30 Mai 2016
Live aus Santa Barbara

College-Contact-Stipendiat Cornelius Golembiewski​ im Interview

Strand, Palmen und Meer: College Contact-Stipendiat Cornelius lernt während seines Auslandssemesters in den USA die schönsten Seiten des Golden State Kalifornien kennen.

Zum Seminar ins Strandhaus des Dozenten, eine WG direkt neben dem sonnenverwöhnten Campus mit Palmen und Kurse bei exzellenten Dozenten: Wenn unser Semester-Stipendiat Cornelius von seinen traumhaften Studienbedingungen berichtet, die er während seines Auslandssemesters an der University of California Santa Barbara genießt, würden wir am liebsten selbst gleich die Koffer packen.

Im Gespräch lässt uns der Medizinstudent aus Jena daran teilhaben, wie er das „Play Hard, Work Hard“ –Ethos im Golden State erlebt und sein Auslandsstudium in den USA erfolgreich vorbereitet hat.

College Contact:
Wie hast du die erste Zeit in Kalifornien und an der Universität verbracht?

Cornelius Golembiewski:
Um noch etwas mehr Zeit zu haben, bin ich extra schon angereist, als die Studenten hier noch Ferien hatten. Auch weil ich geplant hatte, mein Housing erst hier vor Ort zu suchen. Deswegen war ich schon circa zehn Tage vor Uni-Beginn da. Als ich um 18 Uhr am Flughafen angekommen bin, war es noch sehr schön: Sonne und blauer Himmel. Doch dann war bei der Ankunft mein Gepäck erst mal weg und ich hatte einen Tag lang Panik, dass ich fünf Monate hier ohne Gepäck aushalten muss. Aber dann ist es noch angekommen.

Mein erster Eindruck war eigentlich ganz positiv. Meine Mitbewohner haben mich abgeholt. Ich glaube ich habe Glück, dass unsere Wohnung im Vergleich zu manchen anderen amerikanischen Studentenwohnungen in einem echt guten Zustand ist.

Dann zur Uni: Meine Heimatuni Jena ist keine Campusuni, sondern über die ganze Stadt verteilt. Dagegen ist der groß angelegte Campus der UCSB natürlich superschön. Es gibt keine Autos sondern nur Fahrradwege, die gemacht sind wie Straßen inklusive Kreisverkehre für Fahrräder. Die Parkanlagen und natürlich Kaliforniens Sonne, Palmen und blauer Himmel dazu – das macht alles einen sehr schönen Eindruck. Aber der Weg kann relativ lang sein. Also die Distanzen sind trügerisch. Ich wohne zwar direkt neben dem Campus, aber ich habe einen Kurs in der Mitte des Campus und da laufe ich morgens schon 20 Minuten hin. Man denkt immer es ist recht nah, aber es zieht sich doch ziemlich weit hin.


"Die Parkanlagen und natürlich Kaliforniens Sonne, Palmen und blauer Himmel dazu"


"Surfin' U.S.A.": Die kalifornischen Strände in und um Santa Barbara locken Surfer aus aller Welt an.

College Contact:
Also hattest du dir schon vorab dein Zimmer in einer WG organisiert. Wie genau lief deine Suche Unterkunftssuche ab?

Cornelius Golembiewski:
Ich bin der UCSB-Housing Facebook-Gruppe beigetreten. Da posten alle ganz fleißig Wohnungsangebote. Ich habe auch bei Craigslist geschaut, aber das war nicht so erfolgreich. Wahrscheinlich weil die Facebook-Gruppe so gut angenommen wird von allen.

Die Uni hat mehrfach eine E-Mail mit dem Tipp herumgeschickt, dass wir uns schon vorher etwas suchen sollen, weil der Housing Market so eng ist. Daraufhin habe ich einen Freund von mir, der vor fünf Jahren auch mit College Contact hier war, gefragt, ob das bei ihm auch schon so war und er meinte, nein, die E-Mail hätte er nicht bekommen. Da dachte ich mir: „Dann ist die E-Mail vielleicht doch ernst.“ Es wurden dann auch mit der Zeit immer weniger Angebote. Also habe ich meine Entscheidung auf zwei WGs heruntergebrochen, hin und her geskypt und mich dann am Ende für eine entschieden. Ich dachte, zur Not kann ich hier nochmal umziehen.

Am Ende war es wirklich gut, dass ich meine Unterkunft vorher gesucht habe. Als ich schon hier war, habe ich viele andere getroffen, die sich teilweise noch nichts gesucht hatten. Doch dann waren alle Privatunterkünfte schon vergeben. Es gibt hier noch so ein paar kommerzielle Apartment-Komplexe, in denen man noch etwas finden konnte. Aber das ist weniger authentisch, weil man nicht mit Amerikanern zusammen lebt, sondern meistens mit anderen internationalen Studenten.

