28 Okt 2016
Live aus Los Angeles

College-Contact-Stipendiatin Nurten Bahran im Interview

Schon so richtig angekommen: Semsterstipendiatin Nurten Bahran verbringt ein Auslandssemester an der CSUN.

Seit August studiert unsere Semesterstipendiatin für Naturwissenschaften Nurten Bahran an der California State University Northridge – auch CSUN genannt – und genießt den Californian Lifestyle in vollen Zügen.

Im Interview erzählt sie uns von ihrer Liebe zu Los Angeles, vom WG-Leben gemeinsam mit ihrer Schwester und einer amerikanischen Freundin aus Texas und von ihrem Lieblingsort auf dem Campus der CSUN. Als Reiseziele locken sie ganz besonders Kuba und Hawaii – gut, dass sie dann auf ihr Stipendium zurückgreifen kann!


Coco:
Die CSUN gehört zu den größten Universitäten in den USA und der Campus soll wirklich riesig sein! Wie waren deine ersten Eindrücke vom Campus, gerade als Tübingerin? Die Uni in Tübingen ist ja keine Campusuni, von daher ist das Campusleben bestimmt eine ganz neue Erfahrung für dich, oder?

Nurten:
Ich war bereits vorher einmal hier in den Staaten und kenne aus dieser Zeit auch die Uni in Fullerton. Ich habe daher schon gesehen, wie so ein Campus aussieht. Das heißt, es hat mich jetzt nicht allzu sehr „schockiert“. Trotzdem, der Campus der CSUN ist wirklich groß und auch die Bibliothek ist riesig. Auf dem Campus gibt es sehr viele Grünflächen, da findet man immer einen Fleck, wo man einfach in Ruhe sitzen und vielleicht seine Hausaufgaben machen und sich entspannen kann, wenn man zwischen den Vorlesungen Pause hat. Nach einer Woche an der CSUN habe ich einen Teich gefunden mit Schildkröten, Enten und Fischen. Dort finde ich es wirklich richtig schön. Er liegt auch ein bisschen abseits. Dort kann man sich dann hinsetzen und entspannen. Für das Geld, das man zahlt, bekommt man von der Umgebung her echt etwas geboten.


Verliebt in die Westküste, besonders in LA: Nach ihrem ersten Besuch war klar: Hier verbringt sie ihr Auslandssemester!

Coco:
Du warst also schon einmal in LA und hast dir sogar den Campus der CSU Fullerton angeschaut? Wie kam es dazu?

Nurten:
Meine Schwester hat im Sommer 2013 ein Auslandssemester an der CSU Fullerton gemacht und ich habe sie natürlich besucht. Dort habe ich mir dann auch den Campus der CSUF angeguckt und bin mit ihr in einige Vorlesungen gegangen. Das war mein erstes Mal in den Staaten. Geplant waren 5 Wochen Aufenthalt. Jedoch bin ich kurz vor Abflug an einer Bronchitis erkrankt und konnte nicht zurückfliegen. Aus 5 Wochen wurden dann einfach mal 3 Monate. In der Zeit habe ich mich jedoch in Kalifornien, besonders in LA, verliebt. Aus dem Grund bin ich auch wieder hier.


Coco:
Und von der Stimmung, der Atmosphäre her? Jetzt, da das Semester auch losgegangen ist: Ist auf dem Campus viel los oder verteilt sich das, weil er einfach so riesig ist?

Nurten: Nein, es ist vom ersten Tag an viel los. Die amerikanischen Studenten sind auch sehr fleißig. Schon am ersten Tag war die Bibliothek voll und es wurden direkt Hausaufgaben gemacht. Wir haben hier nämlich jede Woche Hausaufgaben und Quizzes. Es ist eigentlich immer etwas los. Ich habe eine Vorlesung, die bis 22 Uhr geht und dann ist der Campus natürlich nicht mehr so voll, aber es sind trotzdem immer noch Leute unterwegs, so dass man auch dann nicht wirklich allein ist. Es ist außerdem immer die Polizei da, die ihre Patrouille macht. Wenn man abends Vorlesung hat, kann man auch anrufen und sich begleiten lassen. Das finde ich wichtig. Wie gesagt, der Campus ist echt groß und ich parke teilweise ziemlich weit von meinem Vorlesungsraum weg. Wenn dann eine Begleitung angeboten wird, find ich das gut.


Coco:
Du hast dir also ein Auto organisiert?

Nurten:
Ja, ohne Auto geht es nicht. Ich wohne ja auch in Hollywood und muss immer eine Stunde zur Uni fahren. Am Anfang, in der ersten Woche, bin ich mit Uber gefahren. Das wäre aber viel zu teuer gewesen auf Dauer. Da haben wir uns halt ein Auto geholt, meine Schwester und ich.


