15 Mai 2017
Mit MINT ins Ausland

Innovatorin in der MINT-Lehre in Australien

Professorin Birgit Loch forscht in Australien zur Verwendung von Technologien in der Hochschullehre in MINT-Fächern.

Im Auslandssemester hat Birgit Loch ihr Herz an Australien verloren. Das Leben in Down Under gefiel ihr so gut, dass es sie nach dem Ende ihres Studienaufenthaltes immer wieder dorthin zog, bis sie schließlich für ihre Promotion zurückkehrte – und blieb. Birgit Loch ist Mathematikerin und lehrt und forscht heute, mehr als 20 Jahre nach ihrem Auslandssemester in Australien, an der renommierten La Trobe University in Melbourne.

Mehr als Mathematik

Anders als die meisten promovierten Mathematiker, die an Universitäten tätig sind, konzentriert sich Birgit Loch in ihrer Arbeit jedoch nicht auf die mathematische Forschung. Anstatt sich in Zahlen, Gleichungen und mathematische Beweise zu vertiefen, hat sie für sich ein ganz anderes Forschungsgebiet entdeckt: Die Verwendung von Technologien in der Hochschullehre. Dabei konzentriert sie sich nicht nur auf den Fachbereich Mathematik, sondern auch auf andere MINT-Fächer wie zum Beispiel Ingenieurwissenschaften, Physik, Chemie oder Biologie. Passend dazu besteht ihre Aufgabe als Professor and Teaching Chair an der La Trobe University unter anderem auch darin, die Lehre für MINT-Studenten am College of Science, Health and Engineering noch weiter voranzubringen.

Doch wie kam sie dazu, sich nach der Promotion in ihrer Forschung anstelle der Mathematik der Innovation der Lehre zu widmen? „Wenn man promoviert, schließt man in Australien ja normalerweise einen Postdoc an und konzentriert sich weiterhin auf die Forschung. Ich hatte aber mehr Interesse daran, mich auf die Lehre zu fokussieren, weil ich sehr gerne lehre. In die Forschung der Lehre bin ich dann gekommen, weil die Vorlesungssäle nicht immer dem entsprochen haben, was ich zum Lehren brauchte“, erzählt sie im Gespräch mit College Contact. „Ich habe direkt nach der Promotion noch ein Jahr lang an meiner Uni weiter gelehrt und war dann einmal in einem Vorlesungssaal mit 300 Studenten. Die Uni hatte den Saal schön renovieren lassen, allerdings ohne bei der Planung einen Dozenten mit einzubeziehen. Ich machte den Computer an und dann fuhr sofort eine große Leinwand herunter und verdeckte sämtliche Tafeln. Das ist natürlich unvorteilhaft, um Mathematik zu lehren, denn so kann man leider nicht mehr an der Tafel schreiben. Also habe ich angefangen, auf dem Computer zu schreiben, weil ich Mathematik durch Schreiben, durch Entwicklung einer Lösung erklären wollte, wie man dies normalerweise an der Tafel tut. Das war 2004 und ich war damals die Erste in meinem Fachbereich, die das machte.“

Die Lehre in MINT-Fächern durch moderne Technologien optimieren, darum geht es Birgit Loch bei ihrer Arbeit.

Mittlerweile gehen Birgit Lochs Innovationen in der Lehre längst über das Schreiben am PC in Lehrveranstaltungen hinaus. Sie experimentierte unter anderem mit der Lehre mit Tablet-PCs und der Erzeugung von Lehrvideos und forscht zum Thema Blended Learning, also der Kombination von Online- und Präsenzveranstaltungen in der Hochschullehre. Zentral ist für sie dabei die Frage, wie man Studenten im MINT-Bereich dazu motiviert, das Onlineangebot wahrzunehmen, ohne die Präsenzveranstaltungen zu vernachlässigen. „Wenn alles online ist, dann kommt vielleicht keiner mehr zur Vorlesung, aber arbeiten sich die Studenten wirklich durch das ganze Onlinematerial? Wenn hingegen alles nur auf Präsenzveranstaltungen beruht, verpassen viele Studenten auch mal Lehrveranstaltungen und Lehrstoff, wenn sie es nicht zur Vorlesung schaffen. Es geht also darum, beides so zu kombinieren, dass die Studenten an beiden Angeboten teilnehmen und so viel wie möglich davon profitieren, aber auch Alternativen anzubieten, falls sie etwas verpassen“, erläutert sie.

Damit die Studierenden die Chancen durch verschiedene Technologien in der Lehre nutzen können, braucht es natürlich Dozenten, die gewillt sind, diese Technologien auch zu verwenden. Deshalb forscht Birgit Loch auch zu der Frage, wie sich Lehrkräfte dazu bewegen lassen, in ihren Lehrveranstaltungen die verschiedenen technischen Möglichkeiten zu gebrauchen. Im Kern geht es in Brigit Lochs Forschung darum, die Lehre an Hochschulen durch Technologien zu verbessern, sodass die Studierenden effektiver und nachhaltiger lernen können.

Für ihre eigene innovative Lehre, aber auch ihren Einfluss auf die Lehre anderer Dozenten durch ihre Forschungsarbeit, wurde Birgit Loch im Jahr 2016 mit einem Australian Award for University Teaching (AAUT) gewürdigt.


Als Frau in MINT

Birgit Loch forscht nicht nur leidenschaftlich an der Weiterentwicklung technologiebasierter Lehrmethoden. Sie setzt sich auch aktiv für die Förderung von weiblichen Wissenschaftlerinnen im MINT-Bereich ein. Die sind an australischen Hochschulen insbesondere in höheren Positionen nämlich ähnlich unterrepräsentiert wie in Deutschland. Um dem entgegenzuwirken, fungierte Birgit Loch in der Vergangenheit als Mitinitiatorin eines Programms, dessen Ziel es war, die Beförderungsquoten von Frauen in MINT-Fächern an einer anderen australischen Hochschule zu steigern, an der sie vor ihrer Zeit an der La Trobe University tätig war. Dank gezielter Motivation und Unterstützung, wurden durch das Programm zahlreiche Akademikerinnen aus dem MINT-Bereich befördert. Birgit Loch bewertet das Projekt deshalb rückblickend als vollen Erfolg. „Wir haben alle Rekorde gebrochen, was die Beförderungen von Frauen betrifft“, freut sie sich. „Das Programm war so erfolgreich, dass auch andere Unis in Australien jetzt etwas Derartiges einrichten wollen. Wir haben deshalb auch Vorträge zu dem Thema an anderen Hochschulen gehalten und ihnen Vorschläge gemacht, wie sie ein solches Programm einführen könnten.“

Birgit Loch hat mit ihrer Arbeit also nicht nur die Lehre ihrer Kollegen im MINT-Bereich positiv beeinflusst, sondern mit dem Frauenförderungsprogramm auch zum Aufstieg von Akademikerinnen in MINT-Fächern beigetragen. Zusätzlich lehrt sie auch weiterhin noch selbst Mathematik. Trotz ihrer Passion für das Fach hat sie den Schritt weg von der mathematischen Forschung hin zu neuen Aufgabengebieten nie bereut – genauso wenig wie die Auswanderung nach Australien.

Wenn ihr auch in Australien studieren, dort etwa wie Birgit Loch ein Auslandssemester machen oder promovieren möchtet, könnt ihr euch gern bei uns melden. Unsere Studienberaterinnen informieren euch über die Studienmöglichkeiten im MINT-Bereich in Australien und unterstützen euch bei der Bewerbung.