Außerdem musste ich so keine Nacht in einem Hotel schlafen und hier rumsuchen. Stattdessen konnte ich dann gleich mit einem anderen Deutschen, den ich hier kennengelernt habe, in den Tagen vor Unibeginn nach San Diego fahren, was sehr schön war.


College Contact:
Wie würdest du das typische Collegeleben am Campus der Santa Barbara beschreiben?

Cornelius Golembiewski:
Also am Anfang war ich ganz euphorisch. Jetzt würde ich sagen: „Es ist nicht alles besser hier, Deutschland ist auch okay.“ Also es ist schon cool hier. Man kann immer etwas unternehmen, die Leute sind hilfsbereit und man kann überall hin und ist willkommen. Bei manchen Studenten, die hier die ganze Zeit am Feiern sind, frage ich mich aber wirklich, wie sie noch studieren. Das ist schon sehr kennzeichnend hier für Isla Vista. Das „Play Hard, Work Hard“-Motto leben sehr viele.


College Contact:
Wie sieht zum Beispiel ein typischer Tag von dir an der UC Santa Barbara aus?

Cornelius Golembiewski:
Ja, das ist eine gute Frage. Wenn man in Deutschland ist, reicht es oftmals die Vorlesungen und Seminare zu besuchen. Das reicht hier meistens bei Weitem nicht. Es gibt jede Woche Reading Assignments, also eine Art Hausaufgabe, dass man so und so viele Seiten lesen muss und teilweise wöchentliche Quizzes.

Man hat relativ wenig Unterricht, wenn man die Mindestzahl an drei Kursen belegt und dann viel frei. Das ist eigentlich ganz praktisch. Man kann ausschlafen, wenn man sich keine Morgenkurse gelegt hat. Ich habe mir zum Beispiel ein langes Wochenende freigehalten und freitags keinen Kurs. Dadurch kann man immer schon Donnerstagnachmittag los, wenn wir auf einen Trip fahren wollen.

Aber im Vergleich zu dem Unialltag zuhause hat man hier theoretisch immer etwas zu lesen und zu arbeiten. Gerade weil die UCSB das Quartersystem hat. Da kommt alles schneller als man denkt.


"Man [kann] nach der Uni jeden Abend eine Beschäftigung finden oder auf eine Feier gehen"


Neue Energie tanken nach der Vorlesung oder der Feier: Wo ist das besser möglich als in den vielen Strandlokalen rund um die Isla Vista in Santa Barbara.

College Contact:
Wie gefällt dir die Lehre an der UC Santa Barabara?

Cornelius Golembiewski:
Was sehr angenehm ist, ist dass die Professoren alle superengagiert sind. Es kann nicht sein, dass ich nur Glück hatte. Ich glaube, es ist hier generell so, dass sich die Professoren - wie das ganze Arbeitsethos in den USA so ist - mehr auf die Lehre konzentrieren. Das ist unheimlich schön. Die Dozenten sind alle so engagiert, gut strukturiert und man hat bei allen das Gefühl, dass sie ihre Lehre so einmalig wie möglich gestalten wollen.

Es ist hier auch im Bezug auf die Anwesenheit anders. Man muss fast immer in die Vorlesung gehen. In Deutschland reicht es meistens aus, wenn man den Stoff vor den Klausuren nacharbeitet. Aber hier ist es sehr lohnenswert in die Vorlesungen zu gehen, weil sie zum einen spannend und gut dargestellt sind. Zum anderen auch, weil es schwer wäre den Inhalt alleine nachzuarbeiten. Die Folien reichen dafür meistens nicht aus. Man erspart sich also viel Stress, wenn man hingeht. Außerdem verteilen die Professoren manchmal Extra Credit an die Anwesenden.

Ansonsten kann man nach der Uni jeden Abend eine Beschäftigung finden oder auf eine Feier gehen. Denn die enden hier sehr früh und fangen auch früh an, von 8 bis 12 Uhr nachts ungefähr. Da ist der nächste Tag auch immer noch gerettet. Deswegen gönnen sich das die Leute hier auch sehr oft. Eigentlich fast jeden Tag der Woche, auch wenn sie am nächsten Tag noch eine Klausur haben. Sehr ausgelassen also.


College Contact:
Dann nochmal zurück zur Uni selbst. Du hast ja alle deine Wunschkurse bekommen, oder?

Cornelius Golembiewski:
Ja und nein. Also ursprünglich waren meine Wunschkurse, als ich in den gesamten Unikatalog für Naturwissenschaften geschaut habe, auf Medizin fokussierte Kurse, die allerdings in diesem Quarter Semester nicht angeboten wurden. Da habe ich mich umentschieden und habe mir gedacht: „Warum soll ich jetzt halbherzig irgendwelche Naturwissenschaftskurse belegen, mit denen ich nicht richtig zufrieden bin?“

Ich wollte keine Einführungskurse belegen, in denen ich das Wissen als Mediziner schon hatte, aber auch keine fortgeschrittenen Biochemiekurse, die zu wenig Bezug auf Medizin nehmen. Ich bin ja nur drei Monate hier und die Noten werden in meinem Fall in Deutschland nicht anerkannt. Da ich auch politisch sehr interessiert bin, dachte ich mir, ich wähle aus anderen Bereichen. Ich kann allen nur empfehlen, sich den breiten Kurskatalog hier zu Nutzen zu machen. Es ist erstaunlich, wie weit gefächert das Uniangebot ist. Man hat auch immer das Gefühl, die Kurse, die hier angeboten werden, sind tagesaktuell.