Coco:
Du wohnst also auch mit deiner Schwester zusammen?

Nurten:
Genau. Meine Schwester ist ja schon vor 5 Monaten gekommen, sie studiert jetzt an der UCLA. Und ich bin dann einfach mit dazu gezogen. Wir sind drei Mädchen in der WG. Unsere Mitbewohnerin Nezlie kennen wir bereits seit drei Jahren. Sie ist Amerikanerin. Eingefleischte Texanerin und absolutes Klischee eines American Girls. Sie war unter anderem auch Cheerleaderin. Wir haben sie im Sommer 2013 kennengelernt. Meine Schwester und ich haben an einer Vegas-Bus-Tour teilgenommen bei der sie auch mit dabei war. Wir haben die folgenden drei Tage, und auch den Rest unseres Aufenthaltes in den Staaten, mit ihr verbracht. Als meine Schwester im März 2016 wieder zurück nach LA kam, hat Nezlie nach einer Mitbewohnerin gesucht. Das hat natürlich perfekt gepasst. Seitdem lebt meine Schwester mit ihr zusammen, und als ich dann im August hier angekommen bin, konnte ich mich sozusagen ins gemachte Nest setzen.


Coco:
Du hast dich also für ein Leben mitten in LA entschieden. Das heißt, du bekommst von Northridge vermutlich gar nicht so viel mit?

Nurten: Nein. Aber ich muss auch sagen, dass ich es persönlich nicht so schlimm finde. Die Unis hier sind oft in kleineren Städten, in denen nicht ganz so viel los ist, das war in Fullerton auch so. In LA direkt bekommt man natürlich mehr geboten. Ich habe auch nur zwei Mal die Woche Uni, montags und mittwochs. Deswegen hätte sich das für mich gar nicht so gelohnt, auf dem Campus zu leben. Es ist auch ein bisschen schade, denn sicher verpasse ich auch etwas vom Campusleben. Aber ich glaube, als Masterstudentin bin ich vielleicht auch schon ein bisschen zu alt dafür. Ich war auch noch nie so der Fan von Studentenpartys. Natürlich ist das auch ein Teil der Erfahrung eines Auslandssemesters in Amerika. Aber ich habe hier auch noch ein paar Freunde, die öfters mal auf Campuspartys gehen und da werde ich bestimmt mal mitgehen.


Coco:
Nachdem du ja schon einmal „nur“ als Besucherin in den USA warst, kannst du ja gut Vergleiche ziehen: Ist es eine ganz andere Erfahrung, selbst dort zu studieren und zu leben und nicht nur als Tourist dort zu sein?

Nurten:
Das ist ganz anders und ich empfehle jedem, der wirklich ein anderes Land kennenlernen möchte, nicht unbedingt nur als Tourist zu kommen. Als ich das erste Mal gekommen bin, wollte ich ursprünglich nur für fünf Wochen bleiben und natürlich habe ich in der Zeit ganz viel gemacht. Meine Schwester war ja schon hier und sie konnte mir die Hotspots und viele andere tolle Dinge zeigen. Eben nicht nur das, was man im Internet findet, das sind ja immer diese typischen „Touri-Sachen“. Als International sieht man nicht nur die schönen Seiten, sondern auch, wie das Leben hier tatsächlich ist, auch wenn das, was man sieht und mitkriegt, nicht immer so toll ist. Zum Beispiel die Kriminalität in Downtown, denn abends ist es da wirklich gefährlich. Oder der offensichtliche Rassismus gegenüber den Mexikanern. Dadurch spürt man auch: Hey, das ist kein Urlaub hier, es ist nicht alles so, wie im Fernsehen dargestellt wird, ich lebe tatsächlich hier und es ist nicht alles perfekt. Was aber auch nicht schlimm ist, denn Tübingen hat ja auch nicht nur schöne Seiten. Es ist aber auch schön zu sehen, wie unterschiedlich, oder auch ähnlich, andere Länder und ihre Menschen sein können.


Coco:
Bist du viel mit den anderen Internationals zusammen oder suchst du eher den Kontakt zu Einheimischen?

Nurten:
Ich kenne ja von meinem letzten Besuch ganz viele Amerikaner hier, mit ihnen haben wir, meine Schwester und ich, dementsprechend viel zu tun. Mit ein paar Internationals habe ich natürlich auch Kontakt und wir treffen uns ab und zu. Aber es ist jetzt nicht so, dass wir jeden Tag gemeinsam unterwegs sind.


Nurtens Lieblingsort in Los Angeles? Ganz klar: Laguna Beach!

