14 Sep
Erfahrungsbericht von Bettina M.

University of California, Berkeley


Stadt: Berkeley
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Internationale BWL, Projektmanagement
Studientyp: Aufbaustudium
Zeitraum: 01/2015 bis 04/2015

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Internationales Projektmanagement in Berkeley-Extension

Erst einmal möchte ich mich bei Kristin bedanken, die mit viel Engagement meine Bewerbung für die UC Berkeley Extension durchgebracht hat und auch während des einsemestrigen Studiums hilfreich war.

Ungefähr ein Jahr vor Studienbeginn begann ich, mich für Internationales Projektmanagement in Berkeley zu interessieren. Hierzu musste ich erst nochmal in den Sprachkurs, um den erforderten Toefl-Score zu erreichen. San Francisco und London standen auf dem Plan. Hierbei erwies sich eine Sprachschule in London als ausgezeichnet. (Hampsteadschool of English London)

Vorrätig hatte ich noch diverse Bewerbungsunterlagen, sodass ich weniger mit den Formalitäten zu tun hatte und mich im Herbst dann für das Spring Semester bewerben konnte. Das war zeitlich alles ziemlich knapp. Das Gute an Berkeley Extension und College Contact war eben auch, dass es funktionierte. Ich zitterte dann etwas, ob die mich auch nehmen und Anfang Dezember hatte ich dann die Zusage von der Eliteuniveristät Berkeley im E-Mail-Briefkasten.

Vor dem Visum hatte ich weniger Angst. Ich hatte sogar noch richtig Glück, da ich kurzfristig einen Termin bekam. Ich fuhr nach Frankfurt, übernachtete in einem einfachen Hotel und stellte mich am Schalter an und bekam mein Visum auf 5 Jahre. „I want this“ sagte ich dem freundlichen Amerikaner beim Konsulat. Und erzählte etwas von meinem wissenschaftlichen Fachgebiet.

Mein Problem war die Unterkunft und das blieb so fast bis zum Schluss. Das I House war mir zu teuer und außerdem wollte ich nicht bekocht werden. Das BERK sagte zu und ab. So reservierte ich mir erstmal ein Luxuszimmer in einer der Vantaggio Suits in San Francisco. Von San Francisco aus ist man nämlich in 30 min mit BART an der Institution. Die Vantaggio Suits sind für Studenten und Sprachschüler ausgerichtet, bieten eine kleine Küchenzeile im Zimmer an und jeden Morgen ein Frühstück mit leckeren Muffins, Kaffee, etc. Allerdings ist die tägliche Strecke von 30/60 min bei einem Fast-Track-Studium spürbar. Vorteil: Man lebt in SF und nicht in der Kleinstadt Berkeley, sprich, du kannst shoppen gehen, schnell mal an den traumhaften Strand fahren oder nett Sightseeing machen. Die Leute an der Rezeption waren super freundlich und das nicht einmal so hohe Deposit wurde zurücküberwiesen.

Ich wechselte dann nach einem Monat in ein privates Studentenwohnheim in einem amerikanischen Haus (Kluegelhouse). Da ich mich leider nicht so gut mit den Leuten verstand, wechselte ich dann ins teure U1122. Dort hatte ich dann zwar bis zum Ende meines Aufenthaltes ein eigenes Zimmer in einer WG, mit Rooftop, was zu Parties einlud und einem Bodygym. Das Teil war jedoch auch teuer und die Leute viel zu smart. Ich kam wenig ins Gespräch mit den WG-Mitbewonerinnen und die Verwaltung nahm noch die Hälfte der Kaution an sich, obwohl das Zimmer ordentlich hinterlassen wurde. Nett ist das Café Yesterday, das an U1122 angegliedert war. Da kann man sich morgens auch mal einen Cappuccino zum Frühstück holen.

Ich will dazu sagen, dass ich San Francisco schon ein wenig kenne. San Francisco hatte in den letzten Jahren eine Wirtschaftskrise hinter sich und trotz vieler Fortschritte sieht man immer noch unzählige arme Menschen. Nun nicht in SF, aber in Berkeley saß mal einer im Bus, der sehr normal wirkte, erst auf den zweiten Blick bemerkte ich das verschmutzte Outfit und die desolate Situation. San Francisco wirkt auf mich trotzdem noch als sichere Stadt, d.h. ich wurde z.B. dort noch nie bestohlen oder überfallen. Ich habe sicher so etwas wie eine Kreditkartenversicherung für Notfälle abgeschlossen, die bisher jedoch nur in Europa zum Einsatz kam.

