4 Apr
Erfahrungsbericht von Tim B.

San Diego State University


Stadt: San Diego
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Wirtschaftsingenieurwesen
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 07/2017 bis 01/2018
Heimathochschule: Bremen U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Auswahl der Universität

Gegen Ende meines Bachelorstudiums wurde mir klar, dass ich im Master gerne ein Auslandssemester absolvieren würde. Dabei stand für mich von Anfang an fest, dass ich dieses gerne in den USA absolvieren würde, da mich das Land schon immer fasziniert hat. Da ich das Semester am liebsten in Kalifornien absolvieren wollte, meine Heimatuniversität jedoch mit keiner kalifornischen Universität eine Partnerschaft unterhält, war auch relativ schnell klar, dass ich das Semester als „Free-Mover“ organisieren muss.

Nach längerer Recherche stieß ich auf die San Diego State University und College Contact. Die San Diego State University erschien mir als die optimale Lösung, da die Studiengebühren für amerikanische Verhältnisse noch vergleichsweise niedrig sind, man ein volles Semester und nicht nur ein Trimester absolvieren kann und weil San Diego eine tolle Stadt mit einer wunderbaren Lage zu sein schien. Für die Organisation des Semesters College Contact in Anspruch zu nehmen war genau die richtige Entscheidung, da diese für jeden Bewerbungsschritt Anleitungen bereithalten und sämtliche Unterlagen noch einmal prüfen, bevor diese in die USA geschickt werden.

Die Mitarbeiter von College Contact waren während des gesamten Prozesses telefonisch und per Mail erreichbar und man erhielt immer eine freundliche und ausführliche Antwort auf all seine Fragen. An dieser Stelle möchte ich noch einmal um Entschuldigung für all meine nervigen Detailfragen bitten. :-)

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Vorbereitung

Da bereits ein Jahr vor dem angestrebten Termin klar war an welcher Universität ich mein Auslandssemester verbringe, war genügend Zeit alle bürokratischen Hürden zu meistern. Die SDSU verlangt für die Aufnahme einige Nachweise und Formulare, von denen die meisten jedoch relativ einfach zu besorgen sind. Unter anderem wird auch ein Nachweis verlangt, dass ihr mindestens über Englisch Kenntnisse auf dem Niveau B2 verfügt. Das kann z.B. über den TOEFL oder IELTS Test geschehen, aber auch über das sogenannte DAAD-Zertifikat, das wohl die einfachste und billigste Lösung ist. Ich habe den Test für das DAAD-Zertifikat im Fremdsprachenzentrum meiner Universität für 20 € absolviert und bekam das benötigte Niveau bescheinigt.

Mitte Dezember 2016 wurde ich dann von College Contact informiert, dass das Bewerbungsfenster der Universität für das Fall Semester 2017 jetzt geöffnet ist und Bewerbungen entgegengenommen werden. Da ich bereits alle Unterlagen zusammengestellt hatte konnte ich die Bewerbung direkt ausfüllen und abschicken und bereits Anfang Januar 2017 lag die Aufnahmebestätigung der SDSU in der Post.

Jetzt konnte ich mich um Dinge wie Krankenversicherung, Kreditkarte, eine erste Unterkunft etc. kümmern. In den Studiengebühren ist zwar eine Krankenversicherung enthalten, diese ist im Leistungsumfang aber nicht mit einer deutschen Auslandskrankenversicherung vergleichbar. Aus diesem Grund schloss ich bei der HanseMerkur Versicherung eine zusätzliche Krankenversicherung ab, die sich explizit an Au-pairs und Studenten richtet.

Eine Kreditkarte ist in den USA absolut unverzichtbar, da nahezu alles dort auf diese Art bezahlt wird und man sonst auch keine Unterkünfte und Mietwagen buchen kann. Als Kreditkarte habe ich die normale MasterCard meiner lokalen Sparkasse beantragt, diese mag vielleicht minimal teurer gewesen sein als andere Kreditkarten, dafür hatte ich während des gesamten Semesters nicht ein einziges Mal Probleme mit der Karte, während andere häufiger mal mit Sperren zu kämpfen hatten. Außerdem konnte ich auch problemlos einen höheren Kreditrahmen beantragen.

