5 Feb
Erfahrungsbericht von Nicolas G.

Boston University


Hochschule: Boston University
Stadt: Boston
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Internationale BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2015 bis 12/2015
Heimathochschule: St. Gallen U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Informationen zur BU

Der Campus der BU erstreckt sich entlang des Charles Rivers. Im Gegensatz zu vielen anderen Amerikanischen Universitäten ist es jedoch nicht ein traditioneller Campus: die wichtigsten Gebäude der Universität befinden sich alle entlang einer Strasse, der Commonwealth Avenue. An dieser Strasse befinden sich alle wichtigen Gebäude der Universität: Alle Vorlesungsräume, Food Court, Bibliotheken, der eigene Universitätsbuchladen, Fitnesscenter usw. An der BU studieren ca. 30'000 Studenten.

Das Semester an der BU fängt für alle Exchange Students mit einem Orientation Day an. An diesem werden die Studenten in das universitäre Leben in Amerika eingeführt und mit allen wichtigen Gebäuden und Gepflogenheiten an der BU bekannt gemacht. Für alle weiteren Anliegen der Exchange Students ist das ISSO (International Students & Scholars Office) zuständig.

Schon Fernweh bekommen?

Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!

Weitere Erfahrungsberichte Kostenlose Beratung


Akademisches

Das Semester der BU dauert in der Regel von Anfang September bis Mitte Dezember. Während der Zeit von Thanksgiving gibt es einen kurzen Break von vier bis fünf Tagen vorlesungsfreie Zeit. Graduate Students müssen mindestens vier Kurse à je 4 amerikanischen Units belegen. Je nach Masterstudiengang werden diese Units in 5 – 8 ECTS umgerechnet.

Die BU verfügt über ein Dutzend Colleges, darunter auch ein eigenes College für BWL und VWL. Als Austauschstudent wird man jedoch nicht in diesem College zugelassen, sondern im „Metropolitan College“. Dieses wurde mit der Absicht gegründet, Erwerbstätigen die Möglichkeit zu bieten, universitäre Abendkurse zu belegen. Mittlerweile studieren jedoch fast nur noch ausländische Studenten in diesem College.

Die Kurse dauern jeweils drei Stunden (nicht Lektionen) und finden prinzipiell entweder zwischen 11:00 und 14:00 oder 18:00 – 21:00 statt. Im Rahmen des „Graduate Certificates“ muss man zwei von einer Auswahl von ca. acht Kursen belegen, bei der Wahl der anderen Kurse ist man relativ frei. Die Kurse werden mit Zahlen der Schwierigkeitsstufe nach geordnet. Graduate Students können jedoch nur 600er oder 700er Kurse belegen.

Die Kurse können bereits vor dem Semester gewählt werden und in der Regel kriegt man auch die Kurse, die man gewählt hat. Während den ersten 2 – 3 Wochen ist es zudem noch möglich Kurse zu wechseln.

Das Akademische Niveau der BU resp. des Metropolitan College entspricht nicht dem der HSG. Der Aufwand während dem Semester ist jedoch meiner Meinung gleich gross, wenn nicht sogar grösser als an der HSG. So muss man fast jede Woche ein Paper abgegeben, Hausaufgaben abgegeben oder einen Vortrag halten. Das Studium ist mehr Case Study-basiert und viel praxisnaher als das Studium an der HSG. Die eigene Meinung des Studenten wird viel mehr geschätzt und eine falsche Antwort im Unterricht gibt es sozusagen nicht.

Ich habe mich für die folgenden 4 Fächer angemeldet:

AD 643 Project Communications Management

In diesem Kurs geht es, wie der Name schon vermuten lässt, um Projektmanagement und um Kommunikation während Projekten. Der Kursinhalt ist insgesamt spannend und deckt alle wichtigen Punkte von Projektmanagement ab. Obwohl es bei diesem Kurs eine Beteiligungsnote gibt, handelt es sich um reinen Frontalunterricht. Der Kurs-Instruktor hält dabei meistens einen dreistündigen Monolog, wobei er viel von seinen Erfahrungen aus der Praxis miteinbringt und ebenso gerne vom Thema abschweift.