Sightseeing: Die Golden Gate Bridge sollte man sich nicht entgehen lassen und ist das Wahrzeichen der Stadt. China Town lädt wunderbar zum Shoppen ein, z.B. Porzellan, Seidenartikel oder Seide Meterware, man kann dort alles bekommen. Wer gerne mal nach China reisen möchte, kann dort etwas trainieren. Manchmal findet man auch chinesische Straßenmusikanten traditionelle Musik spielen und auch im Bus werden die Stationen auf Chinesisch angesagt. Der Hafen ist sehr touristisch ausgeprägt, man findet dort jede Menge Souvenirs, z.B. die typischen bunten SF-Tassen. Die Seelöwen am Pier 39 kann man umsonst bewundern und das eine oder andere Restaurant dort lädt in der Gegend zum Verweilen ein. Nicht weit entfernt findet man die Lombard Street mit ihren zahlreichen Kurven. Der Strand ist traumhaft, Sand, langgestreckt und mit vielen Wellen. Des Weiteren gibt es noch den Japanischen Teegarten, die 5 Schwestern, eine Häuserreihe, die berühmten Straßenbahnen, die die Straßen hoch und runter fahren, den Union Square. Viele Museen, z.B. das Museum of Modern Art oder das jüdische Museum. Wer ausgiebig normal shoppen gehen möchte, findet in der Market Street ein traumhaftes Shoppingcenter, wo es alles gibt.

Berkeley liegt „on the rocks“, die Häuser liegen trotz Andreasgraben (San Andreas Verwerfung) wunderschön am Hang gelegen und nur ein Teil der Stadt befindet sich auf der Ebene. Berkeley ist weniger eine Stadt als vielmehr eine Universität, die mit ihrem ausufernden Campus das Zentrum bildet. Ich kenne Berkeley als bekannt insbesondere für seinen Wissenschaftsverkehr und die Geisteswissenschaften wie Philosophie. Aufgefallen ist mir diesmal, dass die Kleinstadt um zwei Wholes Food Market reicher geworden ist. Das Essen genügt sicher auch dem europäischen Gaumen. (Direkt neben Berkeley Extension befindet sich übrigens ein Supermarkt mit Lebensmittel für den täglichen Bedarf.)

Das Studium ist wohl organisiert, vom Orientierungstag bis zur Abschlussveranstaltung. Die Verwaltung ist z.T. sehr nett, allerdings bei Schwierigkeiten auch mal nicht so hilfreich. Eine Dame ist dafür zuständig, Studenten bei Schwierigkeiten auch mal unter Kontrolle zu halten und das bei den Kosten. Insgesamt hatten wir 3 Mal Buffets. Eines am Orientierungstag, eines bei der Einführungsparty und eines bei der Abschlussveranstaltung, z.T. mit Weinbar oder zumindest mit Getränken. Wer den deutschen Sparzwang kennt, beginnt hier schon mal etwas zu relaxen. Dazuhin bekommt jeder Student eine große Tasche mit hochwertigen Fachbüchern, die er oder sie behalten darf. Das sind englische Bücher, die sich gut lesen lassen und einen in die amerkanische Denk- und Geschäftswelt von der positiven Seite einführen. Schnelle Bucheinkäufe irgendwo oder Wartelisten bei der Bibliothek fallen so von vornherein weg und ich nahm auch alle Bücher mit nachhause. Nicht so empfehlenswert fand ich die Einladungen von den Dozenten zu privaten Partys.

Das Studium ist straff organisiert, allerdings hatten wir den Freitag frei, was ich als sehr angenehm empfand. Man lernt von 9:30 a.m. bis 4.30 p.m - und das 4 Monate nur mit einem einwöchigen Springbreak. Zusätzlich zu dem vollen Tag kommen noch eine ganze Menge Aufgaben. Gruppenarbeiten mit den Studenten aus den verschiedensten Ländern wie Japan, Südamerika oder Spanien, die in Aufgaben lösen oder Präsentationen mündeten. Quizze, Einzelpräsentationen, Zwischentests, benotete Hausaufgaben, Abschlusstests runden das anspruchsvolle Arbeitspensum mehrerer Kurse gleichzeitig ab. Ich machte anfangs einfach alles mit, unabhängig davon, ob ich es nun niveauvoll fand oder nicht, um eben auf eine gute Note zu kommen.