Meine SIM Karte des Anbieters H2O Mobile habe ich bereits kurz vor meiner Abreise in einem deutschen Onlineshop bestellt und ich würde diese SIM Karte auch jederzeit weiterempfehlen, da man unter anderem kostenlos ins deutsche Festnetz telefonieren kann, was praktisch ist, wenn man bei Problemen mit der Versicherung etc. mal eine deutsche Hotline anrufen muss.

Mit eurer Aufnahmebestätigung der SDSU erhaltet ihr auch das sogenannte Formular I20. Dieses Formular benötigt ihr, um euer US-Studentenvisum zu beantragen.

Der Antrag für das F1 Studentenvisum kann dabei online ausgefüllt werden. Dieser ist sehr umfangreich und am Ende muss ein Termin für ein Interview in der US Botschaft in Berlin oder einem Konsulat in Frankfurt oder München vereinbart werden. Ich entschied mich für Frankfurt und hatte bereits Ende April meinen Interviewtermin. Das Interview an sich bestand bei mir nur aus einigen kurzen Fragen und bereits wenig später bekam ich meinen Reisepass mit dem eingeklebten Visum zugeschickt. Es gibt also keinen Grund nervös zu sein vor dem Interview. :-)

Meinen Flug buchte ich bereits für den 25. Juli, da ich ursprünglich vor Ort nach einer Wohnung suchen wollte und genügend Zeit bis zum Semesterstart Mitte August haben wollte.

Für meine erste Unterkunft vor Ort wählte ich das USA Hostel Ocean Beach. Das Hostel lag direkt am Strand und man bekam also direkt das Kalifornien Feeling. Zu Beginn war das Hostel fast nur von Backpackern und Leuten auf der Durchreise belegt aber nach und nach trafen dann auch andere Gaststudenten ein und man konnte gemeinsame Aktivitäten unternehmen und sich austauschen.


Unterkunft

Bei der Wahl der Lage eurer Unterkunft kann ich mich nur allen anderen Erfahrungsberichten anschließen: Es gibt nur die Wahl zwischen einer WG in der Beach Area (Mission Beach, Pacific Beach) oder einer WG in einem Haus oder einem der großen Apartmentkomplexe (z.B. BLVD63) in der College Area, da sich an diesen Orten im Wesentlichen das Studentenleben abspielt und am meisten los ist. Für mich stand jedoch bereits früh fest, dass ich, wenn ich schon in Kalifornien bin, auch ein halbes Jahr am Beach leben möchte. :-)

Wie bereits erwähnt war mein ursprünglicher Plan erst vor Ort eine Wohnung zu suchen, da dies in früheren Erfahrungsberichten meistens als die beste Variante beschrieben wurde. Da ich bereits vor Beginn des Semesters diversen Housing Gruppen bei Facebook beigetreten war und auch immer mal bei Craigslist reinschaute, bekam ich jedoch den Eindruck die Mehrheit der Studenten sucht sich bereits vorher eine Unterkunft und kurz vor der Abreise bekam ich kalte Füße und kontaktierte einige Leute auf Facebook, die auf der Suche nach Mitbewohnern waren.

Direkt für meine erste Anfrage erhielt ich die Zusage einer anderen deutschen Studentin, die bereits eine Wohnung am Strand reserviert hatte. Zunächst mussten jedoch alle Bewohner der WG eine Anzahlung von $1500 leisten, was natürlich eine ganze Menge Vertrauen erfordert, für eine Wohnung, die man nur von Bildern kennt. Zu meiner Wohnungssuche muss ich jedoch sagen, dass ich nur durch eine Mischung aus Zufall und unverschämt viel Glück so schnell eine wirklich tolle Wohnung gefunden habe. Andere haben deutlich länger gesucht und wurden zum Teil noch über den Tisch gezogen, da natürlich auch Betrüger um die Beliebtheit der Beach Area bei den Gaststudenten wissen.

Die Mieten in San Diego sind extrem hoch und keinesfalls mit Deutschland vergleichbar, so habe ich für einen Shared Room $800 pro Monat gezahlt, was für die Beach Area noch ein ganz guter Preis ist. Für einen Single Room werden schnell über $1000 fällig.