"Er ist ein superwitziger Professor, hat ein Strandhaus hier und lädt uns immer alle zum Seminar zu sich nachhause ein!"


Das in Südkalifornien gelegene Santa Barbara erfüllt alle Erwartungen über den "Californian Way of Life".

College Contact:
Wie bist du in die Kurse reingekommen?

Cornelius Golembiewski:
Viele Professoren mögen die internationalen Studenten sehr und obwohl man die Kurse crashen muss, sind hier alle sehr, sehr offen. Im Extension Vorkurs wurde uns viel Angst gemacht und gesagt, dass es unwahrscheinlich wäre in die Kurse reinzukommen. Aber dann geht man meistens zu den Professoren hin und die sind supernett und herzlich. Sie freuen sich sogar, dass man Interesse zeigt und sagen: „Na klar, das darf man offiziell nicht sagen, aber ich bevorzuge die internationalen Studenten immer.“ Und dann kommt man eigentlich auch immer ganz gut rein.

Insgesamt habe ich einen Kurs in den Naturwissenschaften belegt, über „Immune System and Aids“, was eben relativ medizinisch ist und der Bereich Immunologie ist auch sehr interessant. Und dann habe ich zwei relativ freie Kurse gewählt.

Einmal „Global Conflicts“, ein Kurs, in dem einfach alle Weltkonflikte, Religionskonflikte und so weiter betrachtet werden. Den Kurs unterrichtet ein 84-jähriger Professor, der überall auf der Welt schon war, ein gefragter Terrorexperte ist und auf allen nationalen Nachrichtensendern, immer wenn es um 9/11 oder den IS geht, als Experte konsultiert wird. Er ist ein superwitziger Professor, hat ein Strandhaus hier und lädt uns immer alle zum Seminar zu sich nachhause ein! Wir müssen nicht in irgendeinen Klassenraum, sondern er bietet ein freiwilliges Seminar an, zu dem er alle in sein Strandhaus einlädt, so dass wir immer Montagabends bei ihm sind. Wir müssen Bücher von ihm lesen und den ganzen Profit, den er damit macht, steckt er in eine Abschlussparty, die er in seinem Strandhaus für alle in seinem Kurs schmeißt.

Der dritte Kurs ist ein Politikkurs, „International Security“, was dem anderen Kurs auch ein bisschen ähnelt aber einfach nochmal theorie- und strategiebehafteter ist. Die Professoren haben alle so eine beeindruckende Vita und geben das so weiter.

Ja, da habe ich einfach mal meine Chance genutzt. Und es gab auch noch viele andere spannende Kurse, bei denen man am Anfang wirklich abwägen muss. Ich bin zu fünf, sechs, sieben Kursen hingegangen und dann muss man sich „leider“ seine Favoriten auswählen. Also am liebsten würde ich hier noch viel mehr Kurse belegen. Es ist alles sehr, sehr spannend.


"Wir fahren hier immer für Wochenendtrips nach L.A. oder San Diego"


Panoramablick auf die kalifornische Südküste: Cornelius lässt es sich in seinem Auslandsstudium in den USA gut gehen.

College Contact:
Dann kommen wir jetzt noch zu dem anderen Themenfeld und zwar Freizeit. Hast du das CoCo-Stipendium wirklich in einen Autokauf investiert?

Cornelius Golembiewski:
Meine ursprüngliche Idee, ein Auto zu kaufen, habe ich dann leider nicht umgesetzt. Aber das ist eigentlich ganz gut gewesen, weil es sich einfach nicht ergeben hat und es kein günstiges Auto für 1000 Euro gab, auf das man sich hätte verlassen können.

Da bin ich auch ganz froh darüber, weil Santa Barbara wirklich sehr gut ohne Auto zu erreichen ist. Mit Uber und Lyft ist es auch echt bequem. Das sind Apps, die in Deutschland von den Taxifahrern so gehasst werden. Wenn man mal in einen Club möchte, kann man mit einem Uber fahren und wenn man sich das noch mit mehreren Leuten teilt, ist das eine echt günstige Alternative, wenn man kein Auto hat.

Deswegen geht das Geld aus dem Stipendium in nichts Bestimmtes, sondern in Lebensmittel, in den Alltag und wir fahren hier immer für Wochenendtrips nach L.A. oder San Diego, da ein deutscher Freund hier ein Auto hat. Als nächstes fahren wir nach Mexiko.