RMIT University
Nach einem recht anstrengenden Bachelor fühlte ich, dass die Zeit gekommen ist mal etwas anderes zu sehen als die eigenen vier Wände. Da der Master direkt angehangen wurde, dachte ich mir, dass ich zumindest diesen teilweise in einem anderen Land verbringen könnte.
Nach dem Durchstöbern des Internets nach verschiedenen Möglichkeiten für ein Auslandssemester fiel mir College Contact auf. Hier schien es relativ unkompliziert und sicher einen Studienplatz zu bekommen. Durch die neuen BaFöG-Bestimmungen wurde ein Großteil meiner Studiengebühren übernommen, sodass für mich eigentlich nur noch die Aufgabe im Suchen des passenden Ziellandes bestand. Da dies wahrscheinlich mein einziges Auslandssemester sein würde, sollte mein Ziel möglichst viel bieten. So entschied ich mich nach Australien zu gehen. Obwohl ich niemand bin, der schon immer mal dahin wollte oder mich schon immer für die Natur und die wilde Seite interessierte, dachte ich mir, dass das wohl interessant sein würde. Aber ich hatte noch keine Ahnung, wie recht ich mit dieser Wahl lag.
Als Universität wählte ich das RMIT in Melbourne aus. Es schien mir eine interessante Auswahl an Vorlesungen zu bieten und hatte einen guten Ruf.
Bewerbung und Vorbereitung
Die Bewerbung über College Contact verlief reibungslos. Das einzige non-triviale, den TOEFL, hatte ich durch einen Zufall einige Monate zuvor schon gemacht, sodass das Zusammentragen der Unterlagen und das Schreiben der Bewerbung nur ungefähr einen Tag dauerte. Die Unterlagen wurden problemlos angenommen und zügig ans RMIT weitergeleitet. Mitte Mai 09 schickte ich alles ab und wartete auf die Bestätigung.
Leider dauerte es weitere 6 Monate, bis ich Anfang November, 3 Monate vor meinem Flug, die Zusage des RMIT erhielt. Dies war leider sehr nervenaufreibend und kostete mich einiges an Geld, da einige Wochen zuvor der Eurokurs eingesackt war und so die Studiengebühren und Flüge doch spürbar teurer wurden als vorher kalkuliert.
Nun gut, der Februar kam, ich packte meine Sachen und die Reise begann. Jedoch ging es für mich nicht direkt nach Melbourne sondern zuerst für 3 Tage nach Bangkok. Es hatte sich herausgestellt, dass ein Flug über Bangkok und 3 Tage Hotelaufenthalt für ein Stopover günstiger waren als ein Direktflug nach Australien. So konnte ich noch einen kleinen Urlaub einlegen und den Zeitunterschied verkürzen, bevor es endgültig nach Down Under ging.
Schon Fernweh bekommen?
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Ankunft
In Melbourne angekommen, wurde ich von RMIT-Mitarbeitern in ein Gratistaxi gesteckt und zu meinen Hostel gefahren.
Die ersten 2 Wochen verbrachte ich im Greenhouse Backpackers. Dieses Hostel kann ich uneingeschränkt empfehlen, da es absolut Zentral liegt, relativ neu ist, viele Aktionen anbietet (Pasta-Dienstage und Panncake-Sonntage sind himmlisch) und einfach eine super Atmosphäre bietet. Und es war das einzige Hostel mit gratis Wlan, was ich in Australien ausgemacht habe. Wer sich also nicht stört mit mehreren Menschen ein Zimmer zu teilen (und solltet ihr in Australien reisen wollen, werdet ihr diese Erfahrung noch unzählige Male machen), dem sei dieses Backpackers wärmstens ans Herz gelegt. Jedoch sollte man sich relativ früh ein Bett sichern, da zum Semesteranfang sehr viele Studenten anreisen und es schnell passieren kann, dass das nächste freie Bett in einem Hostel 10 km von der City entfernt ist. Hat man sich jedoch ein Bett gesichert, wird man mit der Wohnungssuche konfrontiert.
Besonders am Semesteranfang ist es unglaublich schwer eine Wohnung nahe der Stadt zu finden. Also sichert euch entweder schon von Deutschland aus ein Zimmer (wobei die meisten, die ich gesprochen habe, damit nicht glücklich waren) oder wartet einfach die ersten Wochen der Uni ab und sucht, wenn der Andrang abgeflacht ist. Ich habe auch einige Studenten im Greenhouse kennengelernt, die am Anfang zwar eine Wohnung gesucht haben, dann jedoch aufgegeben haben und die sechs Monate im Backpackers geblieben sind. Im Nachhinein betrachtet würde ich das auch vorziehen. So günstig wird man in Melbourne nie wieder in der City wohnen können.
Nun ja, genug von der Wohnungssuche, kommen wir doch mal zur Uni.
