick recht unsicher und ungewohnt scheinen, aus Erfahrung kann ich jedoch sagen, dass die Professoren sehr bemüht sind, Austauschstudenten in ihre Kurse aufzunehmen. Sie freuen sich über jedes, aber besonders jedes internationale Gesicht, da diese Studenten durch ihre unterschiedlichen kulturellen, sprachlichen und sozialen Hintergründe oft eine große Bereicherung für den Kurs darstellen. Die Entscheidung wird von Professor zu Professor sehr unterschiedlich getroffen, während der eine nach dem Prinzip „First come – First serve“ vorgeht, wird beim nächsten gelost und wieder nächster entscheidet rein aus dem Bauch heraus. Ich persönlich habe alle Kurse bekommen, die ich auch haben wollte, hatte mir jedoch auch einen flexiblen Plan zurecht gelegt, der Ausweichmöglichkeiten bot, wenn ein Kurs nun wirklich voll sein sollte. Das Prozedere sollte einen absolut nicht abschrecken, im Endeffekt hat es mir sogar Spaß gemacht und meine Flexibilität gefördert. Netter Nebeneffekt dieses Verfahrens ist zudem, dass ich in meinen Kursen nur eine von zwei oder höchstens drei anderen deutschen Austauschstudenten war. Ich war ja vorrangig hier, um das amerikanische Lernen und Leben kennenzulernen und war damit auch höchst interessiert daran, möglichst viele amerikanische Kommilitonen kennenzulernen. Hierzu jedoch im nächsten Kapitel mehr!


3.    Während des Aufenthalts

Das Studienjahr teilt sich an der CSUSM in Semester – von welchen es jedoch drei pro Jahr gibt (Spring, Summer und Fall). Ich war während des Herbstsemesters an der Universität, welches vom Zeitraum in etwa in unserem Wintersemester liegt. Wie ich bereits angedeutet habe, habe ich beim „Course-Crashing“ all meine gewünschten Kurse bekommen und erreichte mit diesen 3 Kursen bereits die 12 mit dem Semesterbeitrag bezahlten Creditpoints. Es wäre durchaus möglich gewesen, noch weitere Kurse zu wählen, jedoch fallen für jeden zusätzlichen Creditpunkt Mehrkosten in Höhe von mehreren hundert Dollar an. Zudem ist der Aufwand, der pro Fach und pro Woche geleistet werden muss, höher, als ich es aus Deutschland kannte. Von daher empfehle ich, nicht unbedingt weit über die Grenze von 12 Creditpunkten zu kommen. Die magische Zahl von 12 Credits ist auch für das Visum relevant, denn nur, wenn man genau oder mehr als 12 Credits belegt, erreicht man den Status eines Vollzeitstudenten und erfüllt damit die Bedingungen des Visums.

Der Universitätsalltag gleicht vom System her eher einer Schule als einer Universität wie wir es zumeist aus Deutschland gewohnt sind. Die Kurse sind weitaus kleiner und persönlicher, in der Regel spricht man den Professor beim Vornamen an und auch er kennt jeden einzelnen seiner Studenten beim Namen. Die Gesamtnote des Kurses setzt sich immer aus vielen Einzelleistungen zusammen – für mich einer der größten Unterschiede zum deutschen System, da in meinem Studiengang in der Regel die Note der Abschlussklausur auch die Gesamtkursnote darstellt. In den Kursen, die ich während meines Auslandssemesters belegte, setzte sich diese Note aus mündlicher Mitarbeit, Tests, Hausaufgaben, mehreren einzelnen Prüfungsleistungen etc. zusammen. Das mag auf den ersten Blick zeitaufwändiger klingen, bringt jedoch auch große Vorteile mit sich. Zum Einen ist die Benotung durch dieses System weitaus fairer, denn selbst wenn eine Einzelleistung nicht so gut ausgefallen sein mag, wie der Rest, so fällt dies nicht so schwer ins Gewicht und es kann noch immer eine ausgezeichnete Kursnote erreicht werden. Weiterhin regt dieses System sehr zum Mit- und Nachdenken an und sobald man sich ein wenig eingewöhnt hat, stellt es eine tolle Abwechslung zum sonst Bekannten dar. Mag der zeitliche Aufwand pro Fach etwas höher sein als in Deutschland, so ist dafür das Niveau ein wenig niedriger. Damit meine ich nicht, dass man weniger lernt oder sich nur auf leichte Inhalte beschränkt wird. Der größte Unterschied liegt darin, dass ein Professor nie etwas abfragen würde, was nicht so im Unterricht schon besprochen wurde. Dies vereinfacht die Prüfungsvorbereitung immens, insgesamt habe ich alle meine Kurse mit der Bestnote abgeschlossen, trotzdem die Lehrsprache nicht meine Muttersprache war. Uns Austauschstudenten kommt das amerikanische System sehr zugute, da wir aus Deutschland eine sehr unterschiedliche Prüfungsvorbereitung gewohnt sind.

