27 Jan
Erfahrungsbericht von Lennard D.

Nebrija Universidad

Hochschule: Nebrija Universidad
Stadt: Madrid
Land: Spanien
Kontinent: Europa
Studienrichtung: BWL, Internationale BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2014 bis 12/2014

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorwort

Im Mai 2014 hatte ich mir überlegt, im folgenden Semester einmal nicht an der Heimatuniversität, sondern irgendwo im Ausland zu studieren. Ich hatte mir zum Ziel gesetzt, in ein spanischsprachiges Land zu gehen, da Spanisch ein Teil meines wirtschaftswissenschaftlichen Studiengangs ist und ich es auf diesem Weg am leichtesten verbessern könnte.

Aufgrund der Kurzfristigkeit für die Anmeldung standen die lateinamerikanischen Länder nicht mehr zur Debatte, da ich hierfür mehr Vorbereitungszeit hätte einplanen müssen. Somit entschied ich mich für Spanien. Für einen Auslandsaufenthalt über Erasmus war die Zeit leider auch schon zu weit vorangeschritten, man muss nämlich mindestens 1 Jahr im Voraus die Bewerbung abschicken. Dann bin ich durch die Empfehlung einiger Kommilitonen auf College Contact gekommen. Auf der Website konnte ich mich entweder für Madrid oder Barcelona entscheiden, wobei die Wahl schlussendlich auf Madrid fiel. Ausschlaggebender Grund dafür war, dass ich das richtige „Hochspanisch“ (Castellano) lernen wollte und mir die katalanische Sprache, wie sie in Barcelona gesprochen wird und ein Mix aus Französisch und Spanisch ist, nicht so sehr zusagte. Außerdem wollte ich einmal in die Hauptstadt Spaniens, da ich Barcelona schon oft besucht habe.

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Bewerbungsprozess

Da ich mich nun für eine Stadt entschieden hatte, musste ich nur noch die Universität auswählen. Sofort wusste ich, dass es die Nebrija Universidad werden würde. Dazu hatte ich ein sehr ausführliches und nettes Gespräch mit Tatjana, die mir alles über die Uni und den Vorgang mit der Bewerbung erklärte. Danke nochmals dafür!!

Für die Bewerbung war eine Bestätigung der Noten, die man aus seiner Heimatuni in Deutschland gesammelt hat, eine Beschreibung des deutschen Notensystems, zwei Passbilder, Kopie des Personalausweises, das ausgefüllte Bewerbungsformular von College Contact, das Kontaktformular und eine Kopie der Krankenversicherung notwendig.

Grundsätzlich ist die europäische Krankenversicherungskarte (auf der Rückseite steht das EU-Zeichen) ausreichend, jedoch werden nur die Kosten der Leistungen bezahlt, die für das Pendant in Deutschland gezahlt werden würden. Am besten ist es jedoch, wenn man eine private Reisekrankenzusatzversicherung abschließt, zum Beispiel von der HUK Coburg oder der Allianz. Außerdem müsst ihr eine provisorische Kurswahl treffen, die ihr aber vor Ort noch einmal verfeinern könnt, und erst dann endgültig und verbindlich ist. Man darf maximal 5 Kurse wählen, wovon jeder einzelne 6 ECTS ergibt. Wenn man mehr als 5 Kurse wählt, kostet das entsprechend.

Generell war der Bewerbungsablauf kinderleicht. Bewerbungsschluss war der 1. Juli für das Wintersemester und ich habe alles erst kurz vorher eingereicht. Alle Unterlagen hatte ich binnen 2 Tagen komplettiert, an College Contact abgeschickt und wenige Tage später kam schon die Zusage.


In Madrid

Von Zuhause aus habe ich direkt ein Apartment gebucht über die Website Wimdu.com, sodass mir die Anstrengungen der Wohnungssuche erspart blieben. Trotzdem bin ich bereits am 20. August angereist, um die Stadt vorab kennenzulernen, mich ein bisschen einzuleben und den Weg zur Uni zu studieren und natürlich ein paar Freundschaften zu schließen.

