19 Jan
Erfahrungsbericht von Tarik F.

University of California, Santa Barbara

Stadt: Santa Barbara
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Wirtschaft
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2022 bis 12/2022
Heimathochschule: Frankfurt am Main U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Das Auslandssemester stellt eine großartige Chance im Studium dar und ich kann nur jedem ans Herz legen, diese zu nutzen. Ich durfte drei Monate in Santa Barbara, Kalifornien, verbringen und kann sagen, dass dies meine prägendste Zeit, sowohl persönlich, als auch intellektuell, war.

Bei der Wahl des Auslandssemester ist es wichtig, dass du dir nicht nur Gedanken zu der Gastuniversität machst, sondern auch zu dem Land und der Stadt, in der du leben wirst. In meinem Fall habe ich mich für die University of California Santa Barbara (UCSB) entschieden. Dies ist eine renommierte Universität, die Teil des ‚UC-Systems‘ ist. Unter diesem Verband sind erstklassige Forschungsuniversitäten in den USA vereint, die auch als ‚Public Ivies‘ gehandelt werden. Dies sind jene staatlichen Hochschulen, die im gleichen Atemzug mit den privaten Eliteuniversitäten der Ivy League genannt werden.

Die UCSB liegt 20 Minuten von Santa Barbara entfernt, einer kleinen Stadt im Norden von Los Angeles.

Planung

Das Studium an der UCSB erfolgt im Rahmen von Quarters. Somit gibt es im Gegensatz zum Studium in Deutschland in einem Studienjahr nicht zwei Semester, sondern vier Quarter die sich über drei Monate erstrecken. Ich durfte das Herbst Quarter besuchen, welches Teil meines Wintersemesters in Deutschland ist.

Mein Besuch an der UCSB erfolgte nicht im Rahmen eines Austauschprogramms, sondern wurde von mir eigenständig geplant und organisiert. Da man als sogenannter ‚Freemover‘ keine eigenständige Bewerbung an der UCSB einreichen konnte, musste ich mich der Hilfe von College Contact bedienen. Dies ist der offizielle deutsche Repräsentant von 140 Hochschulen im Ausland. So auch der UCSB.

Die Betreuung durch College Contact war erstklassig und ich wurde von Anfang bis Ende hin an die Hand genommen. Am nützlichsten waren die bereitgestellte Checkliste als auch die Dokumentenprüfung durch meine Betreuer. Des Weiteren war das Team der UCSB im gesamten Prozess ein verlässlicher Ansprechpartner, die mir schnell und zuverlässig auf sämtliche Fragen geantwortet haben.

Für eine erfolgreiche Bewerbung musste ich folgende Unterlagen bei der UCSB einreichen: eine Bestätigung über auszureichende finanzielle Mittel, ein englisches Transkript meiner Noten, einen Englischtest (TOEFL) und eine Kopie meines Reisepasses. Beachte bitte unbedingt, dass du dich rechtzeitig um ein F1 Visum bemühst. Dieses wird dir in deinem nächstgelegenen US-Konsulat ausgestellt und wird für deine Einreise und deinen Aufenthalt in den USA benötigt. Da das Konsulat oft unterbesetzt ist und du möglicherweise zu einem Präsenzinterview erscheinen musst, würde ich den Prozess einleiten, sobald du dir deiner Entscheidung sicher bist.

Sowohl der TOEFL-Test als auch die Visumsbewerbung sind mit Kosten in Höhe von rund USD 400 verbunden. Sei dir dessen bewusst. Das Leben und Reisen in Kalifornien ist sehr teuer, weshalb ich auf kleine Ersparnisse zurückgreifen musste. Bei der Bezahlung waren mir Apple Pay und meine VISA Kreditkarte mein größter Freund. Solltest du aktuell noch keine Kreditkarte besitzen, beantrage diese unbedingt bei deiner Bank.

Isla Vista (IV) ist die kleine Stadt in Kalifornien, in welcher die UCSB angesiedelt ist. Sie liegt 20 Minuten per Auto von Santa Barbara entfernt und alles dort dreht sich rund um die UCSB. Der Campus stellt den Mittelpunkt des Geschehens dar und fast alle Menschen, die dort leben, sind Studierende. Nach lokalen Aussagen liegt das Durchschnittsalter bei rund 21 Jahren. Da die UCSB 24.000 Studierende hat, in Isla Vista aber nur 16.000 Menschen leben, ist der Wohnungsraum stark begrenzt. Durch meinen Freund durfte ich bereits auf Kontakte in IV zurückgreifen und in die gleiche Unterkunft wie er einziehen. Somit hat sich die Wohnungssuche für mich als sehr leicht erwiesen.