Mindestens ebenso wichtig wie die Lehre ist selbstverständlich das soziale und kulturelle Leben. In der Universität ist es sehr einfach Kommilitonen kennenzulernen, gerade weil die Kurse recht klein und persönlich gehalten sind. Generell durfte ich auch feststellen, dass die Amerikaner äußerst kontaktfreudig und interessiert an anderen Kulturen, Ansichten und Lebensweisen sind. Sehr schnell kommt man mit ihnen ins Gespräch und häufig entwickeln sich selbst erste Konversationen dahingehend, als dass man sich für den Abend in einer Bar oder am Nachmittag zum Sport verabredet. Sport ist selbstverständlich ein Thema, welches man stark mit dem amerikanischen Universitätsleben verbindet. So gibt es auch an der California State University San Marcos zahlreiche Sportclubs und -kurse sowie ein sehr neues und hochwertig ausgestattetes Fitnessstudio, welches von jedem Studenten ohne zusätzlich anfallende Kosten benutzt werden kann. Neben Sport bietet die Universität diverse weitere Freizeitaktivitäten an, die vergleichsweise recht kostengünstig sind und eine weitere Möglichkeit darstellen, Kontakt zu ortsansässigen Studenten aufzubauen. Ich habe beispielsweise an einer Fahrt ins Disneyland teilgenommen, und kann dies unbedingt weiterempfehlen. Die Fahrt war sehr gut organisiert, preislich weit unter dem, was man bei regulärem Eintritt bezahlt hätte und hat unglaublich viel Spaß gemacht.

Doch auch die „kurze“ Freizeit zwischen zwei Vorlesungen oder in der Mittagspause kann auf dem freundlich gestalteten Campus der Universität bestens verlebt werden. Während meines Aufenthalts feierte die Universität ihr 25 jähriges Jubiläum, entsprechend neu und modern sind sämtliche Gebäude, Einrichtungsgegenstände und die generelle Ausstattung. In der sogenannten „Student Union“ finden sich großzügig angelegte Sitzecken, Billard- und Kickertische, Spielkonsolen aber auch ein kleiner Supermarkt sowie diverse Essensstände, an welchen sich Essen verschiedenster Nationen finden lässt. Preislich unterscheiden sich diese Filialen nicht großartig von anderen Standorten der Fast-Food-Ketten, auf Dauer ist es jedoch schon teurer, wenn man sich täglich hier versorgt.

Leben und Lernen wird selbstverständlich immer begleitet vom wundervollen südkalifornischen Wetter. Selbst der Winter ist hier unglaublich mild, mit Temperaturen von um die 30 °C in den ersten Monaten von August an und noch immer 20-25°C während der „Winterzeit“. Fast noch wichtiger ist jedoch die Anzahl der Sonnenstunden, ich habe während der gesamten Zeit, in der ich dort gelebt habe, kaum einen Tag erlebt, an dem der Himmel nicht strahlendblau war und die Sonne kraftvoll vom Himmel schien. So liegt es nahe, dass sich ein Großteil meines Lebens in San Marcos und Umgebung draußen abgespielt hat. Ob dies nun bedeutete, die schöne Küstenregion rund um San Marcos zu erkunden oder aber weitere Reisen und Ausflüge in die zahlreichen Nationalparks Amerikas zu unternehmen. In den ersten Monaten war es sogar möglich, in den Parks zu campen, während der Wintermonate wird es nachts recht kühl, sodass ich bei Reisen in dieser Zeit doch Hotels vorgezogen habe. Reisen sollte auf jeden Fall als fester Bestandteil eines Auslandssemesters eingeplant werden, Amerika hat eine solch vielfältige Natur zu bieten, dass es schade wäre, diese Gelegenheit nicht zu nutzen. Sollte es aufgrund eines Ausfluges einmal nicht möglich sein, an einer der Vorlesungen teilzunehmen, so kommt einem auch hier das gute Verhältnis zwischen Studenten und Professoren zugute. Ehrlichkeit und Offenheit punkten immer, die Professoren haben in der Regel Verständnis dafür, dass Austauschstudenten gern Land und Kultur erkunden wollen, sodass sie diese Vorhaben unterstützen.