RMIT
In der ersten Woche stehen die verpflichtenden Einführungstage an. Diese waren auch dringend nötig, da man hier die Gelegenheit bekommt erste Kontakte zu knüpfen. Im Nachhinein betrachtet lernt man in diesen ersten 3 Tagen 90% aller Leute kennen mit denen man später die Zeit verbringt. Auch lernt man die Uni kennen, was sehr hilfreich ist, da diese keinen Campus hat und die Gebäude doch sehr zufällig in Melbourne verteilt sind. Versucht auch, Kurse aus Bundoora und dem City Campus nicht unbedingt zu mischen, da zwischen den beiden Locations locker 1,5 Stunden Tramfahrt ist und man dadurch den halben Tag unterwegs verbringt.
Zum Vorlesungsniveau der RMIT kann ich nur sagen, dass ich mich nie sonderlich unter Druck gefüllt habe. Das lag jedoch zum größten Teil daran, dass ich meinen Bachelor an der RWTH bereits abgeschlossen hatte und die Informatikvorlesungen doch eher langwierig als schwer waren. Allgemein ist zu sagen, dass man doch während des Semesters viel mehr macht als in Deutschland, da jede Vorlesung verpflichtende Übungen hat, die anteilig in die Endnote eingehen. So ist man während des gesamten Semesters verpflichtet Übungen abzugeben, jedoch ist dadurch die Klausur nicht mehr allein entscheidend und gute Noten sind so leichter zu bekommen. Durch die 12 SWS pro Vorlesung war es mir leider nur möglich 4 Vorlesungen zu besuchen, die mir jedoch alle anerkannt werden und ich somit durch das Auslandssemester fast keine Zeit verliere. Man sollte aber im Vorhinein mit dem Studienberater abklären, ob eine Anerkennung möglich ist.
Reisen
Obwohl die Uni regelmäßige Übungsabgaben fordert, war es mir doch möglich viel zu reisen und einiges zu erleben. Australien ist ein großartiges Land mit so vielen Gegensätzen, dass man doch Kompromisse eingehen musste, da man in 6 Monaten unmöglich alles sehen konnte. So war ich im März an der Great Ocean Road und den Grampians nahe Melbourne, im April ging es nach Tasmanien, im Mai, als es in Melbourne kälter wurde, flog ich nach Alice Springs und Uluru, besuchte Sydney und verbrachte am Ende ein paar Tage in Darwin. Die Erlebnisse auch nur teilweise aufzuschreiben würde diesen Bericht auf die dreifache Länge strecken, deswegen überlasse ich es mal eurer Phantasie. Aber es war wirklich einmalig und jede einzelne Reise war der Wahnsinn. Das einzige, was ich noch wirklich vermisse auf der Liste ist die Gold Coast, aber diese wird das nächste Mal erforscht.
Resümee
Obwohl ich am Anfang wenige Erwartungen an Australien hatte, ist es eine der besten Erfahrungen meines Lebens geworden. Es war nicht alles einfach zu organisieren, teilweise sehr kostspielig und manchmal etwas frustrierend, aber alle negativen Momente wurden tausendfach durch die vielen Erlebnisse, Menschen und Plätze ausgewogen, denen man begegnete. Es war eine außergewöhnliche Zeit und ich werde mich noch lange daran erinnern. Solltet ihr die Möglichkeit haben, dann nutzt sie. Australien, Melbourne, RMIT, beste Entscheidung meines Lebens.
Und zur Schluss ein paar Tipps die ich euch auf den Weg geben möchte:
- Australien ist teuer. Richtig teuer. Für ein Zimmer (Unilodge, ca. 10m²) in der City bezahlt man nicht unter $1200. Meist doch einiges mehr. Ausgehen ist auch nicht ohne, da ein Bier mit $8 und ein Shot (2cl) mit bis zu $16 keine großen Sprünge erlauben. Und als Raucher dürfte Australien auch recht schwer werden.
- Melbourne wird im Winter kalt. Richtig kalt. Und da nur die wenigsten Häuser Heizkörper haben, friert man doch mal ganz gerne. Berücksichtigt das bei der Wohnungssuche und der Urlaubsplannung.
- Mach die Führerscheinübersetzung. In Australien werden große Teile des Weges bei Ausflügen per Mietauto zurückgelegt und es ist immer angenehmer die Tausende von Kilometern auf mehrere Fahrer zu verteilen. Und achtet nachts auf Tiere. Besonders in Tasmanien sollte man nach dem Sonnenuntergang wirklich nicht mehr fahren. Ein totes Wallaby alle 10 Meter sind ein gutes Warnschild.
- Versucht alle Vorlesungen im RMIT City Campus zu haben. Solltet ihr nicht in Bundoora leben, ist der Weg doch sehr weit und verbraucht viel Zeit.
- Ein Muss während der Zeit in Melbourne ist der Besuch der Great Ocean Road. Jedoch würde ich empfehlen ein Auto zu mieten und in 3-4 Tagen die Road wie auch die Grampians befahren, da das doch ein ganz anderes Erlebnis ist als eine eintägige Busreise. Mit 3-4 Leuten im Auto wird es auch noch günstiger und viel lustiger.