Nicht jeder war aber so privilegiert und manche meiner Freunde mussten zu Beginn übergangsweise in überteuerten, aber heruntergekommenen Motels unterkommen. Nach den wohlbekannten ökonomischen Konzepten Nachfrage und Angebot musst du leider auch viel Geld zur Zahlung deiner Miete einplanen. Ich bin mit USD 1.200 im Monat inklusive neun Mahlzeiten in der Woche noch günstiger davongekommen.

Insgesamt verbrachte ich einschließlich meiner Bewerbung etwa sechs Monate mit der konkreten Organisation meines Auslandssemesters – diese Zeit war ausreichend, hätte jedoch nicht wesentlich kürzer sein dürfen.

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Persönlicher Gewinn

Für mich war dies mein zweites Auslandssemester. Im Jahr zuvor durfte ich über das Austauschprogramm meiner Universität bereits fünf Monate in Portugal verbringen. Nichtsdestotrotz war es mein erster eigenständiger Aufenthalt auf einem anderen Kontinent. Ich empfehle dir, dich in den ersten Wochen nicht zu sehr zu verplanen, da du diese Zeit nutzen solltest, um anzukommen. Besonders am Anfang benötigst du Zeit, um herauszufinden, wo welche Läden, Vorlesungsräume und Orte sind. Zum Teil habe ich mich daher unproduktiv gefühlt, jedoch ist diese Zeit elementar für alles Kommende.

Auch war meine oberste Priorität Menschen kennen zu lernen und Freundschaften zu schließen. Die Personen, welche ich zu Beginn der Zeit kennen lernen durfte, haben mich meinen ganzen Aufenthalt lang begleitet. Mit manchen war ich in Los Angeles, mit anderen in San Francisco und auf Hawaii. Diese sozialen Interaktionen haben mich selbstbewusster und selbstsicherer gemacht. Die Tatsache, dass ich mir mit einer anderen Person ein Zimmer teilte, was dort sehr üblich ist, bereitete mir zu Anfang viel Unbehagen. Rückblickend war diese Zeit aber prägend in einem positiven Sinne und ich hätte niemals vorher geglaubt, dass ich es vermissen werde.

Insbesondere die Kommunikation auf Englisch, sowohl im akademischen als auch informellen Umfeld, wandelte sich mit wachsender Routine von einer Hürde zu einer Normalität. Dies hat mir auf einer neuen Ebene persönliche Sicherheit gegeben. Ein besonderer Gewinn für mich war die intensive Sportkultur, welche am College gelebt wird, und an welcher ich mit großer Freude teilgenommen habe. Neben dem Surfen im Pazifik durfte ich über das Fußball und Squash spielen großartige Freundschaften schließen. Dies hat gleichzeitig als guten Ausgleich zum regen Partyleben an der UCSB gedient. Solltest du denken, dass der Film ‚Project X‘ lediglich Fantasie sei, so wird dich die Zeit in IV in keinster Weise enttäuschen.


Fachlicher Gewinn

Aufgrund der Tatsache, dass ich meine Grundkurse in meinem Studium der Wirtschaftswissenschaften bereits abgelegt habe, war meine Kurswahl wenig limitiert. So konnte ich meinen Interessen frei folgen und multidisziplinäre Kurse belegen. Der Kurs ‚Global Economics‘ verbindet ökonomische, politische, ethische und philosophische Aspekte. Dadurch war es mir möglich, mit Studierenden anderer Disziplinen in Kontakt zu treten und teils aus meiner ‚WiWi Bubble‘ auszubrechen.

Der Kurs ‚Mathematics of Fixed Income Markets‘ ähnelte zwar thematisch den Grundkursen an der Goethe Universität, nahm aber einen sehr mathematischen Ansatz zur Erklärung. Der Professor, mit Mathematik-Abschluss an der Stanford Universität, konnte mir mit einfachen Konzepten neue Kenntnisse zu Thematiken näherbringen, mit welchen ich mich bereits seit knapp drei Jahren beschäftige.