Die meisten meiner Reisen habe ich mit dem Auto unternommen, aufgrund der günstigen Benzinpreise und der Tatsache, dass ich sowieso ein Auto für die gesamte Zeit gemietet hatte, war dies die kostengünstigste Variante. Zudem bedeutet es ein hohes Maß an Flexibilität am Zielort. Wichtig ist jedoch, dass man sich, besonders bei Reisen in größere Städte, zuvor erkundigt, wie die Parksituation und –kosten sind, da diese unter Umständen stark ins Budget schneiden können. Es empfiehlt sich, anstatt in Hotels in Motels zu nächtigen, da diese in der Regel schon einen Parkplatz inkludieren und trotzdem eine günstige Alternative zu anderen Übernachtungsmöglichkeiten bieten.

Selbstverständlich unterscheiden sich die Städte untereinander auch sehr hinsichtlich der Notwendigkeit eines Autos, je nach Lage des Hotels gibt es hier auch teilweise recht gute Nahverkehrssysteme; jedoch sind diese weitaus seltener als wir es aus Deutschland kennen. Eine Stadt wie Los Angeles beispielsweise kann nicht mit einem komfortablen System für öffentliche Verkehrsmittel punkten, während San Francisco bequem mit Bus, Bahn und Cable-Car bereist werden kann.

Auch wenn eine Vielzahl schönster Orte simpel und komfortabel mit dem Auto besucht werden kann, so gibt es doch auch tolle Reiseziele, bei denen das Flugzeug mein bevorzugtes Verkehrsmittel darstellte. So bin ich beispielsweise nach Seattle geflogen und habe mit einem dort angemieteten Wagen die kanadische Grenze überquert, um ein paar Tage in Vancouver zu verbringen. Für meine Reise nach Hawaii war das Flugzeug selbstverständlich unabdingbar, man kann kaum glauben, dass man sich selbst nach einem 8-stündigen Flug noch immer im selben Land befindet. Trotz der langen Flugzeit und recht hoher einzukalkulierender Kosten ist Hawaii als Reiseziel unbedingt zu empfehlen. Ich habe dort drei verschiedene Inseln (Kauai, Maui und Oahu) besucht und kann aufgrund der Verschiedenartigkeit kaum sagen, welche ich als meinen Favoriten wählen sollte. Zwar noch immer im gleichen Lande, doch trotzdem in einer völlig neuen Kultur ist es eine tolle Erfahrung, Land und Leute kennenzulernen und etwas über die Geschichte der Vulkaninseln zu lernen.

Meine Reisen und Ausflüge habe ich selbstverständlich nicht allein unternommen. Immer dabei war mein Freund, Kommilitone und Mitbewohner, welcher zwar, wie ich, deutscher Nationalität ist, mit dem ich mich, verrückterweise, jedoch während des gesamten halben Jahres in den USA ausschließlich auf Englisch unterhalten habe. Dies hat uns einerseits die Integration in die amerikanische Gesellschaft stark erleichtert, andererseits hat es aber auch dazu geführt, dass sich unsere Sprachkenntnisse immens gefestigt haben. Natürlich ist es einfacher sich in der jeweiligen Muttersprache zu artikulieren, doch wir haben gemerkt, dass man sich schnell an die Umstellung gewöhnt und man große Vorteile daraus ziehen kann!