Die Prüfungsleistung besteht aus zwei kleinen schriftlichen Arbeiten, zwei Vorträgen in Gruppen, sowie einer Abschlussgruppenarbeit. Der Aufwand des Kurses hält sich in Grenzen. Es ist jedoch, nach Aussage des Professors selber, nahezu unmöglich, eine bessere Note als eine A- zu kriegen. Zudem sind die Benotungskriterien zum Teil etwas undurchsichtig.

AD 648 E-Commerce

Der Kurs sollte sich mit E-Commerce beschäftigen, jedoch geht es im ersten Teil des Kurses mehr um die Entstehung und Technologie des Internets und im zweiten Teil vermehrt um Marketing und Social Media. Der Professor strukturiert seine Vorlesung sehr gut und die Inhalte sind dennoch sehr interessant. Die Prüfungsleistung umfasst aktive Teilnahme am Unterricht, vier Online-Diskussionen, einen Midterm, ein Final, das Programmieren einer Website (mit Dreamwaver) sowie eine kleine Präsentation über eben diese Website. Der Aufwand des Kurses ist eher gross, da man jede Woche viel lesen muss und sich auch um die laufenden Assignements kümmern muss. Jedoch wird der Aufwand auch mit entsprechenden Noten entlohnt.

AD 737 Innovative Marketing Techniques

In dem Kurs geht es prinzipiell darum, für ein reales oder fiktives Unternehmen ein Marketingkonzept zu erstellen sowie eine passende Website (mit Wordpress) zu gestalten. Nach dem Erstellen der Website geht es dann auch vor allem um Search Engine Optimization, Social-Media-Marketing und generelles Online-Marketing. Der Kurs ist sehr praxisnah, da man alles, was man im Kurs lernt, anhand seines Unternehmens umsetzen muss.

Die Prüfungsleistung umfasst 5 „milestones“, die je ca. 10-15 Seiten lang sein müssen, einen Midterm, ein Final sowie Beteiligungs- und Peer-Review-Noten. Der Aufwand ist eher gross, lohnt sich jedoch, da die Noten auch den Aufwand entlohnen.

AD 741 The Innovation Process: Developing New Products and Services

Wie der Kurstitel schon sagt, geht es um den Innovationsprozess. Dies war mit Abstand der spannendste Kurs, denn innerhalb des Kurses analysiert man aktuelle Unternehmen wie Aribnb, UBER, Spotify, Dropbox etc. Dementsprechend gross ist der Aufwand: Jede Woche muss man mehrere Cases und Kapitel lesen und sich auf die Class vorbereiten. So gut die abgegebenen und besprochenen Kursinhalte sind, so unstrukturiert und unfähig ist der Instruktor, den Kurs zu leiten.

Prüfungsleistungen umfassen zwei individuelle Paper, zwei Gruppenpräsentationen, eine Gruppenarbeit, ein Final sowie Beteiligungsnote. Leider wird weder der betriebene Aufwand noch die Qualität adäquat benotet. Die Benotungskriterien sind undurchsichtig, nicht nachvollziehbar und zum Teil widersprüchlich. Trotzdem würde ich den Kurs empfehlen, da die Kursinhalte und die abgegebenen Materialien sehr interessant sind.


Praktische Informationen

Die Bewerbung an der BU ist etwas anspruchsvoller als an anderen Freemover-Universitäten. Wie viele andere, habe ich die Anmeldung für den Austausch über College Contact erledigen lassen. Die Beratung und Hilfeleistung während des Bewerbungsprozesses ist erste Klasse. Für eine Bewerbung an der BU muss man mindestens einen 5.0 Schnitt im ersten Master-Semester oder in der Bachelorstufe haben (Schweizer Notensystem!!). Zudem verlangt die BU noch folgende Unterlagen:

  • Motivationsschreiben
  • Recommendation Letter
  • Application for Enrollment BU
  • Beglaubigtes Bachelor-Zeugnis und beglaubigter Notenauszug Masterstufe
  • TOEFL iBT Score Report (Kopie genügt) (mind. 84 Punkte)
  • Finanzielle Bestätigung im Original
  • Kopie des Reisepasses
  • Kontaktformular Semester College Contact
  • Unterschriebenes Formular “Allgemeine Bewerbungsbedingungen” von College Contact

Ende Mai habe ich die schriftliche Zusage von der BU per Post nach Hause erhalten. Der nächste Schritt ist es, ein Visum zu beantragen. Dies ging relativ einfach von der Hand. Der Termin kann man online buchen und die Wartezeit in der Botschaft hält sich auch in Grenzen.

Als Graduate Student ist es einem nicht erlaubt, auf dem Campus zu wohnen. Deshalb ist es Sache des Studenten, sich eine Wohnung zu suchen. Die BU bietet jedoch Hilfe bei der Suche nach Unterkünften an. Je nachdem, wo man wohnt, zahlt man zwischen 800 und 1600 Dollar für ein Zimmer pro Monat. Ich hatte Glück und habe ein Zimmer in einer Wohnung von einem Kollegen vermittelt bekommen. Die Wohnung lag im Fenway Viertel und hat $1200 pro Monat für ein kleines Zimmer gekostet.

Eine Option, welche viele Austauschstudenten gewählt haben, war das ESL Townhouse im Fenway Viertel. Diese Unterkünfte kosten bis zu 1600$ pro Monat pro Zimmer (meist 4-Zimmerwohnungen). Jedoch kann man die Zimmer wochenweise mieten. Wohnungen und Häuser in anderen Regionen sind natürlich für deutlich weniger Glied verfügbar. Jedoch würde ich jedem anraten, möglichst nahe an der Uni zu wohnen. Die Universität ist mit der U-Bahn (oder der „T“) zwar erreichbar, jedoch ist die Green Line sehr unzuverlässig und langsam, was das Pendeln zu einer Tortur machen kann.

Die Studiengebühren mitsamt der obligatorischen Krankenversicherung beläuft sich auf ca. $14'000. Die generellen Lebenshaltungskosten sind vergleichbar mit der Schweiz. Meiner Meinung nach ist es nicht nötig, ein amerikanisches Bankkonto zu eröffnen. Mastercard und American Express-Kreditkarten werden sozusagen überall akzeptiert und an allen ATMs kann man mit der Maestro-Karte Geld abheben.

Je nachdem, wo man wohnt, lohnt sich entweder der Kauf einer Semester Charlie Card (alle öffentlichen Verkehrsmittel) oder der Kauf eines Fahrrads. Das U-Bahnsystem kann jedoch ab und zu etwas unzuverlässig sein. Die Stadt ist ziemlich fahrradfreundlich. Uber ist vor allem bei den Jungen sehr beliebt und kostengünstig. Zudem sind zu jeder Tages- und Nachtzeit Autos verfügbar, so dass man kaum länger als fünf Minuten warten muss.

Das Klima ist auch eher mild, der Sommer 2015 war auch in Boston eher heiss, so konnte man bis Mitte Oktober gut in Shorts und kurzen Hosen rumlaufen. In den vier Monaten, in denen ich in Boston war, hat es maximal fünf Mal geregnet.

Boston und ganz Neuengland ist besonders während des Indian Summers einfach unbeschreiblich schön. An Wochenenden bietet es sich somit an, Roadtrips durch Massachusetts oder die benachbarten Bundesstaaten zu unternehmen (siehe Bilder). NYC ist 4h mit dem Bus entfernt, die Busse fahren halbstündlich und kosten zwischen 10$ und 30$.


Austauscherfahrung insgesamt

Insgesamt war der Austausch an der BU eine super Erfahrung. Boston ist eine hammer Stadt, in der immer was los ist. Um in Kontakt mit einheimischen Studenten zu kommen, muss man sich jedoch sehr bemühen, da man in einem separaten College für Austauschstudenten eingeteilt wird. Nichtsdestotrotz kann ich jedem ein Austauschsemester an der BU oder generell in Boston nur empfehlen!