Meine anderen Mitbewohner waren zwar auch Deutsche (zwei Mädels und ein Junge), was mich zunächst etwas geärgert hatte, da ich im Alltag gerne ausschließlich Englisch gesprochen hätte, aber im Endeffekt haben sich die Wohnung und die WG als die optimale Wahl herausgestellt. Die Wohnung im Stadtteil Mission Beach war einfach klasse und lag keine 100m vom Strand weg. Mit meinen Mitbewohnern hatte ich nämlich großes Glück und wir haben uns sehr gut verstanden und vieles zusammen unternommen. Dadurch, dass mein Mitbewohnern mit dem ich mir den Shared Room geteilt habe, einen ähnlichen Schlafrhythmus hatte wie ich, war auch der Shared Room nicht so schlimm, auch wenn es natürlich erstmal komisch ist kaum noch Privatsphäre zu haben.


Ankunft in San Diego

Bereits am 25. Juli landete ich in San Diego. Da ich, anders als geplant, bereits eine Wohnung hatte, die Flüge jedoch nicht mehr umbuchen konnte standen nun erstmal drei Wochen Urlaub in San Diego bevor. Ich nutzte die Zeit unter anderem, um für ein paar Tage nach San Francisco zu fliegen und anschließend mit dem Auto den legendären Highway 1 die Pazifikküste entlang zurück nach San Diego zu fahren.

Bereits im Voraus hatte ich mir bei DirtCheap Car Rentals ein Auto reserviert, um in San Diego mobil zu sein. Die Mieten für die Autos dort sind wirklich sehr günstig, der Zustand der Autos ist jedoch entsprechend nicht wirklich gut. Außerdem muss man bei der Versicherung aufpassen, da ich aus Nachfrage erfuhr, dass die Deckungssumme der Haftpflichtversicherung für die Autos nur dem in Kalifornien gesetzlich vorgeschriebenen Betrag entspricht. Dieser liegt für Sachschäden bei lediglich $5000, da bei einem Unfall natürlich schnell deutlich mehr anfallen kann und ich kein Risiko eingehen wollte, schloss ich noch eine deutsche Zusatzversicherung ab, die die Haftpflichtsumme auf über 1 Million € aufstockt. Diese Versicherung gilt jedoch für maximal drei Monate, weshalb ich den Rest der Zeit bei Alamo ein Auto gemietet habe, die Autos dort sind wesentlich moderner und auch besser versichert. Mit dem internationalen Studentenausweis bekommt zusätzlich auch noch 20% Rabatt.

Da wir erst Mitte August in die Wohnung einziehen konnten, verbrachte ich die erste Zeit im Hostel und auf Reisen, was ideal war, um schon einmal einen Vorgeschmack auf Kalifornien zu bekommen. Am 15.8 begannen dann die ersten Einführungsveranstaltungen an der Universität, hierbei erklären die Verantwortlichen des American Language Institute, das die Gaststudenten betreut, ausführlich alle Verfahren rund um die Kursanmeldungen und das Leben an der Uni.


Kurse

Als Masterstudent musste ich bereits vor Beginn des Semesters verpflichtend mindestens eine Special Session wählen. Diese Kurse hat man dann mit anderen Gaststudenten zusammen, werden jedoch von Professoren der SDSU unterrichtet.
Ich entschied mich bereits im Voraus zwei Special Sessions zu wählen, da ich unbedingt zwei Business Kurse belegen wollte und es sehr schwierig ist an der SDSU in Master Business Kurse zu kommen, da die Auswahl kleiner ist als im Bachelor und amerikanische Studenten allgemein Vorrang vor Gaststudenten haben. Meine Kurse waren:

MGT 710 – Seminar in World Business Environment (L. Zhou)

Der einfachste meiner Kurse. Die Idee des Kurses ist es eine Unternehmensberatung nachzustellen und während des Kurses Strategien und Konzepte für reale Start-Ups zu erarbeiten, wobei man auch in Kontakt mit deren Gründern kam. Zu Beginn jedes Seminars wurde über aktuelle Entwicklungen in der Business-Welt diskutiert, was teilwiese zu interessanten Diskussionen führte und neue Erkenntnisse lieferte. Im Nachhinein hätte ich mir für den Kurs jedoch eine etwas klarere Struktur gewünscht.