4.    Nach dem Aufenthalt

Ich bin von meinem Auslandsaufenthalt Mitte Januar zurück gekommen. Diesen Zeitpunkt habe ich bewusst gewählt, sodass ich die Möglichkeit hatte, in den anschließenden Semesterferien weitere Klausuren zu schreiben, sodass ich mir keine Sorgen machen musste, dass sich meine Studienzeit aufgrund des Auslandssemesters verlängert. Da ich als Freemover in den USA war, war eine vorab getroffene Zusicherung bezüglich der Studienleistungen nicht möglich und die Anerkennung liegt im Zuständigkeitsbereich der individuellen Professoren. Das allgemeine Prozedere ist, sich aus dem Modulkatalog der Universität Paderborn Fächer herauszusuchen, die vom Inhalt her als Pendant zu den in den USA belegten Fächern dienen können. Anschließend sind die jeweiligen Professoren zu kontaktieren und es erfolgt eine Vorstellung des Fachs, welches anerkannt werden soll. Wichtig hier ist einmal das Zeugnis, welches die CSUSM ausgestellt hat, sowie der sogenannte Syllabus, in welchem genau aufgeführt wird, was die Inhalte des Fachs sind. Unter Umständen können auch Vorlesungsunterlagen wie Skripte oder selbst verfasste Arbeiten gefordert werden, dies ist vom jeweiligen Professor abhängig. Zum derzeitigen Zeitpunkt habe ich noch keine Rückmeldung bezüglich der gewünschten Anerkennung erhalten, ich bin jedoch optimistisch, dass ich meine Fächer zumindest als Zusatzleistungen, unter Umständen jedoch sogar als Teil meines Studiums verwenden kann.


5.    Fazit und Tipps

Rückblickend kann ich ein Auslandssemester an der California State University in San Marcos nur wärmstens empfehlen! Es war eine wirklich tolle Zeit, in der ich einmalige Erfahrungen gemacht und viele neue Freunde gefunden habe. Das halbe Jahr, welches ich in Amerika verbracht habe, hat mir neben der schulischen Weiterbildung auch nahegebracht, was die amerikanische Kultur ausmacht. Ich habe stetig den Kontakt zu ortsansässigen Studenten gesucht und so nicht nur meine englischen Sprachkenntnisse immens gefestigt und verbessert sondern zudem viel über die verschiedenen Sichtweisen, Ansichten und Erfahrungen der amerikanischen Gesellschaft gelernt. Ich merke, dass ich viele Dinge mit anderen Augen sehe oder kritischer hinterfrage als ich es womöglich vor meinem Auslandsaufenthalt getan hätte. Zudem habe ich durch meine zahlreichen Reisen und Ausflüge solch vielfältige und unterschiedliche Orte kennengelernt, wie ich es mir zuvor kaum habe vorstellen können. Die gigantische Weite des Grand Canyons, die dürre Wüstenlandschaft des Joshua Tree Nationalparks oder die atemberaubende Küstenlandschaft Kaliforniens sind nur drei der vielen Plätze, die ich besuchen konnte und die unterschiedlicher nicht hätten sein können.

Ein Auslandssemester bedeutet einen hohen organisatorischen und finanziellen Aufwand, umso dankbarer bin ich für die Unterstützung, die mir durch die Phoenix Contact Border Stiftung oder auch die Organisation College Contact gegeben wurde. Durch Einrichtungen und Angebote wie diese kann eine solch einmalige Erfahrung ermöglicht werden, von der ich behaupten würde, dass sie unersetzlich ist. Ich bin froh, dass ich mich für ein Auslandssemester entschieden habe und weiß es sehr zu schätzen, dass ich so das amerikanische Leben kennenlernen und erleben durfte.

Nützliche Internetadressen:

  • http://www.csusm.edu/ (California State University San Marcos)
  • https://www.csusm.edu/alci/ (American Culture and Language Institute CSUSM)
  • https://www.college-contact.com/ (College Contact)
  • http://www.uni-paderborn.de/studium/international/austauschstudierende-outgoing/finanzierung/phoenix-contact/ (Phoenix Contact Border Cross Studies Stipendium)
  • http://www.uni-paderborn.de/zfs/zertifikate-sprachzeugnisse/daad/ (DAAD Sprachtest)
  • http://www.dirtcheapcarrental.com/ (Dirt Cheap Car Rental – Autovermietung)
  • http://sandiego.craigslist.org/ (Craigs List – Kaufen, Mieten, Verkaufen; von Wohnung über Fernseher zum Auto, hier findet man alle Angebote aus der Umgebung)
  • http://www.reisepolice.com/auslandsversicherung-work-and-travel.html (ACE Group – Auslandsreisekrankenversicherung)