25 Aug
Erfahrungsbericht von Dirk F.

University of Essex


Hochschule: University of Essex
Land: Großbritannien
Kontinent: Europa
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2016 bis 06/2016
Heimathochschule: Leipzig U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Campus

Die University of Essex ist eine typische Campus-Universität, d. h. es gibt einen zentralen Hauptcampus, der eingebettet inmitten der grünen Natur am Rande von Colchester liegt. Man kann sich das Ganze wie eine eigenständige kleine Stadt mit Bars (inkl. Billard), Restaurants, einem kleinen 24-Stunden-Shop mit den wichtigsten Lebensmitteln (und vielen Süßigkeiten), einem Buchladen, einer Poststelle, einem Friseur und einem eigenen Club („Sub Zero“), der eine Kapazität von mehreren Hundert Personen hat, vorstellen. Charakteristisch für Essex ist die extrem internationale Atmosphäre sowohl unter der Studenten- als auch unter der Dozentenschaft; so waren meine drei Dozenten alle keine Briten.

Eines der neuesten Gebäude ist die Essex Business School, bis zu der ich von meiner Unterkunft gerade einmal 3 Fußminuten brauchte. Ein Blickfang ist die Business School schon allein durch ihre beeindruckende Architektur, die durch ihre Holzbauweise, ihre Pflanzenvielfalt im Innenhof sowie ihrem frischen Klima eher an einen tropischen botanischen Garten erinnert. Am anderen Ende des Campus befindet sich ein kleiner See mit Grillplätzen und freilebenden Enten, die teilweise auch inmitten von Studenten anzutreffen sind.

Obwohl natürlich nicht alle Gebäude nagelneu sind, sondern viele Gebäude noch an die Gründungszeit der Uni in den 60er Jahren erinnern, habe ich trotzdem das Gefühl, dass es der Uni finanziell gut bis sehr gut geht (z. B. eigene Autos der Campus Security Patrol und jede Menge Personal, das alles Mögliche in Schuss hält), wie an den Sportanlagen im Abschnitt Freizeit in diesem Bericht noch zu sehen sein wird.

Colchester an sich ist eine sehr historische Stadt mit einem durchaus aktiven Nachtleben. Einziger Kritikpunkt ist für mich die Lage des Campus außerhalb der eigentlichen Stadt Colchester (mit mindestens 15 Fußminuten relativ weit bis zum nächsten großen Supermarkt, nämlich Tesco). Das war sicher auch ein Grund, warum die meisten Studenten zu Beginn der vierwöchigen Osterferien in ihre Heimat nach Hause geflogen sind und der Campus dementsprechend fast wie ausgestorben war. Wünschenswert wäre auch eine günstigere Anbindung an die Londoner Flughäfen.

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Studium

Ich habe den Spring Term sowie den Summer Term in Essex verbracht. Der Spring Term hat 10 Wochen Vorlesungszeit, während der Summer Term pro Fach nur aus einer Revision Class (Prüfungsvorbereitung) und Abschlussprüfungen bestand. An der Business School habe ich zwei Kurse und am Economics Department einen Kurs belegt – jeweils mit 10 ECTS. Im Vergleich zu Deutschland haben die Kurse viel weniger Präsenzstunden, sind dafür jedoch sehr theorie- und forschungsorientiert.

Dozenten haben für Fragen immer ein offenes Ohr und weisen auch regelmäßig auf ihre Sprechzeiten hin, die mit zwei bis drei Stunden pro Woche deutlich länger als die von deutschen Dozenten sind. Ein Beispiel für die sehr gute Ausstattung der Business School ist das Bloomberg Financial Market Lab, ein Computer-Pool mit der professionellen Finanzmarktinformationssoftware, bei der sich Studenten kostenlos einen Account anlegen und die Software frei nutzen können. Zudem erfährt man auch von Seiten der Uni super Unterstützung (z. B. Gruppen- oder sogar 1:1-Sessions in speziellen Fragen der Mathe-Nachhilfe). Weiterhin ist auch das Employability and Careers Centre sehr engagiert und sprach mit mir gemeinsam in mehreren Terminen viele Details zum CV und Cover Letter durch.

Die Uni ist außerdem bestrebt, die Meinung ihrer Studenten zu erfahren und von der Unterstützung der Studenten zu profitieren. So gab es z. B. eine Befragung zum Bewerbungsprozess und eine Teilnahme an einer Testversion eines selbstentwickelten Englisch-Einstufungstests. Dafür setzt die Uni Anreize, indem sie Teile ihrer Einnahmen in Form von Gutscheinen an ihre Studenten für die Teilnahme an solchen Aktivitäten wieder zurückgibt (in meinem Fall z. B. 10 Pfund für Tesco und 50 Pfund Amazon-Gutschein).

Empfehlenswert ist es, Mails vom Uni-Mail-Account täglich abzurufen, da sämtliche Informationen von der Studienunterstützung bis zur technischen Wartung der Studentenzimmer darüber versendet werden.