Im Nachhinein würde ich euch allerdings empfehlen, eine Unterkunft vor Ort zu suchen, weil man so wirklich sehen kann, wie es in der Wohnung ausschaut und mit welchen eventuell unangenehmeren Mitbewohnern man zusammen leben muss. Des Weiteren ist die Wohnungssuche in Spanien weitaus unkomplizierter als in Deutschland. Auf den Websites idealista.com, segundamano.es, oder easypiso.com kann man Termine machen und die Wohnungen bereits am gleichen Tag besichtigen. Es ist angenehm, dass es keine Ansammlung von Menschen gibt, die auch die Wohnung besichtigen wollen, sondern man ist meistens der einzige Interessent zusammen mit vielleicht ein oder zwei anderen Personen. Um problemlos alles über die Wohnung zu erfahren und wie es sich mit den monatlichen Kosten und ggf. Besonderheiten verhält, ist es hilfreich, wenigstens die Basics der spanischen Sprache zu beherrschen, da die Spanier nicht gerne auf Englisch ausweichen wollen. Obwohl ich im Vorfeld die Wohnung gemietet habe, empfehle ich trotzdem die Wohnungssuche auf eigene Faust, da meine anderen Kommilitonen nur positive Erfahrungen damit gemacht haben und ich mit dem Buchen der Wohnung von Deutschland aus in Schwierigkeiten geraten bin. Die Stornierungsbedingungen waren sehr streng, Provisionen an die Vermittlungsagentur zu hoch angesetzt, und die Zimmer viel dunkler und kleiner als auf den Internetscreenshots angezeigt.

Um Geld abzuheben, habe ich in Deutschland ein Konto bei der DKB eröffnet, mit der man an allen Visa-Automaten kostenlos an Bargeld kommt. Das Konto ist mit keinerlei sonstigen Kosten verbunden, man kriegt sogar großzügige Zinsen.


Die Uni

Es gibt zwei Campi; das Campus Dehesa de la Villa liegt nahe des Stadtgebietes und ist sehr gut mit der Metrolinie 7 zu erreichen (Aussteigen an der Estación Francos Rodriguez), allerdings muss man anschließend noch 15 Minuten zu Fuß zur Uni laufen, wobei man auf der rechten Seite immer einen Blick auf den schönen Park werfen kann. Wenn man das Spanish Plus Program macht, finden die meisten Kurse hier statt. Mit anderen spanischen Studenten kommt man aber so eher weniger in Kontakt, da die Mehrheit der Kommilitonen aus Amerikanern und Chinesen besteht.

Das andere Campus, gelegen in den Außenbezirken der Stadt in einem riesigen Waldgebiet (Parque Regional de la Cuenca Alta del Manzanares), ist nur zu erreichen mit einem Bus, der ab der Metrostation Moncloa abfährt. Auf diesem Campus finden hauptsächlich spanischsprachige Kurse statt, wobei hier vermehrt lateinamerikanische Studenten anzutreffen sind. Damit man mit einheimischen Studenten in Kontakt treten kann, gibt es allerdings zahlreiche andere Möglichkeiten: Zum Beispiel findet ab Oktober/ November immer der Club de Intercambio am Campus Dehesa statt, an dem fast nur Spanier teilnehmen (so habe ich es zumindest erlebt). Dort gibt es dann Gelegenheiten, sich auszutauschen und miteinander ergänzende Seminare zu besuchen, für die es auch eine geringe Anzahl an ECTS gibt.

Bevor das Studium Mitte September anfängt, gibt es ab dem 1. September die Möglichkeit, an einem 2-wöchigen Spanische Grammatik und Konversationsintensivkurs teilzunehmen. Ich würde jedem raten, diesen Kurs zu belegen, weil man so vorweg auf die eventuell neue Sprache vorbereitet und aufgewärmt wird. Außerdem kann man schon ein paar neue Leute kennenlernen.