Coco:
Hast du einen Lieblingsort in LA, den du unbedingt weiterempfehlen würdest?

Nurten:
Laguna Beach. Ich bin gern am Strand. Ich liebe den Strand, ich liebe die Sonne, deswegen bin ich auch so gerne hier und ich finde, Laguna Beach ist der schönste Strand. Er ist eher abseits gelegen und auch ein bisschen weiter weg. Dort habe ich sogar schon häufiger Delfine gesehen. Laguna Beach ist super zum Entspannen und auch die Umgebung an sich ist schön. So ein bisschen tropisch sieht es dort aus. Venice Beach und Santa Monica sind auch cool, nur ist da halt immer total viel los. Der Strand ist daher nicht so sauber. Es ist sicher toll, das mal zu sehen, auch den Pier und alles, aber ich würde Laguna Beach wirklich empfehlen. Und dann gibt es noch einmal zwei Stellen, direkt um die Ecke bei mir, da gibt’s richtig gutes Sushi für richtig wenig Geld. Da bin ich auch sehr gern.


Coco:
Das kannst du ja am besten in unserer Rubrik City Guides vermerken, wenn du mal Zeit hast. Wie sehen denn deine weiteren Pläne aus? Willst du noch ein bisschen herumreisen? Willst du dir die ganze Westküste noch anschauen oder hast du dir da schon viel angesehen?

Nurten:
Ich war damals schon in San Francisco, deshalb fahre ich dort jetzt nicht nochmal hin. Bisher waren wir in Vegas und ich möchte noch sehr gerne nach Miami und Mexiko. Im Januar oder Februar will unsere Mutter uns besuchen kommen und dann fahren wir mit ihr nach San Diego und entweder nach Kuba oder nach Hawaii. Da ist also noch Einiges geplant. Und ich hoffe auch, dass alles klappt.


Ganz viel Liebe! Nurten schwärmt vor allem von der Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und guten Laune der Kalifornier.

Coco:
Konntest du bereits irgendwelche kulturellen Besonderheiten feststellen? Also, du warst ja schon in den USA, aber jetzt, da du auch ein paar Wochen länger da bist und dort richtig lebst: Hat dich irgendetwas an der amerikanischen Mentalität richtig überrascht?

Nurten:
Die Leute sind einfach so wahnsinnig freundlich hier! Sie halten einem die Tür auf, beim Vorbeilaufen sagen sie einfach „Hey, ich wünsche dir einen wunderschönen Tag!“ Sie sagen „Gesundheit“, auch wenn sie nur am Vorbeilaufen sind. Sie sind einfach freundlich. Ich weiß natürlich auch: gerade hier in Hollywood  ist alles sehr oberflächlich. Ob man da jetzt Freunde fürs Leben findet ist eine andere Sache, aber darum geht es uns Internationals ja nicht in erster Linie. Man wird hier einfach extrem freundlich aufgenommen, auch in den Kursen. Ich habe einen Kurs besucht, in den ich versucht habe reinzukommen, „Screenwriting“. Und ich hatte dazu nicht das nötige Vorwissen, da ich noch nie Szenen geschrieben habe. Als ich mit der Professorin gesprochen habe, haben die anderen Studenten das mitgekriegt und sind gleich gekommen und haben gesagt: „Hey, du kannst das da und da runterladen oder dieses und jenes Buch benutzen.“ Sie waren total hilfsbereit. Die amerikanischen Studenten kommen einem auch entgegen, wenn sie merken „Hey, die ist nicht von hier, die braucht Hilfe.“ Man sieht so ein bisschen verloren aus und sie helfen einem dann immer. Und diese Freundlichkeit hat mich auch „schockiert“, aber im positiven Sinne! In Deutschland würde dir niemals jemand beim Vorbeilaufen einfach so sagen: „Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag!“. Das würde niemals jemand machen und man selbst würde denken: „Was will der denn von mir?“ Aber hier ist das eben ganz normal.


Wenn ihr weiter verfolgen wollt, was Nurten sonst noch während ihres Auslandssemesters an der CSUN in Los Angeles erlebt, dann könnt ihr euch ihre künftigen Videos anschauen. Als College-Contact-Campusreporterin gibt sie euch exklusive Einblicke in ihr Studentenleben an der CSUN. Wer jetzt richtig Lust bekommen hat, ebenfalls ein sonniges Semester an der C-SUN zu verbringen und sich von der Schönheit des Strands von Laguna Beach selbst zu überzeugen, kann sich vom College-Contact-Team beraten lassen. Und natürlich haben wir noch viele weitere Partnerhochschulen in Kalifornien, in den USA und weltweit!