Wenn es um die empfohlene Literatur geht, gibt es einerseits im Bereich der Wirtschaftswissenschaften (BWL sowie VWL) eine top ausgestattete Bibliothek, die neben einer Vielfalt an Fachbüchern auch mit einem reichhaltigen Angebot an international renommierten Fachjournalen (in elektronischer und gedruckter Form) glänzt. Andererseits benötigt man die empfohlene Literatur aus der Bibliothek gar nicht unbedingt, da die Vorlesungs- und Übungsunterlagen in der Regel sehr ausführlich sind und relevante Aufsätze oft auf der Onlineplattform für die Studenten zur Verfügung gestellt werden. Zu beachten ist, dass die Leihfrist der Bücher nur eine oder maximal zwei Wochen beträgt.


Freizeit

Für die Abwechslung in der Freizeit bietet die Students‘ Union eine große Bandbreite an Societies an, die sich über verschiedenste Interessensgebiete erstrecken und bei denen viele Studenten mit Herzblut mitwirken. Daneben gibt es ein top ausgestattetes, großes Fitnessstudio zu moderaten Preisen (welches ich sehr empfehlen kann, super Öffnungszeiten an sieben Tagen pro Woche von jeweils 7 bzw. 8 bis 22 Uhr, je nach Wochentag), Squash-Räume, eigene Tennisplätze, Hockey-Felder, Mehrzweckräume mit einem breiten Kursangebot, Tischtennis, Badminton sowie Rasenflächen im Umfang von über 20 Fußballfeldern, auf denen Fußball, Rugby, Cricket und v. a. m. gespielt werden. Außerdem gibt es ca. 40 verschiedene Sport Clubs, denen man sich kostenlos anschließen kann, um gemeinsam einen bestimmten Sport auszuüben.

Besondere Highlights waren der Derby Day (Wettkampf in sämtlichen Sportarten zwischen der Uni Essex und einer anderen englischen Uni), die Eurovision-Song-Contest-Party in der SU Bar, die inoffizielle Semester-Endparty auf dem Campus, der offizielle Summer Ball als Semesterabschluss auf einem bunten Festgelände mit Karussells und die Übertragung der Fußball-EM in der SU Bar.

Mit der WG hatten wir Ausflüge nach Ipswich zum Zweitliga-Fußballspiel zwischen dem Ipswich Town FC und Milton Keynes Dons sowie nach Clacton-on-Sea (halbe Stunde von Colchester entfernt an der Nordseeküste gelegen mit Strand und langer, schöner Seebrücke) unternommen.

Durch das Leben auf dem Campus und viele Veranstaltungen wurde ich „irgendwie“ sehr an die Uni gebunden und ich habe mich wie zu Hause gefühlt, was mir an anderen Universitäten, die ich bisher besuchte, nicht so deutlich aufgefallen ist!


Wohnen

Ich habe in einer Sechser-WG in den Houses im Norden des Campus gewohnt, wobei jeder sein eigenes kleines Bad hatte und alle zusammen eine Gemeinschaftsküche nutzten. Zwei meiner Mitbewohner kamen aus Frankreich und jeweils einer aus Holland, Schweden und England.

Einmal pro Woche kam eine stets freundliche und hilfsbereite Reinigungskraft vorbei und putzte unsere Küche und saugte den Flur, was durch meine Mitbewohner allerdings extrem ausgenutzt worden ist, denn diese haben selbst nach täglichem Kochen überhaupt nichts sauber gemacht, sodass die Küche oft wie ein Schweinestall aussah (das kann man jedoch nicht verallgemeinern, denn in anderen Wohnungen wurde viel Wert auf Sauberkeit gelegt!). Derweil habe ich es vorgezogen, in die Kantine essen zu gehen. Trotz des Küchenproblems hatte ich zu meinen Mitbewohnern ein sehr gutes Verhältnis und das erste Wiedersehen ist bereits geplant.


Finanzen

Generell ist das durchschnittliche Preisniveau (Miete, Lebensmittel) in England meiner Meinung nach mindestens doppelt so hoch wie in Deutschland. Z. B. kostete ein normales Mittagessen in der Kantine umgerechnet zwischen sechs und sieben Euro und auch die Mieten sind sehr hoch, was aber nicht nur in Essex, sondern überall in England (auch in Supermärkten) der Fall ist.

Zwei der wenigen Dinge, die günstiger sind als in Deutschland, sind Friseur (Herrenschnitt trocken neun Pfund) und Taxi-Fahrten (bei drei bis vier Mitfahrern eine schnelle und günstige Alternative zum Bus).

Aus aktuellem Anlass ist zu betonen, dass es durch die sogenannte Brexit-Abstimmung in UK zu einem günstigeren Wechselkurs des britischen Pfunds zugunsten des Euro gekommen ist, wodurch Studenten aktuell sehr profitieren können, die an einem Studium in UK interessiert sind (da man z. B. jetzt für dieselbe Studiengebühr viel weniger Euro zahlen muss als vor dem Brexit).


Fazit

Ich bin sehr froh, dass ich kurz vor dem Ende meines Studiums die Chance genutzt habe, in meinem Wunschland an einer tollen Uni mein Auslandssemester zu verbringen. College Contact war mir dabei sehr behilflich und als Ansprechpartner immer erreichbar. Ohne die Vermittlung von CC wäre die Organisation um ein Vielfaches aufwendiger und umständlicher – und somit womöglich „abschreckend“ – gewesen.

Die University of Essex ist in puncto Internationalität und Studienbedingungen absolut empfehlenswert, falls man nicht unbedingt den Trubel einer Großstadt sucht!