University of California, San Diego
Ich wollte schon seit längerer Zeit an der Westküste der USA studieren, da dort viele Technologien der Informatik entwickelt wurden und fast alle großen IT-Konzerne ansässig sind. Ich habe von einer Kommilitonin erfahren, dass die Beratungsagentur College Contact Studenten an die Universitäten in Kalifornien vermittelt und als Ansprechpartner dient. Dieses Angebot habe ich wahrgenommen und kann ich auch nur weiterempfehlen, da die Bewerbungsunterlagen überprüft und dann weitergeleitet werden. Ich habe mich dann für die UCSD entschieden, weil die Universität in Rankings zu den besten der Welt gehört, meist Top-20, eine große Informatikfakultät besitzt und weil in San Diego direkt an der Pazifikküste über ganzjährig gutes Wetter verfügt.
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Voraussetzungen:
Zu den Voraussetzungen gehört ein Nachweis der Englischkenntnisse durch einen IELTS von über 7.5 oder einen TOEFL mit über 90 Punkten. Ich konnte den IELTS-Test im Zuge des Ingenieursprachkurses des MWP in London im Sommer 2016 absolvieren. Zudem wird ein Nachweis über sehr gute akademische Leistungen gefordert, welcher über Notenauszüge, oder wie in meinem Fall das Bachelorzeugnis, erfolgt. Außerdem wir ein „Personal statement“, also ein Motivationsschreiben gefordert, indem man die Entscheidung für die Bewerbung an der UCSD darlegt. Diese Informationen sollten auf der Webseite von Collage Contact nachzulesen sein. Zudem wird nach Zusage auch ein ärztlicher Nachweis zur Tuberkulosefreiheit gefordert, welcher einen Test bei einem Lungenarzt erfordert. Ich habe mich im Januar 2017 für das Herbsttrimester (Sept.-Dez.) beworben und würde das auch so weiterempfehlen. Der Sprachtest muss vorher absolviert werden.
Organisation:
Die University of California San Diego (UCSD) bietet ein sogenanntes UPS-Programm (University and Professional Studies) an, auf das man sich für ein oder mehrere Auslandstrimester bewerben kann. Dies wird von einem eigenen Institut, den UCSD-Extensions organisiert. Bei der Bewerbung muss man dann zwölf Kurse angeben, die man vielleicht besuchen möchte. Diese Auswahl hat allerdings nichts mit den tatsächlichen Kursen zu tun, da man diese Informationen von vergangenen Trimestern entnimmt. Ich vermute, es ist nur eine Beschäftigung mit dem voraussichtlichen Kursangebot, um Überraschungen zu vermeiden. Die Anleitung inklusive aller Fristen für das Studentenvisum wird von College Contact bereitgestellt. Die Vergabe des Visums beinhaltet nach dem Ausfüllen endloser Formulare auch ein Besuch bei der Botschaft in München. Dieses Visum erlaubt einen vierwöchigen Aufenthalt vor Kursstart und einen sechswöchigen Aufenthalt nach Kurs Ende in den USA. Nach Kurs Ende darf das Land allerdings nur einmal verlassen werden.
Unterkunft:
Die UCSD bietet Unterkünfte auf dem Campus an. Allerdings sind diese nur für „Undergrads“, also regulär eingeschriebene Bachelorstudierende verfügbar. Austauschstudenten und Masterstudierende müssen sich auf dem regulären Wohnungsmarkt umsehen. Die Mieten in San Diego und vor allem in La Jolla, dem nördlichen Stadtteil rund um die Universität, sind für deutsche Verhältnisse sehr teuer. Die Universität empfiehlt den privaten Vermieter „Anatolia Corporate Housing“. Dieser bietet Einzelzimmer oder Doppelzimmer in der Nähe der Universität an. Ich habe ein „shared bedroom“ für 2740$ für das Trimester gebucht. Zusätzlich wird eine Reservierungsgebühr von 250$ verbucht. Mein Zimmer war sechs Minuten mit dem Bus von der Universität entfernt und ich hatte einen Mitbewohner aus Singapur, mit dem ich mich sehr gut verstanden habe. Die Busfahrkarte kann für 140$ gekauft und rund um die Uhr verwendet werden. Alternativ kann man sich im Partyviertel Pacific Beach ein Zimmer suchen und einen längeren Weg zur Uni in Kauf nehmen. Dann wäre allerdings ein Mietauto empfehlenswert, da der öffentliche Verkehr nicht wirklich ausgebaut ist.
Studium:
Das Studium unterscheidet sich im Wesentlichen durch die benoteten Hausaufgaben, die in jedem Fach üblicherweise wöchentlich einzureichen sind. Diese können dann bis zu 50 Prozent der Endnote ausmachen. Der Rest der Note wird durch Tests während des Trimesters (Mitdterms) und am Ende (Finals) ermittelt.