Was die Wahl der Kurse angeht, habe ich mich für das Spanish Plus Program entschieden. Dazu habe ich 4 Kurse auf Englisch genommen und einen auf Spanisch. Im Nachhinein bereue ich es allerdings ein wenig, nicht mehr Kurse auf Spanisch gewählt zu haben. Dies hätte ich wohl gut bewältigen können, nur habe ich es mir anfangs nicht zugetraut. Konkret belegt habe ich zum Beispiel die Kurse International Business, International Relations und European Union, wobei mir International Relations nicht so sehr gefallen hatte, da es teilweise sehr trocken und theoretisch ausgelegt war und man manchmal vom Verständnis nicht hinterherkam. Empfehlen kann ich das Fach European Union, das von einer spanischen Dozentin gelesen wird. Es war sehr interessant und praxisnah und wenn man mit Eifer dabei ist, wird man mit sehr guten Noten belohnt.


Klima

Als ich Ende August in Madrid ankam, war es noch sehr heiß bei Temperaturen um 40 °C und prallem Sonnenschein, jedoch konnte man die Hitze relativ gut aushalten, da sie sehr trocken war. Auf keinen Fall sollte man die Sonnencreme und eine Kappe vergessen!!!

Der Sommer setzte sich noch lange fort und hielt sich noch bis Ende Oktober, ab wann es dann schrittweise kühler wurde. Regen gab es nicht allzu oft, allerdings gab es ein paar Wochenenden, an denen es stark gewitterte und die Straßen zum Teil überfluteten. Im Dezember wird es dann auch generell kälter, sodass man für den Aufenthalt auch eine Ecke im Koffer für warme Kleidung reservieren sollte. Die Kälte wird tagsüber allerdings als recht angenehm empfunden, da die Sonne fast immer scheint und noch etwas Wärme abgibt.


Freizeitleben und Nightlife

In Madrid gibt es unzählige Angebote, um sich neben dem Studium die Zeit zu vertreiben; man langweilt sich praktisch nie. Die Gestaltung seiner freien Zeit geht vom Besuchen von kulturellen Einrichtungen und Parks über das Fahren mit der Seilbahn (Teleférico), welches ein wunderschönes Panorama über die Stadt bietet, hin zu den vielseitigsten Partylocations wie Kapital, Shoko, Moondance. In Spanien sollte man allerdings, wenn die Planung auf einen Discobesuch gefallen ist, auf die hiesigen Uhrzeiten achten. Die Spanier machen sich kaum vor 2 Uhr auf, sondern gehen erst mal in diverse Tapas-Bars oder Cafés oder sitzen in den Straßen herum. Außerdem sollte man für einen Partyabend viel Zeit investieren, denn vor 8 Uhr in der Früh war ich selten zu Hause. Man muss sich also an die kulturellen Gegebenheiten anpassen.

Von Madrid aus bin ich auch in diverse andere Großstädte wie Salamanca oder Valencia gereist, war aber auch in Andalusien in den Städten Sevilla, Córdoba und Granada, was absolut empfehlenswert ist. Gereist bin ich meist mit dem Fernbus oder der Eisenbahn (Renfe), die sogar günstiger sind als in Deutschland. Sie zu buchen ist auch kinderleicht, gute Organisation!

Ans Herz würde ich außerdem legen, El Circulo de Bellas Artes hinaufzufahren, wovon man eine tolle Sicht auf die Stadt sowohl bei Tag und bei Nacht hat.


Fortbewegung

Die Metro ist das schnellste Transportmittel, um von A nach B zu gelangen. Sie ist leicht zu benutzen, hatte während meines Aufenthalts nicht eine Verspätung und ist ausgezeichnet beschildert, sodass man sich nicht verlaufen oder verfahren kann. Und wenn doch gibt es über all die kostenlosen Metromaps, anhand derer man wieder auf die richtige Spur kommt. Um mit ihr fahren zu können, braucht ihr eine Tarjeta de transporte público, kurz Metrocard. Die muss man online anmelden auf ctm-madrid.es, jedoch kann man sie sich auch ausdrucken lassen in der Calle Fuencarral, dies kostet allerdings 5€ mehr.


Fazit

Schlussendlich bin ich total froh, dieses Auslandssemester gemacht zu haben und bereue es keinen einzigen Tag. Es bring einen in seiner Persönlichkeit und Karriere unheimlich nach vorne und man wird nie vergessen, was man alles erlebt hat und welche tollen Leute man getroffen hat. Der Abschied fiel am Ende sehr schwer, jedoch vereinbarte man, dass man sich bald wieder sieht.

¡Hasta pronto!