MGT 724 – Entrepreneurship (M. Sloan)

Mein mit Abstand bester Kurs. Ziel des Kurses war es die Grundlagen für die Gründung eines Start-Ups zu lernen. Dabei musste zunächst jeder Student eine Business Idee pitchen, anschließend mussten sich die Studenten in Gruppen zusammentun und zu einer der Ideen aus der Gruppe einen Business Plan erstellen. Zusätzlich gab es wöchentliche Reading Assignments und es musste ein Paper zu einem aufsteigenden Business Trend eigener Wahl für die nächsten Jahre geschrieben werden. Prof. Sloan bringt den Studenten seine langjährige Erfahrung mit Unternehmensgründungen und der Führung eines Unternehmens dabei auf humorvolle Art und Weise näher und greift dabei häufig auf lustige Anekdoten zurück.

POL 101 – Introduction to American Politics in Global Perspective (JT Smith)

Da ich mir an meiner Heimatuniversität nur zwei Kurse anrechnen lassen konnte, wählte ich diesen Kurs an reinem Interesse an der Thematik, auch wenn zu meinem deutschen Studium kein Bezug bestand. Der Kurs war auch gleichzeitig der mit dem höchsten Arbeitsaufwand verbunden, da insgesamt drei Klausuren geschrieben wurden und jede Woche ein Paper abgegeben werden musste, das auch streng bewertet wurde. Die Vorlesungen an sich waren sehr unterhaltsam, da Prof. Smith auf humorvolle, teilweise sarkastische, Art und Weise sein breites Wissen über das politische System der USA und die aktuellen politischen Entwicklungen vermittelt hat.

Die Kurse an der SDSU waren dabei deutlich persönlicher und kleiner als in Deutschland und man konnte bei Problemen jederzeit mit den Professoren reden, was wirklich klasse war.


Leben in San Diego

Zunächst einmal muss man sagen, dass San Diego als Stadt einfach der Wahnsinn ist. Die Stadt erfüllt nahezu sämtliche Klischees, die über Kalifornien existieren. Es gibt endlose Sandstrände, wunderschöne Sonnenuntergänge, palmengesäumte Straßen, jede Menge Surfer und extrem freundliche und entspannte Menschen. Der Campus der Universität ist riesig und bietet alles was das Herz begehrt. Die gesamte Anlage ist dabei sehr gepflegt und einfach toll anzusehen, so dass ich auch einfach mal gerne über den Campus geschlendert bin, da es immer was zu entdecken gab und extrem viele Angebote für Studenten bestehen. Auf keinen Fall sollte man sich das leckere Essen auf dem Farmers Market jeden Donnerstag entgehen lassen. :-)

Zusätzlich gibt es noch den „Taco Tuesday“, an dem man besonders günstig in den meisten Bars feiern und Tacos essen kann. Da der Stadtteil Pacific Beach, in dem sich die meisten Bars in der Beach Area befinden nicht weit von Mission Beach befindet, haben wir dieses Angebot natürlich einige Male in Anspruch genommen.

Generell muss man sagen, dass das Leben in Kalifornien deutlich teurer ist als in Deutschland. So können zum Beispiel für ein Stück Gouda im Supermarkt auch mal $6 fällig werden. Günstiger einkaufen kann man bei WalMart, wo es vom Zelt bis zur Bettdecke absolut ALLES zu kaufen gibt. Zusätzlich kann es sich lohnen sich die Kundenkarte einiger Supermärkte zu besorgen. So kann man lediglich durch das Vorzeigen der Karte große Rabatte bekommen.

Durch die günstige Lage von San Diego können viele interessante Reiseziele in – für amerikanische Verhältnisse – kurzer Zeit erreicht werden. So war ich während meiner Zeit in San Diego, in San Francisco, am Grand Canyon, am Antelope Canyon und in Las Vegas. Da man mit etwas Glück auch günstige Inlandsflüge bekommen kann, bin ich während des Semesters noch für ein Wochenende nach Chicago geflogen. Absolut empfehlenswert ist es auch am Ende des Semesters nach Hawaii zu fliegen. Die Inseln sind schlicht und einfach ein Paradies.


Fazit

Ich kann mich meinen Vorgängern nur anschließen und muss sagen, dass die Zeit in San Diego wohl zur besten meines Lebens gehörte. :-)

Trotz der hohen Kosten bereue ich es nicht ein Semester an der SDSU verbracht zu haben, da San Diego einfach eine tolle Stadt mit tollen Menschen ist. Daher wird dies definitiv auch nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich San Diego besuche.