Insbesondere die Bereiche Risk Management, Projektmanagement und Quality Management, aber auch Negotiating und die hilfreichen Microsoft Skills bringen einen im Bereich Business/Projektmanagement weiter. Z.B. wurde uns gezeigt, wie man eine Ganttchart erstellt, um Zeit und Kosten anschaulich zu berechnen. Negotiating wurde einem anhand zahlreicher Beispiele, die in Form von Rollenspielen geübt wurden und mit Formblättern aus Harvard objektiviert wurden, näher gebracht. Dazuhin konnte und sollte man Bücher lesen.

Quality Management wurde durch regelmäßige Mitarbeit und Gruppenarbeit mit Präsentationen trainiert. Hierbei standen uns auch ausgezeichnete Bücher zur Verfügung, Texte zum Thema Quality and Scope sollten wir uns selber aus dem Internet oder der Zeitung wöchentlich zusammensuchen, auch half „er“ mal mit einem interessanten Fachartikel. Wie steht es mit Quality in chaotischen Situationen? Unsere Gruppe nahm als Thema der Gruppenarbeit Quality in Education.

Bei Risk Management hatten wir eine nette Dozentin, die uns mit viel Spaß die Grundlagen des Risk Managements und d. BWL beibrachte. So übt man z.B., wie man Risiken benennt und deren mögliches Eintreten berechnet.

Im Kurs Prokjektmanagement, da besonders auf die Grundlagen des Projektmanagements rekurriert wurde, nahm ich als Thema Stakeholding am Beispiel von Starbucks, was in den USA gut ankam, so bekam ich für die auf Englisch geschriebene Seminararbeit fast die volle Punktzahl. Ich behalf mir ein wenig mit ebooks, die ich auf Deutsch herunterlud und dann auf Englisch korrekt zitiert in den Text einfließen ließ, außerdem ließ ich meinen geisteswissenschaftlichen Hintergrund einfließen.

Ich fand es nicht immer leicht, die Dozenten einzuschätzen. Ich bin es gewohnt, jemanden als gut zu verstehen, der eine ganze Menge theoretisches Wissen hat, während es mir hier im Businessbereich so vorkam, dass theoretisches Wissen auch wichtig ist, der vielgerühmte und erwünschte Praxisbezug jedoch mehr verlangt wurde.

Aufgefallen ist mir auch dies, dass alles, was ich aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich einbringen konnte, in Berkeley Extension geschätzt und positiv bewertet wurde.

Zu bedenken ist allerdings, dass Berkeley Extension nicht die Haas School von Berkeley ist. Auch kann man bei Berkeley Extension keinen MBA machen, sondern höchstens ein MBT, was zwei Diploma und einem Internship entspricht.

Ich nahm das Angebot eines Praktikums anschließend an das Studium nicht an und flog nach 4,5 Monaten wieder zurück. Hierbei verließ ich mich auf mehrere Webseiten, die auch bezahlte Praktika in Europa und den USA anbieten. Das hatte ich mir dann einfacher vorgestellt. Eine Organisation stellte sich quer, eine andere bot mir nur ein bezahltes Praktikum in London an, eine dritte Organisation war nett, da hatte ich dann schon ein besseres Angebot angenommen, auf das ich aufmerksam geworden war und das nun aktuell wird.

Ich erkundigte mich auch noch um die Anerkennung der Diploma aus Berkeley Extension hier. Hierbei wurde mir gesagt, dass man die Abschlüsse nicht anerkennen lassen braucht.

Abschließend zum Studium besuchte ich noch den Yosemite Park und übernachtete dort im Curry Village. Das ist wunderschön dort und mit einem Shuttlebus kann man durch das Valley fahren. Ich machte Hiking zum Yosemite Upperfall und zu den Vernal Falls. Unterhalb des berühmten Half Dome soll es auch einen Zeltplatz geben, da man ggf. mit einer Zweitagestour auf den Half Dome klettern kann. Vor den Bären wird immer etwas gewarnt, ich bin jedoch noch keinem begegnet.

Persönlich vermisse ich die USA schon wieder, auch den anglikanischen Bereich.