Zu Beginn des Semesters hat man als UPS-Student einige Nachteile, weil man nicht an der Platzvergabe online teilnehmen kann, sondern den Professor um eine Unterschrift und die Fakultät um einen Platz bitten muss. Somit sind Plätze in besonders begehrten Vorlesungen (vor allem in der Informatik) bereits vergeben. Die Zusage für einen Platz kann sich bis in Woche drei hinziehen, was vor allem deshalb unangenehm ist, weil man mehr Kurse als vorgesehen besuchen muss, um letztlich seine drei Kurse zu bekommen. Ich konnte beispielsweise nicht am Kurs „Computer Vision“ teilnehmen, was mich ziemlich geärgert hat. UCSD Extension bietet zwar auch eigene Kurse an, aber ich wollte an den normalen Masterkursen der Fakultäten teilnehmen. In jedem Trimester sind drei Kurse mit je vier Units vorgesehen. Ich habe Plätze in folgenden Kursen bekommen:
- CSE240A Computer Architecture: Rechnerarchitektur für Studenten mit Erfahrung in dem Gebiet. Themen wie die Sprungvorhersage und Multithreading werden intensiv behandelt.
- CSE237C Validation and Prototyping of Embedded Systems: Eine Einführung in Vivado HLS, also Synthese mit einer C-ähnlichen Hochsprache. Noten werden durch zweiwöchige Projekte und einem großen Abschlussprojekt samt Ausarbeitungen erhoben.
- ECE253 Digital Image Processing: Bildverarbeitung angefangen vom Pixel über Filter bis zu Transformationen. Ein guter Kurs für Studenten mit wenig Erfahrung in dem Bereich, auch wenn der Professor seinen Foliensatz erneuern könnte.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich im Nachhinein den Kurs 240A durch einen anderen ersetzen würde, da ich schon mit vielen Konzepten vertraut war. Nichtsdestotrotz war es ein lehrreiches Trimester mit vielen internationalen Kontakten. Die Studenten an der UCSD sind zu ca. 50 Prozent aus dem asiatischen Raum und besonders in der Informatik auch aus Indien.
Campus:
Der Kontakt zu Amerikanern ist also am besten über einen der vielen Studentenclubs möglich. In den ersten Wochen gibt es viele Informationsstände der Clubs entlang der zentralen Plätze, um neue Mitglieder anzuwerben. Ich war bei dem „Triton Rocket Club“, welcher eine kleine Rakete entwickelt und versucht Höhenrekorde zu brechen. Meist sind allerdings langfristige Mitglieder gesucht.
Der Campus ist ziemlich groß und hat auch noch einige umliegende Institute. Man benötigt bis zu 20 Minuten zu Fuß, um vom einen Ende an das andere zu gelangen. Die futuristische Bibliothek liegt ungefähr in der Mitte des Campus. Daneben gibt es ein Zentrum, welches verschiedenste Lebensmittelketten und einen kleinen Supermarkt enthält. Das ist der „Ersatz“ für eine Mensa, was jedoch auf Dauer ziemlich teuer werden kann.
Freizeit:
Die Universität bietet für nahezu jede erdenkliche Sportart ein bezahltes Angebot an. Ich habe einen wöchentlichen Surfkurs besucht, was ich nur empfehlen kann, denn die Universität ist ca. ein Kilometer vom Pazifik entfernt und die Wellen sind sehr anfängerfreundlich (siehe Bild unten). Es gibt auch eine Boulderhalle, Schwimmbäder und Fußballplätze. Und natürlich ist einer der Strände immer einen kleinen Ausflug wert. Die „Outback-Adventures“ verleihen Ausrüstung und organisieren Ausflüge in die Natur. Ich habe an einem Ausflug nach Mexiko über die Thanksgiving-Feiertage teilgenommen. Zum Feiern eignen sich die Stadtteile Downtown oder Pacific Beach, zu denen man am besten mit den Taxiapps Uber oder Lyft kommt.
Kosten:
Zu den Studiengebühren in Höhe von 7800$ kommen noch eine Bewerbungsgebühr von 200$ und eine Servicegebühr von 350$. Zusätzlich muss die Krankenversicherung in Höhe von 590$ von der Universität bezogen werden. Der Flug kostet je nach Angebot ca. 800€. Das meiste davon wird durch die Auslandsförderung des MWP gedeckt. Das Visum kostet insgesamt ca. 360$. Danach ist noch mit der oben genannten Miete und mit Lebenshaltungskosten zu rechnen, die deutlich höher sein dürften als in Deutschland. Die Zeit vor und nach dem Semester eignet sich natürlich auch für einen Urlaub. Ich konnte in den drei Wochen vor Semesterbeginn einen Roadtrip von San Francisco nach San Diego unternehmen. Die Nationalparks in der Gegend sind definitiv eine Reise wert.
Fazit:
Die UCSD ist eine gute Universität mit vielen Möglichkeiten im sonnigen San Diego. Ich empfehle dieses Ziel jedem, der einen anspruchsvollen Studienalltag in einer großen Stadt direkt an der Pazifikküste erleben will.