Durch regelmäßige Hausaufgaben und Quizze wurde ein kontinuierliches Lernen incentiviert, welches dem altbekannten Bulimielernen entgegenwirkt. Überdies wurde in manchen Kursen mündliche Mitarbeit verlangt. Diese Art der Lehre steht im Gegensatz zu jener aus der Heimat, was ich sehr effektiv fand.


Enttäuschungen

Sehr enttäuscht war ich von der Städteplanung in Amerika. Alle Städte, welche ich besuchen durfte, waren ausschließlich für den Autoverkehr ausgelegt. Der öffentliche Nahverkehr war nahezu nicht vorhanden und für das Fahrradfahren sind die Distanzen viel zu groß. Somit ist es notwendig ein Auto zu besitzen, wenn man sich frei bewegen möchte. Da ich in Frankfurt geboren und aufgewachsen bin, habe ich kein Auto und schätze dies sehr. Diese Realität hat für mich die amerikanischen Städte sehr unattraktiv gemacht.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit wird bei uns zu Recht sehr großgeschrieben und ist allgegenwärtig im Alltag. Dies habe ich während meines Aufenthalts in Kalifornien leider nicht so wahrgenommen. Neben dem Fakt, dass jeder ein Auto besitzt und gerne Laufdistanzen mit diesem zurücklegt, ist die Müllentstehung außerverhältnismäßig. Frische Lebensmittel aus dem Supermarkt sind doppelt und dreifach mit Plastik verpackt. In den Mensen werden Tonnen an Essen täglich entsorgt und Grundverhaltensweisen, wie das Schließen des Fensters bei Aktivierung der Klimaanlage, werden missachtet.


Empfehlungen

Nutze soziale Plattformen wie Facebook und versuche darüber eine Wohnung oder Gegenstände wie ein Fahrrad oder einen Neoprenanzug preiswert zu erwerben. Schau nebenbei auch nach Events in deiner Nähe und besuche besonders zu Anfang unbedingt die Veranstaltungen des International Office um Gleichgesinnte kennen zu lernen. Mir hat es geholfen, mir immer wieder bewusst zu machen, dass wir alle in den gleichen Schuhen stecken und jeder neue Freunde sucht. Außerdem solltest du dir deine Kurse so legen, dass du im besten Fall jede Woche ein verlängertes Wochenende hast. Dies ist optimal zum Reisen, da in vielen Kursen Anwesenheitspflicht herrscht.

Ich hatte zum großen Vorteil, dass ich zu Beginn einen guten Freund kennen lernen durfte, welcher sich vor Ort ein Auto kaufte. Somit waren wir als Freundesgruppe flexibel in unseren Ausflügen und Reisen. In manchen Fällen habe ich trotzdem auf eine Autovermietung zurückgegriffen. Meiner Erfahrung nach sind ‚Turo‘ und ‚Avis‘ am preiswertesten.

Die Zeit in Santa Barbara solltest du gut nutzen für Ausflüge in die Natur. Nicht weit von IV gibt es heiße Quellen und Berge für einmalige Wanderungen. Überdies hat mir das Reisen in Kalifornien sehr viel Freude bereitet. Es gibt eine Vielzahl von Optionen. Von San Francisco, über Los Angeles nach San Diego. Doch auch alle Naturfreunde kommen auf ihre Kosten. Lake Tahoe, der Yosemite National Park, der Joshua-Tree-Park und die Mojave-Wüste liegen nicht weit entfernt und sind einen Besuch wert.

Als etwas kostengünstigere Alternative zur UCSB bietet sich das Santa Barbara City College (SBCC) an. Es liegt in Santa Barbara und ist meines Wissens nach preiswerter. Jedoch soll das SBCC vom akademischen Anspruch eher einer europäischen High School ähneln und gehört nicht zum prestigträchtigen UC-System. Die UCSB besticht schlicht durch ihre akademische Stärke als auch ihrem einmaligen Studierendenleben. Meines Erachtens bietet sie einem mehr von der erhofften amerikanischen Auslandserfahrung, weshalb ich sie jederzeit wieder vorziehen würde.

In jedem Fall kann ich einen Auslandsaufenthalt in Kalifornien jedem empfehlen, der nicht nur seinen fachlichen, sondern auch seinen sozial-kulturellen und persönlichen Horizont erweitern möchte.